Panik und Angstzustände

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Maria

Panik und Angstzustände

Beitrag von Maria »

Hallo zusammen,

sagt mal, ist es normal, wenn man verstärkt während einer Depri-Phase nachts wach liegt und z. B. folgende Panikattacken bekommt, oder hat das nur bedingt mit Depri zu tun?:

Also ich mache mir allgemein sehr viele Sorgen um die Gesundheit und Sicherheit meiner Kinder, was wohl sowieso jede Mutter sollte. Das geht schon manchmal soweit, dass ich öfter nachkucke, ob alles in Ordnung ist, die Fenster abgeschlossen (abschließbare Sicherheitsgriffe), obwohl keins meiner Kinder da dran geht, aber es KÖNNTE ja vorkommen. Z. B.

Dann passiert es gerade nachts schon mal, dass mir ein Bild meiner Kinder ganz aus heiterem Himmel in den Kopf schießt, wie z. B. eins aus dem Fenster fällt. (Bei diesem Beispiel war ich im Krankenhaus nach der Geburt meiner Tochter, und mein Mann musste ja arbeiten, da hat jemand anderes auf Pascal aufgepasst, bei der ich eben Angst hatte, dass sie auf solche Dinge nicht achtet, denn sie hat schon lange keine Kinder mehr im Haushalt. Man muss dazu sagen, Pascal war nicht sehr einfach, also musste man noch mehr ein Auge auf ihn haben.)

Es gibt aber noch unzählige weitere und ähnliche Beispiele, bei denen eigentlich kein Grund da war. Und es ist nicht einfach nur eine Sorge, ich bekomme richtig Panik.

Auch bekomme ich oft Träume dieser Art, aus denen ich dann schweißbadend aufwache. Im Fall eines Traums schließe ich wieder die Augen, und konstruiere den Traum noch mal nach, aber ich lasse dabei das Ende gut ausgehen. Bei einem Panikanfall im Wachzustand versuche ich immer daran zu denken, dass meinen Kindern nie etwas passiert ist, obwohl es manchmal haarscharf war, und wenn was passiert ist, hatten sie einen guten Schutzengel. Also, warum mache ich mir Sorgen?

Also ich glaube, so was kann ich nicht mehr als einfache Sorge abtun, das ist schon fast paranoid, (stimmt der Vergleich?). Woher kommt das, habe ich Selbstzweifel, Versagungsängste? Ich bin mir selbst nicht sicher, weil ich mit mir eigentlich mittlerweile größtenteils im Reinen bin und weiß, dass ich genug für die Sicherheit meiner Kinder tue. Aber ich weiß auch, dass ich viel verdrängen kann, und das dann einfach nicht mitkriege.

Wer kennt das noch, und was macht ihr in so einem Moment?

Viele liebe Grüße
Maria
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo Maria,

ich glaube schon, dass das auch Begleiterscheinungen einer Depression sein können. Hört sich für mich auch ein ganz klein wenig nach Zwangsgedanken an? Z.B. deine Gedanken die in Richtung dein Kind könnte aus dem Fenster fallen gehen. Ich leide/litt selbst unter ZGs und habe oft gedacht ich könnte mein Kind aus dem Fenster schmeißen oder ihm sonst etwas antun.

Das ist jetzt aber natürlich Laienpsychologie :).

Lieben Gruß
Julia
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Maria
Hier kommt Laienpsychologin Nr. 2. Ich stimme Julia zu, auch mich hat Deine Schilderung sehr an die Geschichten derjenigen Frauen bei uns erinnert, welche unter Zwangsgedanken gelitten haben. Ich selber hatte das nicht, aber so wie mir scheint, waren dies vor allem Gedanken, die einem wie keine Ruhe liessen und sehr Angst einjagten (Mädels- korrigiert mich, wenn ich da was falsches sage).
Du hast geschrieben, dass Du keine Therapie machst. Willst Du Dir nicht überlegen, dass vielleicht doch einzufädeln und anzpacken. Ganz abgesehen davon, dass ich die Therapie sehr geniesse, weil sie mir gut tut und ich einen Termin "ganz fpr mich alleine" habe, hat sie mir auch sehr geholfen, aus Verhaltsmustern auszubrechen, scheinbar verfahrene Situationen gar nicht erst verfahren zu lassen oder wieder zu lösen. Ich mache eine Verhaltenstherapie. Das muss man sich eher als "praktischen Ratgeber" vorstellen, ich liege nicht auf der Couch und ich erzähle auch nicht von meiner Kindheit (bzw. nur, wenn es eine Rolle spielt), nur, falls Dir die Vorstellung einer Therapie Angst macht.....
Fest steht auf alle Fälle, dass es einem schneller und längerfristig besser geht, je eher man etwas unternimmt. Was meinst Du?
LG Hanna
Maria

Beitrag von Maria »

Hallo Mädels,

erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten.

Ja, das mit den Zwangsgedanken kommt wohl hin. Ich glaube, Paranoia bedeutet auch eher Verfolgungswahn? Aber ich bin kein Psychologe.

@Hanna: Ich glaube, gerade davor hab ich Angst bei der Therapie: daß ich irgendwo in meiner Kindheit anfangen müßte zu erzählen. Ich merke nämlich, obwohl ich das ansonsten bewußt abhake, wenn ich mal gefragt werde darüber, erzähle ich zwar wahrheitsgemäß, aber es überfällt mich direkt eine gewisse Dunkelheit. Besser kann ichs leider nicht umschreiben.
Auch so, über bestimmte Dinge reden zu müssen, die ich eigentlich lieber vergessen will, lassen mich direkt runtersacken. Deshalb vermeide ich das eigentlich lieber und denke an was schönes.
Früher konnte ich das mal, und hab mich befreit dadurch gefühlt, sich mal alles von der Seele zu reden, aber in den letzten 8 Jahren sind alle immer höchstens nur zu mir gekommen, und wenn ich mal reden wollte, waren irgendwie alle überfordert mit mir. Irgendwie scheint sie wohl die Vorstellung, daß ich auch Probleme haben könnte, eher verunsichert zu haben. Schon seltsam.

Aber du hast vollkommen Recht, eine Therapie wäre auf jeden Fall langsam mal angebracht. Ich hab heute einen nicht sehr guten Tag gehabt, und wenn ich daran denke, wie es mir beim letzten Mal ging, krieg ich schon ein bißchen Angst. Ich glaube, meine Kräfte sind ziemlich angeschlagen, jedenfalls fühl ich mich kraftlos, noch einmal steh ich diese Krise nicht alleine durch. Naja, ich hab schon oft gedacht, ich bin am Ende, und habs dann doch irgendwie noch hingekriegt, aber diesmal bin ich wirklich vollkommen ausgelaugt. Zum Glück bin ich irgendwie zu stur, um an ein Lebensende zu denken, aber ich frage mich, was ist schlimmer?
Wie ein Roboter zu funktionieren ist auch nicht gerade Leben.

Ich sollte mich wirklich mal langsam aufraffen, du hast Recht.

Liebe Grüße
Maria
Patricia

Beitrag von Patricia »

für mich klingt das auch nach Zanwagsgedanken, ich habe diese oft wörtlich in meinem Kopf, manchmal aber auch bildlich.
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Maria,

ich denke auch, dass ein Therapie wichtig wäre. Denn wenn es einem schlecht geht, ist es ja gerade unmöglich an etwas schönes zu denken. Den Hinweis habe ich auch mal bekommen: Denk doch einfach mal an was Schönes! Erst dachte ich, o.k. das muss wohl möglich sein, aber weit gefehlt, das ging gar nicht und das hat mich dann noch mehr frustriert, weil ich dachte, jetzt bist du noch nicht einmal mehr in der Lage, was Gutes zu denken. Aber genau darum geht es ja bei einer Krise: Das muss man erst wieder lernen positiv zu denken.

Und gerade wenn dich ein Dunkles Gefühl überkommt, wenn du an deine Kindheit zurückdenkst, ist es sehr wichtig das ganz bewusst zu verarbeiten und nicht zu verdrängen ... Das ist sicherlich erst mal sehr schmerzhaft, aber langfristig wird es dich bestimmt "befreien", da glaube ich ganz fest dran.

Gib' dir einen Ruck und scheue dich nicht, Hilfe anzunehmen. Das tut nämlich sehr gut und nimmt erst mal eine ganz große Portion Last von dir!

Viele, liebe Grüße
Julia
Maria

Beitrag von Maria »

Hallo,

noch mal vielen Dank an alle!

Ja, ich hab mir fest vorgenommen, mir Hilfe zu suchen, und ich denke auch, langfristig gesehen kann es nur positiv sein. Positives Denken ist unglaublich wichtig, und oft funktioniert das auch, nur wenn die Brust zugeschnürt ist, ist das erstmal gar nicht so einfach, aber ich weiß, was du meinst. Tagsüber geht das auch einigermaßen, man ist ja abgelenkt, nur abends kann das ein echtes Problem werden, aber da erzähl ich euch ja bestimmt nichts Neues. Ich versuche immer, meditativ tief durchzuatmen, hab mir das beim letzten Mal angewöhnt. Das geht einigermaßen.

Ich mache mich auf den Weg und erzähl euch dann, wenns was Neues gibt.

Schön ist: mein Mann hat mir eine Pause gegönnt und mich mal ein paar Stunden schlafen lassen, so kleine Gesten sind echt was Tolles!

Liebe Grüße

Maria
Sas

Beitrag von Sas »

Hi Maria,

schön, dass Du eine Therapie machen willst. Es gibt verschiedene therapeutische Ansätze. Bei der Psychoanalytischen Therapie werden tatsächlich irgendwelche Kindheitsgeschichten aufgearbeitet. Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit dem Hier und Jetzt. D.h. es werden Situationen aus dem HEUTE angegangen, die irgendwie problematisch sind und man lernt, entsprechend damit umzugehen. Ich habe so eine VT gemacht und bin sehr zufrieden. Grundsätzlich kannst Du bei den verschiedenen Therapeuten erstmal schnuppern und Dich dann entscheiden, ob Dir der Therapeut und seine Methode zusagen oder nicht.
Mich erinnert das was Du hast auch an Zwang, aber ich bin natürlich auch nur eine Laiin. Es klingt auf alle Fälle ziemlich unangenehm. Ich hatte meine Ängste usw. auch immer verstärkt abends und nachts. Manchmal habe ich mich gar nicht getraut, ins Bett zu gehen. Diese Angst, dass dem Kind was passieren könnte kenne ich selbst nur zu gut. Ich hatte so ungefähr alle Formen von Zwangsgedanken. Das ich selbst meiner Tochter was tun könnte, das sie hinfällt oder was weiß ich, weil ich unachtsam war, dass sie stirbt oder krank wird, weil ich nicht aufgepasst habe usw. An jedem Schnupfen habe ich mir die Schuld gegeben, bei jedem blauen Fleck bekam ich Anfälle. Es gehört alles zu dem Zwang, alles kontrollieren zu müssen, auch die Sachen, auf die wir keinen Einfluss haben. Es macht uns fertig, wenn es etwas gibt, was wir nicht kontrollieren können. Aber es ist nunmal so, sie müssen ihre Welt entdecken, sie müssen ihre Schrammen und ihre Infekte haben, denn nur so lernen sie und werden robust und selbständig. Ich habe in der VT gelernt, alles etwas entspannter zu sehen und mich mehr zu relaxen, wenn sie gerade mal wieder turnt. Wie gesagt, ich mußte das auch erstmal lernen.
Maria, nur Mut. Du hast Dich schon wieder einigermaßen im Griff und den letzten Schliff schaffst Du auch noch. Ich hab's doch auch gepackt.
Ich drück' Dich,

Saskia
Maria

Beitrag von Maria »

Hi Sas,

so liebe Worte bekomme ich selten, das tut gut, vielen Dank.
Ich glaube, bei meiner Vergangenheit z. B. wüßte ich gar nicht, wo ich mit der Therapie anfangen sollte, denn irgendwie hängt ja alles miteinander zusammen, aber ich denke, das wird sich dann schon ergeben.

Ich lass es mal auf mich zukommen, wird schon werden.

Viele liebe Grüße

Maria
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Maria!

Auch ich möchte dir Mut machen, eine Therapie zu versuchen. Zu Anfang dachte ich immer, was soll ich denn in einer Verhaltenstherapie? Und eine Psychoanlayse - bei mir war doch alles super!??? Aber dieses dunkle Gefühl, von dem du auch schreibst, hat mich immer wieder eingeholt. Und heute weiß ich warum.

Ich habe das große Glück einen Psychiater zu haben, der VT und Psychotherapie gemischt anwendet. Er verschreibt mir auch mein Medi! Traumatische Geschehnisse in der Kindheit können bis in unser jetziges Leben reinreflektieren. So kommt es zu Angst und Panik in Situationen, die wir uns nicht erklären können.

Ich bereue es keine Sekunde, meine Therapie angefangen zu haben. Und ich entschloßen die Vergangenheit damit erfolgreich "ad Acta" legen zu können. :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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