Medikation erhöhen

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Meli2299
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Medikation erhöhen

Beitrag von Meli2299 »

Hallo ihr Lieben,
Es war jetzt länger etwas still um mich. Der Alltag hatte mich wieder und ich fühlte mich fast wieder "normal". In der Therapie merkte ich, dass wir unsere wöchentlichen Intervalle etwas hinausziehen können auf alle 2-3 Wochen und es war ok. Aber wie es so ist, nimmt man wieder viel zu viel auf sich, macht weiter wie vorher weil "jetzt geht's ja wieder" und dann wurden wir letzte Woche krank mit Corona und zack, liege ich wieder im Loch. Zwar nicht sooo schlimm wie früher aber mir geht's wieder nicht gut. Ich habe bald einen Termin bei der PIA, wo ich eine liebe Ärztin an der Hand habe und mit ihr bespreche ich nochmal die Medikation. Ich bin seit 2 Monaten jetzt auf 15 mg (Tropfen) Escitalopram. Und an sich hilft es mir einigermaßen stabil zu sein, aber irgendwie merke ich, dass ich trotzdem noch nicht sehr gut drauf bin manchmal. Ist das normal? Ich dachte mir, vielleicht sollte die Dosis nochmal angepasst werden um zu schauen ob es damit dann besser wird? Einige von euch nehmen ja auch 15 mg oder mehr. Aber ist mehr nicht zu viel? Möchte nicht so starke Dosis nehmen aber wenn es helfen würde... achman, kennt ihr das Gefühl, dass ihr manchmal denkt, nie wieder einfach ihr selbst sein zu können? Glücklich, euphorisch und ausgelassen?!
Mich werfen immer Krankheiten aus der Bahn, also Grippe usw usw. Ich kriege da regelrecht die Krise weil ich dann so schwach bin und dann kriege ich so starke Ängste...

Liebe Grüße an euch starken Frauen 🤎
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Marika
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ich hoffe du hast dich wieder gut von Corona erholt! Krankheiten sind oft ein Auslöser für Tiefs, dann der Stress... das zeigt sehr gut, dass nach Medikament und Therapie auch die Balance zwischen Leistung im Alltag und Entspannung sehr, sehr wichtig ist. Da habe auch ich ziemlich lange gebraucht um das erst mal zu akzeptieren und dann aber auch umzusetzen.

15 mg Escitalopram für 2 Monate ist schon mal gut und du merkst, es hilft. Dennoch muss man sagen, dass es oft doch mehrere Monate dauern kann, bis Auswirkungen einer Dosis so richtig durchkommt. Die Reparatur Mechanismen im Gehirn sind sehr komplex und man weiß heute, dass man den Medikamenten wirklich genug Zeit geben muss, bis man sie beurteilen kann.

Ich selber habe sogar 30 mg Escitalopram genommen. Das ist eigentlich über der normalen Höchstdosis, die liegt nämlich bei 20 mg. Mann kann aber auch darüber gehen, wenn das Krankheitsbild schwer ist. Es geht darum, die ausreichend hohe Dosis zu finden, die die Symptome in den Griff bekommt. Alles innerhalb der Spannbreite (bei Escitalopram also bis 20 mg) kann problemlos ausgereizt werden. Meine 30 mg sind selten und werden wenn dann bei Zwängen und Zwangsgedanken gegeben.

Bespricht dich mit deiner Ärztin. Möglicherweise wartet ihr noch einen Monat, da kann sich nämlich noch ganz viel tun.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meli2299
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von Meli2299 »

Danke für deine schnelle Antwort liebe Marika.
Es ist so so so zermürbend und ich hinterfrage sofort alles. "Wirkt das Medi nicht mehr? Reicht die Dosis nicht mehr? Werde ich je wieder ohne Medikament leben können? Ich halte das nicht nochmal aus! Usw usw usw". Dieses ganze Grübeln lässt mich wieder tiefer fallen als mir momentan lieb ist. Ich habe in 2 Tagen den Termin bei meiner Ärztin in der PIA und mal schauen was sie dazu sagt. Es fühlt sich einfach immer noch nicht an, als wäre ich wieder ICH. Verstehst du wie ich meine? Es ist so schwer das zu erklären :(
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Marika
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von Marika »

Ich verstehe dich zu 100 %. Es ist unglaublich kräftezehrend und schmerzhaft solche Tiefs samt dem Grübeln auszuhalten. Ich habe das gleiche oft und oft durchmachen müssen, habe an dem AD gezweifelt, dem Psychiater nicht geglaubt, mich für immer in der Psychiatrie gesehen. Nach einem halben Jahr sollte ich gefälligst wieder gesund sein und funktionieren, so meine Voreinstellung. Ich musste lernen, dass diese Erkrankung aber so nicht zu bezwingen ist. Man muss unglaublich geduldig sein, dem AD ganz viel Zeit geben, ganz viel an der Life Balance arbeiten und bereit sein, das Leben umzukrempeln. Das alles dauert und das ist so schwer auszuhalten.

Das AD wirkt, das merkst du. Ob du nochmal erhöhen sollst, werdet ihr sicher beim herausarbeiten können. Hallte uns auf dem Laufenden! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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alibo79
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen, ich kann deine Gefühle so gut nachvollziehen, mir ging es da genauso. Immer wieder wenn ein tief kam, ging es bei mir im Kopf wieder los. Zweifel an den Medikamenten, an mir, an meinem Leben, was ich falsch gemacht habe usw.
Oft kann man im Nachhinein einen Auslöser für das tief finden, Manchmal aber auch nicht. Es ist wie marika schreibt, man muss mit der Erkrankung sehr geduldig sein. Nur möchte man am liebsten, dass alles wieder normal ist. Du hattest jetzt schon lange eine gute Phase, dass ist definitiv ein gutes Zeichen, dass du auf dem richtigen Weg bist. Nur gehören auch mal Rückschläge dazu. Wenn das tief vorbei ist, wirst du wahrscheinlich denken, was war da eigentlich nur los mit mir. Ich habe mir immer gesagt, dass ich nach einem tief wieder ein bisschen stärker bin, wie quasi nach einem Training. Ich bin mir sicher, in ein paar Tagen wird es dir wieder besser gehen!!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Meli2299
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von Meli2299 »

Ich danke euch für eure Worte. Ich hatte heute meinen Termin mit meiner Ärztin, der war aber etwas ernüchternd :cry: sie meinte, ich muss lernen diese Zustände zu akzeptieren und das ich eventuell nie wieder "normal" werde. Wir erhöhen die Dosis jetzt auf 20 mg Escitalopram und wenn die nichts bringt, bekomme ich zusätzlich Opipram. Mal schauen... der Termin war auch nicht besonders lang :(
Darf ich euch mal was fragen?
In solchen Tiefs merke ich immer, dass ich alles hinterfrage und vor allem meinen Geisteszustand. Woher weiß man, dass man nicht doch verrückt wird, oder eine Psychose hat oder bekommt? Oder sind das Zwänge? Ich erwische mich dabei, wie ich dann google über Schizophrenie, Psychosen und hinterfrage dann alles weil ich so wahnsinnige Angst davor habe. Ich merke dann wie ich sage "was wenn die Medikamente immer noch nicht wirken, weil ich eigentlich eine andere Erkrankung habe ?" Und dann beobachte ich mich und andere und denke mir "ohgott, denken die ich bin verrückt?" Versteht ihr wie ich meine?
Die letzten Wochen waren soweit ok, ich hatte wenig Ängste aber die Corona Erkrankung hat alles so massiv erschüttert 😭.
Gibt es hier Leute die eine Psychose hatten? Merkt man das überhaupt selber ? Ich habe die Ärztin heute gefragt und sie hat mir gesagt, dass ich sicherlich keine Psychose habe. Ich weiß nicht aber meine Angst davor ist so riesig, weil ich direkt nach der Geburt so eine starke Derealisation hatte, dass ich alles versuche das zu verhindern. Ich habe einfach so wahnsinnige Angst davor verrückt zu werden und nie wieder glücklich und normal...
In letzter Zeit hatte ich auch einfach massiven Stress mit den Kindern, oft stresst mich dann schon das Geschreie, das Streiten untereinander, freue mich wenn mein Mann von der Arbeit kommt. Bei mir passiert nichts, ich bin 24/7 zuhause und Mutter. Treffe kaum auf andere Leute weil die arbeiten gehen... es tut mir Leid für den langen text:(
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Marika
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes!

Lass dich mal drücken. Du hast keine Psychose, aber gerade wir hier mit einer PPD fragen uns das oft und haben Angst eine zu haben. Ging mir auch so. Mein Psychiater sagte mir immer, dass wenn man eine Psychose hat, man sich eben nicht fragt, ob man eine hat. Du bist gerade in einem Tief, da kommen solche Fragen und Ängste oft und man grübelt.

Es ist normal dass auf dem Weg zum Gesund werden, solche Zustände und Tiefs wirklich eine Zeitlang immer wieder vorkommen, auch das war bei mir genau so. Das heißt aber nicht, dass das immer so bleibt. Mitnichten!!!! Das Ziel ist eine Stabilität und Beschwerdefreiheit zu erreichen und das ist absolut machbar, erreichbar und realistisch. "Mit weniger geben wir uns nicht zufrieden" hat mein Psychiater immer gesagt. Deine Psychiaterin hat es ein bißchen unsensibel kommuniziert, aber du wirst gesund werden. Die Erhöhung ist ein weiterer Schritt dahin.

Du nimmst das AD noch nicht (wieder) lange, da kommt noch viel mehr, aber man muss Geduld haben. Und das ist so schwer. Ein wichtiger Faktor ist aber natürlich auch der Stress... der ist Gift für die Psyche. Dann natürlich Corona, Infekte usw können einen enorm zurückhauen und man schlittert in ein Tief. Vorrangig aber solltest du unbedingt schauen, dass du Stress minimieren kannst. Du brauchst Zeit für DICH, da führt kein Weg dran vorbei. Kannst du irgendwie Entlastung im Alltag organisieren? Gibt es Auszeiten für DICH ohne Kinder, mit Freunden usw.? Da liegt ganz viel Potential um die Genesung voran zu treiben.

Vielleicht sprichst du mal mit deinem Hausarzt oder Apotheker, ob ein Vitamin Präparat oder ähnliches Sinn macht jetzt nach der Corona Infektion um auch körperliche wieder mehr Kraft zu tanken.

Du wirst wieder GESUND! Du bist auf dem richtigen Weg!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen, ich kann dir sagen, dass ich zweimal corona hatte und jedesmal war ich danach platt und es kam ein tief. Ich brauchte da auch wirklich Zeit bis meine Kraft wieder zurück war.
Ich nehme dann immer extra Supplements um mich zu stärken.
Deine Ärztin hat nicht so einfühlsam reagiert. Ich kann mir vorstellen, daß sie meint, das es für eine gewisse Zeit immer noch mal Schwankungen geben kann. Darauf musst du dich wahrscheinlich einstellen und dichdurch kämpfen.
Ich sehe es wie Marika, Ziel sollte es sein, Symptom frei zu sein bzw zu werden oder so stabil, dass man vielleicht nur minimal manchmal etwas merkt.
Was aber natürlich sein kann, dass man dauerhaft ein Medikament nehmen muß, damit man keine Symptome hat und ganz wichtig, regelmäßig und lange genug nehmen.
Und ein zweiter Punkt ist die Therapie und die Arbeit an sich selbst. Das war bei mir auch ein riesiges Ding, ohne a6f mich zu achten, würden bei mir ganz schnell Symptome wieder auftreten.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Medikation erhöhen

Beitrag von alibo79 »

Und zur Psychose, du bekommst keine Psychose, ich hatte diese Angst auch immer wieder mal. Vor allem in den tiefs. Er ist bei mir eher ein Zeichen dafür, daß ich Angst davor habe, dass mir mein Leben völlig entgleist und ich über nichts mehr eine Kontrolle habe.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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