Ich kann einfach nicht mehr…

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sarash
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sarash »

Hallo Christina,

das tut mir total leid. :-( Ja, ich habe genau die gleiche Angst. Dass es diese Hochs und Tiefs jetzt für den Rest des Lebens geben wird… und immer dieses ständige medikamente ausprobieren… hast du jetzt mit venlafaxin angefangen? Bin gespannt was du sagst!
10/2019: Erste Episode, 50 mg Sertralin
10/2024: PPD/PTBS
01/2025: 20 mg Citalopram
04/2025: zurück zu Sertralin + Mirtazapin
Christina_25
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben,

heute Morgen bin ich aufgewacht und wie durch ein Wunder habe ich mich wieder glücklich gefühlt und war innerlich einfach ruhig und gelassen und ich war so verblüfft aber auch so dankbar, dass es mir nach diesem miserablen Tag auf einmal wieder gut ging.. der Zustand hielt auch bis zum Mittag an.. wir waren schön spazieren und die Zg kamen zwar aber waren eher nebensache.. doch so plötzlich wie das Licht kam. So kam am Nachmittag wieder der Schatten über mich.. der restliche Tag war einfach nur irgendwie überleben.. es waren noch nicht mal die ZG sondern dieses Gefühl innerlich, das mich zerreißt und ich nicht aushalten kann.. ständiges Heulen im Geheimen inbegriffen, da ich nicht möchte dass mein Sohn oder mein Mann sehen dass ich schon wieder so leide.. ich verstehe dieses krasses up and down überhaupt nicht!!
Was ich aktuell auch nicht mehr auseinanderhalten kann ist, welcher Gedanke gehört nun zum Zwang und welcher zur Depression???
Ich sehe einfach keinen Ausweg auch wenn viele von euch schreiben, dass es einen gibt..
Ich habe heute ein Glas versehentlich zerbrochen und habe die Scherben auf dem Boden weggemacht, da kam mir der Gedanke eine Scherbe zu nehmen und mich damit zu verletzen, damit das alles endlich ein Ende hat.. so weit ises gekommen, obwohl ich genau vor einer Woche tanzend und jubelnd auf einem Festival war und so viel Spaß hatte..
Ich werde morgen mit Venlafaxin beginnen, der Traum es ohne Medikamente zu schaffen war wohl absurd..

Mädels ich weiß wirklich nicht wie ihr das alles geschafft und überlebt habt???

Wie geht es euch?? ❤️
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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Hallo Christina!

Es tut mir sehr leid, dass es wieder schlecht ist und ich möchte dich mal fest drücken. Ich habe schon mal gelesen, dass es dieses Phänomen beim Absetzen eines ADs gibt, also dass es einem plötzlich super geht. Das hat auch einen Namen, aber es fällt mir gerade nicht ein. Ich selber habe das mal erlebt, als ich das erste Mal reduzieren durfte nach 2,5 Jahren. Aber ich war viel zu schnell, mein Arzt hat mich noch gewarnt, dass dieses euphorische Gefühl trügerisch ist. Aber es war so toll, ich habe ihm nicht geglaubt. Ich bin dann sehr hart gelandet, ähnlich wie du gerade. Wollte es aber nicht wahrhaben und kann mich erinnern, dass ich ebenfalls Selbstverletzungsgedanken hatte und mir einmal tatsächlich selber sehr heftig im Gesicht Kratzer zugefügt habe. Es war wie du es jetzt erlebst: als würde es mich innerlich zerreißen und das ganze wurde noch schlimmer, weil ich versucht habe, es vor meinem Umfeld zu verstecken. Es waren ZG dabei, die volle Wucht depressive Gedanken ... ich wusste gar nicht mehr was was war, wie du gerade. Es war grauenhaft. Ich musste dann mein AD wieder einnehmen.

Innerhalb der AD Einnahme hatte ich ja im ersten Jahr massive Tiefs und habe mich an jeden kleinen Strohhalm geklammert... weil du gefragt hast, wie ich man das übersteht. Ich hatte unter Tags ganz viel Hilfe, hatte engmaschige Sitzungen beim Psychiater, hatte Xanor als Notfallmedikament, habe meinen Tag sehr gut strukturiert (richtige Tagespläne geschrieben und an den Kühlschrank gehängt), bin jeden Tag schon am Morgen mit Kind raus in die Stadt unter Leute, habe viele Bücher und Fachliteratur zum Thema gelesen, TCM gemacht, Bachblüten genommen und dann natürlich das Forum hier. So habe ich auch schwere Krisen irgendwie überstanden. Aber die Verzweiflung war oft wahnsinnig groß, der Schmerz unermesslich, als würde ich innerlich zerbrechen. Aber ich stehe heute hier und bin gesund, schon lange. Und deshalb werde ich es auch heute sagen: du wirst das schaffen, du wirst gesund werden. Venlafaxin ist eine neue Chance.

Hältst du uns auf dem Laufenden? ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von alibo79 »

Hallo Christina
Wie geht es dir? Hast du mit dem venlafaxin schon angefangen?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Christina_25
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben,

ich wollte mal ein Update geben..
Ich nehme Venlafaxin jetzt seit fast 2 Wochen. Die Psychiaterin meinte jedoch, dass es 4-6 Wochen dauern kann bis sich die Wirkung zeigt. Tatsächlich hatte ich jetzt aber wieder eine Woche eine wirklich gute Woche, habe viel unternommen, mich gut gefühlt und die ZG waren eher weniger präsent und die Depression so gut wie nicht da. Ich habe mich an manchen Tagen wirklich wieder „normal“ gefühlt..
Aber es wäre nicht ich, wenn es bei den guten Nachrichten bleiben würde.. wäre ja auch zu schön..

Gestern Abend lag mein kleiner im Bett und auf einmal hatte ich einen ganz ekligen aggressiven Gedanken ihn gegenüber.. und zack bekam ich Angst.. Angst, woher zum Teufel so ein Gedanke kam.. und dann kam direkt die Angst, dass ich nun Zg gegenüber meine kleinen etablieren könnte.. und Zack gesagt, getan.. heute morgen bin ich aufgestanden und direkt kamen eklige Gedanken meinem kleinen süßen Jungen gegenüber..
Ich bin wirklich sprachlos.. sprachlos was mein Gehirn mit mir macht und wozu er noch fähig ist..
Kaum denkt man. Jaaa es geht bergauf.. dann kommt sowas! Ich habe solche Angst, dass es sich noch schlimmer entwickelt, sodass ich irgendwann Angst habe, meinen Kleinen anzusehen oder mit ihm zu sein.. er war der Einzige Anker, den ich hatte, weswegen ich noch weiterkämpfe..
Wie kann mein Gehirn so skrupellos sein und sich von einem ZG auf den nächsten stürzen..
Ich bin einfach sprachlos 😓
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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Hallo Christina!

Ja das kenne ich. Zwar hatte ich immer ausschließlich ZG gegen mein Kind, aber der Erfindungsgeist meines Gehirns bzgl der wechselnden Inhalte hat auch mich neben Ekel und Abscheu immer wieder überrascht und sprachlos gemacht. Charakteristisch bei ZG ist genau dieser Wechsel des Inhaltes.

Du hattest eine gute Woche, das ist toll. Mit Venlafaxin hast du jetzt eine neue Chance um stabil zu werden. Natürlich braucht das Zeit und diese Auf und Abs werden noch öfter kommen. Aber es ist ein Lichrblick.

Ich halte dir fest die Daumen! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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