Angst ohnmächtig zu werden

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Törtillyah
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Angst ohnmächtig zu werden

Beitrag von Törtillyah »

Ihr Lieben,

ich hab seit längerer Zeit Angst in Menschenmengen ohnmächtig zu werden. Zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt und im Zoo, wenn viel los ist. Ich weiß diese Angst ist absurd und dennoch ist sie da. Ich gehe trotzdem in Menschenmengen und halte die Angst aus, bis sie irgendwann abklingt. Das klappt auch echt gut und ich freue mich jedes Mal über das Erfolgserlebnis, nur ist es für mich unglaublich anstrengend.
Habt ihr gute Hinweise zum Thema Ängste?
Wenn ich alleine ohne meinen Sohn unterwegs bin hab ich keine Ängste. Es ist dieses nicht für ihn da sein zu können, was mir Angst macht.
Vielen lieben Dank fürs Lesen,
Törtillyah
alibo79
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Re: Angst ohnmächtig zu werden

Beitrag von alibo79 »

Moin, ich kenne genau diese Angst auch. Es war in der ppd sehr stark ausgeprägt. Ich hatte das auch in Geschäften vor allem wenn auch noch viele Menschen da waren. Damals in der Klinik wurde bei mir auch auf Konfrontation und Gewöhnung therapiert. Und es war wahnsinnig anstrengend. Genau wie bei dir ging die Angst dann langsam zurück und ich konnte normalerweise in der Situation bleiben. In der zweiten Episode hatte ich diese Ängste auch nur nicht so ausgeprägt. Bei mir war es idR genau anders als bei dir. Es ging besser wenn jemand vertrautes bei mir war, auch meine Kinder, ich war dann abgelenkt und nicht so auf die Angst fokussiert.
Was ich rückwirkend festgestellt habe, ist, dass diese Ängste bei mir ein klares Zeichen meiner Erkrankung ist. Je stabiler ich war, desto weniger gab es auch diese Ängste mit schwindlig sein etc. Es war irgendwann möglich wieder einzukaufen oder zu irgendwelchen Treffen zu gehen ohne ein Symptom. Wenn heute diese Anspannung, Angst und andere Symptome bei mir eintreten, dann ist es bei mir ein ganz klares Zeichen von allgemeinen Stress den ich habe. Dieser Stress hat nichts mit der Situation zu tun, sondern betrifft meinen Alltag wie zb Arbeit, kranke Kinder, zuviel Termine. Es ist für mich ein klares Anzeichen das Tempo im Alltag zu reduzieren.
Gibt es irgendwas, dass aktuell bei dir Druck und Stress erzeugt?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Törtillyah
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Re: Angst ohnmächtig zu werden

Beitrag von Törtillyah »

Wir reisen morgen nach Berlin zum Onkel meines Sohnes und ich bin einfach sehr aufgeregt, ob alles klappt, ob es mir zuviel wird und ich bekomme meine Tage.
Ich möchte so gerne nach Berlin und meiner Angst die Stirn bieten - ich bin früher sehr gerne gereist.
Und ich nehme deine Antwort für mich als Aufforderung zu schauen was gerade zuviel ist und was ich daran ändern kann. Vielen lieben Dank dir!
Törtillyah
alibo79
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Re: Angst ohnmächtig zu werden

Beitrag von alibo79 »

Ja, ich finde mich in deinen Gedanken total wieder. Mir geht es genauso wenn ich alleine bzw mit den Kindern verreisen möchte. Einerseits Vorfreude, dann sorgen ob man sich vielleicht überfordert, Anspannung weil man sich in fremder Umgebung zurecht finden muss, auf die Kinder und Gepäck aufpassen usw. Und gleichzeitig möchte man es schaffen, sich nicht von der Krankheit beeinflussen lassen, sich klein machen lassen und gleichzeitig den Ängsten die Stirn bieten. Ich bekomme manchmal vorher vor Aufregung wieder schlechten Schlaf und Symptome der überforderung.
Ich bin mir sicher du schaffst das, danach wirst du stolz auf dich sein, vielleicht bisschen erschöpft, aber trotzdem kannst du dir auf die Schulter klopfen. Und wenn du wieder zu Hause bist, schaust du mal wo du vielleicht etwas Stress reduzieren kannst! :D :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Törtillyah
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Re: Angst ohnmächtig zu werden

Beitrag von Törtillyah »

Liebe Alibo,
total lieb von dir. Ich finde es immer schön, wenn ich das Gefühl habe verstanden zu werden.
Vielen lieben Dank.
Ich hab heute mit einer Freundin über Ängste gesprochen, das hat mir auch sehr gut getan.
Gestern hatte ich Kontrolltermin bei meiner Psychiaterin und sie war optimistisch und hat sich nicht besorgt gezeigt.
Ich möchte meinen Ängsten weniger Raum geben und gleichzeitig mir Ruhe und Erholung gönnen. Die letzte Zeit hab ich viel mit meinem Sohn und anderen Familien unternommen, das mag ich sehr mich strengt es aber auch immer wieder an. Gerade ist mein Sohn im Fahrradanhänger eingeschlafen und ich hab ihn schlafend in die Wohnung getragen. Ich leg mich zu ihm und ruhe mich ein wenig aus bevor es morgen losgeht.
Ich dank dir Alibo,
deine Törtillyah
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