Wie geht es euch während einer Depression??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Mum

Wie geht es euch während einer Depression??

Beitrag von Mum »

Bei mir ist es in den letzten Tagen so, das es von morgens bis abends eher dürftig ist, d.h das ich eher antriebslos bin und mich an nichts richtig freuen kann.Abends wird es dann besser, so das ich auch Essen kann und auch mal wieder lachen kann. Tagsüber geht es mir nicht mehr richtig schlecht, als es mit der PPD anfing, hatte ich noch Panikattacken, habe mich eingeengt gefühlt, mussste ständig hin und her laufen und sämtliche Fenster und Türen aufreissen. Ich möchte aber wieder mehr Lust aufs Leben haben, wieder mehr lachen können mehr Freude. Wie ist es wenn es besser wird??????????????Beschreibt doch bitte mal wie es bei euch ist. Habt ihr jeden Tag Depressionen oder nur ab und zu?????Wenn ja wann kommt sie wann ist es vorbei???????????Was macht ihr während einem Schub??????
Mutzel

Beitrag von Mutzel »

Mensch Mum, glaube mir wenn ich Deine Zeilen lese, erinnert mich alles an meine schlechte Zeit. Ich kann Dich eigentlich nur bedauern und Dir versuchen gut zuzureden bzw. durchzuhalten bis es vielleicht doch irgendwann an der Zeit ist sich Hilfe zu holen. (ich kann mir gut vorstellen, daß du vielleicht gerade denkst "Toll was will sie denn, sie hat`s hinter sich.....bedauern kann ich mich allein" )aber ich finde hier öfter deine Einträge und merke deine Hilflosigkeit und Suche für eine baldige Heilung, bzw. Bestätigung. Man kann hier vielleicht Ähnlichkeiten deiner depr. Phasen finden und einige Tips aufgreifen, was man versuchen könnte-aber letztendlich mußt DU entscheiden, wann es Zeit ist, doch über ärztliche Hilfe nachzudenken. Ich las Tag und Nacht in diesem Forum, meldete mich aber damals nicht an, sondern las als stiller Beobachter und dachte mir nach mehreren Wochen: "so jetzt reichts, Du brauchst Hilfe" Ich hatte übrigens meine Depression 24h am Tag!!!! Bei mir gabs kein Tag der Hoffnung oder Besserung und auch kein Moment wo ich mal dachte irgendwie bin ich lockerer und fröhlicher-auch nicht als mein Mann da war oder ich bei meinen Verwandten war. Mir war mein Aussehen völlig egal. Meine Mutter machte, als sie wußte daß ich ein paar Tage da bleibe einen Termin beim Frisör, wo ich dann auch hin ging, aber mich nur zwangsweise dort unterhielt. Ich wurde nach dem Baby gefragt, man hat mich bewundert wie schnell ich abgenommen habe- egal, egal mir war alles egal, sie hätte mir grüne Strähnchen reinmachen können, selbst das wäre egal gewesen.
Ich weis ich bin dir sicher keine Hilfe, aber da ich voll mitfühlen kann schreibe ich jetzt einfach mal.

Machs gut Mutzel!
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Bei mir ist ein Auf und Ab ohne Ende..mir geht es Tage normal, dann auf einmal bin ich traurig, nachdenklich, stelle mir alles mögliche vor..
"Es wird bestimmt nie aufhören" "Es wird irgendwann mal richtig schlimm usw. usw." schlafe ich nicht gut... Dann gibt es Tage, wo ich nicht mal merke, dass es mir gut geht.. ich lebe einfach... und alle Ängste und Sorgen sind total weg...nicht normal oder????

Daselbe erlebte ich am Ende der 2 Schwangerschaft... es war zum verrückt werden...

Na ja... jetzt hilft mir alles was ich gelernt und herausgefunden habe, um diese Aufs und Abs durchstehen zu können...Meine Bach-Blüten sind für mich da, die haben mich drei Mal aus meinem Kummer rausgeholt..

Das Agnucaston nehme ich nicht mehr..hat nicht geholfen...
Ich nehme weiterhin meine Vitaminen, meine Bach-Blüten, wenn notwendig..und jetzt habe ich auch mit Cimicifuga (Homöopathisches Mittel) wieder angefangen. Ich habe in der SS auch Cimicifuga genommen, hat mir damals geholfen...Aber damals wußte ich nicht, was mit mir los war...

Aber wie gesagt, bei mir ist ein hin und her...deswegen ist es jetzt die Zeit (nehme die Pille seit 3 Zyklus nicht mehr), um herauszufinden ob die Hormonen diese starken Tiefs verursachen oder nicht...
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Mum,

bei mir war es ähnlich wie bei dir. Ich versuch das mal zu beschreiben:
Morgens fühlte ich mich immer furchtbar, hatte Angst vor dem Tag und zu Anfang immer wieder Panikattacken. abends wurde es besser und ich sehnte die Nacht herbei. Als die Wirkung des ADs einsetzte (nach ca. 3 Wochen) GIng es mir auch morgens nicht mehr so schlecht, die Panikattacken verschwanden und die Angst wurde weniger. Alelrdings war auch ich lange Zeit dann antriebslos, mit trauriger Grundstimmung und tat mich schwer, überhaupt mal wieder zu lachen. Das kam ganz langsam alles wieder im Laufe der Wochen und Monate. stück für Stück näherte ich mich wieder dem "normalen" Leben. Die Depression war jeden tag irgendwie da, aber die Symptome wurde mit der Zeit schwächer und irgendwann spürte ich sie nciht mehr. Ich weiß noch sehr gut, dass ich mich damals jeden Tag gefragt habe, wann es endlich wieder gut ist. Ich hab immer auf den großen tag gewartet an dem alles wieder toll und in Ordnung sit. Aber den gab es in dieser Form nicht, denn die HEilung ist ein Prozess und nicht auf einmal plötzlich da. Das ist mir erst spät aufgegangen, aber der Druck wurde dann weniger. Gib dir Zeit gesund zu werden. Das ist ganz wichtig - es wird nicht plötzlich sein, aber du spürst vilelleicht mir jedem Tag oder jeder Woche, dass es anders wird und es aufwärts geht.
Ich hatte zwischendurch immer mal wieder kurze Rückfälle - Momente, in denen es mir wieder ganz schlecht ging und die Angst mein ständiger Begleiter war. Aber die Abstände zwischen den Rückfällen wurden immer länger. Wenn ich wieder so einen rückfall hatte, dann habe ich das auch ausgesprochen. Entweder hier im Forum oder bei meinem MAnn. Ich hab einfach nur gesagt: "JEtzt hab ich wieder Angst und es geht mir nciht gut". Das allein hat schon geholfen. Dann hab ich versucht, mich abzulenken. Hab was im Haushalt gemacht oder bin raus mit meinem Kleinen unter Leute. Als ich meiner Therapeutin schilderte, dass ich immer sofort Angst bekomem, wenn es mir mal nicht gut geht, dass alles wieder so schlimm wird wie am Anfang der PPD, sagte sie zu mir:" Es wird nie wieder so sein wie am Anfang! Es kommen kleine Rückschläge, aber diese sind anders als das, was sie erlebt haben zu Beginn. " An diesen Satz hab ich mich dann immer wieder erinnert und er hat mir Kraft gegeben und Zuversicht.

Du bist nicht alleine, denk immer daran! Und es wird wieder gut werden. Nur etwas Geduld und Vertrauen! Das schaffst Du.

LG,
Nora
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Mum,
bei mir war es genauso wie bei Nora. Ich hatte auch immer am Morgen meiner schlimmste Zeit. es war grauenhaft, wenn die Nacht vorbei war und der Tag wieder anbrach. ich dachte immer, den überstehst Du nicht. In den ersten Tagen und Wochen habe ich vor dem Aufstehen immer erstmal geheult. Tagsüber wurde es dann besser. So richtig gut ging es mir dann zwar auch nicht, aber immerhin besser. Ich habe aber immer diese grauenvolle innere Unruhe in mir gehabt und vor allen die scheußlichen Zwangsgedanken. Mir haben auch immer alle gesagt: "Das dauert, lass Dir Zeit, lass es heilen". Ich hätte dabei jedesmal kotzen können. Ich wollte nicht warten, ich wollte ein Wundermittel. Ich habe ständig auf den Moment X gewartet, an dem alles wieder gut ist. Den Tag X gibt es nicht. Wie Nora schon sagte, die heilung erfolgt schleichend. Als ich die Medis genommen habe, habe ich erst gar nichts von einer Besserung gemerkt. Aber die Leute um mich haben bemerkt, dass es mir besser geht. Das ist oft so. Es stimmt auch. Ist schwierig zu erklären. Ich habe irgendwann nach ein paar Wochen zurückgeblickt und dann selbst gemerkt, dass ich Fortschritte mache.
Meine PPD hat im Sommer 2004 angefangen.
Jetzt betrachte ich mich (ganz vorsichtig...) als geheilt. Ich kann aber nicht sagen, ab wann es mir richtig gut ging. Ich hatte letztes Jahr noch ein paar kleine Rückfälle, den letzten im Herbst. Die waren aber - jetzt im nachinein betrachtet- nicht so schlimm. Die meisten Tage im letzten Jahr waren sehr schön. Ich habe irgendwann aufgehört, auf den Tag X zu warten. Das nahm den Druck von mir und das war letztendlich der Schlüssel zur Wende. Der letztendliche "Bringer" bei mir war aber meine Verhaltenstherapie, weil dort die ZG angegangen wurden, die für mich das Schlimmste an der PPD waren.
Das was Uli W. in dem anderen Thread gesagt hat, kann ich auch nur voll unterschreiben. Ich bin nicht mehr wie vorher. Und das ist GUT so!!! Die Krankheit hat mich viel stärker und selbstbewußter gemacht. Mir fährt jetzt keiner mehr an den Karren. Früher wollte ich es immer allen recht machen, die perfekte Mutter, Tochter, Ehefrau sein. Wenn jetzt im Haus was rumliegt (z.B. Fionas Puppe) und ich grad keinen Bock/ Zeit habe das wegzuräumen, dann liegt es halt da. Solange es mich nicht anspringt ist das okay. Jetzt gerade habe ich z.B. mal meinen Mann zum aufräumen verdonnert. Hätte ich früher nie getan. Und wenn ich nach der Arbeit gestresst nach Hause komme und keine Lust mehr habe, mich noch in die Küche zu stellen...Naja, der Pizza-Service kocht auch gut.
In der Arbeit (bin Sozialpädagogin) habe ich viel mit psychisch Kranken zu tun. Früher habe ich öfters mal gedacht: "Mensch, warum kriegt der Mann/die Frau den A... nicht hoch". Jetzt habe ich da viel mehr Verständnis und kann ganz anders beraten. Ich sehe die Krankheit nicht nur als Plage (es ist eine sehr sehr schwere Zeit!!!), sondern auch als Chance an sich zu arbeiten und die Dinge, die nicht richtig im Leben laufen zu korrigieren.

Das wirst Du bestimmt irgendwann auch so sehen können. Leider kann dir niemand sagen, WANN Du wieder gesund wirst, aber sicher ist DASS Du gesund wirst. Deshalb rate ich Dir nochmal, such Dir Hilfe. Ohne Unterstützung ist das sehr schwer und das muss nicht sein.

Liebe Grüße, Saskia
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