hallo miteinander

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Issa

hallo miteinander

Beitrag von Issa »

Hallo miteinander,

Wünscht ihr euch auch manchmal, dass euch die postpartale Depression erspart geblieben wäre????



Es grüßt euch lieb und freut sich auf eure Antworten


Eure Issa
Zuletzt geändert von Issa am 18:03:2007 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
heli

Beitrag von heli »

Liebe Issa!

Es tut immer gut, von jemanden zu lesen, der es schon geschafft hat.
Davon kann ich zurzeit noch träumen (habe seit ca. 1 Jahr PPD).
Wie lange hattest du die PPD? Wie hast du es geschafft, da wieder rauszukommen?
Viele Fragen, ich weiß. Aber mich interessiert es immer sehr zu lesen, wie es andere geschafft haben.
Liebe Grüsse
heli
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Liebe Issa, liebe Heli
Schon lange habe ich mich im Forum nicht mehr gemeldet. Ich habe sehr viel um die Ohren und fast keine Zeit zum Schreiben.
Vor fünf Jahren hätte ich mir das nicht einmal träumen lassen, dass es mir wieder einmal so gut geht, dass ich die PPD an manchen Tagen einfach vergessen kann. Ich habe mir aber vorgenommen, immer mal wieder im Forum zu schreiben, um anderen Frauen zu helfen. Mir hat das Forum sehr geholfen, besser als jeder Arzt.
Liebe Issa, ich hatte meine PPD auch beim letzten Kind. Er ist jetzt allerdings erst sechs Jahre alt. Mir geht es heute gut, ich arbeite in einem Teilpensum als Lehrerin. Es gab eine Zeit, da dachte ich mein Leben sei vorbei. Ich sah mich in eine geschlossenen Anstalt enden, nur noch aus Ängsten bestehend, es war so grauenvoll. Heute bin ich einfach glücklich, dass ich mein Leben zurück habe. Aber ich habe auch schon oft gedacht, es wäre schön, wenn man so eine Gehirnwäsche machen könnte, und dieses Kapitel des Lebens löschen könnte.
Liebe Heli, glaube mir, die PPD geht vorbei. Es braucht einfach viel Geduld. Meine akkute Phase dauerte fast ein Jahr. Dann wurde es mit AD langsam besser, mit vielen Rückschlägen. Es waren bestimmt drei Jahre, wo ich immer wieder ganz schlechte Phasen hatte. So richtig gut geht es mir etwa seit einem Jahr. Es hat lange gedauert, aber ich hätte nie gedacht, dass es wieder so schön wird, dass ich wieder so motiviert bin, meine Kinder geniessen kann, mein Leben wieder liebe.
Ich hoffe, viele Frauen, denen es jetzt ganz schlecht geht, lesen das hier. Ich war wirklich tief unten und habe es überlebt. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass es fünf Jahre dauert.......... ich weiss nicht, wie ich reagiert hätte. Heute bin ich einfach nur unendlich dankbar, dass es mich wieder gibt. Damals, das war ich nicht, ich kannte mich nicht mehr, ich hatte nur noch Angst vor mir selber. Und es dauert natürlich nicht bei allen so lange wie bei mir. Aber das Wichtigste ist doch: ES GEHT VORBEI!!!!!!!!!!!!
Ich wünsche allen Frauen, die noch tief drinn stecken viel Kraft und Mut und nehmt jede Hilfe an, die ihr bekommen könnt, teilt euch mit. Man muss sich nicht schämen, es ist nicht unsere Schuld, dass wir von dieser Krankheit überfallen worden sind.
Liebe Grüsse :!: Valentina
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Issa,

nach längerer Zeit melde ich mich auch mal wieder; vor allem zu diesem Thema hier.

Mir geht es auch hin und wieder so, dass ich meinen mittlerweile sechseinhalb Jahre alten Sohn anschaue und denke: schade, dass es mir nach der Geburt sooo schlecht ging.

Ich kann ehrlich gesagt keinen "Sinn" in der Krankheit sehen (ich habe mich zwar teilweise dadurch verändert, sehe manche Dinge lockerer als früher und habe andere Ansichten). Mein Leben nach der Geburt meines Sohnes veränderte sich drastisch. Ich wurde schnell sehr krank, kam in eine Klinik (für insgesamt fast fünf Monate), als mein Sohn 12 Wochen alt war. Noch bevor mein Sohn ein Jahr alt war, war ich alleinerziehend, da meine Ehe durch die Krankheit in die Brüche ging. ABER, mir ging es nach ca. 18 Monaten endlich wieder ganz gut und ich war glücklich und konnte meinen Sohn geniessen!

So furchtbar die Zeit damals auch für mich war - aber auch ganz besonders für meine Eltern, die immer bedingungslos zu mir gehalten und mich unendlich unterstützt haben - habe ich einen Hoffnungsschimmer, dass ich beim zweiten Kind evtl. von der PPD verschont bleibe und dann die Zeit mit Baby, Mann und "großem" Sohn gesund erleben kann.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Bei mir ist es zwar erst (fast) 2 Jahre her, aber ich möchte trotzdem gerne zu diesem Thema was schreiben liebe Issa! :-)

Wenn ich mir meinen Noah heute so ansehe, dann habe ich seltsamer Weise nicht das Gefühl, ich hätte einen schlechten Start gehabt. Auch Schuldgefühle melden sich keine. Irgendwie habe ich nur eine ganz verschwommene Erinnerung an die ersten schrecklichen Wochen der PPD. Ich war eine leere Hülle - nichts von meiner Persönlichkeit war übrig geblieben - es war, als hätte ich MICH verloren, als hätte etwas meine Lebensenergie angezapft und abgezogen.

Diese Schuldgefühle und große Traurigkeit meinem Noah gegenüber hatte ich ganz stark so in der "Mitte" der Krankheit, als ich schon mit Medis eingestellt war. Ich war so traurig, dass ich ZG hatte und das erzeugte imense Schuldgefühle und Ängste. Doch mit zunehmender Besserung wurde das immer weniger und heute ist von einem Schuldgefühl nix übrig geblieben.

Das ist jetzt echt komisch - erst durch deinen Beitrag liebe Issa, ist mir das klar geworden. Vielleicht ist es deshalb so, weil ich durch die PPD und meine Therapie so viel gelernt habe. Es ist, als wäre ich jetzt komplett - als hätte ich noch einen wichtigen Teil von MIR selbst gefunden der immer gefehlt hat. Die PPD war eine schmerz-und leidvolle Erfahrung für mich, aber trotzdem so unendlich lehrreich und sinnvoll - so meine ganz persönliche Empfindung! :wink:

Es grüßt euch ganz lieb
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Petra

Beitrag von Petra »

hallo!

das ist schön wie du das geschrieben hast,marika! ehrlich bewunderswert wie du dein tief angenommen und akzeptiert hast, als einen teil deines lebens und deiner persönlichkeit! ich denke, auch nur so schafft man es ohne schuldgefühle und verbitterung aus dieser krankheit zu gehen!

glg petra
Micha

An Issa

Beitrag von Micha »

Liebe Issa,

ich trauere vor allem der verpassten Babyzeit nach. Seh ich Mütter mit ihren Babys bin ich echt neidisch und unendlich traurig, daß mir das nicht vergönnt war :x .

Mein Sohn ist jetzt neun - ich glaube, daß er nicht gelitten hat unter dem halben Jahr in dem Mami "nicht fit" war. Ich war ja trotzdem für ihn da, wenn auch mit Einschränkungen. Im Gegenteil wir haben ein besonders festes, intensives Verhältnis zueinander.

Ich las kürzlich ein Interview von Justin Timberlake, in dem er sagte: "Meine Mutter ist mein Fels in der Brandung". Kann es ein schöneres Kompliment an eine Mutter geben?!

Deine Micha
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Issa,

bei mir liegt die PPD leider noch nicht zurück.. aber ich habe auch heute schon dieses Gefühl.

Wenn ich meine Kleine ansehe und sehe wie groß sie schon ist, dass sie schon 1,5 Jahre alt ist dann tut es mir weh. Ich hab einfach das Gefühl die komplette Babyzeit von ihr verpasst zu haben und das tut sehr weh!

Erst jetzt nach 1,5 Jahren bessert sich unser Verhältnis und ich kann meine Tochter als meine Tochter annehmen und lieben.

Ich kann mir auch nicht vorstellen dass ich in der PPD jemals was positives sehen werde. Ich kann vielleicht nicht richtig mitreden weil sie noch nicht vorbei ist aber diese Zeit mit meiner Tochter sehe ich schon heute als verloren an und das kann mir nichts und niemand zurück geben!

Ich hoffe sehr dass ich das nicht noch mal (beim eventuell 2. Kind) durchmachen muss denn für mich ist die Zeit der PPD nihct nur die Hölle sondern auch verlorene Lebenszeit. Selbst wenn ich gelernt habe durch die PPD einiges anders zu sehen so kann ich doch nicht für mich sagen dass es das wert war oder dass es positiv war dass ich das "gelernt" habe.

LG

Patricia
karin

Beitrag von karin »

liebe issa,
ich hoffe und arbeite in einer tiefenpsychologischen therapie daran, dass ich die ppd irgendwann in mein leben integrieren kann. ich habeauch jetzt schon den eindruck, dass mir diese schwere phase insofern etwas gebracht hat, dass ich eine menge dazu gelernt habe, über mich und mein umfeld und meine art und weise, das leben zu betrachten.
ich hätte mir das alles zwar gern erspart, aber das konnte ich offensichtlich nicht...
ich sehe auch glückliche mütter mit glücklichen babies heute anders. das ist ja oft nur ein erster oberflächlicher eindruck in der öffentlichkeit...
vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, meiner tochter die perfekte mutter zu präsentieren, aber so hat sie halt eine, die noch am wachsen ist :wink:
auch nicht das schlechteste... finde ich...
k.
Issa

Beitrag von Issa »

Liebe Mamas,

ich habe eure lieben Antworten gelesen und wollte euch eine Rückmeldung von mir geben, aber ich bin heute Abend so müde und bekomme keinen klaren Gedanken zusammen. Morgen früh melde ich mich, o.k.?

Eine gute Nacht wünscht euch, liebe heli, Anke, Valentina, Marika, Karin, Patricia, Micha, Petra und allen anderen

eure Issa
Mara

Beitrag von Mara »

meine Tochter ist bald 3 Jahre alt und mir geht es schon seit 1,5 Jahren wieder gut.
Ich habe nicht so sehr das Gefühle, das wir in unserer beziehung einen schlechten Start hatten. Ich hatte aber auch keine Bindungsstörung zu ihr. Aber ich habe sie nur kurz gestillt, wegen der Medikamente und das ist schon schade.
Obwohl es mir wieder gut geht, habe ich dennoch einen schweren Schalg erlitten. Ich wollte 2 Kinder, fände das auch schön. Aber ich kann das Risiko nicht eingehen. Das belastet mich immer mal wieder.
Und es gibt Momente, in denen ich das gefühl habe, ich habe etwas zurück behalte. Ich habe immer z.B. noch Platzangst und ich habe mich immer noch nicht getraut, ein Flugzeug zu benutzen. Nichts wirklich sehr Einschränkendes, aber es hält mich davon ab, es zu vergessen.
Aber alles in allem bin ich zufrieden und ich liebe meine Tochter. Und meine Beziehung zu meinem Mann hat es auch überlebt.
Mara
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Melanie W.
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Rückblick auf die PPD

Beitrag von Melanie W. »

Liebe Issa,

bei mir liegt der Beginn der PPD vier, ihr Ende drei Jahre zurück. Über die ersten Monate mit meinem Sohn, die ich wie viele Frauen als irgendwie "verlorene" Monate betrachte (die ich nicht genießen konnte, in denen es mit dem Stillen nicht geklappt hat usw.), bin ich immer noch ein bisschen traurig, und ein Rest Traurigkeit wird bestimmt mein Leben lang bleiben. Aber ich leide nicht mehr unter dieser Traurigkeit - ich habe diesen Abschnitt meines Lebens inzwischen akzeptiert, er gehört zu mir wie meine Macken und meine Stärken, mein Haarwirbel und meine Zahnkrone. Irgendwann habe ich mich ganz allmählich mit meiner PPD "versöhnt". Wenn heute eine Fee käme und mir anböte, das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Zeit ab der Geburt meines Sohnes nochmal ohne PPD zu erleben, ich würde ablehnen. Ohne diese (wenn auch schmerzvolle) Erfahrung wäre ich heute nicht die, die ich nun bin - und ich möchte gar nicht mehr "die Alte" sein. So schlimm die Zeit der PPD war, sie hat letzten Endes auch einiges hervorgebracht, was ich heute als gut empfinde.

Der Druck, immer perfekt sein zu müssen, immer alles im Griff haben zu müssen, sein Leben immer genau nach Plan verwirklichen zu müssen, ist längst nicht mehr so stark wie früher (ich würde nicht sagen, er ist ganz verschwunden, als alte Perfektionistin habe ich da immer wieder "Rückfälle", aber ich mache mich damit längst nicht mehr so verrückt wie vor der PPD). Am Anfang habe ich mich entsetzlich für die PPD geschämt und wollte auf keinen Fall, dass irgend jemand davon erfährt - heute bin ich froh, dass mich ganz viele Menschen endlich auch mal ohne die ätzende "Perfektionismus-Maske" gesehen haben (und teilweise ganz schockiert waren - wie oft habe ich den Satz gehört: "Das hätte ich bei dir ja nie erwartet!"). Ja, ich kann auch mal ganz tief im Loch sitzen, und nein, mir fällt auch nicht immer das Glück in den Schoß - heute bin ich froh, dass ich mit meiner PPD dieses Signal an meine Umwelt ausgeschickt habe und mich so von einem ständigen (wahrscheinlich selbst erzeugten) Erwartungsdruck befreit habe.

Oder die Beziehung zu meinem Mann - die PPD war sicher die schwierigste Belastungsprobe unserer Beziehung, und unsere Ehe hat sie gottseidank unbeschadet überstanden. Eigentlich sogar viel mehr als das: Ich weiß heute (vor der PPD habe ich es geglaubt, seit der PPD weiß ich es hundertprozentig), dass ich einen Partner habe, der auch in den schlimmsten Krisenzeiten zu mir steht, der auch dann noch verständnisvoll ist, wenn ich mich selbst nicht mehr verstehe, der mich auch dann noch liebt, wenn ich mich gerade selbst kaum annehmen kann. Die PPD, die wir gemeinsam durchgestanden haben, hat das Band zwischen uns enorm gestärkt. Allein das ist schon ein Grund, warum ich die (zum Glück überstandene) PPD heute nicht mehr aus meinem Leben wegdenken möchte.

Was es mir auch leichter gemacht hat, ist, dass ich mit unserem zweiten Kind die Babyzeit dann doch noch einmal unbeeinträchtigt von der PPD erleben durfte. Keine Depression, eine geglückte Stillzeit (für die ich anfangs zwar auch hart kämpfen musste, aber in meiner psychisch stabilen Verfassung ist mir das viel leichter gefallen als in der PPD-Zeit), schöne erste Babymonate - auch beim zweiten Mal keineswegs im permanenten "Glücksrausch", wie ich mir das vor dem Kind naiverweise vorgestellt habe, aber doch mit vielen wunderschönen Momenten und immer wieder dem Gefühl des "Genießen-Könnens". Ich bin unendlich dankbar, dass ich das erste Jahr nun doch auch einmal von dieser Seite erleben durfte. Und habe darüber das letzte "Hadern" darüber verloren, warum es denn nicht schon beim ersten Mal so war. Es war, wie es war - heute liebe ich meinen Sohn wie meine Tochter, auch wenn unser gmeinsamer Start sehr unterschiedlich war und das sicher auch weiterhin eine Rolle in unserem Leben spielen wird. Aber es ist - endlich - okay so.

Puh, das war eine lange Antwort. Eigentlich wollte ich nur ganz kurz antworten. Aber das ist ein Thema, das mich auch heute noch sehr bewegt.

Liebe Grüße
Melanie
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