So starke Schwankungen normal?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Hey Sarah!

Du hast völlig recht: ein großer Teil deiner Sorgen und Ängste ist auf reale Erfahrungen gerade in letzter Zeit zurück zu führen. Du hast viel mitgemacht, das muss man erst mal verarbeitet werden. Da kann dann deine Therapie wenn sie fortgesetzt wird, sicher viel bewirken.

Die Tropfenform von Escitalopram ist wirklich empfehlenswert, da kannst du mg genau dosieren. Ich freue mich sehr, dass Escitalopram dir keine solchen schlimmen Nebenwirkungen verursacht. Von daher könnte man wirklich nach ein paar Wochen schauen, ob ihr noch mal hoch geht.

An deinem Beispiel sieht man wieder, dass ein Wechsel innerhalb der selben Gruppe tatsächlich Sinn machen kann. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr lieben,

Nachdem ich echt gute 3,5 Wochen habe, lag ich heute wieder weinend neben meiner Tochter. Das erste Mal seit langer Zeit. Miteinhergehend pessimistische Gedanken und wieder ein ganz schlimmes Selbstbild. Ich stehe kurz vor der Periode und merke es deutlich. Hatte zwei ähnliche Tage beim Eisprung, aber es holte sich wieder schnell ein. Wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zusein, wenn alles wieder gut wäre. Naja, ich freue mich auf meine Periode.
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hey Marika,
ich wollte dir noch einmal von meinem Termin bei meiner Psychiaterin heute erzählen. Ich habe nun escitalopram tatsächlich in Tropfenform bekommen, sodass ich eine ganz vorsichtige Erhöhung in der zweiten zyklushälfte probieren kann. Vor der Periode musste ich wieder jeden Tag weinen, nach einsetzen war das wieder ganz weg. Ich soll es jetzt mit 12-13 mg in der Lutealphsse probieren und bin gespannt, was es bringt!
10/2024: PPD/PTBS
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Stephie17.02
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Stephie17.02 »

Hallo Sarash, ich wollte mal fragen ob Du dann die komplette Dosis als Tropfen nimmst oder nur die Aufdosierung?
PPD 2017 20mg Citalopram ausgeschlichen
Burn Out 2023 20mg Citalopram zu früh abgesetzt
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Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo Stephie,
das habe ich mich tatsächlich auch gefragt. Ich denke, ich nehme in der zweiten zyklushälfte dann einfach nur die Tropfen und sonst die 10 mg Tabletten. Wirst du auch in der zweiten zyklushälfte höher gehen? Es ist ja etwas kontrovers, aber da ich wirklich so einen massiven Unterschied merke, ist es ein Versuch wert.
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Stephie17.02
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Stephie17.02 »

Ich habe übernächste Woche einen Termin in der PIA und werde auch noch eine Aufdosierung besprechen. Mir geht es besser, aber noch nicht gut. Daher die Frage. Ich habe öfter so doofe Sachen bei herstellerwechsel gehört, deshalb würde ich gern bei den Tabletten bleiben. Ich hab aber 20 mg Tabletten die ich immer teile, das nervt dann glaub ich bei der Aufdosierung in kleinen Schritten. Ich frage dort mal nach, ob man 10mg Tabletten und dann die Aufdosierung in Tropfen nehmen kann. Vom Zyklus habe ich das bisher noch nicht abhängig gemacht, aber ich wäre dann Ende der ersten Hälfte, macht ja Sinn das mit im Blick zu haben.
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Das freut mich zu hören und ich bin gespannt, wie es dann läuft. Ich habe mich damals für eine generelle Erhöhung entschieden, aber unsere Verläufe sind ja auch unterschiedlich. Bei mir waren die Tiefs immer beim Eisprung am schlimmsten.

Lass uns unbedingt wissen wie es läuft!
Liebe Grüße von
Marika

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Sarash
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Hallo Marika,

ich werde aufjedenfall berichten. In Absprache mit der Psychiaterin habe ich Mirtazapin von 15 mg auf 7,5 mg dosiert, weil es mich sehr viel zunehmen lassen hat und auch tagsüber platt gemacht hat. Nach zwei Tagen merke ich schon wieder Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit … Ich frage mich immernoch, ob diese Schwankungen normal sind oder ob ich doch einfach nie normal wieder werde … Es kann doch nicht so wenig mein System wieder durcheinander bringen.. meine Psychiaterin meinte ich könnte sofort auf 0 mit dem Mirtazapin gehen, aber das wusste ich, wird nicht klappen. Das Problem ist auch, ich habe zur Zeit einfach null Selbstvertrauen in mich, weil ich nicht weiß, was mich als Nächstes erwartet. Ich bin nicht mehr wirklich deprimiert, aber auch nicht normal. Wobei ich mich dann frage, ob das einfach mein neues normal ist. Wann kam das Selbstvertrauen bei euch wieder?
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Doch, diese 7,5 mg merkt dein Körper, es ist immerhin die Hälfte der Dosis! Man unterschätzt das oft gewaltig. So kurz nach dem Reduzieren sind es meist Absetzsymptome, die verschwinden.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Zum Selbstvertrauen: das hat gedauert. Es war ein Prozess der bei mir Jahrelang angedauert hat. Ich hatte vor der PPD so gut wie gar kein Selbstvertrauen. Durch die Therapie wurde dieser Prozess dann angestoßen. Ich habe heute ein Selbstvertrauen, dass ich vor der PPD nie hatte. Und jetzt in den Wechseljahren wird das sogar noch mehr... so gesehen, hat der Prozess nie aufgehört. :wink:

Diese Schwankungen sind völlig normal. Du hast erst seit sehr kurzer Zeit ein Medikament gefunden, das passt und seine Wirkung entfaltet. Das ist nicht in wenigen Wochen abgeschlossen, das dauert Monate und länger. Das AD braucht wirklich länger Zeit zuerst mal den Wirkstoffspiegel aufzubauen und ab da dann die komplexen Reparatur Mechanismen im Gehirn zu bewältigen. Da werden tatsächlich neue Nervenverbindungen aufgebaut, das weiß man heute aus Studien. Das ganze wird natürlich mit der Therapie unterstützt. Und das alles dauert einfach, dazwischen kommen noch Tiefs. So verläuft die Genesung. Ich weiß aus eigener Erfahrung. Es ist also nicht dein neues Ich.

Man muss sich das immer vor Augen halten. Die Verbesserungen kommen Schritt für Schritt...
Liebe Grüße von
Marika

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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Sarash »

Du hast recht, Marika. Ich muss mir das vor Augen halten. Ich merke halt obwohl die Emotionen besser sind, muss das Denken vielleicht noch wieder umtrainiert werden, oder es kommt irgendwann von selber, ich weiß es nicht.

Das erste Mal, als ich in diesem Forum geschrieben habe, war kurz nach Weihnachten und wir waren im Urlaub. Wir sind vorzeitig heim gefahren, weil es mir so schlecht ging. Heute sind wir das erste Mal seit dem wieder auf den Weg ins Ausland. Dieses Mal habe ich das Gefühl, dass es viel besser klappen wird. Wieder ein Stück Richtung Normalität.
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Stephie17.02
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Stephie17.02 »

Liebe Sarah, auch da nimmst Du einen wichtigen Schritt mit. Man vergleicht oft nach oben und nicht nach unten. Perfekt, dass Du sehen kannst, dass es schon mal viel schlechter war. Selbst wenn Du im Urlaub schlechte Stunden haben solltest, ist allein schon der Beginn deutlich besser als Weihnachten. Es geht in die richtige Richtung!

Liebe Marika, ich finde es total interessant, was Du über die AD wirkweisen schreibst. Wo hast Du Dich informiert, magst Du das teilen?
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Marika
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von Marika »

Vieles habe ich von meinem Psychiater. Dann gibt es Fachzeitschriften (z.b. "Psychologie heute" u.ä.), aber auch viele Bücher habe ich gelesen und tue das noch immer. Vieles erfahre ich auch hier von anderen Frauen, die von ihren Ärzten oder ihrer Recherche erzählen. Z.b. Alibo ist da sehr belesen. Dann bekomme ich auch Infos vom Verein selber, da ich zahlendes Mitglied bin.
Liebe Grüße von
Marika

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alibo79
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Re: So starke Schwankungen normal?

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sarah
Ich melde mich bei dir wegen der Reduktion vom Mirtazapin. Ich kann mir vorstellen dass du die Veränderung schon merkst. Als ich das Mirtazapin reduziert habe konnte ich es am Anfang, als ich noch nicht so stabil war deutlich merken. Tatsächlich waren die ersten Tage normal, aber dann ich ein Tief merken. Es hat bei mir bis zu 8 Wochen gedauert bis sich die niedrigere Dosierung eingespielt hat. Auch war bei mir immer die Diskussion ob die Erschöpfung und Müdigkeit durch das Mirtazapin kommt oder es an der Erkrankung und den Symptomen liegt. Für mich war es sehr sehr eindeutig dass es an der Krankheit liegt und nicht eine Nebenwirkung ist. Ich könnte mir vorstellen dass eine Erhöhung Der Medikamente, des esci, bei dir eine positive Wirkung haben kann. Trotzdem musst du zusätzlich einfach Geduld haben man kann nach einem Jahr gesund sein aber es ist auch völlig im Rahmen sich noch nicht ganz gesund zu fühlen und ich habe zwei schwere Episoden hinter mir und konnte über Monate und Jahre eine weitere Verbesserung und ein Aufbau des Selbstbewusstsein feststellen.
Bei mir ist es wie bei Marika ein langer Prozess und je älter ich werde desto mehr stehe ich für mich ein und ebenso wie bei Marika glaube ich dass die Wechseljahre mir bevorstehen und auch da noch mal neues Selbstbewusstsein bringen.
Dein Zustand jetzt wird nicht für immer so bleiben auch du wirst dahin kommen dass du dich wieder gesund zufrieden ausgeglichen und wie dich selbst fühlst. Nur wird dich die Erfahrung der Depression vielleicht in Zukunft andere Entscheidungen treffen lassen oder bewusster mit dir umzugehen und Dinge anders zu hinterfragen. Wenn ich 20 Jahre zurückdenke bin ich auch anders als damals, schon wie ich aber trotzdem anders.
Und das Mutter werden hat noch mal eine ganz neue Dimension an Erfahrungen mit sich gebracht gebracht. Ich habe Seiten an mir kennengelernt die ich vorher vielleicht nicht kannte und das prägt einen Menschen.
Aber generell wirst du wieder zu einem Punkt kommen, an dem du denkst, so, das bin ich, es passt jetzt alles und das Leben ist okay!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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