Diese immer wiederkehrenden Rückfälle sind so zermürbend!!!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Urmelchen24

Diese immer wiederkehrenden Rückfälle sind so zermürbend!!!

Beitrag von Urmelchen24 »

Hallo,

ich bin meist stiller Mitleser und finde es klasse, wie Ihr Euch gegenseitig Mut macht. Ich bin 40 Jahre, habe Zwillinge (Dominik und Marcel *24.4.03) und bin verheiratet.

Ich kämpfe nun seit Oktober 2004 mit Depressionen und Angstzuständen und nehme 30 mg Paroxetin.

Am Anfang waren die guten Phasen in der Minderheit und die negativen überwiegten. Mittlerweile ist es so, daß die guten überwiegen und die negativen in der Minderheit sind.

Trotzdem reißen mich diese Rückfälle immer wieder runter. Seit knapp einer Woche habe ich wieder so eine Phase mit Depression und Angstzuständen. Mir ist dann morgens, wenn ich aufwache, zittrig, schlecht, ich habe Schweißausbrüche, bin müde und alles ist mir zuviel. Manchmal wird es dann im Laufe des Tages besser und dann schöpfe ich wieder Hoffnung, daß es mir am nächsten Morgen hoffentlich wieder besser geht.

Aber momentan ist das nicht der Fall. Irgendwann muß dieser Mist doch mal wieder aufhören!!!!, zumal ich am anfang immer dachte, mit Medikamenten muß das doch in Griff zu kriegen sein, aber das war wohl ein Trugschluß. So einfach ist es anscheinend nicht.

Ich muß mich doch um meine Kinder kümmern und möchte die Tage genießen können und nicht nur Dinge tun, weil sie sein müssen, mich zu allem aufraffen und überwinden muß und hoffen, daß ich den Tag irgendwie rumkriege, es bald Abend ist und der nächste Tag hoffentlich wieder besser wird.

Danke fürs Zulesen.

Lg
Petra
Micha

An Urmelchen

Beitrag von Micha »

Liebe Petra,

ich weiß wie besch....... du dich fühlst, denn mir ging es genauso. Dies Achterbahnfahrten sind die Hölle - erst rauf und man denkt man hat es endlich geschafft und dann wieder Abschußfahrt ins tiefe Tal.

Ich konnte mir noch so oft sagen: Das ist bei Depressionen so, die guten Zeiten überwiegen die schlechten und bleiben irgendwann ganz aus, egal ich dachte immer der ganze Mist fängt wieder von vorne an.

Meine Ärztin verschrieb mir erst Lithium und später noch zur Verstärkung Valproat. Beides sind Mittel, die einen Rückfall vorbeugen. Von da an ging es immer besser. Nach 2 Jahren ging es mir richtig gut und jetzt nach 3 Jahren bin ich dabei ein Medikament auszuschleichen.

Vielleicht kann dein Arzt ja noch das Paroxetin erhöhen, ich weiß ja nicht ob 30 mg für dieses Medi viel sind. Ich nahm in meinen "Glanzzeiten" 175 mg Doxepin.

Trotzdem merkst du selbst, dass das Gute das Böse schon eingeholt hat und das ist ein gutes Zeichen. Morgens nach dem Aufstehen ist es am schlimmsten, das war auch bei mir so, ich dachte ich krieg den Tag nie rum und war schweißgebadet bevor ich aus dem Bett kletterte.

Geh zu deinem Arzt und sprech das Problem an und meld dich, was er gesagt hat.

Liebe Grüße Micha
Petra

Beitrag von Petra »

liebe namensvetterin;)

hast du schon herausgefunden was der grund für deine depressionen und angstzustände ist?

Physische Faktoren

gravierende hormonelle Veränderungen
biochemische Veränderungen durch die schlaflosen Nächte
genetische Einflüsse

Peripartale Faktoren

langes Warten auf eine Schwangerschaft
ungeplante oder unerwünschte Schwangerschaften
Schwangerschafts-Komplikationen
Verunsicherung im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge
Schwangerschafts-Depression
traumatisches Geburtserlebnis
krankes oder totes Kind
Abschied von der Schwangerschaft
Abschied vom "Traum-Baby"
Schwierigkeiten beim Stillen
abruptes Abstillen
Einnahme bestimmter Abstill-Präparate

Psychische Faktoren

Abschied von der eigenen Kindheit
persönliche Einschränkungen
Identitätskrise
Perfektionismus
Neigung zu extremer Besorgnis
durch die Geburt reaktivierte unverarbeitete Erfahrungen aus der Vorgeschichte, zeitlich nahe um die Geburt angesiedelte belastende Ereignisse

Soziale Faktoren

Idealvorstellungen hinsichtlich der Mutterrolle
in der Pflege anspruchsvolle Kinder
Reaktion der bereits vorhandenen Kinder
Neufindung in die Rolle als Mutter
veränderte Beziehung zum Partner
veränderte Beziehungen zu den Eltern und Schwiegereltern
Gesellschaftliche Faktoren


Verklärtes Mutter-Image

Ausklammerung der Schattenseiten der Mutterrolle
zu wenig Schonung der Mutter

vielleicht findest du dich in dem einen oder anderen punkt wieder und kannst ein bißchen auf dich schauen dass du dir auch hier aufklärung und unterstützung suchst!

glg petra
Urmelchen24

Beitrag von Urmelchen24 »

Liebe Micha,

vielen Dank für Deine lieben Worte.

Ich nehme normalerweise 20 mg Paroxetin und 40 mg sind die Höchstdosis (lt. Beipackzettel) die man nehmen kann.

Meine Ärztin ist jetzt 3 Wochen im Urlaub und hat mir eine Notfallmedikation aufgeschrieben (statt 20 mg auf 30 oder 40 mg erhöhen, und dreimal am Tag eine halbe Tablette "opipramol") die ich jetzt auch so einnehme. Allerdings macht mich das opipramol so dermaßen müde, dass ich im Stehen einschlafen könnte.

Ich habe erst vor 3 Wochen zu dieser Ärztin gewechselt, da mir der vorherige Arzt immer nur Medikamente gegeben hat. Als ich ihn auf eine Gesprächstherapie angesprochen habe, meinte er, das wäre bei mir nicht nötig, ich hätte eine normale Kindheit, würde mit meinem Mann zurechtkommen und er wüßte gar nicht, wo er bei mir ansetzen sollte. Das fand ich ja das allerletzte.

Daraufhin habe ich gewechselt, was ich schon viel früher hätte machen sollen. Die Ärztin hat gesagt, daß ich Gespräche brauche, vor allem in Bezug auf Streßsituationen (da es dann bei mir immer auftritt) und auch um herauszufinden, woher das ganze evtl. kommt.

Meine Zwillinge wurden in der 29.SSW aufgrund eines Blasensprungs per Not-Kaiserschnitt geholt und gleich in die 60 km entfernte Kinderklinik gebracht. Ich habe sie nur ganz kurz im Brutkasten gesehen und das wars dann.

6 Tage später habe ich dann meine Kinder zum ersten Mal gesehen und sie kamen mir völlig fremd vor. Ich hatte keinerlei Beziehung zu Ihnen. Und das habe ich auch noch nicht alles verarbeitet.

Nach 8 Wochen Kinderklinik durften wir sie dann mit nach Hause nehmen und dann erst hat sich die Mutter-Kind Beziehung bzw. die Liebe richtig eingestellt. Ich beneide auch immer andere schwangere Frauen, die es bis zur 40. SSW schaffen, dann eben mal ins Krankenhaus gehen und schwuppdiwupp ganz normal ihr Kind bekommen und von dem unbeschreiblichen Gefühl erzählen, wenn sie das Kind auf den Bauch gelegt bekommen.

Als ich das meiner neuen Ärztin erzählt habe mußte ich sofort wieder Rotz und Wasser heulen. Und sie hat mich verstanden, da sie selber Kinder hat.

Sobald sie wieder aus dem Urlaub zurück ist, habe ich eh einen Gesprächstermin.

LG
Petra
Urmelchen24

Beitrag von Urmelchen24 »

Ebenfalls "Hallo, liebe Namensvetterin",

das ist ja interessant. Ich finde mich in einigen Punkten wieder.

z.B. bzgl. Schwangerschaft
- wir konnten erst nach 7 Jahren des übens, durch künstliche Befruchtung, schwanger werden
- Komplikationen in der Schwangerschaft bzw. Frühgeburt in der 29.SSW
- ständige Angst während der Schwangerschaft, dass was schief geht
- dann gleich Zwillinge, extremer Streß am anfang

Als mein Mann im September 2004 in den Einsatz nach Afghanistan mußte, haben die Depressionen angefangen. Ich war alleine mit den Kindern, die damals gerade mal etwas über ein Jahr waren und war der ganzen Last, vor allem alleine die Verantwortung zu tragen, nicht gewachsen.

Und das alles werde ich jetzt in einer Gesprächstherapie aufarbeiten.

LG
Petra
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