Sind DAS auch Zwangsgedanken?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Wie steht ihr zu Zwangsgedanken (Angst zu haben dem eigenem Kind etwas schlimmes anzutun)?

Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen/verstehen
2
15%
Kann ich sehr gut nachvollziehen/verstehen (bin selbst betroffen)
7
54%
Ich habe gute Erfolge durch Therapie gegen meine ZG gemacht
3
23%
Ich habe leider keine Erfolge durch Thera gegen meine ZG gemacht
1
8%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 13

ubure

Beitrag von ubure »

Hi Carmina,

ja, so zwei Tage pro Woche frei haben, das wär schon toll - leider ist das schon sehr unrealistisch. Sicherlich ist Nojiko nach einer langen Arbeitswoche erledigt und geschlaucht, aber sind das nicht alle? Natürlich ist das Ganze bei ihr noch schwerer, weil sie alleinerziehend ist.
Ich kann nur meine Erfahrung wiedergeben: ich bin zwar "nur" zuhause, habe aber auch ein Geschäft. Das heißt, ich habe die Kinder, bis mein Mann nach Hause kommt (und ich habe es im Vergleich zu den meisten verdammt gut, denn mein Mann ist Lehrer und entsprechend oft nachmittags zu Hause.) und dann gehe ich an meine Arbeit (Werkstatt, Büro, Post, etc.), kurze Pause Abendessen, Kinder ins Bett bringen, wieder arbeiten bis ca. Mitternacht. Mein Mann steht um 5 Uhr auf und macht da seine Korrekturen und Vorbereitungen für die Schule. Am Wochenende verläuft es nicht ganz so streng, mein Mann steht um 7 Uhr auf und arbeitet dann, wenn wir dann alle auf sind verteilen wir die Arbeiten um die Kinder rum, aber ich arbeite eigentlich jeden Abend bis spät in die Nacht.
Soll ich Dir sagen, wie oft wir unsere Kinder abgeben können? Never. So einfach ist das.Oder auch nciht einfach und uns stinkt es auch oft gehörig, dass meine Schwiegis so was von überhautp kein Interesse an den Kindern haben, und meine Mama ist einfach zu krank um die beiden mal länger als 1 Stunde zu nehmen.
Ich habe es sicherlich nicht schwerer als andere, aber auch nicht viel leichter - Nojiko muss alleine auskommen, sie kann sich mit niemanden aussprechen, abwechseln, aber sie hat ihr Kind wohl gut untergebracht und kann einigermaßen unbesorgt in ihre Arbeit gehen. Sie ist abends genauso müde wie wir alle es sind, und sie und wir alle haben eben abends auch noch die Kinder, es lässt sich halt nicht ändern, aber es wird immer besser. Die Illusion, es wäre alles viel schöner, wenn man zuhause bleiben könnte, ist leider völlig fehl am Platz.

Aber Du hast schon Recht, wir alle wollen natürlich, dass Nojiko sich endlich besser fühlen kann, ihre Gedanken in die Reihe kriegt und vor allem endlich ein Medi, das wirklich hilft.

LG,
Inez
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Hallo
Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder. Für alle, die mich noch nicht kennen, meine PPD ist bei meinem letzten Kind, das im Mai sieben Jahre alt wird, ausgebrochen, und ich kämpfte mehr als fünf Jahre lang. Die akkute Phase, ohne Medis dauerte ein halbes Jahr, dann mit den AD ging es ganz langsam besser. Was mich am allermeisten belastete, waren die ZG.
Ich habe beides erlebt, nach der Geburt glücklich sein, und dann die PPD. Natürlich hat man auch Hochs und Tiefs ohne PPD. Oft fehlt der Schlaf, die Kinder brauchen einen fast 24 Stunden am Tag. Aber man liebt seine Kinder, ist glücklich, dass sie gesund sind, nervt sich, wenn sie quengeln, wünscht sich manchmal wieder flexibler zu sein und würde seine Kinder für nichts auf der Welt wieder hergeben. Bei der PPD ist alles anders. Man lernt Gefühle kennen, die man vorher nicht kannte, hat bodenlose Tiefs, verliert einfach den Boden unter den Füssen und kann sich an nichts mehr festhalten. Alle Werte verlieren ihre Bedeutung. Bei einer schlimmen PPD kommen halt dann noch die ZG dazu. Und es ist nicht so, dass sich diese Frauen einfach überfordert fühlen, oder weniger belastbar sind als andere. MAN KANN NICHTS DAGEGEN TUN. DIE GEDANKEN KOMMEN EINFACH, ALLES KREIST NUR DARUM UND MAN HAT SCHRECKLICHE ÄNGSTE. UND DIE SCHLIMMSTE ANGST, IST DIE ANGST VOR SICH SELBST! Aber keine Frau, die an dieser Krankheit erkrankt, die ZG hat, die den Glauben an sich selbst verliert, kann etwas dafür. Ich spreche hier nicht von den Frauen, die am liebsten ihre Kinder wieder zurückgeben möchten, weil sie gemerkt haben, dass man für ein Kind Verantwortung übernehmen muss, dass man auf Dinge verzichten muss. Ich spreche von Frauen, die ganz einfach hinterhältig von dieser Krankheit überfallen wurden und ihre ganze Energie aufwenden müssen, um diese Zeit irgendwie durchzustehen.
Niemand,der die ZG nicht kennt, kann so etwas nachvollziehen, das verstehe ich vollkommen. Ich konnte es früher auch nicht. Aber jeder sollte akzeptieren, dass es diese ZG wirklich gibt, keine Frau wünscht sie sich, sie kommen, sie fallen dich an und lassen dich nicht mehr los. Es ist das Schrecklichste, und Beängstigendste, das mir in meinem Leben passiert ist, und wenn die AD nicht geholfen hätten, dass ich langsam wieder in mein normales Leben zurückfand, hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht.
Das ist jetzt sehr lang geworden. Aber ich möchte einfach den Frauen Mut machen, die noch tief drinn stecken. Ich hätte es auch damals nicht geglaubt, aber die PPD ist tatsächlich heilbar. Es braucht viel Geduld und Zeit. Aber man wird sie los, diese ZG. Und was am Schluss bleibt, ist etwas mehr Verständnis für Menschen, denen es schlecht geht!
Liebe Grüsse :!: Valentina
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Valentina :D ,

Mensch ist das schön, daß Du wieder mal her gefunden hast. Das freut mich riesig.

Vielelicht findest Du ja ein bisschen Zeit, um öfter noch mal rein zu schauen.

Liebe Grüße
Susi
Antworten