Bin heute zum ersten Mal hier und möchte mich euch vorstellen: Ich heiße Marlen, bin 27 Jahre und habe einen 9 Monate alten Sohn. Die Wunschschwangerschaft trat wie geplant nach meiner Traumhochzeit mit meiner Traumreise statt und der super Job war mir auch sicher.

Doch er war krank und wurde auf die Säglingsintensivstation verlegt. Er wurde mir einfach weggenommen.

Doch ich weinte nicht. Nicht als ich im Zimmer mit den aneren Frauen lag, die ihre Kinder hatten und nicht, als ich mein Kind total verkablt liegen sah und nicht, als ich es nicht einmal berühren durfte. Nein, ich weinte auch nicht in der ersten Nacht nach der Geburt, als ich Angst hatte jeden Moment kommt ein Arzt und teilt mir den Tod meines Kindes mit.
Aber er erholte sich schnell und kam auf die Kinderstation. Am zweiten Tag kam ich zu Besuch und die Oberschwester schickte mich weg. Sie meinte ich sei rücksichtslos meinem Kind gegenüber und er brauche seine Ruhe vor mir.
Ich ging aus dem Krankenhaus, setzte mich auf eine Bank und weinte und weinte. Ich dachte es würde besser, wenn er zu Hause sei, wurde es aber nicht. Es wurde nur schlimmer. Was war nur los mit mir? Mein Kind war gesund, mein Leben ja o.K, aber ich weinte. Ich fühle mich so schuldig. Dazu kam noch, dass mein Kleiner ein richtiges Schreibaby war. Ich konnte sein Weinen nicht ertragen und weinte mit. Ich fühlte mich von ihm abgelehnt, als schlechteste Mutter der Welt. Ich war mir sicher er würde mich nicht lieben, denn er schrie ja nur.
Zu meinemm Geburtstag wollte mein Mann mir gratulieren, aber ich wollte das nicht. Ich sagte ihm Geburtstage seien nur etwas für Menschen, die gerne georen wurden, die gerne leben. Kurz darauf dachte ich das erste Mal daran zu sterben. Der Wichtigste Mensch in meinem Leben, mein Kind, lehnte mich ab.
Ich tat alles für ihn, hüpfte, sang, aber nichts nützte- er schrie und lehnte mich weiter ab. Mein armes Kind- es hatte mich zur Mutter.
Eines Abends wurde es ganz schlimm und meine Mutter brachte mich zum Arzt. Er war total verständnisvoll und redete mir gut zu. Er verschrieb mir Cipralex. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich hatte. Nach drei Wochen wurde es besser, die Koliken waren vorüber und das Dauergeschrei auch.
Ich hatte immer ein ungutes Gefühl mit den Medikamenten, ich stillte ihn ja noch. So setzte ich diese nach drei Monaten ab. Ich begann eine Psychotherapie, wo ich alles noch einmal aufarbeiten konnte.
Jetzt habe ich diese abgeschlossen. Es geht mir besser. Das Schreien ist immer noch schlimm. Ich bewege mich zwischen dem schmalen Grat von Gesundheit und Krankheit. Ich bin nicht mehr krank, ich habe wieder Huner, Schlaf und ein Stück meines Lebens zurück. Ich habe wieder ein Hobby, habe die vertrockneten Pflanzen in Haus uns Garten ersetzt, habe mir selbst oft wieder mal was gegönnt. Ja, ich habe Freude am Leben und weiss, dass mich mein wunderbarer Sohn liebt. Ich finde mich immer noch als "GUTE MUTTER", aber er braucht ja keine perfekte Mutter und Mühe gebe ich mir ja.
Aber ich bin auch nicht mehr, so wie vor der Geburt. Ich streite oft mit meinem Mann, kann seine Nähe nicht ertragen. Ich bin sehr ängstlich, wenn es um meinen Sohn geht und wenn er mich nervt geht es mir oft noch schlecht. Schlimme ZG hatte und habe ich keine. Zur Zeit stehe ich in meinem Leben an einem Punkt, wo ich zu unterscheiden versuche, was zu meinem Leben gehört, was zur PPD und ob die PPD noch zu meinem Leben gehört? Ab wann sollte ich wieder Hilfe in Anspruch nehmen? Kann man wirklich wieder so wie früher werden, bleiben nicht Narben bei tiefen Wunden?
Ich bin jedenfalls froh euch gefunden zu haben, denn meinen Mann nerve ich nur, meine Mutter macht sich nur Sorgen. Und ich bin nicht allein.
Alles Liebe
Marlen