nach 12 stunden wehen stellte man bei der geburt meiner tochter fest, dass sich das köpfchen nicht in die notwendige position drehte. man versuchte daraufhin ihn während der wehen zu drehen, was schlimm war, da ich zuvor auch ein wehenverstärkendes mittel erhalten habe. ich habe mich oft gefragt, ob sich ihr kopf nicht von selbst gedreht hätte, wenn man etwas mehr zeit gelassen hätte und mit dem wehentropf gewartet hätte...
kurz bevor man mir mitteilte, dass es zum kaiserschnitt kommen würde, dachte ich auch einigermaßen fassungslos "nun schneiden die dir nach 12 stunden wehen einfach den bauch auf"...
das op- team war mitfühlend, aber sein kind vor die nase gehalten zu bekommen, aber es nicht berühren zu können, weil die arme angeschnallt sind, war schon ein sehr hilfloser moment...
mein baby hatte eine lungenentzündung und man teilte mir nach qualvollen minuten, in denen ich auf ihre rückkehr vom absaugen wartete mit, dass man sie in ein krankenhaus 20 km entfernt, von der klinik, in der ich mich befand, bringen müsste. was soll man da im ersten moment denken und fühlen? das alles erschien mir dann schon vernünftig für ihre betreuung. zumal man am dritten tag auch noch bei mir und ihr eine streptokokkeninfektion diagnostizierte. ob als folge dessen oder nicht... sie hatte auf der intensivstation einen zeitweiligen atemstillstand...
ich habe in den tagen nach dem eingriff nur funktioniert. ich glaube, ich habe mir eingeredet, wegen einer operation in der klinik zu sein, was auch bis tag 3 funktionierte, da ich ein einzelzimmer hatte und zu schwach war, um auf dem gang herum zu laufen.
am dritten tag fuhr ich zu ihr in die kinderklinik. das war einer der schlimmsten momente. sie lag da in so einem plastekasten, ihre augen waren geschwollen... ich hatte seit der 35. schwangerschaftswoche geglaubt, dass mein baby nun nicht mehr auf so ein teil angewiesen sein würde.
und da stand ich nun, vom eigenen schmerz noch ganz fertig... ich hatte einfach das gefühl, ihr nichts geben zu können verbunden mit einer angst, mich einzulassen und sie möglicherweise dann doch noch zu verlieren...
ich kam mir schäbig vor, dass die situation war, wie sie war...
inzwischen ist sie zu hause und gedeiht und trotzdem bin ich immer noch - die geburt war im oktober - traurig und unnatürlich kraftlos und weine viel. manchmal denke ich auch, dass es anstrengt, diese gefühle vor ihr zu verbergen. mein freund und ich haben jeder für sich und dann für sie ihre geburtsgeschichte aufgeschrieben, für ein album, was noch gebastelt wird. ich glaube, diese kinderfreundliche version, klingt schon optimistischer als die phase, in der ich mich befinde...

als sehr anstrengend empfinde ich immer noch die kontakte zu meiner mutter, die nach 2 besuchen den eindruck mitteilte, ich würde mein kind aufgrund der geburtsgeschichte wohl anfangs nicht geliebt haben, ich solle mich aufraffen, mir nichts einreden (lassen)... kurz: vorbei ist vorbei.
ich bin da recht hilflos und arm an schlagfertigen reaktionen. auf der anderen seite habe ich aber auch nicht die kraft, heile welt zu spielen.
die geburt, so dachte ich, macht mich als gesamtperson stärker und nun bin ich verletzlicher denn je.
inzwischen habe ich mir hilfe gesucht, der zustand ist als depressive episode diagnostiziert. bisher habe ich - ich stille noch - mich gegen medikamente entschieden. irgendwie habe ich auch angst mich mit medikamenten wieder "familientauglich" machen zu müssen. (???)
o- ton mutter: "wenn du weiter so bist, wirst du am ende keine freunde mehr haben. (sie meinte wohl eher familie...)
o- ton vater: "du hast aber auch ein talent, alles negativ zu betrachten. die kleine lacht auch kaum" (meinen vater kenne ich aber auch nicht unbedingt als lebensclown...)
o-ton bruder: "ich trau mich schon gar nicht mehr nach deinem befinden zu fragen. ich will schließlich auch nochmal ein kind haben."
ich selbst habe das gefühl, dass ich mir langsam mein leben zurück erobere. ich hab mich auch nie komplett von der außenwelt isoliert und haben inzwischen auch wieder vertrauen, dass es w-e-i-t-e-r geht.
trotzdem hauen mir solche kommentare die füße weg und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
was tun?
viele grüße
karin