was ist das?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Petra

was ist das?

Beitrag von Petra »

hallo ihr lieben!

sagt mal kennt ihr das, so ein gefühl als würde euch alles zuviel?

ich hab vielleicht nicht die richtigen worte dafür aber ich hoffe dass mich jemand von euch verstehen kann!

dieses gefühl überkommt mich ganz plötzlich und ich denke mir dann dass ich sicher bald zusammenbreche, einen nervenzusammenbruch oder ähnliches habe weil ich mein leben nicht mehr schaffe. dieses gefühl und diese gedanken lösen dann panik bei mir aus. mir wird heiß, mein herz klopft und ich habe das gefühl ich kann nichts mehr sagen und nichts mehr tun. ich fühle mich total ausgeliefert, hilflos und verzweifelt. das ganze dauert ungefähr drei minuten und dann ist alles wieder wie vorher. ich kann mich um meine kinder kümmern, ich kann lachen und freundinnen treffen, ins fitnessstudio gehen usw...also ein ganz " normales" leben leben. was bleibt ist die angst davor dass dieser zustand ein dauerhafter wird.
diese gedanken haben auch nichts mit dem hier und jetzt zu tun. ich hab ja ein schönes leben mit meinem mann und unseren kindern, natürlich haben wir auch unsere sorgen und probleme aber nicht in dem ausmaß dass mir alles zuviel werden könnte.
ich habe schon an eine form von zwangsgedanken gedacht, oder an flashbacks? was meint ihr? kennt ihr das oder fühlt ihr auch manchmal so? ich muß ganz ehrlich zugeben dass mich diese gefühle sehr beunruhigen und ich habe angst davor dass ich sowas wie eine vorahnung habe und tatsächlich zusammenbreche :cry:

glg petra
Jenny

Beitrag von Jenny »

So ähnlich gings mir auch während meiner Krankheit. Nur, dass mir eben auch die Lebensfreude fehlte. Aber das Gefühl "Ich kann nimmer" war schon so das beherrschende während meiner Krankheit.

Vielleiicht solltest du dieses gefühl zum Anlass nehmen, nach Entlastung zu suchen. Weiß ja net, wie du lebst, also z.B. den mann mehr einspannen, bisschen weniger perfekt sein wollen, Putzfrau, Babysitter etc.?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo liebe Petra,

Mensch toll, dass du dich wieder meldest. Hab dich ehrlich vermißt!!! :D

Also diesen Zustand kenne ich schon auch - nur ist er schon viel besser geworden. Ganz am Anfang meiner PPD endete es immer in einer richtigen Panikattacke. Es gibt auch immer einen Auslöser bei mir - also einfach ein Überforderungs Gefühl.

Z.B.: Noah quängelt mich an als gäbe es kein Morgen, die Wohnung sieht aus wie ein Saustall, in der Küche hat grad ne Bombe eingeschlagen und das Essen am Herd schmeckt irgendwie versalzen. Trainiert habe ich auch noch nicht und die Bügelwäsche ist schon steif vor Lauter Trockenheit! :oops: Da kann es ab und an auch mal zu so ner Reaktion kommen - Herzklopfen, Schweißausbruch, schnelles Atmen - das Gefühl, ich packs nicht, es ist zuviel!

Ich habs jetzt aber mittlerweile echt gut im Griff. Ich setz mich dann hin, atme tief durch, nehme wenn nötig die Notfalltropfen und es geht eigentlich schnell wieder weg. Ich sag mir dann auch immer, dass ich es natürlich schaffe, eines nach dem anderen.

In welchen Situationen passiert dir das denn? Wenn du Stress hast? Oft merkt man den ja gar nicht gleich - erst wenn es dann zu so panischen Reaktionen kommt, nimmt man über den Körper wahr, dass man sich überforder hat. Könnte es da bei dir einen Zusammenhang geben?

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Patricia

Beitrag von Patricia »

ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, leider begleitet es mich oft den ganzen Tag. Ich schleppe mich dann zwar torzdem irgendwie durch den Tag aber es ist ganz schrecklich. Das geht auch wieder weg aber es kommt eben immer wieder bei mir und bleibt dann auch Stunden oder Tage.

LG

Patricia
Petra

Beitrag von Petra »

guten morgen mädls!

ich hab über eure antworten nachgedacht und wahrscheinlich habt ihr recht damit dass ich einfach teilweise überfordert bin. ich gebs halt nicht gerne vor mir selbst zu und suche lieber nach psychischen störungen als einfach einen gang herunterzuschalten.
ich hatte heute eine schlechte nacht. mein mann und ich haben beim zu bett gehen über meine probleme mit meinen eltern gesprochen. an schlaf war dann nicht zu denken. ich bin bis 2 uhr früh wachgelegen und hab versucht mich mit lesen abzulenken und einzuschläfern. um vier uhr ist dann mein kleiner aufgewacht wollte wasser trinken und um sechs uhr hat dann der wecker geläutet. da war dieses gefühl dann wieder stark da. ich dachte ich schaff den morgen heute nicht mit meinen zwei kindern. sofort kam wieder die panik dass mir alles viel zu viel wird.

ich versuch dass ich mir heute einen gemütlichen und ruhigen vormittag mache!

glgl petra
Jenny

Beitrag von Jenny »

Nch einer solchen nacht bräuchte sich keiner zu wundern, wenn es ihm vor dem Morgen graut. Ab und an habe ich aus egal was für Gründen (meistens Vollmond) solch unterbrochenen Nächte. klar, dass ich dann über den Stand-by-Modus net hinauskomme.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Petra!

Mir gehts ganz oft so, dass ich mir selber nicht eingestehen will, dass ich mich einfach mal übernommen habe. Ich denke dann unbewußt - das muß dich zu schaffen sein, mach weiter, das geht schon!

Wie oft bin ich schon aus der Puste gekommen, weil ich durch die Wohnung gesaust bin, damit nur ja alles perfekt ist, dass der Noah rundum glücklich ist und mein Mann am Mittag vor Zufriedenheit strahlt, weil das Essen toll schmeckt. Aber auf die Dauer bleibst du da auf der Strecke.

Ich habe jetzt erst mal angefangen, Abstriche zu machen. Z.B. habe ich für diese Woche mein Training auf dem Power Stepper stark reduziert. Habs immer gemacht, wenn Noah am Vormittag geschlafen hat. Dann kam ich natürlich ins Trudeln, den kochen sollte ich ja auch noch. Das Ergebniss war, dass ich nach Trainieren, kochen, Noah füttern und Mann das Essen servieren (das ist ein Tick von mir - ICH will das essen bringen, er darf es nicht holen... :oops: :oops: :shock: ) so kaputt war, dass ich Kopfweh bekam, oder einfach schlechte Laune hatte. Ich war nur am rumsausen. Das gibts jetzt nicht mehr - ist mir aber schwer gefallen. Trainiert wird jetzt entweder am Abend, wenn Noah im Bett ist und ich danach nix mehr machen muß, oder eben gar nicht! Männe versorgt sich Abends dann alleine! :wink: Und es geht besser!!! :D

Mein Thera hat mir das neulich ganz deutlich wieder gesagte, als ich mal wieder ein Tief hatte. Nicht wieder ins alte Verhaltenmuster zurück fallen, wenn es einem eine Zeit lang gut ging - genau dazu neige ich und wohl die meisten Menschen. Solange man angeschlagen ist, achtet man mehr auf sich, macht seine Übungen usw. Gehts einem besser, ladet man sich langsam immer mehr auf die Schultern. Das geht schleichend und man bemerkt es gar nicht richtig lange Zeit. Bis der Körper einem klare Signale gibt.

Liebe Petra, vielleicht kannst du auch was in deinem Tagesablauf "verschieben" oder rausnehmen. Auch wenns schwer fällt - versuch es - es entlastet wirklich sehr!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Petra,
mein Lieblingssatz in der "schweren Zeit" war: Ich schaff das alles nicht mehr. Mein Thera hat mich dann jedesmal aufgefordert, das zu konkretisieren, also WAS glaube ich nicht zu schaffen. Ich hatte dann wie Du auch oft das Gefühl, den Tag nicht zu überstehen, Herzrasen, Übelkeit, lauter so psychomatische Symptome. Erst als ich angefangen habe (ähnlich wie Marika) mich nicht für alles und jeden verantwortlich zu fühlen, ging es besser. Ich habe mich auch immer arg gestresst: morgens arbeiten, bis 14.00 Uhr fertig sein, die Kleine abholen, dann bloss nicht noch mal ins Büro, weil sie ja schon vormittags in die Krabbelstube "abgschoben" wurde, um 15.30 die Große von der Schule holen, es allen Recht machen, keiner darf weinen oder unglücklich sein, mein Freund ist auch noch da, der Haushalt etc. Da ist es kein Wunder, dass man solche Gefühle des Nichtschaffens bekommt. Heute versuche ich ganz bewusst, nicht ständig allen hinterher zu sein. Die Kleine kann auch nachmittags mal für kurze Zeit allein spielen (ist ja fast 2,5 Jahre alt), die Grosse wird mittlerweile immer selbständiger, ich muss nicht jeden Tag aufräumen etc. Ich lege mich mittags jetzt immer eine Stunde hin, bevor ich die Kinder hole, mein Freund belächelt das immer, na und? Ich mache regemässig mein Yoga und versuche einfach davon auszugehen (denn es ist so): alle um mich rum sind durchaus überlebensfähig auch ohne meinen ständigen 100% Einsatz. Seitdem ist das Gefühl weg, es kommt nur mal wieder hoch, wenn ich vergesse, nach mir zu schauen. Puh, ist lang geworden, ist aber auch ein Hauptteil meiner Angst. Immer aus meinem "Kindheitstrauma" heraus: wenn ich das und das nicht mache, liebt man mich nicht mehr. Das ist Quatsch. So wie ich bin, ist es vollkommen okay. Ich muss nicht ständig die Anforderungen anderer erfüllen, sondern in erster Linie auch meine eigenen, dann kann ich das alles schaffen. Liebe Petra, Du bist nicht alleine, auch ich verschiebe meinen Seelenzustand gerne auf den Körper. Ist aber schon viel besser als früher, und bei Dir doch sicher auch, oder? Mach Dich locker, so gut es geht. Du schaffst das alles, wenn Du Dich nicht unter Druck setzt. Jetzt aber Schluss, mein Yoga fängt gleich an :P LG Carlotta
Petra

Beitrag von Petra »

guten morgen liebe damen!

carlotta, hast du da mich eben beschrieben? ;) ich wache z.b morgens auf und denke mir schon dass ich nicht mal das frühstück mit meinen kindern überstehe. wenn ich dann aber aus dem bett bin geht alles ganz einfach, ich bin zwar nervös und entspanne mich erst wenn mein mann und meine große tochter außer haus sind aber es ist nichts so schlimm wie ich es mir im vorhinein schon ausgemalt habe. ich seh mich da in gedanken irgendwo liegen, unfähig auch nur einen handgriff zu verrichten.
ich denke es ist wieder ein ganz normales tief und ich muß damit umgehen lernen. so weh es mir tut aber ich bin irgendwie auch der meinung dass ich einen schritt weitergekommen bin mit meinen ängsten. sie sind nicht mehr so vage oder unreal wie sie bei meinen zwangsgedanken waren. ich hab mir sogar in meinen zwangsgedanken zeiten immer gewünscht dass ich sehen kann was mir w i r k l i c h angst macht...

was denkt ihr, kommt man mit der zeit an den kern, den urprung der angst oder ist es nur eine symptomverschiebung!

glg und einen schönen herbsttag wünscht

petra
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Petra,
also, ich kann da nur für mich sprechen: ich habe den Kern meiner Angst gefunden, in jahrelanger Kleinarbeit :lol: Wenn ich heute also diese psychosomatischen Symptome bemerke, halte ich kurz inne, und weiss, dass es DARUM (Herzrasen usw) nicht geht, sondern eben ein Gefühl im Vordergrund steht, dass ich mich nicht traue zu fühlen (klingt komplizierter als es ist). Ich habe weiterhin aufgehört, mich wegen meiner Gedanken selbst "fertigzumachen", von wegen, das ist doch nicht normal, so zu fühlen, reagieren etc. Aus meiner Geschichte heraus ist es eben normal, dass ich mich schnel verlassen und alleine fühle, na und? Viele trauen sich ja gar nicht erst, ihre Defizite anzuschauen und zu bearbeiten. Das sage ich jetzt nicht, weil ich angeben will, es ist mir gestern nach einer Therastunde seit langem so eingefallen: dass ich doch ziemlich mutig bin, mich allem zu stellem. Das hat mir gefallen, der Gedanke :D Weisst Du, wenn Du wirklich weisst, was Dir Angst macht, ist es einfacher, damit umzugehen, meine Angst ist keine Unbekannte mehr und sie hat auch ihren Sinn, nur tritt sie oft eben völlig übertrieben auf (monstermäßig eben). Du machst doch auch noch Therapie, oder? Wie lange eigentlich schon? Ich frage, weil ich eben schon denke, dass man am Ende einer Thera viiieeel mehr über sich weiss als am Anfang, Du hast aber Recht, wenn Du sagst, dass uns eine Therapie nicht vollkommen neu erfinden kann. LG Carlotta
Petra

Beitrag von Petra »

liebe carlotta!

ich mache meine therapie seit ca. 14 monaten! jede woche eine stunde aber ich bin noch lange nicht am ende! ich denke nur dass die wirkliche angst der ich mich nicht gerne stellen will jetzt herauskommt! das was immer so vage in mir herumgespukt hat und mir die zg aufgedrängt hat nimmt mehr formen an! ich sehe das als positiv an obwohl -wie könnte es anders sein-es mir auch ganz schön angst macht!

wie du schon geschrieben hast, es ist mühevolle kleinstarbeit bis man seinem unterbewusstsein auf die spur kommt aber ich denke es zahlt sich auf alle fälle aus!
welche therapieform machst du?

glg petra
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Petra,
Du hast Recht, anfangs will und kann man sich vielem nicht stellen, also wird es verdrängt, bis man eben bereit ist. Das, was ich mir eingestehen muss (also Sachen aus der Kindheit, mit 8 Wochen schon zur Oma usw) sind sehr schmerzlich, deshalb habe ich es auch lange Zeit auf den örper geschoben, damit ich meinen ureigensten Ängsten sozusagen nicht ins Gesicht sehen muss. Jetzt habe ich den Tresor geöffnet, in dem die Altlasten liegen, es hat mich 2 Verhaltenstherapien "gekostet", jeweils 2 Jahre. Dazwischen lagen allerdíngs fast 10 Jahre ohne Angst, auch bei der Geburt meiner Grossen ist nix passiert. Die Kleine hat mich dann quasi "gezwungen", mal hinzuschauen, was bei mir im argen liegt, ich sollte ihr wohl dankbar sein :D Nach 14 Monaten haste ja noch genug Zeit, weiter an Dir zu arbeiten, und auch jetzt, nach dem Ende meiner 2. Therapie habe ich genug mit und an mir selbst zu arbeiten, es hört nie auf. LG Carlotta
Petra

Beitrag von Petra »

hallo!

ich glaube wir haben hier eh schon mal darüber geschrieben über das fehlende urvertrauen usw...oder? ich bin nämlich kurz nach der geburt zu meiner oma gekommen! ist immer wieder interessant welche paralellen man sieht!
ich stimm dir da vollkommen zu, man wird sich nie zurücklehnen können es gibt immer wieder was zum anschauen. und hoffentlich sehen wir es rechtzeitig damit sich nicht wieder soviel festsetzt und dann aufeinmal ausbricht!

glg und einen schönen abend!!

petra
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Petra,
geanu, das fehlt uns. Wie meine Yogalehrerin meinte, wird das im ersten Halbjahr aufgebaut, und dann ist der Käs gegessen. Das tut zwar weh, aber wir können daran nix mehr ändern. Meine Eltern haben mir das gegegeben, was sie konnten, nicht mehr und nicht weniger. Da bin ich zb schon mächtig stolz darauf, wie ich es mit meinen Mädels hingekriegt habe: seit der Geburt waren sie immer bei mir.
Ich glaube, dass wir uns deshalb so schwer tun, weil wir die Verwundungen und auch das Verhalten eben als Kinder erlebt haben, die können es sich nicht aussuchen, was sie davon zu halten haben (meine Mutter mit ihrem ständigen Notarzt holen zb). Kinder wollen dazugehören und dann übernehmen sie das eben, was sie sehen oder suchen Wege, damit fertig zu werden. Oft habe ich mir gesagt, dass ich mit Mustern heute reagiere, die nix mehr mit meiner jetzigen Realität zu tun haben. Ich bin kein kleines Mädchen mehr und kann mir "aussuchen", wie ich mit Dingen umgehe. Ich denke nicht, dass sich so viel neues festsetzen kann, erstens arbeiten wir ständig an uns, wissen viel und es sind dann meist "nur" noch die kleinen Alltagssorgen, oder wenn wir uns zuviel aufladen etc, die uns ein bisschen straucheln lassen.
So, muss jetzt los, meine Kleine ist auf einem Ki-Geb. eingeladen, ich liebe es :shock: LG Carlotta
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