Sinn?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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00julchen

Sinn?

Beitrag von 00julchen »

Hi Mädels,

wir ihr schon mitbekommen habt, geht es mir im Moment total mies. Gegen Abend wird es immer etwas besser so wie jetzt, aber ich denke schon mit Schaudern an morgen.

Ich habe mal ne generelle Frage an euch, weil ich in diesem Zusammenhang etwas in einem Buch zum Thema Depression gelesen habe: Fragt ihr euch auch oft nach dem Sinn des Lebens? Was ihr hier auf dieser Welt zu suchen habt und warum ihr so leiden müsst?

Im eben angesprochenen Buch "endlich frei" von Josef Giger-Bütler (kann ich nur total empfehlen) heißt es, daß Leute, die Depressionen haben sich fast immer die Frage nach dem Sinn stellen, weil ihr Leben nur nach außen gerichtet ist, d.h. was halten die anderen von mir, etc. Sie selbst wissen nicht, was sie vom Leben wollen/erwarten, etc. .. das alles passt total auf mich.

Wenn ich mir die Frage stelle, was ich auf dieser Welt soll, fällt mir so garnix ein.. früher hätte ich geantwortet, daß ich jemand finden will, der mich liebt, ein Kind möchte, etc... aber jetzt?
Marlen

Beitrag von Marlen »

Der Sinn des Lebens? Nun, nach heiraten, Kinder bekommen ist meistens Schluss. Aber nicht nur bei uns: Alle Märchen von Dornröschen bis Aschenputtel, alle wunderbaren Romane, alles endet damit.
Das sind die Träume, die man als Kind hat und bis ins Erwachsenenalter mitträgt. Und dann endet der Traum oder zerplatzt.
Das schwierige ist es eben dann neue Ziele und Träume zu haben oder die alten wieder zu finden. Als Kind hatte ich soo viele und jetzt muss ich schon auch mal nachdenken. Aber sie sind noch da, ganz tief versteckt und manchmal entdecke ich auch ein paar davon wieder.
Bevor ich krank wurde, war ich sehr glücklich, weil ich mir die Träume erfüllte, die ich mir als Kind ausgedacht habe. und das möchte ich auch weiterhin tun. Auch wenn es anfangs nur ganz ganz kleine Träume sind. Es zahlt sich aus.
Hab keine Angst vor morgen. Heute geht es dir gut, morgen ist ein neuer Tag mit neuem Platz für neue Träume, neue Ziele und vielleicht ein bisschen mehr Hoffnung.
Marlen
Ümi

Beitrag von Ümi »

Geht mir total ähnlich. Manchmal frag ich mich ob wieder arbeiten o.ä. mich erfüllen würde, aber ich denke nicht. Ich hab auch keine Perspektiven. Ich freu mich nur darau das der Kleine irgendwann mal älter ist und eigenständig wird.
bambam

Beitrag von bambam »

Hey 00julchen,

da kann ich mitreden: geht mir genauso wie Dir...!

Das Problem: früher, als ich noch "gesund" war, hatte ich allerdings auch nicht "die" Ziele - außer: heiraten, Kinder bekommen blablabla...

Mein Therapeut frägt mich auch bezüglich Ziele und dann sitz ich immer da und glotz ihn an wie einen Deppen... :oops:

Jedenfalls bist Du diesbezüglich nicht allein!!!

Obwohl - mein Ziel ist eindeutig: GESUND WERDEN!!!!


Liebe Grüße,
bambam
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob es einen Sinn gibt, aber ich glaube es schon. Ich glaube es, wenn ich meine Jungs sehe, wenn wir mit Freunden zusammen sind und die Kinder stundenlang fröhlich zusammen spielen, wenn ich durch meinen Garten gehe und an jeder Rose schnuppern kann. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, denn nichts geschieht umsonst oder einfach so, da gibt es einen großen Plan.

Eigentlich habe ich durch die Krankheit gelernt, alles viel intensiver zu erleben, das Gute aber eben auch das Schlechte. Und ich habe gelernt, eine verdammt hart Nuss zu werden. Fast so wie früher, aber irgendwie auf intelligentere Art, selektiver.

Ja, es gibt schon einen Sinn im Leben, aber den müssen wir uns selber geben (und wir haben eine große Hilfe - unsere Kids - sie sind das alles wert und noch viel mehr.)

Sorry, wenn sich das recht pathetisch anhört, aber ich meine jedes Wort genau so.

LG,
Inez
Patricia

Beitrag von Patricia »

Ich habe aufgehört mich nach dem Sinn des Lebens zu fragen! Das erschwert einem doch nur das Leben!

Ich habe früher auch immer danach gefragt, hatte dann einen so schweren Autounfall, an dem ich fast gestorben wäre... eigentlich hab ich ab da aufgehört nach dem Sinn des Lebens zu suchen.

Wenn man sich ausmalt: Sinn des Lebens sind Kinder zu bekommen dann muss man auch denken dass man danach sinnlos lebt.

Aber warum leben wir denn noch so lange dass wir Enkel, teilweise Urenkel haben wenn doch der Sinn des Lebens mit der Geburt und dem Aufziehen eines Kindes endet?

Welchen Sinn ergibt es überhaupt dass der Mensch sich vermehrt? HAt der Mensch überhaupt einen Sinn? Er zerstört alles, viele Tiere haben Funktionen im Reich der Tiere. Sie töten und essen alte und kranke, sie verhindern dass sich eine Gattung zu sehr vermehrt usw. Das alles ist beim Mensch nicht gegeben.

Aber warum eigentlich muss das Leben unbedingt einen Sinn haben? Es ist doch eigentlich völlig egal warum wir leben - denn wir leben halt!

Unser Leben wird durch viele Dinge schön gemacht, klar oft ist es auch unerträglich schwer! Aber dennoch hängen wir alle hier doch so sehr am Leben dass wir noch da sind!

Hört auf euch nach dem Sinn des Lebens zu fragen! Das haben schon so viele getan und keiner hats je rausgefunden!

Wir leben und das ist doch schön! UNd im übrigen hat jedes Alter seine schönen Zeiten!
ubure

Beitrag von ubure »

Patricia hat geschrieben: Welchen Sinn ergibt es überhaupt dass der Mensch sich vermehrt? HAt der Mensch überhaupt einen Sinn? Er zerstört alles, viele Tiere haben Funktionen im Reich der Tiere. Sie töten und essen alte und kranke, sie verhindern dass sich eine Gattung zu sehr vermehrt usw. Das alles ist beim Mensch nicht gegeben.
Das kommt einfach daher, dass wir nicht nur nach Instinkt handeln, wie die Tiere das machen, weil sie gar keine andere Wahl haben. Wir haben die Wahl, weil wir ein Selbstbewusstsein und einen freien Willen haben.
Das mag auf der einen Seite negativ sein, auf der anderen Seite müssen wir nicht mehr in Höhlen oder auf Bäumen leben:wink: .

LG,
Inez
Karin Andrea

Beitrag von Karin Andrea »

Liebes Julchen!

Für mich bedeutet der Sinn des Lebens bei sich anzukommen, mit sich selbst im Einklang zu sein. Liebe zu empfinden und vorbehaltlos zu geben. Durch meinen Sohn habe ich das gelernt. Und die Depression war für mich ein Wegweiser, der mich zu mir selbst geführt hat. Ohne meinen Sohn hätte ich das nie geschafft und dafür bin ich ihm dankbar. Er gibt mir so viel zurück durch sein Vertrauen, Zuneigung, kleine Gesten. Liebe in so reiner Form kann man wahrscheinlich nur zu seinem Kind empfinden. Dieses kleine, wertvolle Leben zu lieben und beschützen ist für mich das wichtigste.
Ohne Glauben, Hoffnung und Liebe kann kein Mensch glücklich und zufrieden leben. Und diese Werte möchte ich meinem Kind mit auf den Weg geben.

"Die meisten Menschen suchen nach etwas, das sie längst gefunden hat". Das ist ein guter Spruch, den ich sehr lange nicht verstanden habe. Soll heißen: Es ist ganz egal, was man ist, wo man ist, wer man ist, aus jeder Situation kann man das Beste herausholen. Je schwieriger der Weg ist, umso wertvoller ist das Ergebnis. Leben heißt jetzt den Augenblick genießen und nicht in ferner Zukunft.

Mir hat auf meinem Weg das Buch "Aussöhung mit dem inneren Kind" sehr geholfen.

Alles Liebe,
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