Total ausgebrannt.....

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sakri

Total ausgebrannt.....

Beitrag von sakri »

Hallo,

finde es super, dass es so ein Forum gibt und das ich dazustossen konnte.

Ich muss auch etwas loswerden:

Bin 30 Jahre alt, habe einen 6 Monate alten Sohn - Aaron -

Meine Schwangerschaft verlief bis zum 5 Monat super, bis in jener Nacht, in der ich eine halbseitige Lähmung der kompletten linken Körperhälfte hatte.

Wurde dann ins Krankenhaus eingewiesen, zig Untersuchungen, Verdacht auf Schlaganfall.
Hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Durch Zufall ist man, anhand der Blutwerte darauf gekommen, dass ich an Borreliose erkrankt bin (Zeckenbiss), allerdings ist unklar, ob dies während der Schwangerschaft passiert ist oder evtl. auch schon eher.

Seit dem Zeitpunkt war ich von der Arbeit freigestellt, musste zu verschiedenen Ärzten, es gab soviele unterschiedliche Meinungen zu dem Thema, da es wohl bislang selten vorgekommen ist, dass soetwas während der Schwangerschaft passiert.
Einige Ärzten wollten mich sofort behandeln, andere haben davon abgeraten. Tja, was tun...?
Habe mich dann entschieden abzuwarten und mit der Therapie nach der Geburt zu beginnen.

Die Geburt: Eine Katastrophe...

Insgesamt habe ich 18 Stunden in Wehen gelegen, Schmerzen ohne Ende.
2 x PDA hat nichts gebracht.

Als dann die Herztöne von Aaron immer schwächer wurden, haben die Ärzte nicht lange gefackelt und sofort einen Notkaiserschnitt organisiert.
Im OP hat man mir dann eine SPA gelegt (da ja die PDA´s nichts gebracht haben), als ich auf einmal keine Luft mehr bekommen habe. Dachte schon, mein letztes Stündchen hat geschlagen, somit musst man mir eine Vollnarkose geben.

Toll, dahin die Traumvorstellung vom Kinderkriegen, wie ich´s die letzten 9 Monate gehört und gelesen habe. Habe mir so gewünscht, mein Baby im wachen Zustand zu begrüssen, ihn auf den Arm gelegt zu kriegen, zu sehen wie die Nabelschnur durchgeschnitten wird....

Zu Hause angekommen, war es so, dass Aaron permanent nur geschrien hat. Er ist mein erstes Kind, war sowieso schon so ängstlich und unbeholfen und dann ständig ein schreiendes Kind auf dem Arm.

Dann musste ich ich fast vier Wochen jeden Tag (auch WE) zum Arzt zwecks Infusion (Therapie), die letzten zwei Wochen auch immer Aaron im Schlepptau. Das war ganz schön stressig.

Mit dem Stillen hat letztendlich gut geklappt, aber nur mit Hütchen.

Wochen später, hat Aaron fast 40°Fieber bekommen, wir sind sofort in die Klinik gefahren. Blutvergiftung.
Wie kann soetwas passieren? Die Frage kann mir bis heute keiner so richtig beantworten.
Im Krankenhaus waren wir zwei Wochen (war auch da rund um die Uhr), Aaron hat verschiedene Antibiotika bekommen.

Als wir endlich zu Hause waren, mussten wir nach zwei Tagen feststellen, dass Aaron wieder Fieber hat.
Also wieder ins Krankenhaus, wieder Antiobiotika, wieder zwei Wochen in Klinik.

Dort hat man ihn jetzt genauer unter die Lupe genommen (Lungenröntgen, ganz oft Blut am Kopf abgenommen, Rückenmarkswasserentnommen) und ständig der Schlauch am Kopf, der ständig verstopft war und neu gelegt werden musste.

Diesmal bestand Verdacht auf Borreliose, was sich nicht bestätigt hat.
Er hat ja durch die Muttermilch meine Antikörper gekriegt.

Dann endlich wieder zu Hause, es hat gedauert, bis wir uns einigermaßen erholt haben. Obwohl das Gefühl habe, mich nie richtig erholt zu haben.

Richtig Hilfe haben wir nie bekommen, mein Mann macht ein Abendstudium, war/ist 3xdie Woche nie vor 21:30 nach Hause gekommen und samstags auch Schule.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich einfach nicht mehr kann....
Schlaflose Nächte, auch tagsüber komme ich nicht zur Ruhe, fühle mich einfach überfordert als Mutter, Hausfrau und Ehefrau.

Jegliche Zärtlichkeit mit meinem Mann lehne ich konsequent ab. Ich kann das nicht...
Sex hatten wir seit der Schwangerschaft nicht mehr - also 15 (!) Monate nicht. Tja, für beide eine harte Bewährungsprobe.

Inzwischen bin ich froh, wenn mein Mann nicht da ist, Wochenende ist für mich immer Horror. Habe irgendwie das Gefühl, er bringt immer Chaos rein, wenn ich mich und Aaron gerade "in Griff" habe.
Er hat ab Donnerstag vier Wochen "Urlaub".
Urlaub in dem Sinne, da er die Zeit für seine Prüfungen nutzen muss.

Davor habe ich schreckliche Angst, zu wissen, das jemand da ist, von ihm aber trotzdem keine Unterstützung erwarten zu können, sondern auch noch Rücksicht nehmen "zu müssen", ruhig zu sein bzw. mit dem Kind auch mal woander hinzufahren, damit er in Ruhe lernen zu können.

Tja, das ist meine Geschichte, ich weiß einfach nicht mehr weiter, da ich im Moment wirklich bis zum Ende erschöpft bin und mich so danach sehne auch mal wieder auszuschlafen, mehr Zeit für mich zu haben (stille immer noch)....

Was kann ich nur tun? Ist eine Mutter-Kind-Kur in dem Fall ratsam?
hanna

Beitrag von hanna »

Oje, liebe Sakri
Ganz herzlich willkommen hier im Forum.
Zunächst mal: Du hast ja soooooo viel erlebt und was Du bewältigen musstest, das würde jede umhauen!!! Ich meine, Mutter werden alleine, ohne Boreliose, ohne traumatische Geburt, ohne krankes Kind etc. ist für sich schon meist eine grosse Umstellung und Belastung, bei Dir kam ja alles zusammen und dass Du nicht mehr kannst, wundert mich nicht. Ich hätte wohl schon viel früher die Waffen gestreckt.

Ich denke, das wichtigste für Dich ist: ENTLASTUNG, ENTLASTUNG, ENTLASTUNG!!!!!!!!! ( :roll: tönt superschlau, ist aber einfach wirklich so)
Dein Mann soll in der Bibliothek lernen, frag Freundinnen, (Schwieger)-mütter oder Väter, ob sie Dich entlasten können. Erwäge eine Haushaltshilfe (die z.T. in D wie ich gehört habe von der KK bezahlt wird). Und wenn Du das Gefühl hast, "psychisch" nicht mehr klar zu kommen, vertraue Dich Deinem Hausarzt, Deiner Hebamme oder so an. Vielleicht brauchst Du auch medikamentöse und/oder therapeutische Hilfe.

Was Deinen Mann angeht, der hat natürlich auch viel vor in dieser Zeit und ich nehme an, das lässt sich nicht ändern. Kann oder will er Dir nicht mehr abnehmen oder willst Du das nicht (manchmal stehen sich da die Mütter selber im Weg, ich meinte bei meinem ersten Kind immer, ich müsse "aufpassen", dass mein Mann nichts falsch macht, was zur Folge hatte, dass er erstens sauer war und zweitens immer weniger machen wollte)? Männer, die nicht wollen, denen muss man es halt immer wieder sagen, dass sie halt sollen. Wenn es eher an Dir liegt, dann versuche vielleicht auch über Deinen Schatten zu springen und lass ihn machen, er machts vielleicht anders, aber nicht schlechter.

Aber ganz, ganz wichtig, ist, dass Dir jemand hilft und Dich entlastet. Sag das auch Deinem Mann, ihr solltet da zusammen Lösungen suchen. Wenn es finanziell drinliegt, stellt jemanden ein, der für ein paar Stunden am Tag kommen kann oder so. Andere können Dir sicher mehr zu den Möglichkeiten der Kostenübernahme durch die KK sagen....

Liebe Grüsse
Hanna
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo Sakri,

herzlich willkommen hier im Forum.
Ich kann mich Hanna eigentlich nur anschließen. Das was du im letzten halben Jahr erlebt hast, ist ganz schön viel auf einmal. Da ist es nur zu verständlich, dass du dich ausgebrannt fühlst. Ich würde dir auch raten, dir Hilfe zu suchen. Sei es bei der Familie oder von Freunden, die dir dein Kind mal abnehmen können oder für dich persönlich in therapeutischer Hinsicht. Wenn du Vertrauen zum Hausarzt oder Frauenartz hast, sprich doch mit einem von beiden über deine Probleme. Die können dir bestimmt weiterhelfen. Oder schau' hier auf der Seite nach entsprechender, fachlicher Hilfe. Wichtig ist jetzt wirklich, dass du entlastet wirst, damit du wieder entspannen kannst und dich auch wieder um dich kümmern kannst.

Und hier kannst du natürlich auch immer über dein "Päckchen" sprechen, hier wirst du verstanden und es gibt viele nützliche Tipps und Erfahrungen von anderen Betroffenen. Super, dass du hier her gefunden hast.

Bis bald und erst mal gute Besserung.
Ganz liebe Grüße
Julia
karin

Beitrag von karin »

liebe sakri, herzlich willkommen. glaub mir, ich kann dir nachfühlen. mein freund war in einer ähnlichen situation. ich konnte allerdings abwenden, dass er zu hause lernte. hatte genau dieselben ängste wie du: erblockiert ein zimmer und ich renne mit der maus - zeigefinger auf dem mund - durch den rest der wohnung. schade, dass dein mann nicht versteht, dass, wenn er dich jetzt nicht besser unterstützt, er irgendwann ein größeres problem bekommen wird. sei es, dass es dir und damit eurer beziehung schlechter geht, dass du ausfällst oder dich möglicherweise trennst...
vielleicht, wenn es sich organisieren lässt, kannst du ihm aaron aber auch einfach mal für 1,2 stunden überlassen und du flüchtest außer hörweite und tust dir einfach mal was gutes (ruhig eine zeitung lesen, fernsehen, in ruhe tee trinken). manchmal hilft auch das schon. du musst ja auch erstmal wieder kraft tanken nach der doofen geburt... wie sollst du sie sonst an dein baby weitergeben. leider wird das von ärzten und mitunter auch vom privaten umfeld manchmal vergessen, wenn man nicht umkippt oder es reausschreit.
außerdem muss dein mann auch die chance kriegen, vater zu sein. nicht reinzuwachsen, sondern es zu sein. genauso wie du ja die mutter bist.
mir haben auch gespräche mit anderen mütter geholfen.
liebe sakri, ich denke, dass einem nur sachen aufgeladen werden, die man auch bewältigen kann. vielleicht glaubst du noch nicht dran, aber es wird besser werden.
eine kur würde ich erst machen, wenn du wieder in der lage bist, so eine zeit zu genießen...
ich wünsch dir viel kraft
karin
karin

Beitrag von karin »

ps: vielleicht hilft dir auch ein langsames abstillen. das ist zumindest einen gedanken wert...
fufufella

Beitrag von fufufella »

dein tipp mit dem abstillen finde ich wirklich nicht gut. das gibt dem kind doch geborgenheit und nähe. und auch für mich als mutter kann es was ganz schönes sein. nicht immer ist stillen eine last und überfordert die mutter. ich finde es traurig, wenn immer grad ans abstillen gedacht wird :cry:
Jenny

Beitrag von Jenny »

Kommt drauf an. Wer gern stillt, soll um Himmels Willen net abstillen! Aber manche Mütter machen das nur, weils von ihnen erwartet wird oder weil sie sich selbst damit unter Druck setzen. Ich habe alle vier Kinder gestillt, aber zwei eben nur ein paar Wochen lang, weil das Stillen mehr Last als Lust war (ich hatte nicht die Muße dazu und konnte es auch net anders einrichten, auch im Nachhinein seh ich da keine Möglichkeit). Jetzt still ich den Kurzen schon 14 Monate lang.
sakri

Beitrag von sakri »

Hallo,

danke erst einmal für Euer Feedback!!:-)
Es tut gut, zu wissen, nicht alleine da zu stehen!

Tja, mit dem Abstillen ist echt nicht einfach - habe auch schon daran gedacht.
Inzwischen eine gute "Lösung" gefunden.

Morgens stillen, vormittags Flasche, Mittags gibt´s schon Gläschen und nachmittags und abends wieder stillen. Pro Monat will ich jetzt die anderen Mahlzeiten auch ersetzen.
Aaron hängt natürlich sehr an der Brust und irgendwie stillen ich auch zu gern, als das ich von jetzt auf sofort abstillen könnte.

Muss im Moment wieder Antiobiotika nehmen, mit denen darf ich zwar stillen, weiß nur nicht, ob es so gut ist auf Dauer, denn immerhin geht das Zeug ja in die Muttermilch und somit wird Aaron damit auch vollgepumpt.

Hat evtl. jemand von Euch Erfahrung mit Antibiotika während der Stillzeit?

Muss mir wohl eingestehen, dass ich wohl ohne fremde Hilfe nicht weiter kann!

Karin, Du hast Recht mit der Kur, der Zeitpunkt im Moment wäre wohl nicht so günstig:-(

Danke für Eure Antworten,

Sakri
Jenny

Beitrag von Jenny »

Die meisten Antibiotika soll man net nehmen, denn das Kind kriegt Durchmarsch oder ne Pilzinfektion. Au0erdem kann man das Kind dadurch sensibilisieren, sodass es manche antibiotika deshalb später nimmer verträgt.

Frage bei www.embryotox.de an, ob und welche Präparate du nehmen kannst. Solltst du die Antibiotika net grade wegen der Brreliose brauchen sondern wegen Bronchitis etc., könntest du auch auf pflanzliche Präparate aus Kressesamen zurück greifen.
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