So starke Schwankungen normal?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sarash
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So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo,

ich habe noch einmal eine Frage an euch, bezüglich Schwankungen im Verlauf. Man ließt ja immer wieder, dass Frauen in der PPD teils massive Schwankungen haben, je nach Zyklus etc. Ich habe aber gerade eher das Gefühl, dass die Schwankungen größer, statt weniger werden. Ich hatte gerade zwei richtig richtig miese Wochen, teilweise fast so schlimm wie am Anfang (gut mit meiner Sertralindosis wurde in der Zeit auch rumgespielt, aber trotzdem…). Gestern Morgen bin ich aufgewacht und es war, als wäre ein Schalter umgelegt. Es hielt den ganzen Tag an und ist heute immernoch so. Ich fühle mich seit gestern Morgen fast normal. Der einzige unterschied ist, dass gestern meine Periode eingesetzt hat. Dieses hin und zurück macht mir schon zu denken … hattet ihr das teilweise auch so krass?
10/2019: Erste Episode, 50 mg Sertralin
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Ich sehe gerade, es hat noch niemand geantwortet... wie geht es dir denn mittlerweile? Im Beitrag von SaraGossa habe ich gerade gelesen, dass du nochmal gewechselt hast und es bisher gut verläuft? Das würde mich sehr interessieren ... was nimmst du denn jetzt? Das Escitalopram?

Von den Tiefs kann kann ich berichten, dass sie vorallem im 1. Jahr teils so heftig waren, dass ich dachte es geht von vorne los. Die ZG wechselten ständig und die Angst war in den Tiefs entsetzlich.

Ich bin gespannt, was du vom Wechsel berichtest!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo Marika,

vielen Dank für deine Antwort. So lieb das du mir immer und immer auf meine Fragen antwortest und das nun schon ein halbes Jahr.

Ich glaube die Schwankungen sind bei mir so dolle, weil ja auch schon echt viel an Medikamenten hin und her geswitcht wurde. Ja, ich nehme aktuell 5 mg escitalopram + das Mirtazapin. Aktuell geht es mir ziemlich gut damit (außer Morgentief und bisschen Erschöpfung) ging es mir die letzten Tage gut. Auch ohne bedarfsmedikation. Aber ich befinde mich gerade ja auch in der guten zyklushälfte, kann auch daran liegen… Ziel ist es auf 10 mg escitalopram und dann da bleiben, weil ich ja mit hohen Dosierungen nicht gut klarkomme. Aber dieser Einschleichprozess war bis jetzt der angenehmste, hatte nur 2-3 etwas Unruhe, sonst nichts.

Liebe Grüße!
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Ich freue mich total, dass es dir gerade wieder besser geht. Die Zeit wird zeigen, woran das liegt. Escitalopram wird als das nebenwirkungsärmste AD in der SSRI Klasse beschrieben, bei gleichzeitig schnellstem positiven Wirkungungsrintritt. Meine Cousine hatte vor Jahren eine Depression mit schweren Angst und Panikattacken. Mit Sertralin kam sie nicht weiter, die Nebenwirkungen wurden immer mehr anstatt besser. Sie hat dann auf Escitalopram gewechselt, damit ging es hervorragend. Sie wurde stabil und gesund. Auch wenn viele Ärzte sagen, ein Wechsel innerhalb derselben AD Klasse bringt nichts: was ich gesehen und erlebt habe ist das Gegenteil. In all den Jahren habe ich etliche Frauen erlebt, die davon profitiert haben.

Du hast jetzt eine neue Chance, dass sich endlich was tut. Haltest uns auf dem Laufenden? Es würde mich so interessieren wie du mit Escitalopram klar kommst. Und ich drück dir fest die Daumen! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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alibo79
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sarah,
Ich wollte dir auch schon die ganze Zeit schreiben. Seit wann nimmst du jetzt das escitalopram? Habt ihr direkt gewechselt diese Woche? Und ging das ganze ohne ausschleichen?
Zum Zyklus, ich hatte wie Marika im ersten Jahr und auch danach starke Schwankungen. Vor allem beim Eisprung. Ich habe gerade vorhin nochmal einen Bericht von einer Gynäkologin gelesen, wo sie das erklärt und warum das so ist, denn das ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich hatte zb beim letzten Zyklus auch viel mehr Gefühl Wirrwarr als in diesem, da habe ich echt gedacht, was ist bloß mit mir los. Und ich finde generell, dass dieses hin und her seit meinen beiden Schwangerschaften deutlich mehr geworden ist.
Was in dem Bericht steht was gut hilft ist, Mönchspfeffer, b vitamine, magnesium, Stress reduzieren, Sport etc, also all was bei pms auch Sinn macht. Eventuell sind hormone wie Progesteron in der zweiten Hälfte der Zyklus sinnvoll.
Insgesamt denke ich, dass du ja nun auch gerade erst wieder in den Beruf eingestiegen bist, was eine extra Belastung ist, da musst du dich bestimmt erst noch weiter dran gewöhnen und deswegen können eben auch die Schwankungen eher mal auftreten.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr beiden und vielen Dank für eure Antworten!
Wir haben direkt gewechselt, da ich ja „nur“ 50 mg Sertralin genommen habe, war kein ausschleichen nötig. Bei mir war es bis jetzt immer so, dass wenn ich ein Medikament vertragen habe, hatte ich auch keine erstverschlimmerung und wenn Verschlimmerung eingetreten ist, habe ich das Medikament oder die Dosierung gänzlich nicht vertragen (weiß es ist konträr zu vielen von dem was man hört). Also bin ich erst einmal froh, dass ich keine Verschlimmerung diese Woche hatte. Das Morgentief ist im Moment ziemlich stark ausgeprägt noch, aber es geht schon nach 30-60 min etwa weg!

Ich würde auch sagen, dass ich viel weniger traurig bin und ins grübeln verfalle. Es gibt sogar Zeiten, da bin ich so abgelenkt, dass ich meine Krankheit vergesse! Das ist echt ein großer Schritt für mich, weil ich die letzten Monate wieder konstant darüber grübeln musste, alles an Ablenkung etc. nicht geholfen hat. Dafür ist bei mir gerade verstärkt ein neues Symptom aufgetreten, was mich bisschen runterzieht. Ich empfinde gerade oft so eine Art Sinnlosigkeit in dem was ich tu, im Leben generell. Mit so Sinnlosigkeitsgefühlen war ich bis jetzt selten konfrontiert, da ich eigentlich ein erfülltes Leben habe. Ich habe Freunde, Familie, Hobbies, einen Job den ich (eigentlich) mag, bin gläubig etc. Aber ich denke, es ist einfach ein Symptom der Depression, es verunsichert mich nur etwas.
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Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr lieben,
es kann doch nicht sein, dass es so ein auf und ab ist. Ich hatte 5-6 richtig gute Tage und dann kam das Gefühl der Sinnlosigkeit auf und Zack bin ich wieder im grübeln, ob ich Sinn empfinde, ob ich leben möchte etc. Es kann doch nicht sein, dass mich ein Gedanke so aus der Bahn wirft und mich tagelang in Angst und grübeln bringt… ab morgen soll ich auf 10 mg escitalopram erhöhen und dabei aber auch Mirtazapin auf 15 mg runterdosieren… da es mir ja eh nur beim schlaf hilft und da 15 mg wohl reichen. Bin gespannt, wie das geht. Quetiapin kann ich weiterhin bei Bedarf nehmen. Habe das jetzt über eine Woche nicht gebraucht, heute schon
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Doch, das kenne ich auch so. Von heute auf morgen war ich in einem Tief. Am Abend ins Bett alles gut, am Morgen mit Angst und ZG aufgewacht. Also das kann genau so laufen.

Man denkt ja immer, dass meine diese Erkrankung und die negativen Gedanken doch beeinflussen können muss, weil man es von der Logik her weiß. Aber genau das geht nicht, wenn die Prozesse im Gehirn nicht richtig laufen.

Ich drück die Daumen, dass dir die die Erhöhung hilft!

Übrigens hat man bei mir auch damals auf 10 mg erhöht und ist dabei mit dem Mirtazapin runter gegangen.
Liebe Grüße von
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo Marika,
darf ich fragen, wie der Anstieg von 5 auf 10 mg bei dir war. Ich bin mir am überlegen, ob ich einen Zwischenstopp auf 7,5 mg mache, da die Unruhe und Angst ja gerade wieder sehr präsent ist.

Ja, es ist echt zum verrückt werden. Wenn es mir gut geht, verstehe ich nicht, wie ich so einen Quatsch überhaupt denken kann, geschweige denn, wie er mir Angst machen kann… und ein paar Tage später ist die Angst voll zurück.
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Da ich recht hoch mit Xanor eingestellt war, ging die Erhöhung problemlos. Später als ich Xanor nicht mehr hatte, ging es auch... allerdings meist mit einem leichten Tief.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Okay, danke. Ich merke, ich habe echt große Angst vor der Erhöhung, weil es ja beim Sertralin so nach hinten losging. Aber meine Psychiaterin meinte ich kann dem vertrauen, weil ich SSRIs generell in den niedrigeren Dosierungen vertrage, halt nur nicht höher als diese Standartdosierung.
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo,
bin am dritten Tag der Erhöhung. Merke eine große Zunahme an Unruhe und auch Angst, dafür wenig depressive Symptome und auch Momente von Freude und Liebe für meine Familie. Ich hab natürlich panische Angst, dass es wie beim Sertralin irgendwann kippt. Aber ich hoffe, dass dies nicht der Fall sein wird und das auch die Angst in einigen Tagen wieder abflaut.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Hast du also auf 10 mg erhöht, richtig? Was du im Moment beschreibst ist auf jeden Fall noch im Bereich des absolut Normalen. Aber natürlich verstehe ich deine Angst, weil wir wissen wie es dir bisher gegangen ist.

Nimmst du zusätzlich dein Promethazin?

Escitalopram gäbe es auch in Tropfen Form, da kann man noch langsamer mg genau hochgehen. Nur so als Info.

Dass gewisse Symptome besser sind, freut mich. Jetzt halte ich dir einfach fest die Daumen, dass sich die unerwünschten Symptome zurückbilden. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Ja, genau auf 10 mg. Die Ärztin meinte, ich sollte das vertragen, da ich ja auch 20 mg Citalopram vertragen habe. Quetiapin habe ich als Bedarf da, habe es vorgestern einmal genommen. Aktuell brauche ich es nicht, da ich die Unruhe als aushaltbar empfinde. Die schlimme Angst ist nur die, dass ich es wieder nicht vertragen konnte wie das Sertralin und ich dann wieder etwas Neues ausprobieren muss und und und.. so läuft dann die Angstspirale. Aber sie ist ja auch ein Stück weit berechtigt, da es mir mit Sertralin nach der Dosiserhöhung so schlecht ging. Die größte Angst ist, dass wieder Suizidgedanken auftreten würden, aber das ist aktuell zum Glück nicht der Fall.
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Das hört sich ja bis jetzt gut an. Genau Quetiapin hast du, sorry hatte ich falsch im Kopf.

Du hast absolut recht: Deine Sorgen und die Angst sind berechtigt, sie beruhen auf einer realen Situation. Daher sind sie normal und jetzt erst mal nicht der Erhöhung geschuldet.

Halte uns auf dem Laufenden ❤️
Liebe Grüße von
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