Kann die Geburt nicht verarbeiten

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Ela2705

Kann die Geburt nicht verarbeiten

Beitrag von Ela2705 »

Hallöchen,

mein Daniel wurde schon am 16.06.05 geboren. Er kam fast 5 Wochen zu früh und war die ersten Tage im Brutkasten, mit Beatmung, Magensonde ect.

Die Geburt endete nach 13 Stunden Wehen mit einem KS, weil die Herztöne von Dani schwächer wurden. Nach der Geburt wusste man auch warum. Der kleine Mann hatte sich fast an seiner Nabelschnur stranguliert. Hätten sie ihn nur 2 Minuten später geholt wäre Daniel heute tot. Ich kann einfach nicht vergessen wie blau er da lag und wie "aufgeblasen" sein kleiner Kopf aussah. Auch hätte ich den kleinen Mann gern einmal auf dem Arm gehabt nach der Geburt, aber das ging alles nicht, weil es ihm halt nicht gut ging. Ich durfte ihn erst nach 5 Tagen das erste Mal in meine Arme schließen.

Ich weiß selber nicht wo mein Problem nun liegt, aber ich bin immer tot traurig wenn ich an dieses Ereigniss denke. Und ich muss oft an die Geburt denken. Ich hab sogar richtige Alpträume davon.

Ich möchte endlich die Geburt vergessen oder zumindest verarbeiten, nur weiß ich nicht wie ich das machen soll.
Ich rede schon sehr viel mit meinem Mann darüber, aber ich hab das Gefühl das er mich nicht richtig versteht, weil er immer meint, dass ich froh sein soll, dass es unserem Daniel jetzt so gut geht.

Ich bin ja auch mega glücklich das mein "Dickerchen" nun bei uns ist, aber es ist halt immer noch die Geburt im Hinterstübchen die mich des öfteren echt runterzieht.
Es gibt Tage, an denen ich einfach den ganzen Tag nur weinen kann wenn ich meinen Daniel angucke und das kann auf die Dauer nicht so weitergehen.

Möchte endlich mein Glück in vollen Zügen genießen.

Nur wie soll ich das machen, wenn immer wieder diese Schrecklichen Bilder und Gedanken in mir hochkommen ?


Lieben Gruß

Ela mit Baby Daniel
kathrin66

Beitrag von kathrin66 »

hallo ela!

erst mal herzlich willkommen und herzlichen glückwunsch zum dickerchen!
ich glaube, was dir helfen könnte, ist eine gesprächstherapie. denn auch wenn die vernunft sagt, es ist alles gur gegangen, muß die seele das nicht so sehen!
nur warten würde ich nicht zu lang, nicht dass sich da noch mehr draus erwächst.
frag mal bei deinem hausarzt oder frauenarzt nach einer überweisung zum neurologen oder psychiater, die sind da meistens besser in der materie.
neben meiner PPD hatte ich lange den "alptraum" geburt im kopf und der körper hat sie täglich immer wieder durchgemacht. allerdings haben mir die medis dabei geholfen, es zu verarbeiten und mein süßer ist jetzt monate alt, ich sehe jetzt, dass alles gut ist!
hol dir professionelle hilfe. und keine scham, die ärzte hören sowas nicht zum ersten mal!

sei lieb gegrüßt und melde dich, wenn was ist!

liebe grüße
kathrin
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Ela!

Ich begrüße dich auch ganz herzlich hier bei uns! Mensch hast du ein süßes "Dickerle"!!! Bezaubernd!!!!!

Wie Kathrin denke ich auch, dass eine Gesprächstherapie für dich richtig wäre. Mit einer Überweisung von deinem Hausarzt an einen Psychiater oder Psychologen bekommst du schnell einen Termin.

Ich würde auch nicht allzu lange zögern. Denn wie du sagst, so kanns eigentlich nicht weiter gehen - nur weinen, wenn man sein Kind anschaut, das ist auf die Dauer einfach nicht aus zu halten!

Liebe Grüße
Marika
sonrisa

Beitrag von sonrisa »

Hi Du,

hört sich GENAU WIE BEI MIR an.

Wie gehts Dir mit Deinem Baby? Da hab ich nämlcih GAR kein Problem... die Beziehung ist, wie ich sie mir wünscht, ich habs halt rein mit den Flashbacks, Schlafströungen, Isolieren Wollen, da ich gedanklich am Geburtstag von Norah festklebe und in einem Gespräch sowieso keinen Anschluss finde...

Erzähl mal... wenn Du magst...

Alles Liebe
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Ela,

schön, das Du hier gelandet bist und HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE zum kleinen Dickerchen! ich hatte auch eine sehr besch..... Geburt und muß bis heute sehr oft daran denken. Und länger das zurückliegt desto mehr merke, wieviel da einfach schief gelaufen ist. Ich kann dich gut verstehen, daß Dich das sehr mitnimmt. Hast Du mal überlegt, in eine Gesprächsgruppe zu gehen? Ich mache das auch, besonders, weil ich an einer PPD erkrankt bin.
Falls Du die richtigen Ansprechpartner suchst: es gibt hier in Hamburg eine spezielle Eirichtung mit Gesprächsgruppen etc. Schau mal im Forum Mitter-Kind Einrichtungen nach. Vielleicht wäre das auche ine Möglichkeit für Dich.

Viele Grüße und alles Gute!
Nora
Kedi

Lese erst jetzt Deinen Beitrag!

Beitrag von Kedi »

Hallo Ela,

ich habe eben erst Deinen Beitrag gelesen. Ich wollte Dir aber trotzdem darauf noch antworten! Ich hoffe, ich bin nicht zu spät dran und Du liest das hier trotzdem....

Ich kann Dich so gut verstehen, ich habe fast das Selbe mitgemacht.
5 Wochen vor Termin ist mir Nachts die Fruchtblase geplatzt. Wir sind sofort ins Krankenhaus gefahren. Ich war furchtbar nervös und hatte auch wahnsinnige Angst! Dennoch habe ich mich aber auch gefreut, dass ich mein Baby bald in den Armen halten werde....
Zu früh gefreut!

Nach 3x Tablette legen und Wehentropf, um die Geburt einzuleiten und voranzutreiben passierte rein garnichts. Nach 16 Stunden wurde dann in aller Hektik alles Nötige für einen Kaiserschnitt vorbereitet - man hatte ein Amnioninfektionssyndrom in meinem Blut festgestellt!
Man informiert mich nur kurz darüber - nach einem Doppler-US - dass unser Baby in die Kinderklinik verlegt werden müsse, weil es so klein und wenig Gewicht habe. Hatten die wohl schon alles anhand dieses US ausgerechnet.
Ich dachte damals nur, Hauptsache es ist endlich vorbei und mein Baby ist gesund.

Nach etwa 6 Minuten rütteln (ich bestand noch auf eine Spinalanästhesie um mein Baby wenigstens noch sehen zu können) war unser Sohn dann geboren. Ich konnte als sie ihn hochhielten garnicht viel erkennen. Ich habe erst gefragt, ob alles ok. sei und was es denn wäre.
Der Anästhesist war der einzigste der mir sagte, dass wir einen Sohn haben. Mehr wurde nicht gesagt und dann brachten sie den Kleinen raus. Mein Mann durfte mitgehen und ich wurde in der Zwischenzeit wieder zusammengenäht.
Dann kam mein Mann mit einem kleinen Handtuchbündel zurück, Tränen in den Augen. Er flüsterte nur: "wir haben einen Sohn". Da kam dann die Hebamme, sagte wir sollen uns verabschieden und nahm in wieder mit.
Ich habe nur ein winziges Gesichtchen gesehen und ein weißes Mützchen hatte er auf. Dann war er weg.

Ich bekam nach 2 Stunden im Aufwachraum ein Zimmer für mich alleine, worüber ich sehr froh war! Nachdem mein Mann gegangen war und ich mir die 2 Polaroidphotos meines Sohnes nochmals angesehen hatte schlief ich erst einmal ein.

Am nächsten Tag wurde mir erst richtig bewußt was geschehen war. Nachdem aber eine Frau zu mir gelegt wurde, die eben entbunden hatte und kurz darauf auch noch ein winziges rosa Glasbettchen in unser Zimmer geschoben wurde war bei mir alles aus.
Ich verkrafte das bis heute nicht. Warum hatte diese Frau eine NORMALE GEBURT, warum war diese Frau GLÜCKLICH, warum hatte diese Frau ihr BABY BEI sich und ICH NICHT!?

Das Ganze - jetzt fast 9 Monate her - kann ich bis heute nicht verkraften und ich leide wegen des Betruges an einem richtigen Geburtserlebnis.
Der Moment, auf den ich die ganze Schwangerschaft hin entgegen gefiebert habe, diesen einzigartigen, magischen, überglücklichen Moment durfte ich nicht erleben. Ich verstehe nicht warum! Auch wenn alle sagen ich soll froh sein, dass mein Baby und ich leben und gesund sind. Weiss ich alles, aber ist für mich zweitrangig.

Niemals werde ich dieses schreckliche Geburtserlebnis vergessen, die einwöchige Trennung von meinem Baby und das Gefühl keine richtige Frau zu sein. Denn schließlich habe ICH keine richtige Geburt zu stande gebracht.
Niemals werde ich darüber hinweg kommen.
Und nicht zuletzt ist dieser eine Tag in meinem Leben auch der Tag an dem nicht nur mein Sohn geboren wurde, sondern auch meine Krankheit, die PPD!

Ich arbeite an beidem. Ich versuche mich mit meinem Geburtserlebnis zu versöhnen und ich versuche wieder gesund zu werden. Wahrscheinlich wenn ich mir eines Tages diesen einen Tag verzeihe, dann bekomme ich vielleicht auch wieder mein Leben in den Griff und vielleicht auch die PPD!

Ich wollte Dich nur wissen lassen, dass ich Dich und Deine Gefühle sehr gut verstehe und nachvollziehen kann.
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