depressive episode und familie

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
karin

depressive episode und familie

Beitrag von karin »

hallo,
nach 12 stunden wehen stellte man bei der geburt meiner tochter fest, dass sich das köpfchen nicht in die notwendige position drehte. man versuchte daraufhin ihn während der wehen zu drehen, was schlimm war, da ich zuvor auch ein wehenverstärkendes mittel erhalten habe. ich habe mich oft gefragt, ob sich ihr kopf nicht von selbst gedreht hätte, wenn man etwas mehr zeit gelassen hätte und mit dem wehentropf gewartet hätte...
kurz bevor man mir mitteilte, dass es zum kaiserschnitt kommen würde, dachte ich auch einigermaßen fassungslos "nun schneiden die dir nach 12 stunden wehen einfach den bauch auf"...
das op- team war mitfühlend, aber sein kind vor die nase gehalten zu bekommen, aber es nicht berühren zu können, weil die arme angeschnallt sind, war schon ein sehr hilfloser moment...
mein baby hatte eine lungenentzündung und man teilte mir nach qualvollen minuten, in denen ich auf ihre rückkehr vom absaugen wartete mit, dass man sie in ein krankenhaus 20 km entfernt, von der klinik, in der ich mich befand, bringen müsste. was soll man da im ersten moment denken und fühlen? das alles erschien mir dann schon vernünftig für ihre betreuung. zumal man am dritten tag auch noch bei mir und ihr eine streptokokkeninfektion diagnostizierte. ob als folge dessen oder nicht... sie hatte auf der intensivstation einen zeitweiligen atemstillstand...
ich habe in den tagen nach dem eingriff nur funktioniert. ich glaube, ich habe mir eingeredet, wegen einer operation in der klinik zu sein, was auch bis tag 3 funktionierte, da ich ein einzelzimmer hatte und zu schwach war, um auf dem gang herum zu laufen.
am dritten tag fuhr ich zu ihr in die kinderklinik. das war einer der schlimmsten momente. sie lag da in so einem plastekasten, ihre augen waren geschwollen... ich hatte seit der 35. schwangerschaftswoche geglaubt, dass mein baby nun nicht mehr auf so ein teil angewiesen sein würde.
und da stand ich nun, vom eigenen schmerz noch ganz fertig... ich hatte einfach das gefühl, ihr nichts geben zu können verbunden mit einer angst, mich einzulassen und sie möglicherweise dann doch noch zu verlieren...
ich kam mir schäbig vor, dass die situation war, wie sie war...
inzwischen ist sie zu hause und gedeiht und trotzdem bin ich immer noch - die geburt war im oktober - traurig und unnatürlich kraftlos und weine viel. manchmal denke ich auch, dass es anstrengt, diese gefühle vor ihr zu verbergen. mein freund und ich haben jeder für sich und dann für sie ihre geburtsgeschichte aufgeschrieben, für ein album, was noch gebastelt wird. ich glaube, diese kinderfreundliche version, klingt schon optimistischer als die phase, in der ich mich befinde... ;-)
als sehr anstrengend empfinde ich immer noch die kontakte zu meiner mutter, die nach 2 besuchen den eindruck mitteilte, ich würde mein kind aufgrund der geburtsgeschichte wohl anfangs nicht geliebt haben, ich solle mich aufraffen, mir nichts einreden (lassen)... kurz: vorbei ist vorbei.
ich bin da recht hilflos und arm an schlagfertigen reaktionen. auf der anderen seite habe ich aber auch nicht die kraft, heile welt zu spielen.
die geburt, so dachte ich, macht mich als gesamtperson stärker und nun bin ich verletzlicher denn je.
inzwischen habe ich mir hilfe gesucht, der zustand ist als depressive episode diagnostiziert. bisher habe ich - ich stille noch - mich gegen medikamente entschieden. irgendwie habe ich auch angst mich mit medikamenten wieder "familientauglich" machen zu müssen. (???)
o- ton mutter: "wenn du weiter so bist, wirst du am ende keine freunde mehr haben. (sie meinte wohl eher familie...)
o- ton vater: "du hast aber auch ein talent, alles negativ zu betrachten. die kleine lacht auch kaum" (meinen vater kenne ich aber auch nicht unbedingt als lebensclown...)
o-ton bruder: "ich trau mich schon gar nicht mehr nach deinem befinden zu fragen. ich will schließlich auch nochmal ein kind haben."
ich selbst habe das gefühl, dass ich mir langsam mein leben zurück erobere. ich hab mich auch nie komplett von der außenwelt isoliert und haben inzwischen auch wieder vertrauen, dass es w-e-i-t-e-r geht.
trotzdem hauen mir solche kommentare die füße weg und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
was tun?
viele grüße
karin
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10639
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Grüß dich Karin!

Ein liebes Hallo erstmal von mir! Ich freue mich, dass du dich uns anvertraut hast.

Dein Geburtsbericht ist ein bissl ähnlich wie meiner - 16 Stunden Wehen und dann Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand. Der Unterschied ist allerdings, dass ich den Kaiserschnitt als "Erlösung" empfand und mein Noah ganz gesund war. Trotzdem erkrankte ich 5 Wochen nach der Geburt an der PPD.

Meine Nachsorgehebi sagte folgendes: eine Geburt ist immer eine Öffung - vom Körper und von der Seele. So wie der Körper wieder heilen muß, braucht auch die Seele Zeit um wieder "heil" zu werden. Auch ich war in dieser Zeit sehr verletzlich und sensibel. Ich hatte keinen "Schutzmantel" mehr und kam mir der "Welt da draußen" total ausgeliefert vor. Ich kann also gut verstehen, dass dich diese Komentare verletzen und dich schwächen.

Mir hat da sehr meine Verhaltenstherapie (die ich seit einem Jahr mache) geholfen. Ich habe sehr viel über MICH gelernt, wie ich mich besser schützen bzw. abschotten kann gegen äußere Einflüsse. Ich habe in diesem Jahr sehr viel Selbstvertrauen bekommen und kann heute ganz offen über meine Krankheit sprechen - vor allem mit meiner Familie! Ich dachte anfangs, ich müßte sie schützen und wollte alles mit mir alleine ausmachen. Es ist aber sehr wichtig, dass du klar und deutlich sagst, wie es dir geht, was du brauchst, was dich bewegt. Deine Leute müssen verstehen, dass die PPD eine Krankheit ist, die mehr braucht als solche - sicher nicht böse gemeinten - Kommentare.

Bist du in einer Therapie? Wie gesagt, ich bin durch sie ein neuer Mensch geworden. Daneben habe ich mich für ein Antidepressivum entschienden. Auch mit den Bachblüten habe ich ganz tolle Erfahrungen gemacht. Vielleicht wäre ja die Naturheilkunde ein Weg für dich?

Liebe Karin, es geht vorbei aber es braucht Zeit. Wir stehen dir hier zur Seite und sind immer gerne für dich da!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
karin

vielen dank...

Beitrag von karin »

... für deine antwort.
nein, ich bin nicht in therapie, gehe aber in abständen zu einer psychologin, die sich auf ppd spezialisiert hat. anfangs bekam ich das angebot, mich aufnehmen zu lassen. in eine mutter- und- kind station. allein das angebot hat mir ungemein geholfen. ich hatte da aber schon das gefühl, die schlimmste phase, mit suizidgedanken etc., hinter mich gebracht zu haben. es war immer fraglich, ob ich es auch ohne medikamente schaffe. letzte woche stand wieder das angebot einer leichten medikation, was immer das bedeuten mag... ich hab das angst vor. (ich muss doch nicht kichernd durch die straße laufen, wenn es mir nur okay geht... oder ist das quatsch... nebenwirkungen?).
verhaltenstherapie wurde mir angeboten und das will ich nach urlaubsende der therapeutin auch angehen.

nochmals vielen dank
karin
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo Karin!

Du hast da was sehr Schweres erlebt!Welche Mutter ist auf so eine "dramatische" Geburt vorbereitet?Und dann die Trennung vom Baby gleich nach der Geburt,seine Krankheit,usw.der Hammer für die Seele!


Ich habe hier im Forum gelesen,daß eine solche schwere und dramatische Geburt eine posttraumatische Belastungsstörung auslösen kann.Es scheint bei dir der Fall zu sein (?).

Machst du eine Psychotherapie?

Wenn nicht,vielleicht wäre eine Therapie bei einem mitühlenden Therapeuten (/in) , eine Möglichkeit, dieses Trauma zu verarbeiten.Das bezahlt die KK,eine Überweisung vom Psychiater ist lediglich notwendig.

Sonrisa hier hat ein Thread über PTBS geschrieben.Sie hat auch geschrieben,daß EMDR , einer neuen Therapie,die leider in D noch nicht offiziel anerkannt ist,ihr gut geholfen hat,das Trauma ihrer schwierigen Geburt zu verarbeiten.Wenn du das Wort posttraumatische Belastungsstörung in der Suchfunktion des Forums gibst,findest du ihre Antworten wieder.In der Seite von David Servan Schreiber (siehe meine Tipps unten) gibt es auch etwas über die EMDR,bzw. Adressen.

Ich habe auch 2 schwierige Geburten gehabt.Die 1. (vor 3,5 Jahren) sehr schmerzhaft und sehr lang (36 Stunden,darunter 24 ohne Aufsicht und Überwachung der Herztöne und keinerlei Schmerzmittel), am Ende Kaiserschnitt unter Vollnarkose.Aber komischerweise als ich meinen Sohn im Aufwachraum 1 Stunden nach der OP nehmen durfte,war (fast) alles vergessen.Dann wurde meine Tochter (vor 15 Monaten)ebenfalls nach einer sehr langen (20 Stunden) aber diesmal schmerzarmen Geburt (unter PDA) mit Kaiserschnitt geboren.Aber diesmal eben mit Teilnarkose , also beim vollen Bewußtsein (ein Trauma,das Hören des abgesaugten Blutes,das Ziehen des Bauches,das Zittern am ganzen Körper,das Gefühl,da hilflos zu liegen,die Arme eben angeschnallt,wie ein Objekt):Baby schreit,Gesicht wird kurz gezeigt und es "verschwindet" in den Armen der Hebamme.Ich werde fertig genäht,dann vom OP-Tisch auf eine Liege gebracht und dann,ohne Vorakündigung,ohne mein Baby im Arm zu bekommen,auf die Intensivstation gebracht (weil Aufwachraum neben OP-Raum nach Mitternacht-sie wurde 12.15 Uhr geboren-geschlossen ist).Ich liege da,inmitten von frisch operierten Leuten und weiß nicht,wo mein Baby ist,ob es gesund ist,nichts.Keiner sagt mir ein Wort!Ich frage 3 Male innerhalb von 3/4 Stunde , ob jemand auf der Neugeborenenstation anrufen könnte,damit mir mein Baby gebracht wird :einzige lapidare (lieblose) Antwort:"Sie wird gebadet und angezogen und dann kommt sie mit dem Papa!"3 Male darf ich diese lieblose Antwort hören,bis ich platze und sage:"Rufen Sie jetzt endlich dort,ich will mein Baby SOFORT sehen!"Endlich hört eine nette Schwester zu und ruft dort an.Es stellt sich heraus,daß meine Tochter seit gut einer halben Stunde fertig ist,keiner aber meinem Mann gesagt hat,daß ich auf der Intensiv bin!Und dort wollten sie mich ursprünglich 3 Stunden behalten,also hätte ich evtl. meine Tochter und meinen Mann 3 Stunden lang nicht gesehen!!!

Zum Glück für mich war sie gesund,was wahrscheinlich auch daran lag,daß ich wegen dieser Streptokkoken B,die bei mir in der 32. SSW nach vorzeitigen Wehen festgestellt worden waren ,kurz vor der Geburt eine Infusion mit Antibiotika bekommen hatte.

Aber trotzdem:diese Geburt war so "unmenschlich", daß ich mich schwer damit machte,meine Tochter anzunehmen.Während ich für meinen Sohn eine sehr starke Liebe vom ersten Moment an gespürt hatte,spürte ich beim Ansehen ihres geschwollenen Gesichtes einfach "nichts".Es war ein Baby,Punkt.Dann sie erst 1 Stunde in diesem schrecklichen Raum auf der Intensiv zu sehen,ja, das war auch schwer.Überhaupt hatte ich fast 1 Jahr lang wenig Muttergefühle für sie,woran ich sehr litt.Erst als es mir besser ging,als sie eben 12 Monate alt wurde ,sie selber immer lebendiger und fröhlicher wurde (sie lachte auch kaum als Baby,wahrscheinlich,weil ich selber kaum mit ihr lachte),spürte ich immer mehr,wie diese Liebe zu ihr wuchs.

Jetzt bin ich jeden Tag dankbar dafür,daß sie meine Tochter ist und ich seine Mutter!


So,aber jetzt genug erzählt von mir,zurück zu dir! :wink:

Wenn deine eigene Familie sich so negativ deiner Krankheit gegenüber äußert,würde ich so weit es geht vermeiden,dieses Thema mit ihnen zu besprechen.Sie geben dir keine seelische Hilfe,sondern geben dir im Gegenteil nur SCHULDGEFÜHLE (du bist asozial,du bist schuld,daß deine Tochter kaum lacht,du machst deinem Bruder Angst..echt schlimm),was deine Depression nur verstärken kann.Solche Kommentare können einem depressiven Menschen nur weh tun und sein Leid verstärken!

Also weg von diesen giftigen Leuten und suche dir lieber Hilfe von Menschen,die dein Leid tolerieren und evtl auch verstehen und lindern können (Freund-Therapeuten-Andere betroffene Frauen hier im Forum und in einer Selbsthilfegruppe,usw.).

Was die Antidepressivas anbelangt:der Wirkstoff Setralin ist in der Stillzeit meist verschrieben.Siehe die Seite "Frauen und Psychiatrie" und "Embryonal Toxikologie" (meine Tipps in meiner Signatur).

Was ich dir zusätzlich zu dem AD empfehle , sind Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine B (sehr wichtig bei Depression :Vitamine B6,B9,B12 aber auch Vit.B1,B2,B3),Vit.C,Magnesium,Zink und hochdosiertes Fischöl (EPA).Diese Nährtsoffe,die in einer normalen Ernährung oft in zu niedriger Dosis sind (Depressiven haben einen höheren Bedarf als Gesunden!),helfen langfristig dem Gehirn,die Neurostransmitter Dopamin,Noradrelanin und Serotin herzustellen und zu verwenden,was der Depression entgegenwirkt.Siehe das Buch "Optimale Ernährung für die Psyche" von Patrick Holford (siehe meine Tipps).Was das Fischöl (EPAMAX) anbelangt:das Gehirn braucht 3 Monate , um die Fetten der Gehirnzellen zu erneuern.Deshalb hilft dieses Fischöl nicht kurzfristig,sondern über mehrere Monate hinweg.

Es gibt auch ein Buch,das ich dir empfehlen möchte:"Giftige Kindheit" von Susan Forward.Sie beschreibt,wie gitftige Eltern die Seele eines Kindes regelrecht kaputt machen kann,so daß es sein Leben lang an niedrigem Selbstbewußtsein und Depression leiden kann.Mein Rat an dir:meide deine Familie,denn sie scheinen mir genauso zu sein.Sie verneinen dein Muttersleid,geben dir Schuldgefühle statt dir Trost zu spenden.Das ist Gift für deine verletzte Seele!

Ach ja sehr wichtig noch:lass baldmöglichst vom Hausarzt oder besser vom Schilddrüsenspezialisten (Nuklearmediziner) deine Schilddrüsenwerte
messen (einfache Blutentnahme) + andere Blutwerte (Ferritin,usw.).Eine Schilddrüsenunterfunktion kann eine Depression auslösen.bzw. Antrieblosigkeit und Kraftlosigkeit auslösen.Dagegen helfen künstliche Schilddrüsenhormone (Levothyroxin),die nach Einschleichung mit einer niedrigen Dosis (für mich 6,25 mcg),meist sehr gut vertragen werden.

Und lasse dazu beim Frauenarzt einen Hormonspiegel machen,denn sowohl ein Östrogen wie ein Progesteronmangel können eine Depression auslösen.Beim Progesteronmangel soll eine Creme mit natürlichem Progesteron besser helfen als künstlichem Progesteron (beim Verein anfragen).

Freue mich auf deine Antwort !
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Karin,
auch ich heiße Dich herzlich hier willkommen.
Es ist echt schlimm, was Dir bei der Geburt und kurz danach passiert ist. Aber gottseidank ist sie zumindest wieder gesund. Und das mit Dir wird auch wieder.Ganz sicher. Ich verstehe, dass Du Bedenken hast wegen der Medikamente. Ich selbst habe kurze Zeit unter Sertralin (Zoloft) gestillt und es hat meiner Tochter zumindest nicht geschadet. Nach 2 Wochen kam dann ein Neuroleptikum dazu und ich habe mich dafür entschieden abzustillen.
Ich weiß gar nicht, wie sich pflanzliche Antidepressiva (Johanniskraut) mit dem Stillen vertragen.
Übrigens ist es nicht so, dass die Antidepressiva Dein Gehirn verdrehen, deine Persönlichkeit verändern oder dass Du total "high" durch die Straßen läufst. Sie machen auch nicht abhängig. Bei der medikamentösen Therapie wird davon ausgegangen, dass die Depression eine biologische Ursache hat, das heißt der Stoffwechsel im Gehirn ist durcheinander geraten durch den Hormonabsfall. Die ADs sind dazu da, das wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Also ich habe nicht auf irgendeiner Wolke herumgeschwebt, ich wurde einfach langsam wieder normal. Klar, es kann Nebenwirkungen geben, aber die sind vorübergehende Anfangseffekte. Und es kann auch sein, dass das erste AD nicht gleich das richtige ist.
Es gibt hier aber durchaus auch Frauen im Forum, die es mit alternativen Methoden geschafft haben. Das dauert halt viel länger und ist auch nicht immer effektiv.
Die Kommentare deiner Familie sind sicher nicht hilfreich. Aber, genau wie Marika, glaube ich nicht, dass sie böse gemeint sind. Vielleicht können sie dich besser verstehen, wenn Du ihnen mal ein Paar Berichte und Infos von dieser Seite hier ausdruckst? Das hat bei meiner Mutter geholfen. Danach war sie sehr hilfsbereit.

Liebe Karin, wir sind hier immer für Dich da. Sei ganz lieb gegrüßt, Saskia
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Karin,

hallo und herzlich willkommen!

Ich hatte auch einen Kaiserschnitt nach 13 Stunden schlimmen Wehen und davon 3 Stunden Geburtsstillstand. Aber auch wie Marika habe ich es als Erlösung empfunden und mich mit der nicht-natürlichen Geburt angefreundet. Allerdings war mein Kind auch gesund und munter und das Personal im Krankenhaus wirklich lobenswert.

Mir ging es allerdings schon während der gesamten Schwangerschaft echt mies, von daher kann ich gar nicht wirklich sagen, ob der Kaiserschnitt dann auch noch zu meiner schlimmen Zeit nach der Geburt beigetragen hat ...

Nun gut, mittlerweile bin ich aber mit Hilfe meiner Therapie auf dem richtigen Weg. Ich habe bis jetzt keine ADs genommen und mir geht es trotzdem gut, aber es hat auch sehr lange gedauert (fast anderthalb Jahre) und es war eine hart Zeit. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, ob man das so durchstehen, oder man sich mit Medikamenten helfen lassen will. Aber dass du eine Therapie anstrebst, ist doch auf jeden Fall schon mal sehr gut. Das wird dir helfen – ganz bestimmt.

Zu den Kommentaren deiner Familie: Die sind natürlich wenig hilfreich und auch sehr verletzend, aber trotzdem denke ich auch – wie Marika und Saskia – dass sie selber ziemlich hilflos sind und ja auch gar nicht wissen, was dir wirklich fehlt. Da müssen sie wahrscheinlich erst mal "reinwachsen". Ich würde auf jeden Fall ein offenes Gespräch suchen und versuchen zu erklären, dass es sich nicht einfach um eine schlechte Stimmung handelt, sondern dass es bei dir um eine Depression geht. Gleich den Kontakt abzubrechen, scheint mir doch eine etwas krasse Konsequenz zu sein. Man kann nach so einem kurzem Bericht von dir ja noch gar nicht wirklich einschätzen, wie deine Familie so tickt.

Ein paar Berichte/Infos hier aus dem Forum ausdrucken halte ich aber auch für eine gute Idee. Das hilft bestimmt für mehr Verständnis.

Bis dahin und liebe Grüße
Julia
karin

Antworten

Beitrag von karin »

mensch, so viele freundliche antworten.
milla, deine zahlreichen tipps werde ich mir an einem kinderfreien abend nochmal detaillierter betrachten, eine tolle seite. die hinweise zur ernährung bzw. nahrungsergänzung habe ich - teilweise - schon berücksichtigt und gespürt, wie wichtig das ist.
den rettenden erlösenden aspekt des kaiserschnitt zu sehen ist mir nicht fremd. in dem moment kurz davor, hätte ich wahrscheinlich allem zugestimmt und alles unterschrieben.( eine presswehe nach der anderen ins nichts...) wenn danach schluss gewesen wäre, d.h. kind gesund etc., hätte... ich das vielleicht sogar geschafft. aber irgendwann hatte ich den eindruck, dass das wie mit den hintereinander gestellten dominosteinen funktioniert... und ich kann es nicht aufhalten. (im 6.monat hatte die maus dann auf einmal einen pseudokruppanfall... als ob alles andere nicht gereicht hätte)
zu meiner familie.
ich denke, langfristig distanzieren geht nicht... nicht für mich. mir würde es dabei nicht wirklich gut gehen. ich will(!!!), dass sie wenigstens verwöhnende großeltern werden, wie sich das für das erste enkelkind gehört...
das ich einen dickeren schutzmantel brauche, ist mir klar. ich hoffe da sehr auf die verhaltenstherapie. bislang kosten diese kontakte kraft, die ich eigentlich momentan nicht habe. generell hat man sowas bei"uns" in der familie nicht. da reißt man sich zusammen... ach ja... will sagen: sie können und wollen es nicht verstehen.
vielen dank julia und saskia.
die maus ist wach. ich muss. ich will...
einen schönen sonnigen tag
karin
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Karin,

fühl Dich hier verstanden und gut aufgenommen! Viele hier im Forum habe eine traumatische Geburt erlebt. Ich eben so. Wenn ich zurückblicke, war dies das Schlimsmte, was mir in meinem Leben bisher passiert ist, vor allem, wenn ich daran denke, dass sich unmittelbar danach die PPD eingestellt hat. Es ist nicht verwunderlich, dass es Dir nach so einem einschneidenden Erlebnis nicht gut geht und Du noch nicht den richtigen Weg da raus gefunden hast. So etwas will verarbeitet werden - und das dauert seine Zeit.
Bei mir ist die Geburt nun schon über 1 Jahr her und ich muß trotzdem noch sehr oft an diese fürchterliche Situation denken und hab das noch nicht richtig hinter mir gelassen und akzeptiert, dass es so war und ich es nciht mehr ändern kann. Das fällt mir sehr schwer. Dass Dein Umfeld dem Ganzen + Dir etwas ratlos und nicht gerade sensibel gegenübersteht, ist teilweise verständlich. Sie haben nicht erlebt, was Du erleben mußtest und außerdem herrscht ja immer noch die Vorstellung, jede frischgebackene Mutter muss doch unendlich glücklich und freudig sein, wenn das Baby da. Ich kenne solche Komentare und die Hilflosigkeit der anderen aus meinem Umfeld. Selbst mein Mann, der mir stets nah war und mich immer wieder versucht hat aufzubauen, hatte große Mühe, mich zu verstehen und nachzuvollziehen, was mit seiner Frau passiert.
Ich habe mich recht schnell zur Einnahme eines AD entschieden und damit auch weitergestillt. Das ging sehr gut und Woche für Woche wurde ich stabiler und kam langsam mit dem Alltag zurecht. Auch ich wollte erst kein AD nehmen, da auch in mir die falsche Vorstellung vorhanden war, ich würde dann sowas wie Aufputscher schlucken und völlig überdreht durch die Gegend rennen. Ja, so ein falsches Bild kann man haben. Mittlerweile sehe ich das ganz anders. Das AD hat mir geholfen, wieder ins normale Leben zurückzukommen und mich den Anforderungen zu stellen. Ich habe es knapp 1 Jahr genommen und bin nun seit fast 2 Monaten ohne Medikament. Sshwankungen gab und gibt es immer wieder. Dafür ist meine Seele noch zu empfindlich. Aber damit kann ich mich anfreunden und ich weiß, dass es bergauf geht.
Liebe Karin, es ist wichtig, mit Deinem engsten Umfeld über das zu sprechen, was Du fühlst und was Dich bewegt. Nur so können sie wissen, wie es Dir geht und Dich unterstützen. Eine Therapie, um all das Schreckliche aufzuarbeiten, wäre mit Sicherheit von Vorteil. Ich habe das auch gemacht und sehr viel dabei gelernt und bewältigt.
Und ganz wichtig ist: Du bist nicht alleine mit Deinen Empfindungen! Es gibt mehr Fauen als bekannt, denen es ähnlich geht wie Dir. Und einige dieser Frauen hast Du hier gefunden. Also nur Mut! Sprich aus, was Dich bewegt. Hier wirst Du verstanden und mit all Deinen Gefühlen akzeptiert.

LG,
Nora
karin

Beitrag von karin »

vielen dank, nora,
zu wissen, dass man nicht allein ist, hilft schon enorm. ich habe mir das einfach soooooooo anders vorgestellt. als die abendhebamme - eine sehr nette - nach dem blasensprung kurz vor mitternacht sagte, ich solle mich ausruhen, morgen würde mein kind zur welt kommen, habe ich sie angestrahlt und gesagt, dass ich bis morgen alles aushalten würde. ich habe mich noch oft an diesen moment erinnert und dachte, das war das letzte mal, dass du so warst, wie du bist... während und nach der geburt hab ich dann ständig vom personal diesen satz "das kommt ganz selten vor, aber bei ihnen ist das passiert" zu hören bekommen...
ein freund von mir sagt manchmal, dass irgendetwas positives aus dieser harten prüfung erwachsen muss. es gibt momente, da glaub ich ihm das sogar.
vielen dank euch allen für die antworten. ich werde mich mal bzgl. medikation informieren.
Milla

Re: Antworten

Beitrag von Milla »

karin hat geschrieben:mensch, so viele freundliche antworten.
milla, deine zahlreichen tipps werde ich mir an einem kinderfreien abend nochmal detaillierter betrachten, eine tolle seite. die hinweise zur ernährung bzw. nahrungsergänzung habe ich - teilweise - schon berücksichtigt und gespürt, wie wichtig das ist.
den rettenden erlösenden aspekt des kaiserschnitt zu sehen ist mir nicht fremd. in dem moment kurz davor, hätte ich wahrscheinlich allem zugestimmt und alles unterschrieben.( eine presswehe nach der anderen ins nichts...) wenn danach schluss gewesen wäre, d.h. kind gesund etc., hätte... ich das vielleicht sogar geschafft. aber irgendwann hatte ich den eindruck, dass das wie mit den hintereinander gestellten dominosteinen funktioniert... und ich kann es nicht aufhalten. (im 6.monat hatte die maus dann auf einmal einen pseudokruppanfall... als ob alles andere nicht gereicht hätte)
zu meiner familie.
ich denke, langfristig distanzieren geht nicht... nicht für mich. mir würde es dabei nicht wirklich gut gehen. ich will(!!!), dass sie wenigstens verwöhnende großeltern werden, wie sich das für das erste enkelkind gehört...
das ich einen dickeren schutzmantel brauche, ist mir klar. ich hoffe da sehr auf die verhaltenstherapie. bislang kosten diese kontakte kraft, die ich eigentlich momentan nicht habe. generell hat man sowas bei"uns" in der familie nicht. da reißt man sich zusammen... ach ja... will sagen: sie können und wollen es nicht verstehen.
vielen dank julia und saskia.
die maus ist wach. ich muss. ich will...
einen schönen sonnigen tag
karin
Hallo Karin!

Wie geht es dir heute?

Hier habe ich das Buch bei Amazon gefunden:

http://www.amazon.de/gp/product/3442124 ... y&v=glance

Was deine Familie anbelangt:Julia hat natürlich Recht.Ich kenne deine Familie nicht und habe vielleicht über das Ziel hinausgeschossen,indem ich ihre Sätze als das Zeichen eines "giftigen Verhaltens" im Allgemeinen interpretiert habe!

Trotzdem finde ich diese Worte für eine Mutter,die ein solches Geburtstrauma erlebt hat,sehr hart, wenig mitfühlend und respektvoll.

Ich sage dir ganz ehrlich:wenn MEINE Tochter eine solches Geburtstrauma erlitten würde,würde ich sie niemals einreden,es sei nicht so schlimm gewesen oder ihr Schuldgefühle einreden,sondern sie im Arm nehmen , kurz ihr so viel Trost wie möglich spenden!

"generell hat man sowas bei"uns" in der familie nicht. da reißt man sich zusammen... ach ja... will sagen: sie können und wollen es nicht verstehen."

Was bedeutet "man reißt sich zusammen"?Daß man nicht krank sein darf?Daß Krankheit ein Mackel ist und deswegen verdrängt/versteckt/tabusiert werden muß?

Du weißt was :ich denke, Leute, die bei ihnen oder anderen nicht annehmen wollen,daß sie auch schwach und krank sein können (dürfen!),haben Pb mit sich selbst.Vielleicht geht es ihnen gar nicht so gut , wie sie das vorzeigen, sie meinen aber,sie würden verspottet und sozial ausgegrenzt werden, wenn sie das zugeben würden?

Naja, alles nur Suppositionen,wie deine Familie psychich wirklich funktionniert und inwieweit diese Art und Weise zu denken und zu handeln sich auf dein eigenes Befinden auswirkt,mußt du selber herausfinden.

Ich denke aber ,eine solche Problematik in einer Gesprächstherapie zu besprechen und erläutern wäre sicherlich für deine Genesung hilfreich.Denn Worten können der Seele genauso weh tun wie Waffen dem Körper.Und die Art und Weise wie deine Familie mit der Thematik Krankheit/Trauma umgeht (Verdrängen?Tabuisieren?) hat dich sicherlich als Kind beeinflusst und spielt vielleicht eine Rolle in der Entstehung deiner Krankheit.

Patrick Holford z.B schreibt in seinem Buch "Optimale Ernährung für die Psyche",daß sich hinter der Depression oft verdrängten Ärger/Wut/Zorn versteckt,der eigentlich gegen anderen Leuten gerichtet ist.Da man aber gelernt hat,den eigenen Zorn zu verdrängen,wird er gegen sich selbst gerichtet und man wird depressiv.Eine These,die auf meinen Fall absolut trifft,sowohl gegenüber meinem Vater wie meinem Mann.

Was ich dir eigentlich empfohlen habe,ist nicht,wie Julia das gemeint hat,den Kontakt zu deiner Familie komplett abzubrechen (wäre für dich und dein Kind sowieso nicht gut),sondern den Kontakt mit ihnen zu "meiden" im Sinne von "auf ein Minimum zu reduzieren", soweit es möglich ist und soweit sie weiterhin diese wenig mitfühlende und sogar verletzende Reaktionen zeigen.

Mein Vorschlag ist also:mehr Abstand halten,sowohl körperlich wie psychich (lernen,sich von ihren Meinungen nicht abhängig zu machen) etwas unabhängiger werden und daß solange, bis du eben diesen dicken Schutzpanzer aufgebaut hast.

Der Vorschlag , ihnen Infosmaterial zu geben (Buch von Brooke Shields) ist natürlich sehr gut, ABER ich wäre da auch vorsichtig,denn nicht jeder ist imstande oder gewillt diese Krankheit zu verstehen.Falls du das machst,dann versuche nicht so viel davon zu erhoffen,denn damit könntest du vielleicht bitter enttäuscht werden.Ich hoffe es natürlich nicht! :wink:

Ich persönlich meide solche Gespräche mit manchen Leuten wie manche Freundinnen , meiner Schwiegermutter z.B. denn da kommen doofe Sprüche wie "Du bist hart,schwierig,herzlos"(Schwiemu) oder "Gesprächstherapie ist ein Schmarrn,du MUßT (!!!) Tabletten schlucken!" oder eben der klassische Spruch "Reiß dich zusammen"Du hast einen netten Mann,eine hilfsbereite Schwiemu,hübsche und gesunde Kinder,ein schönes Haus, dir geht´s gut!".Was bringen mir solche Gespräche?Nur Schuldgefühle und das Gefühl dazu,in meinem Leid total mißverstanden zu werden!Also geht es mir damit noch schlimmer als vorher,darum spreche ich überhaupt nicht mehr über dieses Thema mit diesen Leuten!

Mit meiner Mutter dagegen bin ich sehr offen,sie ist sogar diejenige,die ich gleich anrufe, wenn es mir ganz dreckig geht,sprich Tränen in den Augen habe und selbstmordgefährdet bin.Sie spendet mir Trost,sucht gemeinsam mit mir nach Lösungen,sie ist einfach im Zuhören großartig!

Meiner besten Freundin kann ich auch alles erzählen,nie hat sie ein verletzendes Wort,nie hat sie mir Schuldgefühle eingeredet,ich kann bei ihr sein,WIE ICH BIN,also auch traurig und deprimiert,ich fühle so angenommen,WIE ICH BIN!!!(Christina,du bist die Beste!!!).Darum geht es mir in einer ehrlichen,positiven Beziehung!

Ja, ich suche mir jetzt also bewußt die Leuten aus,die mit meinem Leid respektvoll und gefühlvoll umgehen können und die mir durch ein Gespräch wieder Kraft geben.

Und meide das Thema mit denjenigen,die mit diesem Leid/dieser Krankheit nichts anfangen können und die, wie du schreibst,mir Kraft kosten statten zu spenden!

Das ist eigentlich der Rat, den ich dir geben wollte und der Grund,warum ich mit Verteilen von Infosmaterial vorsichtig wäre,denn es kommt nicht immer an,wie man es sich vorgestellt hätte.Und die Bereitschaft,sich zu informieren,müssen die Leute auch haben!Mein Mann hat z.B nicht mal die Broschüren über Depression gelesen,die der Psychiater beim gemeinsam Gespräch persönlich gegeben hat!!!

Ich wünsche dir alles Gute , liebe Karin und freue mich sehr,wenn du uns mal schreiben kannst,daß es dir sehr gut geht!

Dein Freund hat übrigens Recht:harte Krise können zu einem neuen Anfang bführen!Ich finde persönlich das Leben nach dieser höllischen Krankheit jeden Tag wunderschön, jeden Tag bin ich unendlich dankbar , am Leben zu sein,Freude daran zu haben und eine wunderbare kleine Familie zu haben!Es wird bestimmt für dich auch so sein! :D
Antworten