Symptome der Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo Stephie,
lieben Dank für deine Antwort. Ja, ich merke, dass die Emotionen zwar besser sind, aber mein Denken ist generell noch sehr auf einem negativen Kanal eingestellt. Früher war mein Denken viel positiver, heiter in die Zukunft schauend etc. ich hoffe, dass sich das auch noch erholt. Klar kann man versuchen dagegen zu steuern und das tu ich auch. Aber es gelingt mir oft nicht. Auch Grübeln ist noch präsent bei mir. Ich stecke nun schon 10 Monate drinne und empfinde das als eine unfassbar lange Zeit. Aber man hört es ja immer wieder, dass eine PPD einfach seine Zeit braucht.
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
Stephie17.02
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Stephie17.02 »

Hallo Sarah, ja, das braucht Zeit. Es tut mir ehrlich leid, dass Du schon so lange kämpfen musst. Die Aufdosierung vom Esci wird Dir ganz sicher helfen, ich denke fest an dich. Du wirst ganz sicher wieder gesund!
PPD 2017 20mg Citalopram ausgeschlichen
Burn Out 2023 20mg Citalopram zu früh abgesetzt
Aktuell Rezidiv 2025 15mg Escitalopram, 30mg Mirtazapin
alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sarah,
du hast in einem anderen post gefragt, wie bei mir das morgen tief zurückgegangen ist. In der PPD hatte ich sehr lange ein schweres morgentief, dass da durch gekennzeichnet war, dass ich morgens wahnsinnig erschöpft müde völlig antriebslos war und gleichzeitig eine massiv schlechte Stimmung hatte. Es war mir immer zum Heulen oder ich habe geheult und das jeden Morgen. Ich habe es schon mal irgendwo geschrieben, dass ich mich genau an den Tag erinnere, als ich morgens aufgewacht bin und keine Traurigkeit mehr da war, sondern einfach ein normales Gefühl. Das waren solche krassen Unterschiede zu vorher, dass ich erstmal das Gefühl hatte, jetzt kommt Normalität rein. Das war wirklich zweieinhalb Jahre nach Beginn der Erkrankung. Also wirklich lange, aber es war für mich so ein wendepunkt wo ich gemerkt habe. Jetzt wird's langsam gut. Es war noch so, dass diese Traurigkeit danach immer mal wieder aufgetreten ist, unter Stress besonderen Situationen, aber sie war nicht mehr dauerhaft da. was noch lange geblieben ist, war die morgendliche Erschöpfung und Müdigkeit. Wir haben damals noch Vitamin d zu den Medikamenten dazu genommen. Das hat schon doch was gebracht, aber dass diese Erschöpfung zurückging, hat noch mal sehr sehr lange gedauert.
In der zweiten Episode hatte ich nicht zu viel mit krasser Erschöpfung und Traurigkeit zu kämpfen, das war wohl da, aber nicht so krass wie in der ersten Depression. Was ich sehr stark hatte, war morgendliche Angst und Unruhe. Und sobald ich wach wurde, fing der Kopf an zu Grübeln. Auch das hat mich sehr lange begleitet, wobei ich in der zweiten Episode das morgen tief nicht so belastend fand, wie in der ersten Depression. Es ist jetzt schon über viereinhalb Jahre her, dass die zweite Episode begann und selbst heute sage ich, dass ich immer noch Verbesserung verspüre. Das sehe ich aber nur rückblickend, denn vor einem Jahr hätte ich auch gesagt, fühle ich mich schon sehr stabil. Aber ich merke wie trotzdem manche Dinge noch leichter gehen und ich weniger in schwere Erschöpfung Rutsche. Das kommt immer mal wieder vor, da ich ein Typ bin, der immer sehr aktiv ist. Sehr viel Lust hat zu arbeiten, Dinge zu machen und dann passiert es mir schnell, dass ich mich übernehme. Dieses rückwärts betrachten zeigt mir immer wieder, wie viel Wachstum tatsächlich noch möglich ist und dass ich mit meinem Weg so erstmal weitermache, was z.b Medikamente, verhalten und selbstfürsorge angeht. Das sind aber inzwischen feinen Nuancen. Vor drei Jahren oder vier Jahren konnte ich mir diesem Zustand jetzt überhaupt nicht vorstellen. Da war ich schon mit viel weniger glücklich und erleichtert was möglich ist und habe gar nicht so gemerkt, was vielleicht noch nicht alles möglich ist bzw. Ich habe es gemerkt, aber ich war einfach schon so froh über die Dinge, die ich wieder machen konnte, weil in der schweren Depression einfach so gut wie gar nichts möglich war. Manchmal denke ich über meine Medikamente nach, die ich ja konsequent so im Moment weiter nehme. Da kann man natürlich sagen, dass es immer noch sehr viel ist, aber im Betracht meiner schweren Verläufe traue ich mich da auch nicht so ganz was zu ändern, da ich einfach so im Moment recht gut zurecht komme und mir das Risiko einfach zu groß ist, zu stark abzurutschen. Und es ist eben so , dass ich diese Erkrankung habe und sie nicht weg ist, dass spüre ich irgendwie und dann zu sagen, es geht mir schon lange gut, ich brauche die Medikamente nicht mehr, damit bin ich einmal ordentlich auf die Nase gefallen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr lieben,
ich war die letzten Wochen Stille Mitleserin, habe mich aber nicht mehr so viel gemeldet. Wie es oft so ist, wenn es einem besser geht, meldet man sich nicht so viel :wink:

Mir ging es die letzten Wochen immer besser und besser, war sogar im Urlaub, arbeiten klappt gut, ich konnte die Zeit mit meiner Tochter voll genießen…. Bis ein fataler Fehler mich wieder komplett ins Tief geworfen hat. Da Mirtazapin mich so müde macht und die Waage stetig weiter nach oben geht, meinte meine Psychiaterin, dass das Mirtazapin ganz raus kann. Knapp zwei Wochen ging es gut, es ging mir sogar noch besser (!) und dann seit Ende letzter Woche wieder ein meeeega tief. Mehrere Heulkrämpfe am Tag und alles was dazugehört. Ich ärgere mich soooo darüber, dass ich das Gewicht so wichtig empfunden habe. Aber mir ging es so gut, dass ich sogar schon fast den Schrecken vor der Depression verloren hatte.

Auch wenn meine Psychiaterin mich da etwas anders berät, habe ich nun auf den harten Weg erfahren müssen, dass man ADs nicht so schnell absetzen sollte und am besten noch viele Monate nach eintreten der Stabilität unverändert weiter nehmen sollte. Ich dosiere nun seit gestern Abend Mirtazapin wieder ein und hoffe inständig, dass das schnell wieder hilft. Gerade fühlt es sich an, als müsste ich alles von vorne durchmachen müssen und das schaff ich einfach nicht.

Parallel werde ich nun heute neue Hosen shoppen gehen und das Übergewicht jetzt einfach mal so hinnehmen müssen.
Liebe Grüße an euch!
10/2024: PPD/PTBS
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alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hey Sarah,
Bist du denn von den 15mg Mirtazapin direkt auf Null gegangen?
Das ist ein definitiv sehr krasser und schneller Schritt.
Als ich damals von 45mg Mirtazapin direkt auf 30mg reduziert habe, war der Schritt für mich definitiv zu groß.
Ich habe damals ca 8 Wochen mit einem tief gekämpft bis sich alles wieder eingependelt hat. Es kann sein dass es durch das absetzen kommt und es etwas Zeit braucht bis sich dein Gehirn daran gewöhnt hat dass das Medikamente fehlt. Ich denke es macht Sinn etwas von dem Medikament wieder zu nehmen und dann es später noch einmal probieren mit der Reduzierung und dann in kleinen Schritten.
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Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Hallo Alibo,

danke für deine Antwort. Nein ich hatte noch einen Zwischenschritt auf 7,5 mg gemacht. Erst ging es sehr gut, aber dann doch nicht mehr. Meine Psychiaterin meinte, 15 mg wirkt auch kaum noch antidepressiv, deswegen könnte ich auch direkt von 15 auf 0… naja, ich hab dann selber den Zwischenschritt auf 7,5 mg eingebaut. Hab leider wieder die gleichen Nebenwirkungen wie damals beim eindosieren wie restless legs, morgens erschlagen sein, einschlafprobleme etc., obwohl ich „nur“ 13 Tage ganz ohne war.

Ende Juni bin ich auch schon von 30 mg auf 15 mg in einem Schritt gegangen und das hat komischerweise gut geklappt.
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Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Alibo, darf ich fragen, in welchen Schritten und über welchen Zeitraum du das Mirtazapin ausgeschlichen hast? Nehme aktuell 11.25 mg werde aber vermutlich wieder hoch auf 15 mg und dann langsam ab Frühjahr ausschleichen. Meine Psychiaterin meint ja, dass von 15 mg direkt auf 0 kein Problem sein sollte. Bei mir aber schon, deshalb muss ich jetzt meinen eigenen Weg finden.
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Marika
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ich bin zwar nicht Alibo, habe aber damals auch 15 mg Mirtazapin reduziert. Zeitraum war 1 Woche, auch zuerst auf 7,5 mg und dann ganz weg. Allerdings haben wir gleichzeitig Cipralex erhöht, das macht natürlich auch einen Unterschied. Das Reduzieren ging somit problemlos.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Marika
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Marika »

Nachtrag: Es wurde natürlich nur wegen der Cipralex Erhöhung so schnell reduziert. Sonst wäre das langsamer gewesen.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sarah,
generell zum Absetzen der Medikamente bzw. Reduzieren der Medikamente haben mein Psychiater und mein Psychologe immer das Frühjahr als die beste Zeit gesehen. Zum Herbst Winter wird nur reduziert wenn man sehr stabil ist, waren deren Aussagen. Bei der ersten Reduktion hatte mein Psychiater auch gesagt, wir können 15 mg probieren, da es so in den behandlungsanweisungen festgelegt ist vom Mirtazapin. Aber jeder reagiert da sehr unterschiedlich und für mich war der Schritt definitiv viel zu groß. Da ich ja sehr schwer und lange krank war, war es bei mir am besten einmalig im Jahr 15 mg zu reduzieren und mir tatsächlich dann wieder ein Jahr Zeit zu geben. Gerade am Anfang war das für mich besser, da ich mich sonst nicht stabil genug gefühlt habe. Ich bin dann in 7,5 milligramm Schritten runtergegangen oder in 3,75 milligramm Schritten und habe diese Dosis dann wirklich erstmal über vier Wochen beibehalten und geschaut wie es mir damit geht. Wenn ich mich zu wackelig gefühlt habe, bin ich bei dieser Menge geblieben und habe noch mal vier Wochen weiter geguckt, wie es mir geht. Wenn diese Reduktion gut verlaufen ist, dann bin ich noch mal ein bisschen weiter runtergegangen mit den Medikamenten. Das ist aber wirklich meine persönliche Erfahrung. Ich denke, andere Patienten können deutlich schneller reduzieren und ich persönlich brauche einfach mehr Zeit, mich daran zu gewöhnen. Und als ich zum Beispiel von 7,5 mg auf 0 gegangen bin, ging das auch erst ein paar Tage völlig problemlos und dann war es so, dass ich nachts zwischen 1 und 2 wach geworden bin und hellwach war und bis zum morgen nicht mehr schlafen konnte. Und das habe ich dann versucht auch über mehrere Tage trotzdem durchzuhalten. In der Hoffnung, dass sich mein Gehirn an die neue Situation gewöhnen kann. Aber das hat nicht funktioniert und dann wurde der schlafmangel so groß, dass ich wieder ein bisschen Medikament genommen habe und bin dann wirklich in Mini Mini Schritten wieder runtergegangen, was besser funktioniert hat.
Aktuell habe ich auch immer mal wieder Gedanken, ob wir bei meinen Medikamenten jetzt langsam etwas runter gehen können, da ich ja mich schon lange relativ gut fühle und keine schweren Einbrüche habe. Aber ich bin ehrlich. Von meinem Gefühl her brauche ich die Sicherheit des medikamentes, da meine Alltagsbelastungen immer sehr groß sind und ich mich einfach sicherer fühle, ein Medikament nehmen. Ich glaube, wenn ich jetzt reduziere, und es auch nur ein wenig ist, dann würde ich sobald irgendwas komisch ist, mich wieder sehr schnell verunsichert fühlen. Ich kann mir vorstellen, wenn die Kinder noch größer sind und weniger Arbeit für mich mit Schule und Freizeit der Kinder ist, dass ich dann eher bereit bin mehr zu reduzieren.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Sarash
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Danke für eure Erfahrungen, Alibo und Marika! Nach meinem Gefühl war es einfach zu früh bei mir. Ich war noch keine 3 Monate stabil und auch „nur“ relativ stabil nicht 100% wie vorher. Muss man damit rechnen, dass man wieder ein Stück der Traurigkeit zurückkommt wenn man reduziert? Und es dann einfach aushalten, bis es wieder weg geht? Oder ist es ein Anzeichen, dass es zu früh war?

Ich weiß, dass sind eigentlich Fragen für die Psychiaterin, aber da habe ich erst in 6 Wochen wieder einen Termin. Sie meinte ja, dass 15 mg eigentlich nicht mehr eine wirkliche antidepressive Wirkung hat, hat aber auch gesagt, wenn die Stimmung wieder kippt, soll ich wieder hochdosieren. Ist also eigentlich klar, was ich machen soll. Aber ich sträube mich, da ich neben der Gewichtszunahme auch die Müdigkeit über den ganzen Tag verteilt sehr stark wahrgenommen habe. Das wurde besser, je weiter runter ich mit der Dosierung gegangen bin.
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alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Also ich finde persönlich, wenn man selbst kein gutes Gefühl hat oder man und sich unsicher fühlt oder ein bauchgefühl hat, was sich nicht richtig anfühlt, dann ist es in meinen Augen zu früh Medikamente zu reduzieren. Bei mir war es so, dass Symptomen wieder aufgetreten sind wie Erschöpfung, schlapp sein , kraftlos überforderung im Alltag, das Gefühl zu haben, Daß ist mir gerade alles zu viel, unruhiger Schlaf und auch in gewisser Weise Traurigkeit. Bei mir war es aber so, dass ich das mitazapin in 45 mg Dosierung, wenn ich mich recht erinnere zweieinhalb Jahre oder drei Jahre genommen habe. Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Also deutlich länger als du. Und was ich beim absetzen an Gefühlen hatte, würde ich persönlich bei mir als einmal leichte entzugssymptome und gleichzeitig auch als tief beschreiben. So eine Mischung von beiden. Da ich aber wusste, dass ein tief vorbeigeht und diese entzugssymptome man eventuell auch einfach noch ein bisschen aushalten muss, war es bei mir so, dass ich das ganze erstmal ausgesessen habe. Denn teilweise ist es so, dass oft Medikamente wieder eindosiert werden oder hochdosiert werden, wenn entzugssymptome auftreten und man vielleicht auch vorschnell reagiert. die Symptome waren nicht so heftig , dass ich sie es nicht aushalten konnte und deswegen habe ich das ganze erstmal weiter durchgezogen und im Alltag auf sehr viel Pause und stressreduktion geachtet.
Man kann natürlich sagen, dass 15 mg Mirtazapin nicht wirklich antidepressiv wirken, aber es macht ja trotzdem was mit dir und deiner Gehirn Chemie und gerade, wenn du sagst, du hast dich nicht richtig sicher und richtig gefestigt gefühlt, dann muss man sich immer fragen, ob es nicht doch zu früh ist. mein Psychiater hat von sich aus nie zu mir gesagt hat, dass es vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre zu reduzieren, sondern wir haben das immer zusammen überlegt und es war ihm immer wichtig, dass es von mir ausgegangen ist. Die Entscheidung, dass ich es wollte und ich mich sicher dabei gefühlt habe.
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Marika
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Marika »

Ich bin der Meinung, dass man so einen Schritt von 15 mg auf Null nicht in einem Zug machen sollte, mein Psychiater war der selben Meinung. Denn wie Alibo schreibt, hat es ja was bewirkt... und wenn es "nur" das besser Schlafen ist. So wie du es beschreibst, würde ich auf die sogenannten Absetzsymptome tippen. Sie kommen dann, wenn man eine Dosis in zu großen Schritten oder generell zu schnell reduziert. Ein Rückfall wäre es eher dann, wenn du längere Zeit nach dem Absetzen stabil bleibst und dann wieder Symptome kommen.

Mir ging das bei Cipralex mal so. Ich war sehr übermütig und habe innerhalb 2 Wochen von 30 mg auf 10 mg reduziert. Das habe ich mit einem Wiederkehren von allen Symptomen bezahlen dürfen. Mein Psychiater hat mich noch gewarnt, aber ich wusste es ja besser. :wink: Ich musste dann wieder hoch auf 25 mg, damit wurde ich wieder stabil. Danach habe ich in 5 mg Schritten reduziert und diese Dosis immer ca. 4 Monate beibehalten. Das ging sehr gut und so konnte ich auf 10 mg runter kommen.

Die Thematik jetzt mit dem Mirtazapin ist anders. Es wurde dir, wie auch mir in der ersten Zeit eher gegeben um ruhiger zu werden und um Schlafen zu können. Als das erreicht war und ich halt auch zugenommen hatte, empfahl mein Psychiater es weg zu lassen, gleichzeitig aber das Escitalopram nach oben zu schrauben, da ich natürlich ebenfalls noch alles andere als stabil war. Bei mir hat sich allerdings Escitalopram von vornherein als Haupt AD heraus kristallisiert.

Es ist nicht ganz einfach, den individuell richtigen Weg zu finden, ich drück dir die Daumen dafür.❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Symptome der Depression

Beitrag von Sarash »

Danke euch beiden, für die schnelle Antwort und euren Erfahrungen! Es sind vermutlich absetzerscheinungen wobei ich das Gefühl habe, dass Mirtazapin bei mir auch ganz klar antidepressiv wirkt und nicht nur für den Schlaf wirkt. Witzigerweise konnte ich die ganze Zeit gut schlafen, dass einzige woran ich das absetzen merkte, war echt die Stimmung. Ich habe das Gefühl, dass ich zwischen einer stabilen Stimmung und Müdigkeit/Übergewicht wählen muss. Ich bin aber sooo leid davon traurig zu sein, dass ich aktuell einfach keine Traurigkeit mehr kann, egal was es kostet.
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alibo79
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Re: Symptome der Depression

Beitrag von alibo79 »

Das ging mir auch so, ich hatte irgendwann die Nase voll von dieser ewigen Traurigkeit und dem weinen. Ich habe es als persönliche Challenge gesehen wie lange ich es schaffe nicht zu weinen. Das klingt komisch, aber nach monatelang immer wieder heulen, wollte ich das nicht mehr. Ich habe mir extra Makeup drauf gemacht und habe mir gesagt, jetzt wird nicht geweint sonst verläuft die Wimperntusche :D
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