Erfahrungsbericht über Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Patricia

Erfahrungsbericht über Depression

Beitrag von Patricia »

Hallo ihr lieben,

ich habe gerade mit der Herausgeberin einer Kinderzeitschrift gesprochen. (http://www.lakritz-magazin.de/)

Ich mache bei ihr Werbung für meinen Laden und daher kennen wir uns.

Sie erzählte mir dass sie in der nächsten Ausgabe einen Bericht über Schwangerschaft und Geburt machen möchte.

Dabei erwähnte ich dass es auch wichtig sei etwas über PPD zu schreiben. Sie sagte dann dass sie die Seite Schatten-und-Licht erwähnen würde.

Etwas später rief sie mich an und fragte ob ich nicht einen Bericht schreiben wolle. Natürlich willigte ich ein.

Es soll ein Erfahrungsbericht werden da ich der Meinung bin fachgesimpel kommt nicht so gut an wie ein echter Erfahrungsbericht.

Nun meine Frage an Euch:

An was muss ich denken? Was ist besonders wichtig und muss unbedingt rein? Soll ich die Symptome erklären? Soll ich von meiner Psychose erzählen oder ist das zu krass? Soll ich vielleicht leiber nur die Depression erwähnen?

Ich freue mich sehr dass ich diesen Bericht schreiben darf. Viele sind ja nur bereit über positives zu berichten, finde es so toll von der Frau dass sie den Tatsachen ins Auge sieht und bereit ist von der Wahrheit zu berichten.

Was meint ihr?
Milla

Beitrag von Milla »

Ich finde das absolut klasse! :D

Ich denke,daß du alles schreiben darfst,was für DICH wichtig war:die Psychose,die Depression,deine mangelden und zwiespältigen Gefühle für deine Tochter,deine Verzweiflungsmomente,deine Hoffnung,wieder gesund zu werden,die tolle Unterstützung durch deine Mutter und deinen Mann und vielleicht sogar dein Verhältnis zu deinem Vater.

Ist der Bericht anonym oder wird dein Name daran hängen?
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Patricia,
erstmal finde ich es super, daß du bereit bist einen Bericht zu schreiben und dieser vermutlich ein größeres Publikum erreichen wird. Ich habe ja selbst im letzten Jahr ein Interview für "Bild der Frau" gegeben. Leider muss ich sagen, daß ein paar wichtige Punkte rausgekürzt wurden, da nur 1 Seite für mein Interview möglich war. Was mir besonders wichtig wäre, daß man die Sympthome genau erklärt, z.B. wie sich eine Panikattacke anfühlt (d.h. körperliche und psychische Symptome). Als ich die 1.Attacke hatte, wusste ich es überhaupt nicht einzuordnen und es hat ewig gedauert, bis ich herausfand, was es war. Dann vielleicht noch das Unrealitatäsgefühl, die Stimmungsschwankungen, etc. Das Thema Psychose würde ich auf jeden Fall auch erwähnen (vielleicht in gemilderter Form). Wichtig fände ich auch die Wege aus der PPD zu zeigen, d.h. Gang zum Neurologen/Psychiater, Mutter-Kind-Station in Psychiatrie, Einnahme von AD, Therapie, etc.
Zoraya

Beitrag von Zoraya »

Hallo,
weißt Du, was ich wichtig finde? Dass Du erwähnst, dass man jemandem mit Depressionen nicht unbedingt mit gutgemeinten Ratschlägen wie "Reiß Dich zusammen" (= meine Mutter) kommen kann. Depressionen sind wie eine Krankheit einzustufen, und einem Magenkranken sagt man ja auch nicht, er solle sich zusammenreißen und setzt ihm dann einen fetten Schweinbraten vor.
Ich hoffe, ich habe es verständlich ausgedrückt. Was ich meine ist, dass man jemanden mit solche Ratschlägen noch mehr überfordern kann.

Grüße
Z.
Erika

Beitrag von Erika »

Hallo,

wenn ich solche Gelegenheit hätte,würde ich gerne anfangen wie meine Meinung früher über Depressionen war.Ich dachte mir immer,solche Leute kann man nicht ernst nehmen,also für mich waren solche Leute einfach unzufrieden mit sich selbst.Niemand kann das so gut verstehen,ausser uns selbst,die das durchmachen.Es ist wirklich eine Krankheit,kein schlechte Tag,genauso wie andere Krankheiten,obwohl man darüber nicht so viel redet wie über Krebs zum Beispiel...
Du muss nur die Wahrheit sagen,mehr nicht und die ist schon krass....


Erika
Patricia

Beitrag von Patricia »

Danke für Eure Antworten. Ich werde versuchen ale zu beherzigen. Leider kann ich über Panikatacken nicht so gut berichten, ich hatte in der ganzen Zeit vielleicht 3 oder 4 Stück und weiß gar nicht mehr wie sich das anfühlt.

Über meine Psychose werde ich auch nicht berichten, nur über ein paar Symptome, ich will keinen abschrecken und so ne Psychose kommt ja auch nur selten vor.

Natürlich werd ich Euch vorher den Bericht zeigen und wenn ihr Lust habt könnt ihr ja dann noch Eure Meinung dazu abgeben.

LG

Pat
Milla

Beitrag von Milla »

Klasse,Patricia und vielen Dank für deine Mühe! :D
Patricia

Beitrag von Patricia »

Sodele, ich hab mal was geschrieben:

Postpartale Depression – die Krise nach der Geburt

Wegen einer Schwangerschaftsvergiftung musste die Geburt meiner Tochter eingeleitet werden. Nach vier Tagen in den Wehen kam sie dann endlich. Sie wurde mir auf den Bauch gelegt und ich wartete auf dieses überwältigende Gefühl, dieses Glück das man doch spüren musste. Doch das Gefühl blieb aus.

In den Stunden nach der Geburt wuchs die Liebe zu meiner Tochter doch dann kam der Schock: meine Tochter hatte eine Blutvergiftung, sofort kam sie auf die Intensivstation. Am Boden zerstört weinte ich ohne Unterbrechung. Ich konnte nicht fassen dass Nichts so war wie ich es mir in der Schwangerschaft ausmalte. Der Tag der Entlassung kam und ich dachte dass nun endlich alles gut werden würde.

Zuhause konnte ich nur weinen. Was war mit mir los? Ich konnte mich nicht freuen, ich war einfach unglücklich. Ich liebte meine Tochter, trotzdem wollte ich dass sie wieder geht. Allein sein wollte ich, allein mit meinem Kummer, allein mit meinen Gedanken.

Mein Kind sah ich als große Belastung, ich lies mich gehen, ging nicht mehr vors Haus. Ich dachte ich müsse mich zusammenreißen, doch das ging nicht. Je mehr ich das versuchte, desto schlimmer wurde es. Die Schuldgefühle gegenüber meiner Familie erdrückten mich.

Mit meinem Kind und mir war ich völlig überfordert. Ich wollte nur noch schlafen, konnte nichts mehr essen, ständig plagten mich Kopfschmerzen und Schwindel. Warum war ich nicht glücklich, ich hatte doch alles, was sich ein Mensch wünschen kann! Doch ich wollte nur noch eines: sterben!

Mein Mann erkannte mein Problem, eine Depression! Er vereinbarte einen Arzttermin. Für die Einnahme von Medikamenten musste ich abstillen. Damit verlor ich auch noch die Liebe zu meiner Tochter. Nun war es für mich klar, ich musste diese Welt verlassen. So kam es dass ich freiwillig in die Psychiatrie ging, ich verbrachte 13 Wochen auf der Mutter-Kind-Station in Heppenheim. Dort merkte ich dass ich nicht allein war! Es ging vielen Müttern so, ca. 20% aller Mütter bekommen eine Depression.

Heute mache ich eine Therapie, habe wieder gelernt zu lachen, mich zu freuen und den Alltag zu meistern. Das schönste jedoch ist: ich darf meine Tochter wieder lieben. Wenn Sie ähnliches bei sich beobachten lassen Sie sich helfen! Eine Depression ist kein Schicksal, mit dem man leben muss. Diese Krankheit kann geheilt werden!
brini

Beitrag von brini »

Hallo Patricia,
genauso hätte ich es auch geschrieben.
SUPER!!!!!!
Gruß brinja
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Brinja,

schön dass es Dir gefällt. Ich bin mir noch nicht so sicher ob ich zufrieden bin. Ich hätte viel, viel mehr schreiben wollen aber ich musste mich an 2000 Zeichen halten.. leider.

Es fehlen noch so viele Dinge, aber es ist unmöglich diese unterzubringen. Aber ich bin schon dankbar dass ich 2000 Zeichen bekommen habe! Das ist schon viel eigentlich. Entspricht einer ganzen Seite in dieser Zeitschrift.

Ich hab den Bericht jetzt abgeschickt, mal sehen was sie sagt. Sie ruft mich säter an.

LG

Patricia
Erika

Beitrag von Erika »

Hallo,

dein Bericht ist schon sehr gut,vielleicht noch zum Schluss wie deine Gefühle heute sind?


Erika :lol:
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Erika,

steht doch da. Wenn ich schreibe wie meine Gefühle grade wirklich sind wird der bericht kein positves ende nehmen. Mir gehts immer noch nicht gut und das wollte ich nicht schreiben. Will ja keine Angst sondern Hoffnung machen.

Und oh weh: Es soll mein voller Name drunter stehen und auch Kontaktdaten.. Hilfe.. und noch ein Foto von mir!

LG

Pat
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Patricia,

willst du wirklich, daß alle wissen, wer diesen Bericht geschrieben hat? Ich hatte damals bei meinem Interview auch lange darüber nachgedacht und mich letztendlich dagegen entschieden, d.h. mein Name wurde geändert und auf dem Bild sieht man mich nur von der Seite (also nicht erkennbar).

Zumindest wurde ich mir das mit der Telefonnummer, etc. überlegen. Am Ende rufen dich doch einige Leute an und ich weiß nicht, ob du wirklich willst. Ich gehe einfach von mir aus und mir wäre das im Moment zu viel. Sollte ja eigentich auch bei einer Nachsorgegruppe in HD mitarbeiten, aber im Moment packe ich das nicht. Ich kann keinen anderen Betroffenen Frauen Ratschläge geben & Mut machen, wenns mir selbst nicht gut geht.
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Julchen,

die Telefonnummer wird nicht dabei stehen, lediglich eine Emailadresse. Eigentlich hab ich kein Problem damit. Telefon und Adresse wäre was anderes.

Erst dachte ich oh weh, dann weiß es jeder der das liest.. Aber auf der anderen Seite - wers liest der ist auch offen dafür und interessiert sich. Wer sich nicht interessiert der wirds auch nicht lesen. Also werden sich - wenn überhaupt - nur Interessierte oder Betroffene melden.

Ich denke wenn der Bericht anonym wird hat er vielleicht nicht die Wirkung die er hat wenn ich auch wirklich dazu stehe. Hätte ich zwei gebrochene Beine würde ich den Namen auch nicht ändern lassen.

Am Anfang hab ich gedacht ich würde mich dafür schämen aber das denke ich nicht mehr. Ich würde mich sogar freuen wenn sich welche melden!

Ne, wenn ich so recht drüber nachdenke hab ich eigentlich (mittlerweile) kein Problem dass mein Name und Kintaktdaten dort stehen.
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Patricia,

es kommt natürlich auch darauf an, in welcher Situation du dich befindest. Da du selbständig bist und vermutlich deine Familie+Freunde+ev. Bekannte wissen, wie es dir geht, hast du ja nix zu verlieren, wenn dein Foto+Name zu sehen ist.

In meinem Fall ist/war das anders. Ich arbeite in einer großen Firma und dort wissen nur 2 Kolleginnen (würden nie was weitererzählen) was ich habe. Da ich bei einem Wiedereinstieg in einer komplett neuen Abteilung anfangen müsste, wäre es nicht so doll, wenn die ganze Firma wüsste, was ich habe, weil es einfach immernoch so ist, daß die Leute Vorurteile beim Thema "Depressionen" haben und ich somit womöglich einen Job zugewiesen bekommen würde, den ich nicht will.
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