Heute ein mieser Tag...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Maren25

Heute ein mieser Tag...

Beitrag von Maren25 »

Hallo,

bin in letzter Zeit irgendwie mehr stille Leserin gewesen. Nur fällt mir seit Samstag wieder total die Decke auf den Kopf.

Seit Anfang Juli weiss ich von meiner Depression. Mittlerweile nehme ich Johanniskraut und vor 3 Wochen habe ich eine Therapie angefangen. Seit das Johanniskraut wirkt, bin ich wieder fröhlicher, lache mehr, bin nicht mehr so zickig. Nur scheint mein Mann jetzt zu denken, alles ist wieder gut, alles ist beim alten :? Von einer Krankheit darf ich sowieso nicht sprechen, das sei doch alles Kopfsache, sagt er. Ja, irgendwie bin ich auch der Meinung es ist Kopfsache, aber diese "kleine" Kopfsache ist ausgeartet und hat sich zu einem Krankheitsbild entwickelt!

Durch die Überforderung mit meinem Schreibaby und der Drepression hab ich mich zurückgezogen. Köperliche Nähe kann ich nur bedingt annehmen! Dadurch denkt mein Mann gleich, ich würde ihn nicht mehr lieben! Ich kuschel mich gern auf dem Sofa an seine SChulter oder drücke ihn wenn er in der Küche steht. Nur mein Mann drückt nicht nur zurück, er fässt mir gleich an die "Boobs" oder streichelt mich sogar an noch intimeren Stellen! Ich zieh mich zurück, sag ihm er solle es bitte lassen....
Erst gestern hatten wir wieder eine Diskussion: Liebst du mich überhaupt noch? JA, war meine Antwort. Hab versucht ihm zu erklären, dass ich gern mal umarmt werde, aber mehr körperliche NÄhe kann ich irgendwie nicht annhmen! Dann kommt er gleich mit seinen Bedürfnissen! Seine Bedürfnisse werden nicht befriedigt! ER will nunmal SEx und das geb ich ihm ja auch nciht, also warum soll er mir dann eine Umarmung geben! Ich hab das heulen angefangen! Das kann er gar nicht ab, dann verlässt er meist den Raum. Gestern hat er mich mal wieder gedrückt!
Auf jeden Fall will ich ihn nicht mal mehr umarmen, weil ich ja weiss, dass er mir dann irgendwo hinfasst oder gleich fragt ob wir nach oben gehn und PUNKT PUNKT PUNKT
Ich versteh ja, dass er Sex braucht, aber ich kann einfach nicht! Deswegen ziehe ich mich immer mehr zurück und will nicht mal mehr umarmt werden.... wo soll das nur hinführen?!

Gestern lag ich im Bett und hab geheult und mich gefragt ob es nicht doch besser wäre auszuziehn! Aber ich liebe ihn noch und möchte, dass es wieder so wird wie es mal war. Ich weiss nur nicht, wie wir das schaffen sollen!
Dann hab ich so geheult, dass ich mir mein altes Leben zurück gewünscht habe, alleine in meiner Wohnung! Alleine sein, das hab ich mir gewünscht, ohne Mann, ohne Kind!
Mein Mann macht viel mit mit mir. Mein rumgezicke, meine schlechte Laune, meine SexUnlust.... aber ich kann es einfach nicht so schnell ändern. Ich hab kein Knopf den ich drücken kann und alles ist wieder gut. Und das weiss er ja!

... wir sind beide total unglücklich....

Danke fürs zuhören,

die verheulte Maren!
Jenny

Beitrag von Jenny »

Nimm deinen Mann doch einmal mit zum Therapeuten oder arzt, wenn du einen hast. Oder druck ihm was aus über PPD und gib ihm das zu lesen.
Es ist für nicht Depressive sehr schwer zu verstehen, dass es nichts nützt, zu versuchen sich zusammen zu reißen oder an was Schönes zu denken. Selbst WENN man funktioniert, selbst WENN man an den letzten Urlaub etc. denkt - die GLÜCKSEMPFINDUNG bleibt aus. Es ist ähnlich, als wolle man einem Blinden die Farbe Blau erklären.

Was die sexuelle Unlust angeht: Die ist ja auch ein Symptom. Und ein Zeichen, dass du im Moent nicht GEBEN kannst, weil du schon soviel gibst, dass du innerlich ganz leer geworden bist.
Natürlich ist es für einen jungen, gesunden und vitalen Menschen schwer, auf Sex zu verzichten. Aber wenn du einen Unfall gehabt hättest und monatelang im KH liegen müsstest, eingegipst womöglich, müsste er das auch hinnehmen. Und du BIST momentan "eingegipst" in deine Depression.
Mach ihm doch folgenden Vorschlag: Sechs Wochen lang Kuscheln, Streicheln Schmusen, aber eben nicht "das Eine!". Von dir wird dadurch der Erwartungsdruck genommen und so eine Sexpause macht manchmal ganz schön Appetit... :wink:
Maren25

danke

Beitrag von Maren25 »

du hast es genau beschrieben: es ist der DRUCK der mir so zu schaffen macht! Ich mache mir selber Druck, weil ich weiss, dass mein Mann den SEx braucht und ich will ihm den auch geben... kann aber nicht im Moment!
darüber werd ich später nochmal mit ihm reden!
ich hab auch schon mal versucht, dass er was über Depris liest. Hab ein Prospekt von der Ärztin bekommen, aber er ist da irgendwie teilnahmslos!

lg
maren
Jenny

Beitrag von Jenny »

Maren, ich wünsche dir, dass dein Mann das einsieht.
Zur Not schreibst du ihm nen Brief mit dem, was und wie du fühlst. Auch, dass du ihn eben auch noch liebst.

Weißt, ich kann dich sehr gut verstehen.
Mir ist die Depression auch auf die Libido gegangen (eigentlich bin ich sexuell ja ein Kerl - kann immer, will immer, hab sehr viel Spaß dran, aber da war während der PPD net soviel von zu spüren).

Mir war Sex auch einfach zu viel.
Da war ein großes Kind, was sich, obschon recht vernünftig, vor Eifersucht zerrissen hat. Da war ein Säugling, der mich nicht nur emotional, sondern auch körperlich (durchs Rumtragen und Stillen) in Beschlag gelegt hat. Da waren all die kleineren und größeren Umstellungen, die mich von früh morgens bis spät Abends gefordert haben. Und dann lag ich im Bett, und sollte SCHON WIEDER jemanden "bedienen"? Mein Mann ist alles andere als ein Egoist, aber so kam's mir vor. "Kann man denn nicht mal nachts seine Ruhe haben?" hab ich ihn angeschnauzt.
Nun, er hats überlebt, ist auch net fremdgegangen und inzwischen würden wir wieder viel öfters, als sich gelegenheit bietet. Aber solange ich krank war, konnte u. WOLLTE ich net.
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Maren,

ich kann deine Problematik auch sehr gut verstehen. Als es mir so schlecht ging, konnte ich mich auch nicht aufraffen zum Sex. Es gab auch zahlreiche Diskussionen mit meinem Partner, aber jetzt – wo es mir wieder besser geht – hat sich das wieder gegeben. Versuche noch mal mit deinem Mann zu reden, er sollte das irgendwann verstehen, und dich nicht so sehr unter Druck setzten. Und du selbst natürlich auch nicht. Das ist schwer, ich weiß. Es gab Zeiten, da habe ich über nichts anderes mehr nachgedacht, als über meine Sexunlust ... Das war schrecklich. Aber ich habe eh das Gefühl, dass bei einer Depression solche Themen riesig werden können. Man bleibt irgendwie an allem hängen und steigert sich total rein, das ist halt die Depression, die einen so einnimmt. Man ist total mit sich selbst beschägtigt, da ist es fast schon klar, dass erst mal einige Bereiche brach liegen ... Aber auch das geht wieder vorbei!

Ganz lieb
Julia
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Maren,

ich kann deine Problematik auch sehr gut verstehen. Als es mir so schlecht ging, konnte ich mich auch nicht aufraffen zum Sex. Es gab auch zahlreiche Diskussionen mit meinem Partner, aber jetzt – wo es mir wieder besser geht – hat sich das wieder gegeben. Versuche noch mal mit deinem Mann zu reden, er sollte das irgendwann verstehen, und dich nicht so sehr unter Druck setzten. Und du selbst natürlich auch nicht. Das ist schwer, ich weiß. Es gab Zeiten, da habe ich über nichts anderes mehr nachgedacht, als über meine Sexunlust ... Das war schrecklich. Aber ich habe eh das Gefühl, dass bei einer Depression solche Themen riesig werden können. Man bleibt irgendwie an allem hängen und steigert sich total rein, das ist halt die Depression, die einen so einnimmt. Man ist total mit sich selbst beschägtigt, da ist es fast schon klar, dass erst mal einige Bereiche brach liegen ... Aber auch das geht wieder vorbei!

Ganz lieb
Julia
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