Zwangserkrankung Acne excoriee

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Fanny

Zwangserkrankung Acne excoriee

Beitrag von Fanny »

Hallo ihr lieben!
von mir gibts neuigkeiten. seit gestern abend weiß ich, dass ich an einer zwangserkrankung leide... Acne excoriee...
meine therapeutin hat mal zu mir gesagt, dass mein im-gesicht-rumkratzen eine autoaggression ist und weil ich die letzten zwei wochen mal wieder extrem kratze und echt schlimm aussehe und mir diese "autoaggression" nicht aus dem kopf ging. hab ich mal dieses wort bei google eingegeben und bin nach ein bisschen suchen auf eine beschreibung von Acne excoriee gestoßen und ALLES trifft auf mich zu. ich kratze und drücke ständig, auch an schon verkrusteten stellen, bis zum bluten, ich nehm eine pinzette zur hilfe um hautstücke abzureißen...
was in den gleichen bereich der autoaggression gehört ist: haare ausreißen und extremes fingernägelkauen.
als ich 6 war fing ich an meine nägel zu kauen, als ich mit sechzehn aufhörte fing ich das rauchen an und während der pupertät kam auch das kratzen... als ich wegen der schwangerschaft das rauchen aufhörte, begann ich mir die haare auszureißen. das fiel mir erst auf als mir oben auf dem kopf plötzlich ganz viele kurze haare nachwuchsen- ich war entsetzt und hörte schlagartig auf damit und seit dem "blieb" mir nur noch das kratzen und knaupeln an meinen pickeln und mitessern und an, was auch immer nicht 1000% perfekt ist an meiner gesichtshaut.
das nägelkauen, haare ausreißen und das kratzen tut mit weh, es nervt mich und verunstaltet mich. ich tue es meistens unbewusst und wenn ich es merk, kann ich nicht damit aufhören.
ich hab mich auch schon einmal selbst geschlagen, aber das war in einem wutausbruch, wo ich dachte wenn ich mich an mir nicht abreagiere, dann vielleicht an lara (meiner tochter), deshalb weiß ich nicht, ob das hier auch noch dazugehört. aber das ist mir eigentlich egal (ob es hier dazugehört).
was mir wichtig ist und was mich so beschäftigt ist: mir geht es doch grad ziemlich gut! ich brauch keine medikamente mehr ud meine gesprächstherapie ist praktisch auch vorbei. (ich hab zwar einen termin im september, aber der ist eigentlich um es ruhig ausklingen zu lassen)
meine frage und bitte nun an euch: kennt das jemand? kann mir jemand einen tip geben?
ich hab als eigentliche möglichkeit nur gelesen, dass eine verhaltenstherapie helfen kann. hat jemand erfahrung damit? was macht man in so einer therapie? macht es sinn nach einer eigentlich erfolgreichen gesprächstherapie eine verhaltenstherapie anzufangen? Wo soll ich mich hinwenden? und was passiert, wenn ich mich zwingen kann mit dem kratzen aufzuhören? immer wenn ich was aufgehört hab, fing was neues an, was ich wiederum auch erst bemerke, wenn es schon ziemlich schlimm ist. ist es ratsam zu probieren mit dem kratzen aufzuhören?
warum mach ich das???????????!!!!!!!!!!!!!
ich hoffe ihr meldet euch bei mir! ehrlich! auch wenn ihr keinen rat wisst, ich könnt auch ein bisschen trost gebrauchen! denn ich bin echt schockiert, dass ich eine zwangserkrankung hab- auch wenn ich da vielleicht noch ne leichte erwischt hab, denn die die sich die arme aufritzen und so gehören da auch dazu.
naja, meldet euch!
fanny
Zora

Beitrag von Zora »

Liebe Fanny!

Im Moment weiß ich leider keinen guten Rat, aber ich möchte dir trotzdem schreiben und dich virtuell einfach mal ganz doll in die Arme nehmen! *DRÜCK*
Vorab noch mal eine Frage: Hast du dir die Diagnose "Acne excoriee" jetzt selbst gestellt, oder hat sie ein Arzt tatsächlich bestätigt? Wenn letzteres nämlich nicht der Fall ist, würde ich erst mal tief durchatmen und versuchen, mich zu entspannen. Nur, weil du das im Internet gelesen hast, heisst das noch lange nicht, dass du tatsächlich sowas hast. Ich kenne das von mir selber, wenn ich Angst habe, und dann etwas entsprechendes im Internet lese, trifft dort alles, aber auch alles auf mich zu, und ich bin mir 100%ig sicher, dass ich das habe, dabei ist das einzig Schlimme an der Sache eigentlich meine Angst.
Was du beschreibst, klingt für mich eher nach einer Art "Tick", so wie viele Leute es haben. Wo jetzt die Grenze zwischen "Tick" und "Zwangserkrankung" liegt, ist sicherlich auch nicht immer so einfach zu erfassen, aber sowas kann am besten ein kompetenter Arzt feststellen.
Weisst du, ich habe auch so Ticks, ich beiße auf meinen Fingernägeln rum, schiebe sie mir manchmal zwischen die Zähne, und das tut irgendwie weh, ist aber auch angenehm. Außerdem habe ich eine "Sucht", Pickel auszudrücken, sobald sich auch nur ansatzweise einer anbahnt, wird der ausgedrückt. Geraucht habe ich auch sehr lange, werde aber (hoffentlich) bald damit aufhören. Letztens hatte ich eine Wunde im Zahnfleisch, und musste immer wieder daran herumpulen, so dass es immer wieder angefangen hat, zu bluten. Naja, es ist vielleicht nicht gerade toll, sowas zu machen, aber ich habe es bisher nicht als "krankhaft" in dem Sinne angesehen, sondern, wie gesagt, eher als Tick, der auch wieder abklingt. Aber ich will das Ganze jetzt nicht verharmlosen, wenn du wirklich Angst hast, gehe zu einem Facharzt, und lass ihn das beurteilen. Vielleicht kommt ja auch etwas ganz anderes dabei heraus, erst mal abwarten. Und falls du das wirklich haben solltest, ist es ja auch gut mit Verhaltenstherapie zu behandeln. Selbst das wäre doch nicht das Ende der Welt! Wie du schon sagtest: Manche Leute ritzen sich die Arme auf, aber davon bist du doch meilenweit entfernt!
Was ich außerdem sehr wichtig finde: Du schreibst, dass es dir eigentlich gutgeht, und das ist ein sehr wichtiger Anhaltspunkt, denn dein Gefühl sagt dir am besten, wo du gerade stehst. Ich kann mir denken, dass dich das, was du im Internet gelesen hast, sehr beunruhigt hat, aber wenn es dir eigentlich vorher ganz gut ging, ist das schon mal SEHR positiv. Und wenn du jetzt wirklich ganz akut ganz arg krank wärest, dann würde es dir sicher auch allgemein viel schlechter gehen.
Naja, jetzt labere ich dich hier zu... Gehe bitte möglichst bald zu einem Arzt, dann hast du Klarheit! Ich hoffe, ich konnte dir ein ganz kleines bisschen deine Angst nehmen, und drück dich nochmal ganz feste. Nicht unterkriegen lassen...
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Fanny!

Ich möchte dich auch mal feste drücken!

Du, ich kenne dieses herumkratzen im Gesicht von mir auch... und von meiner Mama, von meiner Tante und ganz vielen anderen Frauen, die ich kenne. Es ist wohl so ne Art Ventil, um Druck abzubauen. Ich hatte es früher sehr oft und auch schlimm, wenn ich Stress hatte und keine Möglichkeit hatte, mich zu erholen. Jetzt wo ich durch meine Verhaltenstherapie auch gezielt entspannen gelernt habe, ist das Kratzen verschwunden... obwohl ich das in der Therapie nie direkt angesprochen habe.

Ich weiß, dass das - wenn es extrem ist - ein eigentständiges Krankheitsbild ist, zu dem auch das Haare ausreißen gehört. Und es stimmt, dass eine Verhaltenstherapie da helfen kann. Daher würde ich deine Therapeuten vielleicht mal eher anrufen und fragen, was du machen kannst.

Mir ging es auch immer so, dass ich oft unbewußt gekratzt habe und dann total sauer auf mich war, weil ich nicht aufhören konnte. Was mir noch geholfen hat, war die Bachblüten-Rescue-Salbe. Ich hatte schon 1 Jahr lang eine Narbe am Kinn (ein ehemaliger Pickel, an dem ich immer wieder gekratzt habe, bis es blutete) und ich konnte sie kaum noch mit Make up abdecken. Da habe ich eines Tages - sobald ich wieder mal aufgekratzt hatte - gleich diese Salbe draufzumachen - immer wieder, so bald ich merkte, dass die Stelle wieder trocken wurde habe ich dick diese Salbe drauf gemacht. Es ging keine Woche und die Narbe konnte endlich ungestört abheilen. Ich weiß nicht wie, aber die Rescue Salbe hat mir sehr geholfen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie alles was mit Bachblüten zusammen hängt, hilft.

Es gibt übrigens auch Selbsthilfegruppen für dieses Problem, kenne aber leider nur eine in Wien, die ich auf einer anderen Internet Seite gefunden habe. Vielleicht kannst du über Google ja in Deutschland ähnliches finden.

Liebe Fanny, du hast die PPD überwunden und du wirst auch das Kratzen überwinden. Hol dir Rat und Hilfe bei einem kompetenten Therapeuten, ich bin sicher, dass du es schaffen wirst.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Wirbelwind

Beitrag von Wirbelwind »

Hallo Fanny,

ich kenne diesen Zwang zum Kratzen und Pickeldrücken auch, schon seit der Pupertät. Nägelkauen auch. Als Kind habe ich mir mal eine Weile die Haare ausgerissen und sogar die Fußnägel abgekaut bis sie bluteten.

Ich habe mich sehr viel mit Tiefenpsychologie beschäftigt, seit ich nach dem Suizid meiner Mutter in ein ganz tiefes Loch gefallen war.
Ein 8 wöchiger Aufenthalt in einer Klinik für Tiefenpsychologie und Psychosomatik haben mich damals wieder aus diesem Loch rausgeholt. Ich habe dort viel über den Zusammenhang von Kindheitserfahrungen und heutigen Symptomen vermittelt bekommen. Alles hat seine Ursachen, nur dauert es oft sehr lange diese Herauszufinden - und manchmal möchte man die wagen Ahnungen, die ins Bewustsein drängen, gar nicht wahrhaben. Und so findet man nie zu den Ursachen.

Ich kann Dir zu dem Thema u.a. die Bücher "Krankheit als Weg" von Thorwald Dethlefsen u. Ruediger Dahlke und "Der Lilith-Komplex - Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit" von Hans-Joachim Maaz empfehlen, mir haben sie sehr weitergeholfen.

LG Wirbelwind
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