Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Christina_25
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Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Hallo liebe Community,

ich brauche dringend positive und Hoffnungsvolle Erfahrungen.
Ich bin seit fast 5 Monaten Mutter eines tollen jungen, doch leider ist alles anders geraten as geplant. Seit der Geburt leide ich an PPD mit Angstzuständen aber vor allem schlimmen Zwangsgedanken. Erst hat es damit angefangen dass ich ununterbrochen über den Sinn des Lebens philosophiert habe und gar nicht aufhören konnte und keine Antwort mich „befriedigt“ hat. Vor einer Woche habe ich einen Bericht im TV gesehen, dass eine Hollywood Schauspielerin auch an PPD litt und sogar Suizidgedanken hatte. Und zack hat sich bei mir ein Schalter umgelegt und meine Zwangsgedanken haben sich darauf fokussiert wie bspw. „Wäre ich auch dazu fähig“, „ich will nicht mehr leben“ und so weiter :( also ganz schlimm! Und in der Realität will ich das auf gar keinen Fall. Aber da ich ständig diese Gedanken habe, bin ich voller Angst und Verzweiflung.
Ich bin jetzt in einer Tagesklinik und nehmen 200mg Sertralin, Quetiapin und Olanzapin.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Über einen Austausch würde ich mich sehe freuen!!!
Anne 861
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Anne 861 »

Hallo ,ich habe genau die gleichen Gedanken gehabt und keine Antwort auf dem Sinn gefunden .Ich habe nur noch darüber gegrübelt ,war 24/7 in angst. Habe in einem.monat ca 8 Kilo verloren .Nichts ging mehr .Habe damals kaum noch fernseh geschaut ,da ich Suizidsachen nirgends hören konnte ob in Nachrichten oder woanders. In der akutphase hing mir dauernd durch den Kopf ob ich es auch könnte ..ständig. Aber diese Gedanken haben mir solch angst gemacht .Diese angst zeigte mir ,dass ich das nie tun könnte ,denn ich wollte leben ,halt nur ohne diesen Kobold im kopf .mein Hausarzt sagte damals ,wir müssen handeln ansonsten geh ich daran kaputt ..ich kam in die tagesklinik ,escitalopram und quetiapin. Es ging Berg auf .Ich habe dort viel gelernt .Nach 1-2 Jahren vergaß ich die Tabletten..halbes Jahr später rückfall. Quetiapin nehme ich nicht mehr .escitalopram aber mittlerweile regelmäßig. Es dauert ,bei mir hat es 12 Wochen gedauert ,bis die erste Wirkung Eintrag. Geduld war schwierig für mich .
Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Hallo und danke für deine Antwort!!
Das tut mir leid, dass du das gleiche erleben musstest.
Was hat dir damals geholfen und wie geht es dir jetzt?
Würdest du sagen Escitalopram hat dir gut geholfen?

LG
alibo79
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von alibo79 »

Hallo Christina, herzlich willkommen hier im forum.
Ich hatte zwar keine ZG wie du, aber beim Beginn des PPD hatte ich starke Angst vor tödlichen Erkrankungen. Ich bekam das gar nicht mehr aus dem Kopf. Zusätzlich habe ich eine schwere Depression bekommen und bin dann auch in eine tagesklinik gegangen.
Wie lange bist du schon dort und nimmst Medikamente? Hast du schon eine Verbesserung gemerkt?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Hallo Zusammen,

ich bin erst seit 4 Tagen in der Tagesklinik, daher kann ich noch gar nicht sagen, ob es eine Verbesserung gibt.
Ich nehme 200mg Sertralin, Quetiapin und Olanzapin.
Ich hoffe einfach so stark, dass diese Zwangs bzw. Angstgedanken für immer verschwinden :((
alibo79
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von alibo79 »

Hallo Christina,
Du bist ja wirklich erst kurz in der Klinik. Gerade am Anfang brauchst du Zeit dort erstmal anzukommen. Du musst alles erst einmal kennen lernen. Die Patienten, die pfleger, die Therapie Angebote. Mich hat es am Anfang stark überfordert und ich fühlte mich nicht nicht gut. Gib dir auf jeden Fall noch Zeit dort anzukommen. Es braucht Zeit bis die Therapie anfängt zu wirken. Nimmst du deine Medikamente auch erst kurz oder hast du die vorher schon bekommen?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Hallo Christina, herzlich willkommen hier!

Zwangsgedanken sind etwas schreckliches, ich kann dich gut verstehen. Ich litt auch sehr darunter, nur waren sie bei mir gegen mein Baby gerichtet. Du bist bereits in sehr guten Händen und bestens medikamentös eingestellt. Aber die Medikamente brauchen Zeit um ihre Wirkung zu entfalten. Das geht nicht sofort, sondern ersteckt sich über mehrere Wochen. Dann geht es auch nicht linear nach oben, sondern kann sehr schwanken. Das heißt du kannst z.b. eine Verbesserung merken und plötzlich nach ein paar Tagen wieder eine Verschlechterung. Das ist aber völlig normal. Die Genesung verläuft in dieser Wellenbewegung.

Toll, dass du eine Tagesklinik gefunden hast. Magst du ein bisschen erzählen, was du da für Angebote hast? ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Liebe Marika,

vielen lieben Dank für deine Nachricht und das Teilen deiner Erfahrungen!!
Zwangsgedanken bzw. quälende Gedanken sind das schlimmste :(
Ich nehme schon bestimmt 3 Monate Sertralin aber wie du sagtest, an manchen Tagen geht es mir etwas besser und dann wieder richtig schlecht.
Wie lange hat bei dir die Geneng gedauert?

Würde mich über Deine Rückmeldung freuen!
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Hallo!

Also meine Genesung hat sehr lange gedauert. Insgesamt 2,5 Jahre bis ich sagen konnte, dass ich wieder gut leben kann und keine Tiefs mehr hatte. So lange war ich auch in Therapie. Aber keine Sorge, das heißt nicht dass es bei die auch so lange dauert, es kann selbstverständlich auch schneller gehen. Bei mir ist es so, dass ich schon vor der PPD diese latente Zwangsstörung hatte, aber es wurde nie erkannt oder behandelt. Das ist sicher der Hauptgrund, warum es bei mir so lange gedauert hat.

Wie gesagt habe ich 2,5 Jahre eine Verhaltenstherapie gemacht und Anfangs 3 Medikamente in sehr hoher Dosis gebraucht. 2 konnte ich dann bald absetzen, mein Haupt AD Escitalopram wurde dann sogar bis auf 30 mg gesteigert was eine sehr hohe Dosis ist bei diesem Medikament. Aber auch das konnte ich im Laufe der Zeit auf 10 mg reduzieren. Das nehme ich noch heute als Erhaltungsdosis, da ich ohne AD wieder krank werde. Das haben 2 Absetzversuche gezeigt. Aber ich bin trotzdem sehr stolz es bis hier her geschafft zu haben und mit den 10 mg komplett gesund und beschwerdefrei zu sein.

3 Monate sind schon mal gut, aber die Arbeit des ADs im Gehirn ist sehr komplex, daher muss man wirklich deutlich länger Geduld haben. Machst du eine Therapie in der Tagesklinik?
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Liebe Marika,

das tut mir sehr leid zu hören, dass es so lange gedauert hat bis zur Genesung :(
Was würdest du sagen hat dir da am besten geholfen? Und wie hast du so viel Kraft gehabt es auszuhalten?

Ich hatte auch vor der PPD mit Zwängen und Zwangsgedanken zu tun, deswegen habe ich Sorge, dass es bei mir auch lange dauern wird.
Aber der Oberarzt meinte, dass wir jetzt meinen Pegel hinsichtlich des AD finden müssen, weil es noch nicht wirkt.
Ich habe vor der Tagesklinik schon mit einer Therapie angefangen. In der Tagesklinik habe ich Ergo und Musiktherapie und 1x pro Woche ein Gespräch mit einer Psychiaterin.

Ich finde es so schlimm, dass so viele Frauen genau zu der Zeit leiden müssen, die doch eigentlich am schönsten sein sollte :cry:
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Am meisten geholfen hat mir mein AD und die Entscheidung meines Psychiaters, dieses sehr hoch zu dosieren. Das war das nötige stabile Fundament, auf der die Therapie aufbauen konnte.

Manchmal war es unglaublich schwer auszuhalten. Mir hat meine Familie sehr viel Kraft und Halt gegeben. Aber auch mein Psychiater bei dem ich auch meine Therapie hatte, war ein wichtiger Anker und dann natürlich das Forum hier...🥰

Was machst du denn für eine Therapie?

Bei mir hat es auch eine Zeitlang gedauert, bis wir die passende Dosis hatten. Ihr werdet sie sicher bald finden!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Liebe Marika,

es tut wirklich gut mich mit dir auszutauschen und zu wissen, dass dieser Albtraum auch ein Ende haben wird.

Hat dein Psychiater dir gesagt warum er dir gerade Escitalopram verschrieben hatte? Bei uns in der Klinik bekommt gefühlt jeder Sertralin.
Das ist schön, dass du so viel Zuspruch und familiäres Verständnis hattest :)

Für mich ist es am schlimmsten, dass man bei dieser Art Erkrankung nie genau weiß, wann das alles endlich überstanden ist.
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Ich bin aus Österreich und bei uns wird tatsächlich oft Escitalopram verschrieben. Lt. Studien und auch lt. meines Psychiaters hat es einen schnelleren Wirkungseintritt bei weniger Nebenwirkungen. Es gab vor ein paar Jahren in Deutschland einen Rechtsstreit weil die Erzeuger Firma "Lundbeck" genau das gesagt hat und Escitalopram im Preis deutlich höher war als das Vorgänger Produkt Citalopram (kommt auch von Lundbeck) oder Sertralin. Die deutschen Krankenkassen haben das angezweifelt und sich daraufhin geweigert, das teurere Escitalopram zu bezahlen. Das ganze kam vor Gericht. Und dieses hat Lundbeck recht gegeben: Escitalopram hat einen schnelleren Wirkungseintritt bei weniger Nebenwirkungen. Aber es blieb eben teuer. Daher haben sich viele Ärzte gescheut es zu verschreiben. Ich glaube daher sind dann viele auf Sertralin umgestiegen.

Bei uns in Österreich gab es diesen Rechtsstreit nicht, es wurde immer von der Krankenkasse bezahlt. Ebenso muss bei uns auch immer das Präparat in der Apotheke ausgegeben werden, dass der Arzt drauf schreibt und nicht ein billigeres Generika. Von Escitalopram gibt mittlerweile auch günstige Generika, mir wird aber immer noch anstandslos das Original verschrieben. Es heißt ja immer Original und Generika sind ein und das selbe... in der Praxis sieht das aber anders aus.

Sertralin wird bei uns z.b. Vergleichsweise selten verschrieben.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Oh wow, das habe ich jetzt nicht gewusst.

Habe eben mit der Psychologin gesprochen und die meinte unser Oberarzt ist ein großer Verfechter von Sertralin.

Irgendwie hat mich das Gespräch gerade runtergezogen :( als ich sie voller Angst gefragt habe, ob die Zwangsgedanken irgendwann verschwinden, meinte sie dass es gut sein kann, dass sie mit der Zeit weniger werden..
jetzt habe ich große Angst, dass ich das nie komplett loswerde ..
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Doch, die ZG kann man loswerden. Wenn ich das geschafft habe, dann geht das bei dir auch. Ganz viele hier mit ZG sind diese Biester ebenfalls losgeworden bzw. sind auf einem super Weg.

Ausschlaggebend ist eine ausreichend hohe Dosis AD und Therapie. Ich erlebe tagtäglich hier was diese beiden Komponenten können. Man hat die besten Chancen damit stabil, beschwerdefrei und somit gesund zu werden. Nicht verunsichern lassen, du wirst das schaffen und wir helfen dir dabei!
Liebe Grüße von
Marika

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