vor einem jahr...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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rosered

vor einem jahr...

Beitrag von rosered »

...kam Tobias auf die Welt... kaum zu glauben, dass das schon soooo lange her sein soll... :roll:

Die letzten TAge musste ich vermehrt an die Geburt zurückdenken, und an die Zeit, wie "alles begann..."

Ich hatte ja jetzt ein längeres Tief, und musste daher meine Medikamente erhöhen... aber es geht mir noch immer nicht wirklich besser... Vielleicht hängt es ja auch mit Tobis Geburtstag zusammen?! Ich weiß es nicht...

Ich fühl mich so kraftlos... so am Ende... ich möchte nur schlafen... im Bett liegen, weinen... meine Ruhe haben, nichts hören müssen... nicht sprechen müssen, nicht rausgehen müssen... nichts tun müssen... einfach nur meine Ruhe haben...

Meine Freundin beschwert sich schon, weil ich mich so rar mache... aber ich meins doch nicht böse... ich kann einfach nicht...

Gestern und heute waren einige Leute zu besuch, wegen Tobis Geburtstag... Und es war so laut, und so viel... und am liebsten hätte ich die alle samt rausgeworfen... :roll: aber das "macht man doch nicht"...

ich weiß auch nicht... ich bin so durcheinander... so müde... so lustlos...

ich hab die letzten Wochen wieder verstärkt PA's... Und eben die vielen Gedanken rund um Tobis Horror-Geburt... :roll: die mich total fertig machen...

Klar... im Vergleich zu vorigem Jahr, gehts mir gut... hätte ich damals nicht gedacht, dass es mir je wieder so gut gehen würde... :wink:

Ich weiß ja auch nicht, was los ist...

Ich müsste so viel lernen, aber ich kann nicht... oder ich will nicht... ach was weiß ich... Ich will ja morgens noch nicht mal aufstehen... oder mich anziehen... wenn ich mal auf bin, dann gehts schon, aber mehr schlecht als recht... ich schleppe mich so durch den Tag, und brauche zu allen Dingen eine gewaltige Überwindung...

versteht mich hier jemand???
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo Nicole,

ich verstehe Dich sogar sehr gut !!!!
Eine Frage hab ich noch,was meinst Du mit PA'ss ?
Bist Du in Therapie,hast Du einen kompetenten Ansprechpartner im Moment ? Sorry weiß es gerade nicht besser.
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Nicole,

lass Dich mal fest in den Arm nehmen. Ja, ich glaube schon, dass es mit Tobis Geburtstag zusammenhängt. Bist Du noch in Therapie? Dann sprich doch bitte mit deiner Therapeutin darüber. Oder mit der Freundin, die Dich damals "aufgerüttelt" hat :wink: .

Weißt Du, diese Jahrestage können schon extrem runterziehen. Das kenn ich von mir selber. Und ich kann auch verstehen, wenn Du dann keine Menschenmassen, die sich aufdrängen gebrauchen kannst. Leider lassen die sich ja auch nicht so auf die Strasse setzen und kapieren irgendwie auch nix, verschwinden erst immer so nach "gemütlichen" 6 Kaffee. ein Patentrezept gegen so Leut habe ich leider auch nicht... Aber vielleicht hilfts ja schon ein bissel, wenn ich Dich einfach verstehe. Kopf hoch, Dir gings doch schon besser. Diese blöden Tiefs gehören halt leider zur Krankheit. Das geht aber wieder vorbei. Ganz sicher!

Liebe aufmunternde Grüße, Saskia
Condea

Beitrag von Condea »

Hallo Nicole,

ich erinnere mich noch genau an den 1. Geburtstag meines Sohnes, wir hatten Big-Fete. Als dann abends die Uhrzeit der Geburt näher rückte, wurde mir recht komisch zumute, ich war allein im Zimmer und mein Freund unterhielt sich mit seinen Eltern(die zu Besuch waren) im Wohnzimmer.
Ich weinte los und alle Gefühle kamen noch mal hoch und ich war so enttäuscht, daß mein Freund in dem Moment nicht bei mir war, ich fragte mich, warum er die Uhrzeit der Geburt vergessen hat. Er hatte in meinen Augen den Zeitpunkt vergessen, wo alles Schöne und Leidvolle begann...

Ich denke, daß besonders der 1. Geburtstag sehr emotional für uns ist.
Bei mir war das auf jeden Fall so, aber es ist mit jedem Jahr besser geworden.
Anja.
rosered

Beitrag von rosered »

Vielen lieben Dank!

Ja, es hilft sehr, verstanden zu werden... Ich hoffe so sehr, dass dieses Tief schnell wieder vorbei geht. :cry:

Ich bin noch in Therapie... aber nur sporadisch. Weil es ein sehr weiter WEg nach Graz ist, und ich hab in meiner Nähe noch keine Thera gefunden...

Und mit meiner Freundin kann ich grad nicht drüber reden. Ich will sie nicht runterziehen. Klar, sie ist meine beste Freundin, und ich weiß, dass sie es "verträgt", aber trotzdem... Ich will eigentlich grad mit niemandem reden. Schreiben fällt mir leichter... :cry:

Ich hab jetzt nur mehr 4 Wochen, bis zu meiner nächsten Prüfung, und ich schaff es einfach nicht, mich hinter die Bücher zu klemmen... Ich möchte nur noch schlafen... Wenn ich anfange zu lesen, fallen mir die Augen zu... Es ist eine andere Art von Müdigkeit... Nicht richtig körperlich, sondern eher seelisch!?

Gibt es denn auch eine seelische Müdigkeit? Kann das sein?
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Nicole,

der 1. Geburtstag von meinem Sohn war für mich emotional auch schwierig. Ich mußte schon in den Tagen davor wieder ganz oft an die Geburt und die ersten Wochen denken. Ich war total angespannt und traurig. Tränen flossen oft in dieser Zeit und ich spürte, wie sehr mich all das nach 1 Jahr noch festgehalten hat. Auch heute (nach bald 2 Jahren) habe ich das alles noch nicht ganz verarbeitet. Erst gestern hatte ich wieder ein kleines Tief und war so traurig, weil ich mal wieder dachte, schade, mir fehlen die ersten 3 monate mit meinen Sohn. Ich habe es nicht erleben dürfen, die Zweisamkeit zu genießen, ihn gerne bei mir zu haben, etc. Es fehlt mir etwas sehr Wichtiges und ich weiß, ich kann es niemals zurückholen.
Wie Saskia schon sagt, sind die Jahrestage immer wieder etwas heikles. Es wird sicherlich besser im Lauf der Jahre, aber es sit doch normal, dass es Dir da nicht so gut geht. Schließlich hast Du etwas sehr furchtbares erleben müssen und das geht nun nicht einfachmal so vorbei. Und ungebetenen Besuch - einfach wieder rausschmeißen. Trau Dich! Ich hätte sowas früher auch nie getan, aber seit ich so krank war habe ich gelernt, schnell nein zu sagen. Und wer dann sauer ist und kein Verständnis hat - auf den kann ich dann bestens verzichten.

Fühl Dich getröstet - Du bist nicht allein in dieser Zeit.

Viele Grüße
Nora
heli

Beitrag von heli »

Liebe Nicole!

Ich kann dich total verstehen! Ich hatte erst letzte Woche 2 solche Tage. Ich wollte nur schlafen, mit niemanden reden, mich um nichts kümmern, einfach nichts tun.
Ich hatte das Glück, dass mein Mann im Urlaub war, sonst hätte ich nicht gewußt, wie ich diese Tage überstehen soll.
Ich habe von nachmittags um 3 Uhr bis am nächsten Morgen durchgeschlafen :oops: und dann gings mir wieder besser.
Ein kleines Kind den ganzen Tag um sich haben, ist eben kein Honiglecken und wir sind auch nur Menschen.
Also ich versteh dich sehr gut.
lg heli
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Nicole,

na das ist aber ein ganz schön fieses Tief in dem Du da steckst, hm?!

Natürlich gibt es auch seelische Müdigkeit! Das ist doch eines der Hauptprobleme der Depression. Diese verdammte Unlust auf alles, dieses einfach nur verkriechen wollen kennen wir doch alle.

Du bist grade in der Spirale die Dich runter zieht. Negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen, negative Gefühle führen zu allgemeiner Niedergeschlagenheit und Unlust. Unlust führt zu noch mehr Frustation. Je weniger Du machst, umso antiebsloser wirst Du. Du schukelst Dich nach unten, immer weiter... dieses verdammte Tief, ich kenne es so gut.

Du musst wieder den Anfang finden, etwas positives tun, etwas positives Denken, gehe raus Spazieren, gehe schwimmen und wenns nur ne halbe Stunde ist. Geh auf den Spielplatz, mach irgendwas nur raff Dich auf! Und ruf Deine Freundin an, das wird Dir gut tun. Verabrede Dich mit ihr sodass Du raus MUSST. Lass Dich nicht runter ziehen. Tue etwas auch wenn Dir nicht danach ist. Ich hasse es manchmal Sport zu machen aber er hilft mir dennoch immer wieder und wenn ich es getan habe fühle ich mich gut. Ich hab was getan und die Belohnung ist Stolz! Stolz darüber dass ich mich wieder überwunden habe etwas zu tun.

ich weiß, es ist schwer aber es geht.

LG

Patricia
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