Seid ihr auch so einsam?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Rike35

Seid ihr auch so einsam?

Beitrag von Rike35 »

Hallo,

ich glaube ein Grund, warum es mir wieder so mies geht, ist die Einsamkeit seitdem mein Kleiner da ist. Früher war ich viel unterwegs, habe Yoga gemacht, Kochkurse, mich häufig mit Freundinnen getroffen.

Mein Sohn ist jetzt 8 Monate und ich war 4 x alleine weg seitdem. Es ist nicht so, dass es nicht geht abends mal wegzugehen oder sich keiner treffen will, aber mir fehlt einfach die Kraft noch etwas zu unternehmen.

Leider haben wir auch keine Familie hier, ich beneide immer alle, die liebe Omas haben, die sich kümmern. Meine Mutter kümmert sich schon, ist aber weit weg. Meine Schwiegereltern kümmern sich null um uns.

Ich arbeite zwar seit einigen Wochen wieder, aber im Moment ist alles eine Qual und ich gehe allen aus dem Weg. Meine Kollegen kommentieren, wenn ich nach Hause gehen: Hast Du es gut, Du kannst schon gehen. Haha....

Durch die ganzen Mütter-Kurse habe ich auch keinen richtigen Kontakt finden können, nur ein paar oberflächliche Bekanntschaften. Liegt auch an mir, bin eben kein kontaktfreudiger Mensch.....

Rike
Melli79

Beitrag von Melli79 »

Hallo Rike!

Ich kann Dich gut verstehen!!

Ich fühle mich auch manchmal einsam, vor allem dann wenn es mir nicht gut geht. Ich glaube daß es ein Stück weit an unserer Krankheit liegt!
Wenn man mit sich selber im Unreinen ist kann man sich nicht auf andere einlassen und selbst ein belangloses Gespräch wird anstrengend.
Aus diesem Grund habe ich auch oft Phasen indenen ich weder Lust habe zu telefonieren, geschweige denn abends noch raus zu gehen.

Das Deine Eltern nicht in der Nähe sind ist schade!
Aber tröste Dich, ich habe auch Schwiegereltern die sich null kümmern, weder anrufen noch gezielt nachfragen wie es uns geht. :evil: Sie wissen nur das ich krank bin durch meinen Mann, aber es ist wohl peinlich mich mal direkt anzusprechen :!: Wir gehen sie auch so selten wie möglich besuchen. Ich habe nur das Glück das meine Eltern bei mir in der Nähe wohnen.

Es ist aber schön daß Du hier im Forum schreibst und so Kontakt zu Geichgesinnten hast denen es ähnlich geht wie Dir. Das könnte doch ein guter Anfang sein :!: :D

Lass den Kopf nicht hängen :!:


Melli
Balu

Beitrag von Balu »

Liebe Rike,

für viele Frauen ist die Umstellung, so sehr an ein Kind gebunden zu sein und dies fast 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche sehr schwer zu ertragen. Auch die ständige Nähe mit dem Kind und das ewige Fordern. Ständig abrufbereit sein, nicht einmal sich einfach hinlegen und 3 Stunden in Ruhe wegdämmern. Ich glaube das ist das, was Dir fehlt. Und genau dieses eingeängt sein verursachen die schlechten Gefühle und Gedanken. Du merkst es besonders durch Einsamkeitsgefühle.

Aus Erfahrung kann ich Dir sagen - auch wenn es noch lange dauern wird, Dein Kleiner ist erst 8 Monate alt - die Zeit für Dich wird wiederkommen. Und Du wirst zu Deiner alten Kondition zurückfinden. Es wird halt noch dauern. Versuche, Dich etwas mehr in der Zukunft zu sehen. Das hilft Dir vielleicht. Du bist jetzt zwar in dieser Situation und sie ist fast unerträglich und Du fühlst Dich eingeengt aber es gibt 100 %ig eine Zeit danach. Freue Dich darauf. Das hilft Dir im hier und jetzt.

Ich habe drei Kinder und kenne die Gefühle nur zu gut nach der letzten Geburt. Mein Leben war total weg und ich irgendwie auch. Ich habe nur noch funktioniert für alle. Das Gefühl des ständigen verlangtwerdens war sehr sehr schlimm. Ich konnte es aber auch nicht ändern zu dem Zeitpunkt. Alle Kinder mussten zu ihrem Recht kommen, ich wollte unbedingt eine gute Mutter sein. Irgendwann habe ich in der Zeit 20 kg zugenommen und alles war grausam. Irgendwann aber kam der Wendepunkt und ich habe mich ganz allmählich wiedergefunden. Das dauerte seine Zeit. Ich nahm wieder ab, habe mich wieder meinen Dingen zugewandt und es geht mir heute wirklich ganz gut. Aber ich bin auch froh, dass ich es hinter mir habe. Eine viertes Kind gibt es natürlich nicht.

Ich weiss nicht, ob es Dir wirklich hilft was ich schreibe. Es soll vielleicht einfach nur zeigen, dass Du in einer vorübergehenden Episode Dich befindest und einfach ein bisschen (oder auch vielleicht ein bisschen mehr..) aushalten musst.

Als es mir so schlecht ging hätte ich jemanden gebraucht, der mir genau das einmal sagt. Weil man ist so in seiner Situation gefangen und schaut nicht über den Tellerrand. Aber der Rand ist da und man wird ihn erreichen.

Liebe Grüße von

Balu
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Rike,

ich verstehe vollkommen wovon du sprichst! Seit Maya da ist, war ich abends höchstens 2 x weg (Maya wird bald 2), weil ich abends einfach zu müde bin. Erst, weil das Dauerstillen nervte (alle 1,5 Std.) und dann als ich die PPD bekam ging garnix mehr. Habe in den letzten Monate schon bestimmt 6x Treffs am Abend ausgemacht und musste sie alle wieder absagen, weil ich entweder nen schlechten Tag hatte, zu fertig war, Maya krank war etc. Es ist mir mittlerweile schon echt peinlich :-(. Daher versuche ich Treffs mit berufstätigen eher auf das WE am Vormittag oder Nachmittag zu schieben, weil ich da noch fit bin (das klappt erstaunlicherweise auch immer ganz gut).

Kann mir auch noch nicht so recht vorstellen, daß das alles mal besser wird. Auch wenn sich Maya schon gut selbst beschäftigen kann, muss ich dennoch immer nach ihr gucken. Zeit habe ich wenn sie mittags mal 1-2 Std. schläft. Ansonsten ist sie zwar 2 Vormittage bei ner Tagesmutter, aber dann ist oft soo viel zu erledigen, zu putzen, etc. daß ich da auch nicht wirklich Zeit für mich habe.

Eigentlich wollte ich wieder mit Bauchtanz anfangen & Holzarbeiten (habe ich damals in der Klinik gemacht), aber abends bin ich einfach zu fertig dazu. Frage mich echt, wie ich das früher nach der Arbeit noch geschafft habe.
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