Persl. Überzeugung !!!!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nickolakala

Persl. Überzeugung !!!!

Beitrag von Nickolakala »

Also, nachdem ich sehr viel über das Thema Depris gelesen habe, mich sehr viel darüber informiert habe bin ich für MICH persönlich zu dem Ergebnis gekommen, dass Depressionen eine ÜBERFORDERUNG bedeuten.
Nicht nur rein körperlich gemeint, sondern natürolich auch eine psychische Überforderung. Das ist so gemeint, dass "Wir" einfach zuuuu viel gegen unseren Willen tun, nur weil es eben mal die "Gesellschaft" von uns verlangt.
Ich z.B. hab immer oft in meiner Erziehung gehört "Das macht man doch nicht" oder "sag nichts, sonst gibt es Krach" und "was denken DA bloss die Leute?" Tja und so war ich eben mein Leben lang SEHR SEHR ANGEPASST !!!
Ja das bin ich heute noch, aber auf einem guten Weg, auch mal meine Meinung zu sagen, Leben wie ICH es will, und langsam wird es mir immer egaler, was die anderen über mich denken..............
Ich denke auch deshalb geht es mir etwas besser. Wie seht ihr das?
freue mich auf Antworten............
ubure

Beitrag von ubure »

Hi,

das mag sicher eine große Rolle spielen, für einen Teil der Betroffenen auch sicherlich die alleinige Ursache, aber ganz pauschal kann man das sicher nicht sagen. Gerade bei einer PPD, bei der viele Frauen richtiggehend überfallen werden, hat das durchausoft rein biochemische Urachen. Es gibt so viele Arten von Depressionen, im Grunde genommen soviele wie es betroffene Menschen gibt und von daher sind die Ursachen ebenso vielfältig.

LG,
Inez
Balu

Beitrag von Balu »

Hallo Inez,

ich kann Deine Einstellung jetzt im Nachhinein - nach überstandener PPD - teilen. Es ist natürlich richtig, dass wir krank geworden sind, weil wir überfordert sind weil wir viele Dinge gegen unseren Willen (ich würde eher sagen "Bedürfnisse") tun. Das ist schon so aber ich denke auch, dass wir eigentlich die Bedürftigen sind, weil halt einige Wünsche in unserer früheren Zeit nicht erfüllt wurden, z.B. emotionale Erreichbarkeit einer engen Bezugsperson (meistens wohl die Mutter) oder andere stabilisierende Ereignisse. Und da uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung so einige Bausteine fehlen oder einfach falsch geführt wurden reagieren wir dann, wenn wir unsere kleinen Würmchen bekommen durch totale Überforderung, weil wir auf der einen Seite uns auch wieder emotional an diese eigene Zeit erinnern (oft natürlich gar nicht bewusst) und auf der anderen Seite geht es uns nicht so einfach von der Hand das selbstverständlichste, normalerweise durch die Instinkte angelegte auszuführen.

Ich weiss auch, dass biochemische Vorgänge im Körper eine PPD auslösen können. Aber die Manifestierung dieser Krankheit - glaube ich persönlich - hat vornehmlich psychische Ursachen und in den selteneren Fällen rein körperliche. Auch ich habe immer in meinem Körper nach der Ursache gesucht, so als Strohhalm quasi habe aber über die Jahre gelernt, dass die Ursache woanders liegt. Das ist manchmal schwer sich einzugestehen, ich weiss...

Auch ich bin nach der Geburt quasi "richtiggehend überfallen" worden aber nach langen und vielfältigen Erfahrungsaustauschen und fundamentaler Suche nach den Gründen und auch nach einer langen Therapie glaube ich, dass die Gründe mehrfach psychische Ursachen haben.

Balu
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo zusammen!

Die Überforderung in einer bestimmten Situation ist sicher ein ganz garvierender Umstand, aus dem eine Depression entstehen kann. Äußere psychosoziale Belastungen können den Gehirnstoffwechsel genau so durcheinander bringen, wie z.B. der Hormonsturz nach der Geburt, oder die Hormone der SD.

Ich denke, dass es wohl mehrere Faktoren braucht, damit eine Depression wirklich ausbricht. Und diese sind sicher von Mensch zu Mensch ganz verschieden und daher ist es so wichtig, die ganz persönlichen Ursachen heraus zu finden.

Für meinen Teil kann ich sagen, dass sich ganz sicher erlernte Verhaltensmuster in der Kindheit (mein Papa ist auch zwanghaft) in mein Unterbewußtsein eingegraben hatten. Dazu kommt noch ein sensibles Nervenkostüm (das ich aber sehr gerne mag :wink: ), dann die SS in der mich der erhöhte Hormoncocktail sehr ausgeglichen gemacht hatte. Mit der Geburt stürtzen meine Hormone ins Niemandsland, wodurch ich Symptome wie Schlaflosigkeit, Ängstlichkeit, Apetittlosigkeit usw. entwickelte. Dann die neue Situation mit dem Baby... nie mehr als 3-4 Stunden am Stück schlafen, stillen, immer auf Abruf sein - alleine das hat mich schon gar nicht mehr tief schlafen lassen. Und eben so schlechter bzw. geringer Schlaf ist ganz maßgeblich auch an Depris beteiligt - man weiß ja, dass man mit geringem oder gar keinem Schlaf auf einmal sogar Halluzinationen hat. :shock: Dann kamen die Albträume und mit ihnen wurde der Zwang - tief aus meinem Unterbewußtsein heraus "geboren". Und durch ihn wurde ich erst recht depressiv. So war der Kreislauf da, den ich nicht mehr durchbrechen konnte.

So habe ich das zusammen mit meinem Doc erarbeitet. Dazu kommt noch eine erbliche Komponente die mit reinspielt. Es waren also Ansätze da (Verhaltensmuster aus der Kindheit, sensibles Nervenkostüm und vererbte Gene) und dann kam noch die psychosozial belastende Situation (Geburt) dazu und noch eine körperliche (Hormonsturz) und es machte "Penggggg".

Von daher ist meine depressive Episode ein schöner Mix aus allem!!! :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo auch von mir,

ich denke auch, dass die Überforderung EIN Punkt zur Auslösung einer Krise sein kann. Es ist doch super, dass du das für dich so fest machen kannst … Damit ist der erste Schritt getan auf dem Weg zur "Heilung". Ich denke aber ebenso, dass die Ursachen sehr vielfältig sind und von Frau zu Frau verschieden.

Meine Krise begann schon vor der Geburt (also keine klassische PPD), von daher fällt für mich das Hormonchaos als Ursache aus. Das Drucheinander der Hormone oder der Chemie im Hirn, ist für mich eine Folge der inneren Belastung … das ist natürlich nur meine persönliche Meinung :).

Für mich ist klar (rückblickend betrachtet), dass die Krise immer einen Sinn hat … Sie ist da, um Dinge in unserem Leben zu verändern und zu reflektieren. So haben wir die Chance uns weiter zu entwickeln.

Liebe Grüße
Julia
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Nickolakala,

was Du beschreibst trifft es nach meiner eigenen PPD-Erfahrung ganz genau: Überangepaßtheit, aus Angst heraus, und vor allem nicht auf die eigene innere Stimme hören, bzw. sie ganz bewußt überhören, sich selbst übergehen - das führte bei mir schnurstracks in die PPD, ganz eindeutig.
Seit ich alles mehr in Einklang mit mir selbst angehe, geht es mir wieder viel viel besser!!!
Ich wünsche allen, die noch mittendrin stecken, Mut zu ihren eigenen Gefühlen, auch wenn es "unangepaßte" Gefühle sind, denn wenn Du du selbst bist, bist Du innerlich wieder frei und auch nach außen wieder stark!

Alles Gute auf dem Weg zu Euch selbst

Ava
hanna

Beitrag von hanna »

Manchmal habe ich das Gefühl, die ÜBerforderung war eher das Symptom als der Auslöser. Ist vielleicht die Huhn-oder-Ei-Frage.
Das mit der Angepasstheit finde ich spannend. Eigentlich drücke ich ziemlich schnell und klar aus, was ich will und ich kann gut damit leben, auch mal anzuecken oder aufzufallen. In meiner schlimmsten Zeit hatte ich auch viel Streit mit meinem Mann und zum Teil gerade weil ich immer alles kritisierte, sagte, was mir nicht passte und laut wurde. Heute kann ich es auch mal sein lassen, sofort auszurufen und zu schimpfen und meinen Ärger auch mal "ruhen" zu lassen - und allenfalls später darauf zurückkommen. Andererseit bin ich auch sehr harmoniebedürftig, das merke ich vor allem im Beruf, wo das Streiten (als Rechtsanwältin) sozusagen eigentlich die Hauptbeschäftigung ist. Wenn ich Gegenanwälte habe, die zu aggressiv sind, dann werde ich vordergründig zwar ziemlich widerspenstig, innerlich bin aber häufig verletzt und das will ich mir nicht immer eingestehen. Vielleicht ist es ja diese "äussere" Stärke (die auch Teil von mir ist), die mich manchmal vergessen lässt, dass ich innerlich nicht immer so stark bin, wie ich das gerne hätte. Und ich bin auch nicht immer so selbstsicher, wie ich scheine oder sein möchte. Das habe ich langsam akzeptiert und ist vielleicht auch eine Abkehr von der Anpassung.
Vor einer Woche kam hier in der Zeitung ein Porträt über mich (weil ich eine Zusatzausbildung abgeschlossen habe, die in der Schweiz erstmals gemacht wurde). Bei dieser Gelegenheit haben sie darüber geschrieben, "wie sie es schafft, Familie und Beruf unter einen Hut blabla - ihr wisst schon. Darauf hin haben mich einige meiner Klienten und Freunde angesprochen und gesagt: Es ist unglaublich, was Du leistest. Eine hat gesagt: Wie machst Du das überhaupt, bist Du Superwoman oder was? Da habe ich gedacht: KOmisch, wie mich die anderen sehen. Ich habe immer das Gefühl, ich sei immer leicht am Anschlag, werde weder Kindern noch Beruf gerecht und bin permanent am hetzen. Kein Superwoman weit und breit. Dass mich andere so sehen, fand ich natürlich schon schmeichelnd. Aber es hat mir gut getan, zu wissen, dass es nicht (immer) so ist und auch nicht so sein muss . Früher hätte ich vielleicht eher gedacht, ich müsse jetzt Superwoman sein, weil mich andere so sehen. Heute - wie Ava das sagt - höre ich mehr auf mich selber und mache nur das, was ich vertrage und schaffe und wenn das das Superwoman-Image beeinträchtigt, ist das halt so.
Liebe Grüsse
Hanna
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