ich kanns nicht mehr leugnen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Patricia

ich kanns nicht mehr leugnen

Beitrag von Patricia »

Hallo,

ich habe gerade "nachgeburtliche Depressionen" in Google eingegeben und bin hier gelandet.

Erst mal musste ich vor Erleichterung heulen dass es so ein Forum gibt.. ich hatte schon bei der Überschrift das Gefühl: endlich jemand, der Dich vielleicht verstehen kann..

Obwohl ich mich selbst nicht verstehe...

eigentlich müsste ich glücklich sein.. ich habe ein wunderschönes, süßes und liebes Baby, einen ebenso wunderschönen, einzigartig tollen Mann, meine Familie liebt mich, ich liebe meine Familie.. ich erfülle mir in 4 Wochen mit einem eigenem Geschäft den Traum meines Lebens.. Ich sollte glücklich sein aber ich bin es nicht, ich kann es einfach nicht.. dieser "Druck" erdrückt mich fast.. Und dann diese SCham.. Schamgefühl darüber dass ich nicht glücklich bin. Ich bin sauer auf mich dass ich nicht glücklich bin..

Ich liebe mein Baby über alles!!!!!! Ich habe auch keine Probleme es zu versorgen.. aber mit allen anderen Dingen habe ich Probleme...

Ich bin ständig am heulen, bin antriebslos, appetitlos, habe schreckliche Angst um die Menschen, die ich liebe (grundlos) und kann mich doch nicht mit ihnen beschäftigen. Ich hab ganz schreckliche "Zwangsgedanken" also Gedanken an traurige, schlimme Dinge vor denen ich Angst habe.. in diesen verdammten Gedanken werden die Dinge dann wahr. Dann sind noch andere, unbeschreibliche schräge Gedanken dabei.

Ich bin deprimiert dass meine SS vorbei ist obwohl ich mich ab ca. der 30. Woche nur noch gequält habe. Ich habe Angst dass mein Baby groß wird und das einfach so an mir vorüber geht und ich es nicht mitbekomme.

Ich bin total erschöpft gefolgt von absoluter Unruhe. Ich habe starke Probleme mit meinem Kreißlauf (Schwindel) und ein ständiges Bitzeln im Nacken/Schulter-Bereich.. das NERVT!

Ich habe Angst, irgendwas flasch zu machen, dass ich irgendwas nicht hin bekomme. Große Geldsorgen, die leider auch noch begründet sind und mir hängt die Horror-Geburt meiner Maus nach und die Zeit danach.

Nach einer Eklampsie wurde eingeleitet, 4 Tage hats gedauert. 4 Tage die ich fast komplett ohne Schlaf und Essen zugebracht hab. Ein ständiges hin und her zwischen Schmerzmitteln die mit völlig ausgenockt haben, Wehentropf, Wehenhemmer, Prostagladin usw. Keiner versteht, warum das KH so lange rumgemacht hat. Ich (Idiotin) war es gewesen, die soo gerne ne natürliche Geburt gehabt hätte (vorausgesetzt es geht dem Baby gut) Na ja und zum Dank kam mein Baby dann am 2. Tag nach der Geburt für 2 Wochen auf die Intensivstation wegen einer Sepsis..

Darin habe ich die ganze Zeit den Grund für meine Depressionen gesehen.. das wundervolle, einzigartige Glück das erste Mal Mama zu werden.. zack wars vorbei und alles war nur noch Horror.. diese wahnsinns Angst um mein Baby.. Na ja und dann fing es ganz, ganz langsam an. Erst mit Wehmut darüber dass die SS vorbei war und dann mit größerer Wehmut, mit etwas Neid auf andere Schwangere und nun ist es so schlimm dass ich hier hocke, völlig am zittern bin, heule, der Rücken bitzelt, das Herz rast und ich kann einfach nicht mehr..

Ein Problem ist zudem noch ganz stark: ich kann nicht zum Arzt, ich schäme mich so sehr für diese Gedanken und Gefühle.. Ich hab mich bei meinem Doc in der SS so wohl gefühlt.. ich schaff es einfach nicht dort anzurufen. Ich habs vor allen (außer vor meinem Mann) die ganze Zeit gheim gehalten weil ich mich so schäme..

Bitte helft mir, was soll ich denn tun?? Ich bin so verzweifelt.

Danke dss ihr bis hier her gelesen habt!!!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Grüß dich liebe Patricia!

Ich freue mich, dass du dich uns angeschlossen hast! Sei willkommen!

Liebe Patricia - DU KANNST ZUM ARZT!!! Ich verstehe dich vollkommen, dass du dich nicht traust. Wir alle hatten große Schamgefühle und Angst vor dem Arztbesuch. Mir war damals so übel, dass ich dachte ich kippe um, aber ich habe mich überwunden und bin dahin - Gott sei Dank!

Das was du alles beschreibst, hatte ich auch ALLES!!! Ich konnte nicht mehr Essen, war nur noch am weinen, Angst - und Panikattacken, und diese schlimmen Zwangsgedanken. Ich habe mein Baby gemieden, konnte keine Liebe fühlen. Schlußendlich war ich überzeugt verrückt zu werden und wollte mich in die geschlossene Anstalt einweisen lassen.

Aber heute, nach 5 monatiger Behandlung, geht es mir schon wieder viel, viel besser. Ich habe meine Lebensfreude wieder gefunden und endlich kann ich die Zeit mit meinem Noah geniessen. Ich liebe dieses süße Männlein über alles!!!! Aber ohne Arzt, ohne meinen Psychiater, bei dem ich begleitend eine Psychotherapie mache sowie meinen Antidepressiva, hätte ich es nie geschafft.

Du brauchst wirklich keinen Angst vor dem Arzt zu haben. Denn das was wir haben, ist ganz einfach eine Krankheit - eine Krankheit die so sehr schmerzt, denn deine Seele ist es, die weint. Es ist eine Krankheit, die dich durch all diese leidvollen Symptome, die du hast, aufmerksam machen will, Hilfe zu holen.

Ich ging damals zu meinem Hausarzt und der überwies mich dann gleich an einen Psychiater. Zuerst schämte ich mich, dass ausgerechnet MIR das passiert. Aber mittlerweile habe ich so viel über die PPD gelernt, dass ich doch recht offen damit umgehen kann. Und vorallem: Ich bin auf dem Weg GESUND ZU WERDEN!!!

Liebe Patrica, schnapp dir dein Telefonbuch, such dir die Nummer von einem Spezialisten und ruf an!!! Meld dich wieder, ja????!!!!

Einen ganz lieben Gruß - wir sind hier immer für dich da!

Marika
kathrin66

hallo patricia!

Beitrag von kathrin66 »

ein liebes hallo erstmal. hier bist du richtig!

das ist kein grund zum schämen, das ist eine krankheit!
bitte sieh ein, du bist krank. nicht mehr und nicht weniger!
wenn du wie du sagst schon zwangsgedanken hast, solltest du dir dringend medizinische hilfe holen, egal welcher art.
wenn du dich in 4 wochen noch selbstständíg machst,wird dich der druck an den rand des zusammenbruchs bringen, wenn du dich nicht behandeln lässt!
du bist nicht verrückt der der gleichen. deine hormone und die verschiedenen botenstoffe im gehirn sind aus der bahn, hilf ihnen wieder die richtung zu finden.
wenn es dein mann weis und du kannst nicht nicht überwinden, überlaß ihm die initiative. vielen von uns hat das geholfen.

geh zu einem arzt deines vertrauens! so schnell wie möglich!

wie alt ist denn dein baby?

ganz liebe grüße
kathrin

P.S.: es ist mir immer wieder ein rätsel, wie groß die bereitschaft der betroffenen frauen ist, zu leiden, bis es gar nicht mehr geht!
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Patricia

Auch von mir ein Willkommen.Ich schliess mich den Mädels an.Hol dir ärztliche Hilfe.So schnell wie möglich.Ich knabber nun schon über ein Jahr an dieser Krankheit rum und kann dir nur sagen: Es funktioniert nicht ohne Behandlung! Lass es nicht zu lang schleifen und schäm dich deswegen auch nicht.

Ich hatte übrigens auch eine Einleitung die fast 3 Tage dauerte.Mir gings so ähnlich wie dir.

liebe Grüsse
Anja
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo,

ich danke Euch sehr für Eure Antworten! Es tut wirklich gut zu lesen dass man verstanden wird!

Grad eben ist mein Kopf total leer.. ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich fühle einfach nur Leere.. bitzeln am Rücken, Kopfweh und Trauer..

Ich bin einfach irgendwie am Ende meiner Kräfte.

Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll bei einem Arzt anzurufen.. Es hört sich sicher blöd an.. aber ich kann nicht einfach sagen: "hallo, ich habe Deperssionen und hätte gerne einen Termin".

Das geht nicht. Ich weiß nicht warum und wie ich diese Abwehrraktion beschreiben soll.. aber das ist ungefähr so als würde mir jemand sagen: "Die Maden schmecken echt gut, überhaupt nicht eklig, probier doch einfach mal". Blöder Vergleich.. aber das trifft es annähernd.

Zu welchem Arzt.. wenn ich mich dazu bringen sollte.. oder ne Minute die Kraft dafür aufbringen kann.. Ich weiß nicht, bei welchem Arzt ich anrufen soll?
Petra

Beitrag von Petra »

liebe patricia,

überwinde deine scheu! du kannst einen arzt anrufen! du musst einen arzt anrufen! als ich meinen vor ca. drei monaten anrief habe ich nur geweint und fast kein wort herausgebracht! aber das machte alles nichts, ein arzt hat verständnis dafür! beim ersten termin war mir dann klar, mir kann geholfen werden und ich konnte danach endlich wieder schlafen und essen! und woche für woche ging es dann bergauf!
schau mal, es geht dir jetzt sehr schlecht und du hast diese unglaubliche angst in dir und malst dir die schlimmsten sachen aus, aber du willst das doch nicht länger ertragen müssen und deinen leidensdruck noch vergrößern!

lg petra
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Patricia,
obwohl ich keine reine PPD habe (also keine Zwangsgedanken etc), kenne ich die körperlichen Symptome von Angst nur zu gut, also Schwindel usw. Ich mache bereits seit 1 Jahr eine Verhaltenstherapie, die Nummer habe ich in den Gelben Seiten gefunden. Wenn es erstmal um die Diagnose und damit die Medikamente geht, würde ich zuerst zu deiner Hausärztin gehen, die Dich an einen Psychologen, Pschiater überweist (letzterer hilft Dir dann auch mit dem Medikament, Psychologen verschreiben nix, sondern machen eben nur Therapie). Ich weiß, wie schwer es ist, Außenstehenden davon zu erzählen, und ich habe heute noch manchmal das Gefühl, dass meine Ärztin denkt, ich bin bekloppt, wenn ich mal wieder bei ihr bin und von meinen Ängsten erzähle. Schließlich schaffen es so viele Frauen (scheinbar) ganz easy mit 1 oder mehreren Kindern. Aber es ist Dein Leben und Du hast ein Recht darauf, dass Dir jemand zuhört. Und glaube mir, es gibt wahnsinnig viele Frauen, die das haben. Es ist ein mutiger Schritt, darüber zu reden. Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen, alles Gute Charlotte
Xine

Beitrag von Xine »

Hallo Patricia

Ich nochmal ;-) Ich war damals bei meiner Frauenärztin und hab ihr mein Leid geklagt (besser gesagt vorgeheult).Sie hat mich vor die Wahl gestellt.Entweder hätte sie mich zu einem Psychologen überwiesen,oder halt in eine Klinik.Ich wollte in die Klinik,weil es einfach gar nicht mehr ging.Der Hausarzt hilft dir auch weiter.Am besten gehst du bald los,da man bei den Psychologen/Psychiatern meist lang auf einen Termin warten muss.

lG Anja
Patricia

Beitrag von Patricia »

Mein Mann war heute bei meinem Frauenarzt. Ich habe nun einen Termin bei einem Psychologen.. bereits am Montag.

Es soll eine Ärztin sein und sie nimmt mich sogar in der Mittagspause dran weil sie sonst keine Termine mehr haben. Auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite schlecht..

Ich hab echt Angst davor!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Patricia!

Ich finds toll, dass du jetzt einen Termin hast. Jetzt kanns los gehen mit dem "Gesund werden" - auch Kompliment an deinen Mann, dass er dich so unterstützt.

Das du ein wenig Angst hast vor dem ersten Besuch ist verständlich, liebe Patricia, aber absolut unnötig. Du wirst danach gleich schon besser fühlen, weil du dir schon mal alles von der Seele reden konntest.

Ich glaube fast, wir alle hatten Bammel vor dem ersten Termin. Aber glaub mir, es wird eine enorme Entlastung für dich sein und die Psychologin wird dich verstehen, weil sie deine Krankheit kennt.

Liebe Patricia, ich drück dir die Daumen für Montag. Ich hoffe, du berichtest uns, wie es war!!!!

Einen ganz lieben Gruß
Marika
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Marika,

dankeschön! Mein Mann und meine Tochter werden im Wartezimmer sein und ich hoffe, dass mir auch das hilft. Nun habe ich erst mal eine andere Angst..

Ich treffe nun gleich eine Freundin.. nein, nicht eine Freundin... meine Trauzeugin und ich bin grade völlig fertig und will im Boden versinken.

Sie musste vor ein paar Tagen ausgeschabt werden weil sie Schwanger war, sich aber kein Baby entwickelt hat. Ich weiß nicht damit umzugehen aber sie hat gefragt ob wir uns sehen.. ich kann ja nicht nein sagen und ich will auch eigentlich nicht. Ich will ja für sie da sein.

Ich hab jetzt schreckliche Angst wie ich mich verhalten werde. Ich weiß gar nicht, wo ich nun die Kraft hernehmen soll... Ich hab für sie zwei kleine "Geschenke" und was geschriebenes vorbereitet.. ich hoffe, dass ich dann nichts mehr sagen muss.. denn das kann ich nicht.

Ich bin völlig durch den Wind und hoffe dass mich das jetzt nicht wieder noch weiter runter zieht... denn das hat es ohnehin schon getan..
kathrin66

Beitrag von kathrin66 »

hallo patricia!

ich bin zwar nicht marika, aber ich melde mich mal trotzdem.
weiss sie, wie es um dich steht?
vielleicht könnt ihr auch gemeinsam weinen, dass nimmt den druck!!!
ansonsten versuch es z.z. nicht zu nah an dich rankommen zu lassen! wenn es dir besser geht, dann kannst du sie immer noch in die arme nehmen.

liebe grüße
kathrin
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Patricia!

Na, wie war dein Treffen mit deiner Trauzeugin? Ich hoffe, es hat dich nicht zu sehr belastet.

Solche Sachen, oder auch Berichte haben mich auch immer komplett runter gezogen. Das letzte Mal war erst vor 3 1/2 Wochen - da bin ich in ein schlimmes Tief gerutscht, wegen so was.

Versuch dich ein wenig zu schützen vor negativen Dingen. Das ist natürlich nicht immer möglich, aber es gibt doch oft eine Möglichkeit "die Schotten dicht" zu machen. Das darfst du auch ruhig - das ist nicht egoistisch, sondern dringend nötig in deinem angeschlagenen Zustand. Ich habe dann einfach oft die Wahrheit gesagt: Sorry, aber ich fühle mich zur Zeit nicht besonders, lieber ein anderes Mal!

Versuch auch viel zu schlafen, auch das fördert dein Wohlbefinden. Schohnung und Schlaf sind momentan sehr, sehr wichtig für dich!

Liebe Patricia, wünsche dir einen angenehmen Abend und schick dir liebe Grüße!

Marika
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo ihr zwei,

das Treffen war ok.. warum auch immer, es war ok. Ich glaube es war das einzige, das an diesem Tag ok war.

Sie weiß nicht wie ich mich fühle und ich denke auch nicht, dass sie was ahnt oder so. Ich denke, sie ist mit ihrem Schmerz beschäftigt und hat es nicht gemerkt.

Ich weiß gerade nicht, was ich machen soll.. es ist im Moment so schlimm. Es fühlt sich an, als würde es mich erdrücken. Ich kann grade nicht mehr.. ich fühl mich so scheiße. Ich kann auch nicht schlafen. Heute mittag hat mein Mann geschlafen.. aber ich kann irgendwie nicht.

Mir gehts nicht gut, auch körperlich nicht.

Ich will dass das aufhört, ich ertrag das nicht mehr
Petra

Beitrag von Petra »

Hallo Patricia,

jetzt geht es dir ganz schlecht. Was kannst du tun damit du dich besser fühlst? Im Moment kann dir gar nichts wirklich eine Freude bereiten?Glaubst du mir wenn ich dir sage es wird alles wieder gut und du wirst dich bald viel, viel besser fühlen? Vermutlich nicht! Denn dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit gehört leider zur PPD. Auch diese innere Unruhe die einem nicht einmal den wohlverdienten und wichtigen Schlaf schlafen lässt. Mir hat in dieser Zeit ein Spaziergang alleine und ein heißes Bad geholfen wieder etwas ruhiger zu werden. Vielleicht findest du auch für dich ein Helferchen das dich in dieser schweren Zeit unterstützt? Ein guter Tee mit Baldrian oder Entspannungsübungen?Hör tief in dich hinein was dir jetzt guttun würde. Es dauert ein bißchen, aber du wirst daraufkommen. Und dann gönne dir das! Am Montag wenn du deinen Termin bei der Psychologin hast, schaut die Welt schon wieder ganz anders aus! Und dann geht es Schritt für Schritt bergauf!


Lieben Gruß

Petra
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