depression vererbt?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

sarah

depression vererbt?

Beitrag von sarah »

hallo ihr lieben,

erstmal wollte ich sagen, dass es mir seit 2 wochen viel besser geht. tjark ist nun fast 4 monate, ich habe abgestillt (leider). habe das gefühl, meine hormone stabilisieren sich.

ich habe in den letzten 2 wochen viele (gute) gespräche mit meiner mutter geführt. wir haben sehr schwere zeiten hinter uns. bevor ich das erste mal schwanger wurde, war es sehr wichtig für mich, meine kindheit etc. aufzuarbeiten. ich hatte viele fragen und sie keine antworten bzw. hat die dinge verleugnet.

irgendwann habe ich ihr meine vermutung mitgeteilt, dass sie damals, als mein bruder und ich klein waren, wahrscheinlich an einer depri litt. sie war total empört und betitelt mich mit "frau therapeutin ...", was mit sehr verletzte ...

im nachhinein bin ich noch überzeugter, dass meine mutter an depris leidet.

gestern endlich hat sich sich geoutet, und vermutet nun auch, dass sie depri hat und ist bereit am montag zu einem arzt (psychiater) zu gehen. wenn sie keinen termin bis mittags macht, mache ich einen für sie. sie hat vorgestern angstattacken bekommen, betäubt ihre ängste seit tagen mit alkohol. ich merke sofort am telefon, wenn sie getrunken hat, spreche sie aber nicht darauf an. ist eh schon alles schwierig genug.

naja, nun meine frage. viele unserer gedanken und gefühle ähnlich sich. manchmal denke ich, es ist nur die prägung, die mir und meinem familienleben zu schaffen macht.

leide ich an depressionen, weil sie auch welche hat (te)? gibt es zusammenhänge? werden depressionen vererbt?

was ist eure meinung dazu?

ganz liebe grüße, sarah
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo liebe Sarah!

Ich bin kein Arzt,nur ein Laie.Aber ich habe in der Tat oft gelesen,daß es eine genetische Prädisposition für Depression und Angsterkrankungen gibt.Die Umwelt macht den Rest.

Ich bin jetzt im nachhinein überzeugt,daß meine Oma (Mutter meines Vaters) und mein Vater an Depressionen litten.

Beweisen kann ich es nicht (beiden sind verstorben),aber viel in ihrem damaligen Verhalten deutet darauf hin.Vor Allem wenn ich sie mit meiner Mutter und ihrer Geschwister vergleiche,die von dieser Krankheit nicht betroffen sind.

Ich hoffe,persönlich,daß meine Kinder von dieser schlimmen Krankheit verschont bleiben werden!

Wobei die Umwelt zur Entstehung einer psychichen Erkrankung eine große Rolle spielt.Man weiß z.B. daß die Schizophrenie eher bei prädisposierten Menschen ausbricht,die unter langandauerndem Stress leiden,also z.B. aufgrunde eines ungünstigen Familienklima.

Darum bemühe ich mich, meinen Kindern eine schöne Kindheit zu bescheren.Mehr kann ich leider nicht machen.

LGMilla
sarah

Beitrag von sarah »

liebe milla,

dein letzter satz spricht bände.

ich weiß, dass ich seit früher kindheit bzw. solange ich mich erinnere, immer sehr sensibel auf die gemütslage meiner mutter reagiert habe.

ich habe sie getröstet, wenn es ihr schlecht ging, ich habe auf meinen bruder aufgepaßt (er ist allerdings auch nur 1 jahr jünger als ich); habe sozusagen den erziehungsauftrag wahrgenommen ..., bin mit 4 oder 5 jahren einkaufen gegangen, habe alle launen und ängste meiner mutter aufgefangen ...

auf keinen fall will ich, dass meine kinder genauso leiden, wie ich gelitten habe. und trotzdem sehe ich so viele parallelen. frederike ist grade mal 2 1/2 jahre und tröstet mich schon jetzt, wenn ich meine wut und heulattacken bekomme ...

ich will nicht, dass sie sich für mich und mein leben verantwortlich fühlt. sie soll es unbeschwerter haben.

ganz liebe grüße, sarah
Patricia

Beitrag von Patricia »

Ich denke es wird nicht umsonst immer nach Depressionen in der Familie gefragt (beim Psychiater) Meine Mutter leidet auch an Depressionen.

Ich denke es gibt wahrscheinlich eine gewisse Veranlagung aber sicher spielt auch das Erlebte eine große Rolle.

Für mich ist es eigentlich egal ob vererbt oder nicht.

LG

Patricia
sarah

Beitrag von sarah »

hallo patricia,

du hast schon recht, dass es egal ist vererbt oder nicht.

wahrscheinlich muß ich meine frage auch anders stellen.

meine gedanken drehen sich immer um einen punkt. lebe ich das leben meiner mutter nach, weil ich es so als kind erlebt habe und/oder bin ich wirklich auch depressiv?

ich meine damit, dass bestimmte familiengeschichten sich doch wiederholen bis einer anfängt, die ketten zu durchbrechen. ich will sie durchbrechen!

irgendwie kann ich meine gedanken nicht verständlich niederschreiben; ich hoffe, ihr versteht trotzdem, was ich meine.

glg, sarah
Patricia

Beitrag von Patricia »

Huhu Sarah,

na ja, ich glaube schon dass ich verstehe, was Du meinst. Meine Mutter hatte wie ich auch keine schöne Kindheit.

Ich möchte auch "diese Kette durchbrechen" und will dass es mein Kind anders erfährt.

Aber das hat ja nichts mit (körperlicher) Vererbung zu tun. Aber eine Art Vererbung ist es sicher auch. Oft werden die Kinder wie die Eltern, oft machen sie die gleichen Erfahrungen. Das meinst Du, oder?
sarah

Beitrag von sarah »

hallo patricia,

ja, genau. ich möchte meine kinder und mich vor den gleichen erfahrungen schützen. irgendwie denke ich auch, dass dies ein stück klappen wird, weil mir vieles bewußter ist, als es meiner mutter je war. aber dennoch merke ich ja auch, dass ich in viele gleiche verhaltensmuster verfalle wie meine ma.

das zu ändern, ist wahrscheinlich ziemlich schwer und dauert wohl sehr lange.

bevor ich diesen thread schrieb hatte ich noch ganz andere gedanken, die ich schreiben wollte; meinst du, dass sie mir einfallen?!? so'n mist!

glg, sarah
Patricia

Beitrag von Patricia »

:lol: das kenn ich auch.. will was schreiben und habs dann beim Thema eröffnen schon wieder vergessen!

Also ich denke dass wir allein durch unsere Depression viele Dinge anders handhaben werden. Wir wissen was Fehler in der Kindheit (haben wohl viele von uns schleche Efahrungen gemacht) verursachen können.

Schon allein deshalb werde ich für mich versuchen andere Wege für mein Kind zu finden. Ich möchte nicht dass mein kind die gleichen Erfahrungen machen muss.

Andererseits weiß ich auch noch nicht, was mich vielleicht erwarten wird. Vielleicht trennt sich mein Partner auch von mir und ich muss mein Kind auch allein (oder mit einem anderen Mann) groß ziehen.

Vielleicht erwarten mich ja die gleichen Probleme wie meine Mutter. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass ich dann versuchen werde gewisse Dinge anders zu regeln als meine Eltern es getan haben. Ob ich das schaffen werde weiß ich nicht.

Ich weiß nur dass ich alles versuchen werde, um meinem Kind eine schöne Kindheit zu geben. Denn ich denke das ist der Grundstein für unser Leben. Darauf baut alles auf. Alles was ein Kind lernt und erfährt wird es sein ganzes Leben lang begleiten.

LG

Patricia
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Sarah,

wahrscheinlich hast Du das sowieso schon mal irgendwo geschrieben, ich frag' trotzdem: was machst Du gegen die Depression? Bist Du in Behandlung etc.?

Viele Grüße,
Inez
Milla

Beitrag von Milla »

sarah hat geschrieben:hallo patricia,

ja, genau. ich möchte meine kinder und mich vor den gleichen erfahrungen schützen. irgendwie denke ich auch, dass dies ein stück klappen wird, weil mir vieles bewußter ist, als es meiner mutter je war. aber dennoch merke ich ja auch, dass ich in viele gleiche verhaltensmuster verfalle wie meine ma.

das zu ändern, ist wahrscheinlich ziemlich schwer und dauert wohl sehr lange.

bevor ich diesen thread schrieb hatte ich noch ganz andere gedanken, die ich schreiben wollte; meinst du, dass sie mir einfallen?!? so'n mist!

glg, sarah
Liebe Sarah!

Ich glaube,du wirst es schaffen,diese Kette zu durchbrechen,weil du zum Einen,wie du gerade schriebst,dir über deine Verhaltensfehler bewußt bist und deswegen daran arbeiten kannst,sie zu verändern und zum Anderen weil bei dir der Wille da ist,sie zu verändern.Das war bei deiner Mum ganz anders!

Übrigens,als ich die Zeilen über deine Mutter schrieb,sind mir Erinnerungen von meinern Mum plötzlich zurückgekommen:ich bin ca. 6-7 Jahre alt, es ist Mittwoch,wir haben schulfrei (sie war Lehrerin) und mein Mutter putzt das Haus weinend und gegen meinen Vater fluchend ("Ich bin hier nur die Haussklavin,die Puztfrau...">>>Gedanken,die ich sehr gut kenne!!!).Ja, ich glaube,damals war sie depressiv!!! :shock:

LGMilla
sarah

Beitrag von sarah »

liebe inez,

also, ich habe vor der ersten SS eine therapie gemacht (1/2 jahr) und beendet, weil ich angst hatte, dass ich durch den stress der therapie eine fehlgeburt erleide. die thera war allerdings auch nicht so ganz stimmig für mich.

medis nehme ich keine, damals habe ich johanneskraut und teufelskralle genommen.

und wenn es wieder los geht, gehe ich sofort zum arzt und laß mir helfen. seit 2 wochen geht es relativ gut mit mir.

ansonsten bin ich ständig auf der suche nach literatur und lese halt viel bzgl. meiner themen.

glg, sarah
sarah

Beitrag von sarah »

liebe milla,

vieles ist mir ja bewußt, selbst im schub und dann kann ich es einerseits auch relativieren aber andererseits gehe ich in meiner depri unter.

tja, vielleicht sollte man zu den symptomen einer ppd noch hinzufügen: absoluter putzwahn!!!

wenn meine mutter fluchend und schimpfend geputzt hat, war es für mich immer die hölle.

glg, sarah
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi allerseits,
also bei mir hat auch meine Mutter eine Angststörung, und das wird dann also schon "vererbt". Nicht im klassischen genetischen Sinn, aber man lernt ja am Modell und schaut sich das quasi ab, wie die Eltern agieren usw. Als Kind möchte man dazugehören und nimmt das dann an, so hat es mir mein Thera erklärt. Ich weiss noch, dass meine Mutter oft beim Doc, auch Notarzt war, weil sie Panik hatte. Das hatte ich am Anfang meiner Ängste auch.
Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob meine Mädels auch mal "krankhafte" Ängste kriegen, kann mir aber folgendem bewusst sein: mein Partner ist ganz anders als mein Vater (der auch ängstlich ist). Ich habe 2 Therapien gemacht und "weiss" worum es geht, bemühe mich, das anzunehmen. Meine Mutter hat es zwar nicht unter den Tisch gekehrt, aber so richtig "behandelt" auch nicht, eher arrangiert damit. Okay, vor 30 jahren war der Begriff Angststörung auch noch sehr unbekannt. Sie wusste halt lange nicht, was üebrhaupt los war mit ihr, da habe ich ja "Glück" gehabt und es irgendwann angenommen, dass es seelisch ist, was mich da umtreibt.
Und wenn meine Mädels nun meine Angst im Alltag mitkriegen, merken sie aber auch, dass ich so "mutig" bin und mich ihr stelle. Ausserdem: so ganz ohne Angst geht es im Leben ja nicht, und auch negative Gefühle gehören dazu.
sarah

Beitrag von sarah »

liebe carlotta,

das oder so ähnlich hat mir mein thera damals auch gesagt. mein mann ist anders als mein vater und darf nicht vergleichen.

gut ist ja auch, dass mein mann andere kindheitserfahrungen gemacht hat. was ich auch gut von ihm fand, um uns (mir) zu helfen, dass wenn einer von uns an seine grenzen im umgang mit unseren großen stößt, sofort an den partner abgibt. das nimmt ziemlich viel druck und spannung raus, und frederike bekommt nicht die ganze wucht der wut ab. blöd nur, wenn man so viel allein ist, wie ich, mit den kindern. naja, aber wem erzähl ich das ...

ganz liebe grüße, sarah
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo Sarah,

ich schließ mich der Carlotta an. Soweit ich das weiß von meiner Therapeutin spielt viel "das Lernen am Modell" eine große Rolle. Z. B. ist meine Mutter sehr ängstlich, hat Scheu vor anderen Menschen, betäubt seit Jahren ihre Depressionen und Ängste mit Alkohol.
Hab ihr das schon oft vor den Latz geknallt, dass sie alkoholabhängig ist, sie streitet es aber immer nur ab. Dass sie Depressionen hat, gibt sie zu, aber will nichts dagegen unternehmen.
Während meiner Therapie ist mir augefallen, dass ich meist alles von ihr übernommen habe, aber mein eigenes Ich sich total dagegen wehrt. Ich weiß dass ich keine Angst haben muss vor anderen Menschen, habe es dennoch, bzw. fühle mich total unwohl. Mag mich selbst nicht, meinen Körper nicht etc., sie ihren auch nicht.
Ich führe dieselben Beziehungen wie sie, die unter einem schlechten Stern stehen. Ganz oft enden meine Beziehungen wie die meiner Eltern, wobei die noch zusammen sind, aber von Beziehung oder Ehe kann man da nicht mehr reden.
Alles habe ich von ihr übernommen. Aber daraus gelernt habe ich. Ich gehe zur Therapie um die alten Regeln zu brechen und umzulernen. Alkoholabhängig war ich zum Glück noch nie und ich trinke auch selten etwas und auch nie bis zum Exitus.

Ob es tatsächlich genetische Bausteine dafür gibt, hm, ich weiß es nicht, spekulieren kann man immer. Ich denke aber, dass es das Lernen am Modell ist. Wir lernen als Kind durch nachahmen, schauen uns alles ab und ich denke so kommt Manches bzw. das Meiste zustande.

Zeit also, die Regeln zu brechen!

LG Isabell
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