story board of my life....(lang)
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story board of my life....(lang)
Ich bin 36 Jahre jung; seit elf Jahren verheiratet (14 Jahre lang zusammen), Hausfrau, selbstständig (Online Spielwarenhandel + Tagesmutter) und bin stolze Mutter zweier Jungs (KENO *04/00 und KEEKE *09/04).
Ob ich eine PPD habe, bin ich mir nicht wirklich sicher. Doch Züge einer PPD finden sich auch in meinem Krankheitsbild.
Auch ich bin eine Frau mit bulimischen Anfällen. Seit meinem 13 Lebensjahr gehört diese Essstörung zu mir. Lange Zeit hat sie geschlafen, doch nach meinem ersten Kind erwachte das „Alien“ wieder. Ich kann damit leben und umgehen; sie gehört einfach dazu.
Mein Mann ist Berufssoldat und 1997 sind wir aus unserem Heimat- sowie Familienbereich aus beruflichen Gründen fortgezogen. Anschluss zu finden ist für mich noch nie ein Problem gewesen. Ich bin offen und sehr kontaktfreudig. 3 Monate nach dem Umzug war ich schon wieder berufstätig und hatte ein ausgeglichenes Leben, obwohl ich meinen Mann nur selten gesehen habe.
1999 verstarb meine Großmutter. Ihr und mein Wunsch ging somit nicht in Erfüllung. Ich wollte sie noch mit einem Urenkel zur Urgroß-Oma machen. 14 Tage nach ihrem Tod war ich bereits schwanger. Die SS verlief toll. Keinerlei Probleme. Allerdings war mein Mann nur selten daheim.
Die Geburt war bilderbuchmäßig. Ein „Abbacken“ in 2 ½ Std. Mein GöGa konnte sogar dabei sein! Alles passte...Baby-Blues, komplikationslose Stillzeit....alles war ok. Bis mein Mann für ein halbes Jahr in den Kosovo musste. Keno war damals ein ½ Jahr alt. Meiner Meinung fing da alles an....die Nächte wurden unruhiger (Zähne), ich musste mich um alles allein kümmern. Meine Familie 300 km entfernt, nur immer dieselben Themen....da fing mein Burn-Out an...
Mein Mann kam wieder und alles war nach einem halben Jahr verändert. Ich, er, das Kind, unsere Beziehung...unsere Welt und seine Welt....anders....verständlich..., denn er war mitten in einem Bürgerkrieg gewesen und wir in unserer „heilen“ Welt.
Wir waren uns fremd und wurden es von Tag zu Tag mehr. Es lief nichts mehr, kein Sex, keine Zärtlichkeiten, keine Gespräche...ein Nebeneinander mit Kind. Es kriselte. Und in dieser Krise traf ich einen anderen Mann, der mir alles das gab, was mir mein Mann damals nicht geben konnte.
Es kam zur Trennung. Trotzdem sahen wir uns regelmäßig. Ich fing an zu arbeiten und Keno ging einige Std. zu einer Tagesmutter und danach kümmerte sich mein Mann um ihn. Wir lebten etwa ein halbes Jahr auch häuslich getrennt. Ich wusste immer, dass mein Mann „der passende Deckel zu meinem Topf“ war. Den anderen Mann liebte ich, doch er konnte mir keine Sicherheit bieten. Und Sicherheit war für mich und meinen Sohn damals wichtiger.
Wir starteten einen Neuanfang. Erfolgreich! Zwei Jahre später kam unser zweiter Sohn Keeke auf die Welt. Ein absolutes Wunschkind.
Mit der „Affäre“ hatte ich noch sehr lange Kontakt. Jedoch nur schriftlich. Er liebte mich abgöttisch und kam nicht von mir los. Ich untersagte alle meine Gefühle und wollte nur wieder „Familie“. Seit dem Ende der Affäre leide ich unter heftigen Panikattacken beim Autofahren. Attacken, die bis zu einer Synkope (Ohnmacht, Filmriss) führen.
Keekes SS war das genaue Gegenteil zu Kenos. Ich hatte ständig Angst, war besorgt, krank, unruhig. Während SS und Stillzeit habe ich 16 versch. Antibiotika „gefressen“. Vom Geist war ich bereit, dieses Kind zu bekommen, doch mein Körper sagte das komplette Gegenteil.
Das Burn-Out wurde immer stärker.
Die Geburt war ebenfalls toll. Sehr anstrengend, doch auch mit Keeke war ich in 3 ½ Std. aus dem Kreissaal raus. Und das mit einer Wehenschwäche!!! Wir hatten eine problemlose Stillzeit (12 Monate). Aber meine Sorge um den kleinen Kerl war stets spürbar.
Keno habe ich immer angespornt ein wenig mehr „risikofreudig“ zu sein und bei Keeke war es mir immer zu gefährlich. Und er ist eben mal ein totaler Draufgänger.
Der erste starke Einbruch kam Oktober letzten Jahres. Ich war schon wieder krank und konnte mich nicht mehr rühren. Mein Mann musste vom Dienst nach Hause kommen. Trotz Medikamenten wollte ich Keeke unbedingt stillen. Wie unvernünftig ich doch mir gegenüber war. Der Arzt schloss unsere Stillzeit mit einer Spritze von jetzt auf gleich ab, er sah, dass ich kurz vorm Zusammenbruch stand. Selbst darüber war ich noch tot-traurig.
Mein Körper erholte sich nur minimal. Finanzielle Probleme kamen hinzu. Ich wollte bzw. musste (aus meiner Sicht) wieder arbeiten und machte mich selbstständig mit einem Online-Handel. Hinzu holte ich mir noch drei Kinder ins Haus und versuchte den Spagat zw. Hausfrau, Tagesmutter, Mutter, Karrierefrau und, und, und.....
Im Februar waren meine Kräfte und Nerven vollends aufgebraucht. Ich bekam Angstzustände, Zwangsgedanken schlichen sich ein. Ich konnte nicht mehr perfekt sein. Ich rief weinend meine Mutter an und bat sie uns zu besuchen. Ich brauchte Hilfe vor Ort.
Schon im Vorfeld hatten mein Mann und ich oftmals unsere Eltern bzw. Schwiegereltern gebeten, die Kinder übers WE zu nehmen und uns dadurch ein wenig Erholung und Ruhe zu gönnen. Doch es kam fast immer etwas dazwischen. Meine SchwieMa äußerte immer öfter den Spruch: „DU hast das so gewollt.“ Meine Äußerungen, dass ich nicht mehr kann und kaputt bin und Hilfe gut gebrauchen könnte, „überhörte“ sie augenscheinlich immer wieder.
Auch mein Mann nahm meinen Zustand nicht vollends wahr. Denn....ich funktionierte ja auch immer noch. Die Kinder waren so gut es geht versorgt, das Haus war in Ordnung und wenn er nach Hause kam, begrüßte ihn zwar eine abgekämpfte Frau, aber sie stand noch auf ihren Beinen. (Zitat: „Wirb bestimmt bald besser Schatz!“)
Im Gegenteil es wurde schlimmer....
Meine Mutter war 5 Jahre nach ihrer Scheidung auch depressiv und im LKH sowie auf Reha. Bekam damals auch ADs. Sie überzeugte mich, meinen Hausarzt aufzusuchen und mir medikamentöse Unterstützung zu holen.
Ich bekam Fluxetin. Ohne ärztl. Aufsicht. Ohne jegliche Hinweise des Arztes. Ich ging zu einer Selbsthilfegruppe vom Paritätischen und traf dort Menschen – meist Frauen – mit ähnlichen Ängsten und Störungen. Alles berichteten von Klinikaufenthalten und langen Listen mit Medikamenten. Ich wollte all das nicht erfahren. Und in meiner Vorstellung sagte ich auch klipp und klar: „Ich will und kann damit nicht leben. Ich will mein altes Leben wieder. Ohne diesen Zustand.“
Fluxetin machte mich zu einem sabbernden Etwas, was nur noch träge auf der Couch saß. Völlig abwesend. Wie fremd in unserer familiären Welt. Nach 8 Tagen gab mir der HA Paroextin. Damit lief ich wie ein Zombie durch aus und hing meinem Mann wie ein 3. Kind am Hosenbein. Mein Mann hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon beurlauben lassen, denn ich konnte nicht mehr für mich und die Kinder geschweige denn den Haushalt versorgen.
Mein Arzt riet mir dringend einen Psychiater aufzusuchen und lehnte einen Psychiatrie-Aufenthalt für mich massiv ab. Mein Zustand würde sich dort nur verschlimmern.
Logisch hatte ich auch Angst vor der Klapse. Denn "irre" war ich doch eigentlich nicht. Nur die Medis machten mich ....so anders.
Ich bekam mit ein wenig Nachdruck einen kurzfristigen Termin beim Psy. Der stellte mir in 10 Min. 7 Fragen und hämmerte nur wie blöd auf seiner Tastatur rum und sah mir vielleicht 3x in die Augen. Ich heulte fast die ganze Zeit. (Vor Monaten hatte ich bereits ein Erlebnis mit einem Psychiater, der mich nach 5 Min. der Praxis mit den Worten verwies: „Ich behandele hier richtig kranke Menschen. Ihnen kann ich nicht helfen!“) Dementsprechend aufgelöst war ich. Nach 10 Min. stand ich also wieder auf der Straße mit nem Termin in 8 Wochen und ner Packung Tabletten (Espadox).
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits den 4. Kurantrag gestellt. Alle vorherigen wurden mit der Begründung abgelehnt, dass die KK mich nicht für kurbedürftig halte. Dabei renne ich seit 2002 zur Psychotherapeutin, bekomme Krankengymnastik und laufe wegen Beschwerden von Arzt zu Arzt. Als der Anruf kam, die Kur sei wieder abgelehnt, klinkte es bei mir aus.
Ich saß im WZ, das TV lief, der Kleine spielte auf dem Boden und ich zerschmetterte die Fernbedienung am Schrank. Trat gegen die Kugelbahn, schmiss den Staubsauger um und ging wortlos nach oben ins Schlafzimmer. Ich weinte lautlos....meine Kraft war erschöpft; schon lange...meine Hoffnung starb mit dem Anruf der Krankenkasse.
Ich wollte sterben,...wenn mir eh schon niemand mehr helfen konnte oder besser nicht wollte. Wollte keine Belastung mehr für meinen Mann sein, keine sabbernde, abgestumpfte Mutter für meine Söhne. Ich wollte den Tod.
Alles war leer in mir. Grau, schwarz, dunkel, eckig und kalt. Ich nahm alle ADs und die amerikanischen Aspirin aus der Flasche. Wieviele ich in der Hand hielt? Keine Ahnung. Ich sah den Haufen kleiner, weißer Pillen lange an. Dann schluckte ich alle...spülte schon mit dem Wasser aus dem Zahnputzbecher.
Irgendwann kam mein Mann, er schöpfte Verdacht. Sah mich, fragte mich....ich antwortete nicht. Er sah sofort was los war und zwang mich die Medis wieder zu erbrechen. Er hätte mir sicher auch selbst den Finger in den Hals gesteckt.
Ich schlief fast 1 ½ Tage. Einen Arzt rief er nicht, er hatte die Befürchtung, dass dieser mich gleich in die Klapse bringen würde. Er wusste wie sehr ich davor Angst hatte.
Den kommenden Freitag hatte ich einen Termin bei meiner Thera. Die sah mich bei sich sitzen wie ein Häufchen Elend. Ungeschminkt, lädiert, völlig aus der Bahn. Ich erzählt ihr, was vorgefallen war und sie rief sofort in der Psychatrie an und verschaffte mir einen Platz auf einer „freien“ Station.
Am Nachmittag des 17. März ging ich freiwillig in die Ballerburg. Dort begann meine Behandlung mit 120 mg. Cymbalta. Da ich enorme Schlafstörungen hatte bekam ich noch ein Neuroleptikum Melperon bei Bedarf. Nach 6 Wochen durfte ich in die Tagesklinik, d.h. abends und nachts daheim.
Nach insgesamt 3 Monaten war ich wieder zu Hause. Ich brauchte eine Haushaltshilfe, war mit allem überfordert und hatte extreme Antriebsstörungen. Meine Libido war total im Arsch...nichts lief mehr. Ich war nur noch müde, ständig kaputt. Aber hatte für meine Zwangsgedanken schon die ersten Erklärungen und Ursachen gefunden.
In der Zwischenzeit meines Klinikaufenthaltes hatte sich mein Mann mit der KK auseinangesetzt und die Sachbearbeiter waren entsetzt darüber, was ich getan hatte. Nun war auch denen klar, die gute Frau braucht unsere Hilfe. Ich bekam die HH weiterhin. Sie hatte bereits die Kinder währenddessen betreut, damit mein Mann wieder arbeiten gehen konnte. Die Jungs liebten Margret. Ich wurde mit Cymbalte auf 90 mg Tagesdosis eingestellt und sollte bei bedarf 100 mg Taxilan nehmen. (...ey...krasses Zeug...)
10 Wochen nach Beendigung meines stationären Kurz-Urlaubs...*ggg* ging ich endlich auf REHA nach Horn – Bad Meinberg in die Brunnenklinik. Mein Mann bekam von seinem Dienstherren auch eine Kur und somit gingen wir vier auf „Erholung“.
Mann und Kinder blieben 3 Wochen; ich insgesamt 8. Es war spitze dort. Uns allen hat diese REHA soooo gut getan. Zwar brach dort in einem enormen Maß meine Bulimie wieder aus, aber besser eine Eßstörung als suizidale Gedanken.
Seit Anfang Oktober bin ich wieder zu Hause. Die Haushaltshilfe brauche ich nicht mehr. Ich kann mit meinen Kindern wieder allein sein. Fühle mich besser. Habe seit langem keine Zwangsgedanken mehr und kann mich wieder über mein Leben freuen.
Klar, hab auch ich noch mal nen schlechten Tag und mir geht’s dann beschissen. Aber dann versorge ich meine Kids so gut ich kann, lasse den Haushalt sein und tue das, was mir gut tut. Und wenn es auch nur schlafen ist.
Mein Vater ist wegen mir in unsere Nähe gezogen. Jetzt hab ich einen weiteren Anlaufpunkt und wir können die Kids mal abgeben. Für uns etwas machen.
Meine Psychiaterin hat mir nun Citalopram verordnet. Damit geht’s mir nach bereits 10 Tagen richtig gut. Ok, müde bin ich immer noch wie Hund...*gähn*...aber mein Weg geht nun aufwärts.
Danke für eure Zeit, das Zuhören (Lesen) und die ungeteilte Aufmerksamkeit für meine Geschichte....DANKE.
CHEERS RED
Ob ich eine PPD habe, bin ich mir nicht wirklich sicher. Doch Züge einer PPD finden sich auch in meinem Krankheitsbild.
Auch ich bin eine Frau mit bulimischen Anfällen. Seit meinem 13 Lebensjahr gehört diese Essstörung zu mir. Lange Zeit hat sie geschlafen, doch nach meinem ersten Kind erwachte das „Alien“ wieder. Ich kann damit leben und umgehen; sie gehört einfach dazu.
Mein Mann ist Berufssoldat und 1997 sind wir aus unserem Heimat- sowie Familienbereich aus beruflichen Gründen fortgezogen. Anschluss zu finden ist für mich noch nie ein Problem gewesen. Ich bin offen und sehr kontaktfreudig. 3 Monate nach dem Umzug war ich schon wieder berufstätig und hatte ein ausgeglichenes Leben, obwohl ich meinen Mann nur selten gesehen habe.
1999 verstarb meine Großmutter. Ihr und mein Wunsch ging somit nicht in Erfüllung. Ich wollte sie noch mit einem Urenkel zur Urgroß-Oma machen. 14 Tage nach ihrem Tod war ich bereits schwanger. Die SS verlief toll. Keinerlei Probleme. Allerdings war mein Mann nur selten daheim.
Die Geburt war bilderbuchmäßig. Ein „Abbacken“ in 2 ½ Std. Mein GöGa konnte sogar dabei sein! Alles passte...Baby-Blues, komplikationslose Stillzeit....alles war ok. Bis mein Mann für ein halbes Jahr in den Kosovo musste. Keno war damals ein ½ Jahr alt. Meiner Meinung fing da alles an....die Nächte wurden unruhiger (Zähne), ich musste mich um alles allein kümmern. Meine Familie 300 km entfernt, nur immer dieselben Themen....da fing mein Burn-Out an...
Mein Mann kam wieder und alles war nach einem halben Jahr verändert. Ich, er, das Kind, unsere Beziehung...unsere Welt und seine Welt....anders....verständlich..., denn er war mitten in einem Bürgerkrieg gewesen und wir in unserer „heilen“ Welt.
Wir waren uns fremd und wurden es von Tag zu Tag mehr. Es lief nichts mehr, kein Sex, keine Zärtlichkeiten, keine Gespräche...ein Nebeneinander mit Kind. Es kriselte. Und in dieser Krise traf ich einen anderen Mann, der mir alles das gab, was mir mein Mann damals nicht geben konnte.
Es kam zur Trennung. Trotzdem sahen wir uns regelmäßig. Ich fing an zu arbeiten und Keno ging einige Std. zu einer Tagesmutter und danach kümmerte sich mein Mann um ihn. Wir lebten etwa ein halbes Jahr auch häuslich getrennt. Ich wusste immer, dass mein Mann „der passende Deckel zu meinem Topf“ war. Den anderen Mann liebte ich, doch er konnte mir keine Sicherheit bieten. Und Sicherheit war für mich und meinen Sohn damals wichtiger.
Wir starteten einen Neuanfang. Erfolgreich! Zwei Jahre später kam unser zweiter Sohn Keeke auf die Welt. Ein absolutes Wunschkind.
Mit der „Affäre“ hatte ich noch sehr lange Kontakt. Jedoch nur schriftlich. Er liebte mich abgöttisch und kam nicht von mir los. Ich untersagte alle meine Gefühle und wollte nur wieder „Familie“. Seit dem Ende der Affäre leide ich unter heftigen Panikattacken beim Autofahren. Attacken, die bis zu einer Synkope (Ohnmacht, Filmriss) führen.
Keekes SS war das genaue Gegenteil zu Kenos. Ich hatte ständig Angst, war besorgt, krank, unruhig. Während SS und Stillzeit habe ich 16 versch. Antibiotika „gefressen“. Vom Geist war ich bereit, dieses Kind zu bekommen, doch mein Körper sagte das komplette Gegenteil.
Das Burn-Out wurde immer stärker.
Die Geburt war ebenfalls toll. Sehr anstrengend, doch auch mit Keeke war ich in 3 ½ Std. aus dem Kreissaal raus. Und das mit einer Wehenschwäche!!! Wir hatten eine problemlose Stillzeit (12 Monate). Aber meine Sorge um den kleinen Kerl war stets spürbar.
Keno habe ich immer angespornt ein wenig mehr „risikofreudig“ zu sein und bei Keeke war es mir immer zu gefährlich. Und er ist eben mal ein totaler Draufgänger.
Der erste starke Einbruch kam Oktober letzten Jahres. Ich war schon wieder krank und konnte mich nicht mehr rühren. Mein Mann musste vom Dienst nach Hause kommen. Trotz Medikamenten wollte ich Keeke unbedingt stillen. Wie unvernünftig ich doch mir gegenüber war. Der Arzt schloss unsere Stillzeit mit einer Spritze von jetzt auf gleich ab, er sah, dass ich kurz vorm Zusammenbruch stand. Selbst darüber war ich noch tot-traurig.
Mein Körper erholte sich nur minimal. Finanzielle Probleme kamen hinzu. Ich wollte bzw. musste (aus meiner Sicht) wieder arbeiten und machte mich selbstständig mit einem Online-Handel. Hinzu holte ich mir noch drei Kinder ins Haus und versuchte den Spagat zw. Hausfrau, Tagesmutter, Mutter, Karrierefrau und, und, und.....
Im Februar waren meine Kräfte und Nerven vollends aufgebraucht. Ich bekam Angstzustände, Zwangsgedanken schlichen sich ein. Ich konnte nicht mehr perfekt sein. Ich rief weinend meine Mutter an und bat sie uns zu besuchen. Ich brauchte Hilfe vor Ort.
Schon im Vorfeld hatten mein Mann und ich oftmals unsere Eltern bzw. Schwiegereltern gebeten, die Kinder übers WE zu nehmen und uns dadurch ein wenig Erholung und Ruhe zu gönnen. Doch es kam fast immer etwas dazwischen. Meine SchwieMa äußerte immer öfter den Spruch: „DU hast das so gewollt.“ Meine Äußerungen, dass ich nicht mehr kann und kaputt bin und Hilfe gut gebrauchen könnte, „überhörte“ sie augenscheinlich immer wieder.
Auch mein Mann nahm meinen Zustand nicht vollends wahr. Denn....ich funktionierte ja auch immer noch. Die Kinder waren so gut es geht versorgt, das Haus war in Ordnung und wenn er nach Hause kam, begrüßte ihn zwar eine abgekämpfte Frau, aber sie stand noch auf ihren Beinen. (Zitat: „Wirb bestimmt bald besser Schatz!“)
Im Gegenteil es wurde schlimmer....
Meine Mutter war 5 Jahre nach ihrer Scheidung auch depressiv und im LKH sowie auf Reha. Bekam damals auch ADs. Sie überzeugte mich, meinen Hausarzt aufzusuchen und mir medikamentöse Unterstützung zu holen.
Ich bekam Fluxetin. Ohne ärztl. Aufsicht. Ohne jegliche Hinweise des Arztes. Ich ging zu einer Selbsthilfegruppe vom Paritätischen und traf dort Menschen – meist Frauen – mit ähnlichen Ängsten und Störungen. Alles berichteten von Klinikaufenthalten und langen Listen mit Medikamenten. Ich wollte all das nicht erfahren. Und in meiner Vorstellung sagte ich auch klipp und klar: „Ich will und kann damit nicht leben. Ich will mein altes Leben wieder. Ohne diesen Zustand.“
Fluxetin machte mich zu einem sabbernden Etwas, was nur noch träge auf der Couch saß. Völlig abwesend. Wie fremd in unserer familiären Welt. Nach 8 Tagen gab mir der HA Paroextin. Damit lief ich wie ein Zombie durch aus und hing meinem Mann wie ein 3. Kind am Hosenbein. Mein Mann hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon beurlauben lassen, denn ich konnte nicht mehr für mich und die Kinder geschweige denn den Haushalt versorgen.
Mein Arzt riet mir dringend einen Psychiater aufzusuchen und lehnte einen Psychiatrie-Aufenthalt für mich massiv ab. Mein Zustand würde sich dort nur verschlimmern.
Logisch hatte ich auch Angst vor der Klapse. Denn "irre" war ich doch eigentlich nicht. Nur die Medis machten mich ....so anders.
Ich bekam mit ein wenig Nachdruck einen kurzfristigen Termin beim Psy. Der stellte mir in 10 Min. 7 Fragen und hämmerte nur wie blöd auf seiner Tastatur rum und sah mir vielleicht 3x in die Augen. Ich heulte fast die ganze Zeit. (Vor Monaten hatte ich bereits ein Erlebnis mit einem Psychiater, der mich nach 5 Min. der Praxis mit den Worten verwies: „Ich behandele hier richtig kranke Menschen. Ihnen kann ich nicht helfen!“) Dementsprechend aufgelöst war ich. Nach 10 Min. stand ich also wieder auf der Straße mit nem Termin in 8 Wochen und ner Packung Tabletten (Espadox).
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits den 4. Kurantrag gestellt. Alle vorherigen wurden mit der Begründung abgelehnt, dass die KK mich nicht für kurbedürftig halte. Dabei renne ich seit 2002 zur Psychotherapeutin, bekomme Krankengymnastik und laufe wegen Beschwerden von Arzt zu Arzt. Als der Anruf kam, die Kur sei wieder abgelehnt, klinkte es bei mir aus.
Ich saß im WZ, das TV lief, der Kleine spielte auf dem Boden und ich zerschmetterte die Fernbedienung am Schrank. Trat gegen die Kugelbahn, schmiss den Staubsauger um und ging wortlos nach oben ins Schlafzimmer. Ich weinte lautlos....meine Kraft war erschöpft; schon lange...meine Hoffnung starb mit dem Anruf der Krankenkasse.
Ich wollte sterben,...wenn mir eh schon niemand mehr helfen konnte oder besser nicht wollte. Wollte keine Belastung mehr für meinen Mann sein, keine sabbernde, abgestumpfte Mutter für meine Söhne. Ich wollte den Tod.
Alles war leer in mir. Grau, schwarz, dunkel, eckig und kalt. Ich nahm alle ADs und die amerikanischen Aspirin aus der Flasche. Wieviele ich in der Hand hielt? Keine Ahnung. Ich sah den Haufen kleiner, weißer Pillen lange an. Dann schluckte ich alle...spülte schon mit dem Wasser aus dem Zahnputzbecher.
Irgendwann kam mein Mann, er schöpfte Verdacht. Sah mich, fragte mich....ich antwortete nicht. Er sah sofort was los war und zwang mich die Medis wieder zu erbrechen. Er hätte mir sicher auch selbst den Finger in den Hals gesteckt.
Ich schlief fast 1 ½ Tage. Einen Arzt rief er nicht, er hatte die Befürchtung, dass dieser mich gleich in die Klapse bringen würde. Er wusste wie sehr ich davor Angst hatte.
Den kommenden Freitag hatte ich einen Termin bei meiner Thera. Die sah mich bei sich sitzen wie ein Häufchen Elend. Ungeschminkt, lädiert, völlig aus der Bahn. Ich erzählt ihr, was vorgefallen war und sie rief sofort in der Psychatrie an und verschaffte mir einen Platz auf einer „freien“ Station.
Am Nachmittag des 17. März ging ich freiwillig in die Ballerburg. Dort begann meine Behandlung mit 120 mg. Cymbalta. Da ich enorme Schlafstörungen hatte bekam ich noch ein Neuroleptikum Melperon bei Bedarf. Nach 6 Wochen durfte ich in die Tagesklinik, d.h. abends und nachts daheim.
Nach insgesamt 3 Monaten war ich wieder zu Hause. Ich brauchte eine Haushaltshilfe, war mit allem überfordert und hatte extreme Antriebsstörungen. Meine Libido war total im Arsch...nichts lief mehr. Ich war nur noch müde, ständig kaputt. Aber hatte für meine Zwangsgedanken schon die ersten Erklärungen und Ursachen gefunden.
In der Zwischenzeit meines Klinikaufenthaltes hatte sich mein Mann mit der KK auseinangesetzt und die Sachbearbeiter waren entsetzt darüber, was ich getan hatte. Nun war auch denen klar, die gute Frau braucht unsere Hilfe. Ich bekam die HH weiterhin. Sie hatte bereits die Kinder währenddessen betreut, damit mein Mann wieder arbeiten gehen konnte. Die Jungs liebten Margret. Ich wurde mit Cymbalte auf 90 mg Tagesdosis eingestellt und sollte bei bedarf 100 mg Taxilan nehmen. (...ey...krasses Zeug...)
10 Wochen nach Beendigung meines stationären Kurz-Urlaubs...*ggg* ging ich endlich auf REHA nach Horn – Bad Meinberg in die Brunnenklinik. Mein Mann bekam von seinem Dienstherren auch eine Kur und somit gingen wir vier auf „Erholung“.
Mann und Kinder blieben 3 Wochen; ich insgesamt 8. Es war spitze dort. Uns allen hat diese REHA soooo gut getan. Zwar brach dort in einem enormen Maß meine Bulimie wieder aus, aber besser eine Eßstörung als suizidale Gedanken.
Seit Anfang Oktober bin ich wieder zu Hause. Die Haushaltshilfe brauche ich nicht mehr. Ich kann mit meinen Kindern wieder allein sein. Fühle mich besser. Habe seit langem keine Zwangsgedanken mehr und kann mich wieder über mein Leben freuen.
Klar, hab auch ich noch mal nen schlechten Tag und mir geht’s dann beschissen. Aber dann versorge ich meine Kids so gut ich kann, lasse den Haushalt sein und tue das, was mir gut tut. Und wenn es auch nur schlafen ist.
Mein Vater ist wegen mir in unsere Nähe gezogen. Jetzt hab ich einen weiteren Anlaufpunkt und wir können die Kids mal abgeben. Für uns etwas machen.
Meine Psychiaterin hat mir nun Citalopram verordnet. Damit geht’s mir nach bereits 10 Tagen richtig gut. Ok, müde bin ich immer noch wie Hund...*gähn*...aber mein Weg geht nun aufwärts.
Danke für eure Zeit, das Zuhören (Lesen) und die ungeteilte Aufmerksamkeit für meine Geschichte....DANKE.
CHEERS RED
Hallo Red,
boah, interessante, aufwühlende Geschichte!
Weißt du, es ist schön zu hören, dass es dir nach so langer mieser Zeit wieder besser geht und du allein sein kannst, dich freuen kannst etc.
Der Medikamentendschungel ist horror, aber mit Citalopram gehts ganz gut?
Hm, ich muss morgen zum Psychiater und möchte mir auch Medis verschreiben lassen, obwohl ich mega Angst davor habe. Bzw. eigentlich nur davor, meine ZG dann dadurch doch auszuführen. Aber im Hinterstübchen weeß ich ja, dass das nicht passieren wird.
Wie kamst du bzw. wie kamt ihr auf die Namen der beiden Jungs? Herrliche Namen und ich habe sie noch nie gehört, nein wirklich, was ganz Ausgefallenes.
Heimat? Welche Heimat habt ihr verlassen?
LG Isabell
boah, interessante, aufwühlende Geschichte!
Weißt du, es ist schön zu hören, dass es dir nach so langer mieser Zeit wieder besser geht und du allein sein kannst, dich freuen kannst etc.
Der Medikamentendschungel ist horror, aber mit Citalopram gehts ganz gut?
Hm, ich muss morgen zum Psychiater und möchte mir auch Medis verschreiben lassen, obwohl ich mega Angst davor habe. Bzw. eigentlich nur davor, meine ZG dann dadurch doch auszuführen. Aber im Hinterstübchen weeß ich ja, dass das nicht passieren wird.
Wie kamst du bzw. wie kamt ihr auf die Namen der beiden Jungs? Herrliche Namen und ich habe sie noch nie gehört, nein wirklich, was ganz Ausgefallenes.
Heimat? Welche Heimat habt ihr verlassen?
LG Isabell
Bianka hat geschrieben:Hallo liebe RED,
danke für Deinen Bericht. Er hat mich total mitgenommen. Und wie schlimm gehen Ärzte und KK bloß mit ihren Patienten um. Unglaublich.
Schön das Du es geschafft hast und ich freu mich Dich kennenzulernen.
Herzlich Willkommen hier im Forum !
Japp, ich freu mich auch wie Bolle euch kennen zu lernen. Wird bestimmt interessant am 4.....*hibbel-rum*
Greetz RED
Hey Isabell,bellami1983 hat geschrieben:Hallo Red,
boah, interessante, aufwühlende Geschichte!
Weißt du, es ist schön zu hören, dass es dir nach so langer mieser Zeit wieder besser geht und du allein sein kannst, dich freuen kannst etc.
Der Medikamentendschungel ist horror, aber mit Citalopram gehts ganz gut?
Hm, ich muss morgen zum Psychiater und möchte mir auch Medis verschreiben lassen, obwohl ich mega Angst davor habe. Bzw. eigentlich nur davor, meine ZG dann dadurch doch auszuführen. Aber im Hinterstübchen weeß ich ja, dass das nicht passieren wird.
Wie kamst du bzw. wie kamt ihr auf die Namen der beiden Jungs? Herrliche Namen und ich habe sie noch nie gehört, nein wirklich, was ganz Ausgefallenes.
Heimat? Welche Heimat habt ihr verlassen?
LG Isabell
ich fühle mich auf jeden Fall besser mit Citalopram. Endlich habe ich das Gefühl...ich drücke es mal etwas "einfach" aus....dass ich aussem Gebüsch komme...also durchstarte...net mehr so im Trüben rumdümpel.
Mti Cymbalta gings es mir auch gut, aber die Traurigkeit und die Antriebslosigkeit krochen doch noch oftmals in meinen Kopf. Ich merkte, wie sehr ich doch gehemmt war.
Mit Citalopram spüre ich wieder die Energie, den Spaß, habe Freude. Gehe wieder ohne Angst raus, fahre z. Teil auch wieder Auto, kann mit dem Kinderwagen spazieren gehen ohne dass ich die Gedanken habe: "Jetzt schiebst du den Wagen einfach an der Kreuzung auf die Straße und die Autos fahren drüber!"
Ich schaffe meinen Haushalt einigermaßen gut, ohne dass ich noch weiterhin eine Haushaltshilfe brauche; kann meiner Onlinetätigkeit wieder nachgehen, treffe mich mit Freunden.
Ein bißchen wieder die alte RED, die früher so viel Spaß hatte und lebenslustig war.
Wir sind 1997 von Hildesheim/ Vorharz nach Friesland gezogen. Der Ort Jever sagt dir bestimmt etwas. Liegt an der Nordsee.
Vor dort ist auch der Name Keno. Surf mal in Wikipedia nach dem Häuptling Keno. Da erfährst du eine ganze Menge drüber. Und hier oben ist dieser Namen "Otto-Normal".
Keeke ist eine and. Schreibeweise von Keke. Es gab mal einen Rennfahrer. Keke Rosberg. Er ist zwar in Holland ein Mädchenname, aber wir haben dem Zwerg noch einen eindeutig männlichen Zweitnamen gegeben. Er heißt KEEKE FRIESEMANN...*zwinker*
Dear Regards...RED
na dann sozusagen...Willkommen im Club....es tut gut, sich mit Erfahrenen und "Gleichgesinnten" austauschen zu können...auch wenn man sich nicht zwangsläufig sehen kann....Angalote hat geschrieben:Hallo:-)
Deine Geschichte ist lang und es ist ziemlich vioel passiert bei Dir.
Auch ich bin neu hier und wünsche Dir alles Gute weiterhin!
MAn liest sich.
LG, Anja
Greetz RED