Ich kann nicht mehr...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Taenscha

Ich kann nicht mehr...

Beitrag von Taenscha »

Hi!!!

Diese ganze PPD macht mich wirklich fertig. Seit der Kleine vor 3 1/2 Monaten auf die Welt gekommen ist, fehlt mir jegliche Energie. Ich hab im Haus seit seier Geburt kaum einen Handschlag gemacht---dementsprechend sieht es aus. Meine Schwi-Mu nimmt uns den Kleinen nachts ab, hilft wo sie kann. Und trotzdem kann ich nicht mehr. Meine Nerven liegen blank, ich schrei die Grosse nur noch an; der Kleine schlaeft unter Tags wenn es hochkommt, 4 x 20 Minuten und ist ansonsten ein Meckerfritze hoch zehn. Ich wuerd am liebsten davonlaufen, zumal die Medikamente nach dem dritten Wechsel immer noch nicht anschlagen. Die Gespraechstherapie tut zwar gut, bringt mich aber nicht aus der Depri raus. Was soll ich nur tun?

Traurige Gruesse

von Taenscha
Melli79

Beitrag von Melli79 »

Hallo Taenscha,

so schlimm diese blöde Krankheit auch an unseren Nerven zerrt und wir das Gefühl haben nicht mehr zu können geht es doch immer weiter. Das hört sich vielleicht banal an, aber ich spreche da aus 10jähriger Erfahrung.

Es ist doch schön dass Deine Schwimutter Dir hilft! Du bist auf jeden Fall nicht alleine, auch wenn Du Dich so fühlst. Und Du darfst auch jedem anderen gegenüber zugeben das es Dir nicht gut geht!!!

Ich weiß zwar nicht wie alt Deine Große ist, aber ich habe meinem Sohn als er 8 war erklärt, dass es mir manchmal nicht gut geht, dass es aber nichts mit ihm zu tun hat und das machte einiges leichter!!!

Niemand kann nachempfinden oder gar verstehen was wir durchmachen, wenn man es nicht schon selber erlebt hat, doch erfahren wir Unterstützung so gut es geht und alleine das gibt doch Mut.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass ich am liebsten nur geschlafen hätte und mich vor jeglicher verantwortung hätte drücken mögen. Ich konnte weder Auto fahren, noch kochen, geschweige denn einkaufen oder die Hausaufgaben meines Sohnes betreuen. Ich machte nur ganz kleine Schritte. Mal spielte ich mit meinem Sohn, mal setzte ich mich zum Essen dazu und zwischendurch brauchte ich immer meine Pausen. Ich hörte auf mir selber vor zu machen das ich immer nur funktionieren könnte.

So schlimm Du Dich auch fühlst, glaube mir es kommen auch bessere Tage, wichtig ist Geduld zu haben!!! :-)




LG


Melli
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10648
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Taenscha!

Hey du - lass dich mal in den Arm nehmen! *überdenkopfstreichel*

Ich weiß genau, wie du dich fühlst und wie sehr diese gemeine Krankheit an den Nerven zerrt... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe mir auch seeeeeehr oft gewünscht, es gäbe irgendwo eine große Portion GEDULD zu kaufen, aber leider müssen wir die selber aufbringen und das ist oft sooooooooooooo unendlich schwer.

Zwar hatte ich das Glück, dass gleich das erste AD passte, aber trotzdem war ich oft genug am Rande der Verzweiflung. Umso besser kann ich nachvollziehen, wie es wohl jetzt in dir aussieht. Es gibt hier einige Frauen, die mehrer Anläufe brauchten, um das richtige AD zu finden. Vielleicht meldet sich die "Micha" noch - die hatte auch so eine Medi-Odysee hinter sich. Aber ihr haben dann soviel ich weiß die "alten" AD´s endlich geholfen wieder gesund zu werden.

Liebe Taenscha, du wirst wieder gesund, aber es dauert leider seine Zeit. Bei mir hat es 1 1/2 Jahre gedauert, bis ich dauerhaft stabil war. Übrigens finde ich es super, dass du eine Therapie machst, sie wird dir auch mit der Zeit sichtlich und spührbar helfen. Aber auch hier ist leider Geduld gefragt. Weißt du wie früher dieses Wort "Geduld" gehaßt habe? Ich wollte einfach wieder so sein wie früher, alles hätte so schön sein können, nur ich "funktionierte" nicht. Und das war genau der Punkt: Ich wollte und hatte gefälligst zu funktionieren - dieses Diktat hatte ich mir selber auferlegt. Und das mußte scheitern. In der Therapie habe so viele krankmachende Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen aufdecken können, dass es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Dann kam die SS und Geburt dazu, der Hormonsturz danach - heute wundert mich gar nix mehr, warum ich krank geworden bin.

Versuch durchzuhalten, hol dir Entlastung wo es nur geht. Sag deinen Leuten offen und ehrlich, dass du im Moment einfach nicht kannst - und ein perfekter Haushalt ist eh für die Katz mit Kindern.... wenn du weißt was ich meine. :wink: Es ist eh super, dass deine Schwiegermutter dir so hilft. Aber wenn du mehr Untestützung brauchst (und dich habe ich in der ersten Zeit wirklich nötig gehabt), dann sag ihnen das. Es bringt nix, wenn du dich rumquälst und dich zwingst. Je mehr Unterstützung du hast und dich schonen kannst, umso eher wirst du wieder gesund.

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Micha

An Taenscha

Beitrag von Micha »

Liebe Taenscha,

bei mir war die PPD schon mit einem Kind kaum zu schaffen aber mit 2 Kindern, das ist mächtig schwer.

Dir steht aber auf jeden Fall eine Haushaltshilfe zu, die dich entlastet, sowohl mit Haushalt als auch mit Kindern. Ich selbst hatte auch eine, eine echte Perle ohne die ich es kaum auf die Reihe gekriegt hätte.

Die Hilfe kommt von der Diakonie oder vom Paritätischen oder vom Roten Kreuz. Beantragen mußt du sie bei der Krankenkasse. Die schicken dir dann ein Antrag, den deine Ärztin ausfüllen muß.

So kannst du dich auch tagsüber mal ausruhen, wenn du nicht mehr kannst und auch deine Arzttermine stressfrei einhalten.

Liebe Grüße, Micha
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo Taenscha,

ich möchte mich den anderen Mädels gern anschließen, du kommst da wieder raus, wichtig ist, dass du Hilfe bekommt und du bist ja bereits in therapeutischer Behandlung. Wie lange schon wenn ich fragen darf? Eine richtige Behandlung wirkt auch antidepressiv, sodass man irgendwann auch wieder auf einen grünen Zweig kommt. Geduld muss man leider lernen und sich darin üben, ich merke es immer wieder, dass ich alles andere als stabil bin und möchte weiterhin an mir arbeiten.

Du schaffst das auch, ganz sicher und die Idee mit der Haushaltshilfe ist wirklich gut.

Was bei einer Depression auch helfen kann sind Medikamente. Darüber könntest du dich bei einem Facharzt ausführlich beraten lassen. Ich bin auch gerade dabei, ein für mich passendes Medikament zu suchen, da ich einfach eine Krücke brauch.

Es gibt viele Wege um da rauszukommen und du wirst einen Weg finden, ganz sicher. Ist der Weg auch steinig, man schafft es, Stück für Stück.

Wie bist du denn mit deiner Therapie im Moment so zufrieden?

LG Isabell
Pengoe

Beitrag von Pengoe »

Hallo,

ich kenne die Situation sehr gut. Meine Tochter ist auch 3 1/2 Monate und schlafen tut sie tagsüber auch nicht ! :?

Mein Haushalt sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte und ich habe weder Zeit für meinen Mann noch für mich. Das nervt mich schon manchmal sehr.

Aber ich sage mir immer wieder: Ganz egal wie mein Haushalt aussieht, egal was alle anderen sagen, egal ob ich etwas zu essen auf den Tisch bekomme oder ob meine Kleine mir alle Nerven raubt: Ich schaffe das !

Und du schaffst das auch !!!!! Setz dich nur nicht selbst unter Druck. Ist doch egal ob es zuhause nicht augeräumt ist ! Denn wenn du ausgeglichener wirst, dann wird es dein Kind auch.

Viele Grüße
Simone mit Clara *08.12.2006
Antworten