Verunsichert...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

bambam

Beitrag von bambam »

Hey Susi, hallo liebe Zwänglerinnen,

da stimme ich Dir voll und ganz zu: das Forum ist für mich eine Art Selbsthilfegruppe! Hier sind Leute, die ähnliches oder gar das Gleiche durchmachen bzw. durchgemacht haben - und nur diese Menschen verstehen, wie es in einem aussieht... :wink:

Heut hab ich versucht, mich mit allem möglichen abzulenken. Ehrlichgesagt bin ich unter Leute "geflüchtet" (vielen Dank für den Tipp, Marika!). Hab Sachen besorgt, mich mit meiner Mutter getroffen und bin dann zusammen mit ihr in die Stadt zum bummeln...

Ich weiß zwar nicht, ob es die richtige Strategie ist, aber ich hab die Angst mal "verdrängt". Teilweise ist es mir gelungen - dann aber wieder nicht... :roll:

Bestes Beispiel: ich guck mir grad Klamotten an und da kommt mir der Gedanke "warum überhaupt, brauchst doch eh keine Klamotten mehr wenn Du vom Balkon hüpfst" und schon war die Angst wieder da... Die Angst, mir was antun zu können und die Angst vor der Angst.

Alles in allem muss ich aber - wenn auch gaaaaaaaaaanz vorsichtig - sagen, das es heute etwas besser als gestern ist :!:

Ich sehe die "Angst" jetzt als "Zwang", der mich so nerven will wie früher der Zwang "Panik vor tropfenden Wasserhähnen" etc. Ich versuche, der Angst ein "Gesicht" zu geben, damit ich mich ihr besser stellen kann. Da ich schon nicht weiß, wo sie her kommt will ich wenigstens anderweitig was dagegen machen!!!
Was meint ihr, Marika und Susi, ist es der richtige Weg?!

Das mit unserer Wohnung ist echt so ne Sache für sich: ich wollte schon von Anfang an nicht hier rein. Kann nicht genau sagen warum, aber es war so. Ich war Hochschwanger und alles ging hopplahopp auf den letzten Drücker (Umzug 2 Tage vor der Geburt)... Is aber ne andere lange Geschichte... Jedenfalls verbinde ich mit diesem Ort einfach keine guten Erinnerungen - und wie Du schon sagst: wer fast im See ertrunken wäre hat keinen Bock auf ne Bootsfahrt darauf, oder?!
Zudem ertappe ich mich dabei, wie ich seit der Geburt der Kleinen (welche ja nun schon länger zurück liegt :wink: ) immer wieder insgeheim nach einer anderen Wohnung umsehe... Mein Mann meint nur, das ich davonlaufen würde und es woanders auch nicht besser wäre...

Mädels, ich Danke Euch! Fühle mich verstanden und aufgehoben, wenn ich von Euch höre bzw. lese!!!!


Lg,
bambam
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo liebes Bammelchen,

ich möchte auch nochmal senfen.... 8)

Hut ab, dass du es geschafft hast, dich unter Leute zu flüchten. Selbst davor habe ich manchmal sogar Angst, weil ich dann denke, "was solls, wenn du dich eh umbringst, dann brauchst du auch nicht unter Leute gehen..." also klasse, dass du es geschafft hast!!!!!

Das, was du beschrieben hast, kenne ich nur zu gut. Wenn ich mir etwas Schönes kaufe oder allgemein nur mal bummeln gehe, dann schießt mir genau das, was du geschrieben hast auch in den Kopf. "Warum eigentlich, wenn ich doch eh bald vom Balkon hupfe"...... ich weiß auch nicht was das soll, aber es nervt mich nur noch, so sehr, dass ich manchmal echt alles hinschmeißen wollen würde... tja und dann greift der Zwang natürlich richtig zu.... "habe keine Lust mehr, es nervt mich alles...." sowas kommt dann bei mir auch zwanghaft, kennst du das auch?

Warum verbindest du mit dem Ort eurer Wohnung nichtes Gutes, wenn ich fragen darf? Oder habe ich jetzt etwas überlesen?

LG Isabell
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Isabell,

hab Dir zwar gerade unter der "anderen Rubrik" geschrieben, aber was soll`s...

Wie gesagt: ich glaub, wir machen momentan exakt das gleiche durch...

Zu der Wohnung: ich verbinde mit unseren 4 Wänden einfach nur "negatives": hier hat alles angefangen. Sei es die "Depression" oder der "Zwang" oder die "negativen Gedanken" - man kann es nennen, wie man will...

Ich habe das Gefühl, das solange ich hier lebe, ich nicht wirklich "gesund" werden kann oder diese schlechten Gefühle "vergessen" kann - oder das ich "neu" anfangen kann... Ist schwer zu beschreiben...

Wann hat bei Dir eigentlich alles angefangen?


Liebe Grüße,
bambam
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Mädels,

ich schon wieder... :cry:

Bin mal wieder echt vorm verzweifeln...

Gestern abend hab ich es relativ gut geschafft, meine Ängste etwas in den Griff zu kriegen - aber kaum stehe ich morgens auf geht es wieder los... Gedanken kreisen und schaukeln die Angst so hoch, das es fast nicht auszuhalten ist! :cry:

Ich will mich nicht wiederholen, aber bewerte ich diese Gedanken und Ängste wirklich zu sehr und sie werden deshalb soooo schlimm?!

Zudem hab ich jetzt noch die Angst, das wenn ich einen ZG im Griff habe, wann wohl der nächste kommt und wie er wohl aussehen mag - und schwups ist er schon da...

Brauch mal ein paar aufmunternte Worte... :roll:


Viele Grüße,
bambam
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo liebste Bambina,

aufmunternde Worte gebe ich dir doch gerne :wink: .

Die Gedanken kreisen und schaukeln sich dann allein hoch, wie du weißt, kenne ich das auch. Nur mal ein Beispiel: Ich gehe vorhin spazieren und dachte die ganze Zeit verrückte Sachen. Das mit dem Umbringen ja sowieso permanent, aber dann kamen ganz andere Sachen dazu, sodass ich dachte, "Oh Gott, was ist wenn die anderen jetzt meine Gedanken lesen könnten? Was ist wenn alle verrückt sind?" Halt total komischer Schei..... und wenn es nun nicht die ZG gegen mich selbst sind, dann kommen trotzdem ganz andere komische Sachen raus. Ich weiß ja nicht ob du sowas kennst?

Es liegt an der Bewertung, wir bewerten dies alles viel zu sehr, darum leistet unsere kontrollierende Gehirnregion auch Höchstleistung und wir kontrollieren unsere Gedanken immer mehr, sobald die Angst dazu kommt. Eigentlich logisch, aber ich selbst sehe dies an schlimmen Tagen auch nicht.

"Zudem hab ich jetzt noch die Angst, das wenn ich einen ZG im Griff habe, wann wohl der nächste kommt und wie er wohl aussehen mag - und schwups ist er schon da... "hast du gesagt und ganz genauso gehts mir auch. Meist sind es allerdings Inhalte von Filmen die ich in meinem ganzen Leben schon gesehen habe und dann auch ziemlich brutale oder verrückte.

Ich denke wir haben einfach letztendlich total Angst vor "verrückten", schlimmen, grässlichen und dummen Dingen. Meiner Meinung nach liegt es auch am Selbstbewusstsein, also bei mir ist dies in jedem Fall so. Ich trau mir selbst nicht über den Weg, nicht im Geringsten, darum schaffen es alle möglichen ZG sich bei mir einzunisten.

Liebes Bammelchen, du wirst das packen, ganz sicher. Es gab bei mir auch ohne Medikamente schon lange Zeiten ohne ZG und unter dem AD auch; es wird, nur eines wird nicht; dass wir verrückt werden.

Glaub mir, du hast Angst vor der Angst, wie ich auch und darum können dich jegliche Gedanken angreifen. Du stehst auf Glatteis durch die Angst und rutscht dadurch immer wieder aus, richtig? Aber wir packen das, ganz sicher. So viele haben das durchgestanden, überwunden und sind gerade dabei etwas dagegen zu tun.

Ich drück dich und bin davon überzeugt, dass wir es irgendwann schaffen, ohne diese Biester zu leben (wobei mein Optimismus auch immer wieder flöten geht bei einem Tief, aber ist es vorbei, ist er wieder da... Kopf hoch... wir sind nicht allein und gemeinsam sind wir sicher stark....

LG Isabell
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo bambam,

ja probier es doch einfach mal, gib dieser Angst ein Gesicht und rede mit ihr.
Es ist schwierig einen Rat zu erteilen, weil ja jeder seine andere Strategie anwendet. Für mich wäre die Sache mit den Filmen, über Gewaltverbrecher, ständig anschauen, überhaupt nix gewesen. (wie´s im Kobold beschrieben steht).

Hm, wegen der Wohnung noch mal.
Sicherlich ist es schon ein Wegrennen. Wie bei der Angst so üblich - Flucht.
Wiederrum könnte es doch gut sein, da zu bleiben - Konfrontation - um eine Gewöhnung zu erzielen und zu merken, "es kann nichts passieren....".
Nur ist das eben nicht so einfach, wie gesagt, ich kenne das. Du versuchst Dir dann "Hoffnung" zu verschaffen, indem Du nach einer anderen Wohnung ausschau hälst. GAnz natürliche Suche nach einem Fluchtweg.
Ich z.B. habe "geprüft", wenn wir unterwegs waren (acuh schon als Kind), würde ich mich hier wohl fühlen oder nicht. Blöd bloß, wenn man so gar nichts findet............., wenn mein Trauma von damals überall "Bestand" hat. Mittlerweile weiß ich wo es herkommt und kann daran arbeiten.
Aber jetzt bin ich wieder bei mir gelandet. :roll:

Was kannst Du denn Positives mit dem Ort verbinden?

lg Susi
susi69

Beitrag von susi69 »

Nochmal iche - Gott bin ich heut ein Egobolzen - ja ich entschuldige mich wieder, um sicher zu gehen, daß mich auch alle mögen :roll: :roll: :roll: :wink: :wink: :wink: ...........

@ Isabell und bambam

Konzentriert Euch mal bei der Arbeit an Euch nicht so sehr auf die ZG und deren Inhalte, denn die sind absolut unwichtig.
So weit ich mich erinnern kann, hab ich mit meinem Thera fast nie bist gar nicht darüber gesprochen, nur über die Probleme und die Angst die da waren.

lg Susi
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Susi,

da komm ich jetzt nicht sooo ganz mit... :oops:

Bei mir ist es momentan nur die Angst, die immer und immer wieder hochkommt... Und der Zwang läßt mich die Angst immer wieder kontrollieren, ob sie noch da ist, verstehst?!

Momentan fühl ich mich wie in nem Laufrad für nen Hamster... :roll:

In nem guten Moment denk ich mir: hey, die Angst und der daraus resultierende Zwang (oder umgekehrt) will Dich nur vom "Leben" abhalten und sonst nix!
Aber die liebe Bambam will ja wissen, warum die Angst da ist und was die Angst will und wie ich die Angst am besten wieder loskriege - das ist dann der nächste Gedanke und schon krieg ich wieder Magenflattern!

Ich kann mich schon langsam selber nicht mehr hören....


Liebe Grüße,
bambam
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Ja der "Egobolzen" hat wohl recht.

Meine Therapeutin hat sich nur in den ersten Stunden mit meinen ZG befasst und auch nur dort. Danach ging es um den Alltag, meine Ängste mich fortzubewegen, mein Leben in die Hand zu nehmen, die ZG wurden völlig ausgeblendet. Auch wenn ich vor iher sitze und weine und sage, ich kann diese Gedanken nicht mehr ertragen, dann geht sie darauf nicht mehr ein sondern fragt was los gewesen ist.
Sie arbeitet nicht an den ZG, sondern zeigt mir Richtungen auf. Mich ärgert das manchmal total, weil ich immer wieder hören möchte, dass mir nichts passiert etc., aber auf diesen Zug springt sie nicht auf.
Sie sagt, wenn sie mir immer wieder sagt, dass mir nichts passiert, dann hilft mir das nur kurz, zudem ist es eine Vermeidung i. d. S., dass ich mir die Angst nehmen lasse, sie aber nicht konstruktiv bearbeite.

Bambam, wir müssen dahinterblicken, was läuft schief, wovor haben wir wirklich Angst? Ist dies real was wir denken? Was können wir ändern? Was lief bisher immer falsch, sodass wir immer wieder in die ZG rutschen?

Ich habe schon sehr viel erkannt, meine Therapeutin macht mir unheimlich Druck, weil ich endlich in die Puschen kommen muss. Vielleicht gibt es bei dir Dinge, die du benennen kannst, die teilhaben an deinen Zwängen.... gibt es etwas, was diese ZG beeinflusst?

LG Isabell
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo bambam,

ich kann Dich voll verstehen. Zwanghaft die Angst kontrollieren, was ist nun eher da usw.. Ich hatte das Gefühl, daß es eine Zwangsangst war. Zwanghaft die Angst hervorholen, um zu prüfen, ob ich nun Angst habe, ob sich kommt oder noicht oder haste nicht gesehn.. :shock:
Es ist zum verrückt werden.

Ach menno, ich hatte dann in solchen Phasen wirklich erst mal versucht mich abzulenken, einfach stur meinen Tag zu meistern, Angst und Zwang zu ignorieren. Erst später, als sich die Wogen geglättet hatten, habe ich dahinter geschaut, was nicht stimmte. Und weißt Du was - das Schönste was mit passieren konnte, es hatte sich was getan und ich bin über mich ein bisschen schlauer geworden. Während dieser sch.... Phase dreht man sich wirklich nur im Kreis und erzeugt sinnlose Ängste und weiß tatsächlich nicht warum jetzt nun ANGST??? Und :!: Man liegt vielmals falsch mit seiner Theorie.
Vielleicht solltest Du jetzt wirklich erst mal warten, bis es ein bisschen besser geworden ist und dann schauen, was los war.
Am Ende war ich jeder Schwankung dankbar, weil sie mich doch schlauer gemacht hat.

Es sind jetzt nur die Dinge, die mich weitergebracht haben. Kannst Du was für Dich verwenden?

Isabell hat Recht mit den Medis. Erhöhen, Wechsel?
Was machst Du für ne Therapie?

lg Susi
Antworten