Meine Story

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Ulli

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Beitrag von Ulli »

Hallo miteinander,

Schatten und Licht kenne ich schon eine ganze Weile.
Mich hatte es vor über sechs Jahren bei de Geburt meines Sohnes voll erwischt.Die Diagnose war schwere Depression mit psychotischen Symptomen.
6 Wochen Klinikaufenthalt, Selbstmordversuch (Au-weia), Es war die Hölle damals:-(


Medis:Zyprexa, Remeron ( Lithium in der Klinik ausprobiert.)

Anschliessend ca 2 Jahre Psychotherapie.

Mit den Medikamenten habe ich folgende Erfahrung gemacht:

Ich hatte das Gefühl, dass es mit und und ohne Medis gleich schlimm war.
Mit Medis habe ich mich nur noch mehr vernebelt gefühlt.
Nach einigen Monaten oder fast einem Jahr (ist alles schon so lange her) habe ich dann auch alle miteinander auf einmal abgesetzt.
Meine Psychiaterin meinte nicht viel dazu, sie sagte nur dass ich nicht gewusst hätte wie es ganz am Anfang als es sehr akut war ohne Medis gewesen wäre .Da habe ich ihr recht gegeben.
Und dass ich es ohne Medis auf die harte Tour machen wollte.

Wichtig : Es gibt viele Betroffene bei denen die Medis helfen.Ich wäre damals foh darüber gewesen.
Jeder muss seine Erfahrung machen und ist da anderer Meinung..
Das war meine persönliche.

Die Depression ging bei mir schon vor der Geburt los.
Und heute ist mir auch bewusst, dass es schon einige Jahre vor der
Schwangerschaft begonnen hatte.
Eine ungesunde Partnerschaft hatte dann auch noch den Rest gegeben.

Mehrere soziale, erziehungsbedingte Faktoren.

Fast ein Jahr nach der Geburt, hat uns dann mein Mann verlassen.
Er kam mit der Krankheit überhaupt nicht klar und wünschte sich wahrscheinlich nur seine "alte" Frau wieder.Das war noch eine oben drauf!
Und dann sass ich da...alleine mit Kind und Job!
Aber ich war auch froh dass es zur Trennung kam, weil ich mich immer auch für
ihn verantwortlich gefühlt hatte.Er kam aus einem anderern Kulurkreis.Und das hatte auch seine extra Probleme mit sich gebracht.

Es war und ist nicht immer einfach: alleinerziehend und der tägliche Spagat zwischen Job und Kind.Ich habe es mir dann etwas leichter gemacht und arbeite noch vier Tage die Woche.Damit auch Zeit bleibt.

!!!ich möchte allen im Forum hier aber riessigen Mut machen!!!

Diese Krankheit ist nicht umsonst.Es lohnt sich seinen Weg zu suchen!
Ich selber merke, dass ich in vielen Dingen anders denke als früher.Irgendwie freier.Ncht mehr so stur.
sicher bin ich manchmal sensibler, dünnhäutiger und vielleicht auch ängstlicher als vorher doch damit dem Leben auch ein Stück näher.

Auch ich habe nach so einer langen Zeit immer noch Momente an denen es mir nicht so gut geht.Das ist besonders in Stresszeiten und bei Zeit und Termindruck!
Vielleicht habt ihr da noch Tips, was man dagegen tun kann?

Liebe Grüsse
Ulli



Motto: Leben heisst loslassen.besonders die Dinge die nicht gut für einen sind.
Alicia

Beitrag von Alicia »

Motto: Leben heisst loslassen.besonders die Dinge die nicht gut für einen sind.

...Gott, wenn das so einfach wäre.... ;-)

--> aber das Motto ist gut!

LG
Maren
Ulli

Beitrag von Ulli »

Liebe Maren,

stimmt, dass es nicht infach ist.Das habe ich auch schon bemerkt.
Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass da wo Schatten fällt Licht ist.
Für mich heisst das, dass da wo ich z.B. Beziehungen habe, die mir absolut nicht
gut tun ich eine Grenze setzen muss und notfalls auch loslassen muss, weil es danach immer durch etwas neues ersetzt wird.(Oft ist es auch gut sich zu den Dingen die einem zugetragen werden eine innere Distanz zu bewahren)
Vorausgesetzt man bleibt in Bewegung und verharrt nicht in einer Depression.
Das ist meine persönliche Meinung.

Herzliche Grüsse
Ulli
Alicia

Beitrag von Alicia »

wow, das klingt als hättest du echt Ahnung....
Ich jedenfalls komme da nicht so ganz mit... bin wohl noch nicht so weit wie du....
Aber ich bin auf nem guten Weg. Und jeder Stein ist eine neue Herausforderung!!!!!

LG
Ulli

Beitrag von Ulli »

Hallo Maren,

nein die volle Ahnung habe ich nicht!
Ich bin mir aber sicher, die haben wir alle nie!

Mich hat es nur schon 2001 mit der PPD erwischt und ich weiss nicht wann es bei dir war.Seit dieser Zeit bis heute habe ich für mich sehr viel dazugelernt und ich bin heute bereit immer weiter zu lernen.Auch aus Situationen die mir selber vielleicht nicht so passen.Das heisst z.B.wenn andere mich heute irgendwie vor den Kopf stossen, bin ich nicht gleich beleidigt, sondern denke mal drüber nach, was mir das sagen will ohne den andern gleich zu verurteilen, wegen dem was er gesagt hat.
Denken kann jeder was er will:-)

Ich hatte nie ein Patentrezept und bin heute noch dabei die Steine auszuräumen.Und es werden immer neue Steine dazukommen.Man muss nur lernen besser mit Problemen und Stress umzugehen um die Steine schneller wieder fallen lassen zu können.Das meine ich auch mit loslassen.

Diese Krankheit ist die Hölle und ich habe mich oft gefragt, warum es gerade mich erwischt hat und warum es so etwas überhaupt gibt.
Wenn man ein Neugeborenes Kind hat und am liebsten selber nicht mehr leben würde.
Irgendwo hat aber alles im Leben seinen Sinn.Es mach Sinn hinzuschauen an Stellen wo man bisher in seinem Leben weggeschaut oder wegschauen wollte.
Für mich ist Depression eine Wahrnehmungsstörung.
Mein Umfeld hatte ich zum grössten Teil damals nicht genauso wahrgenommen wie es war und mich selber lange Zeit gar nichts mehr.Bei mir war es so, dass ich in der schlimmsten Zeit auch keine eigene Körperwahrnehmung mehr hatte und die Zwangsgedanken..das war der blanke Horror.
Genug von mir im Moment....

Seit wann hast du PPD?Hast du ein oder mehrere Kinder?
Hast du auch eine Doppelbelastung mit Job und Kind?
Wenn du irgendwelche fragen hast kannst du mich gerne fragen.
Ganz sicher können wir etwas vonenander lernen.

Liebe Grüsse
ulli
Alicia

Beitrag von Alicia »

Ich habe einen Sohn, 2 jahre alt und ich hatte schon in meiner Jugend Depris.
Aber seit der Geburt 2005 ist sie IMMER da. Vorher waren es Episoden.
Und ich habe das GEfühl, um so mehr ich weiss, um so schlimmer wird alles....
Das heisst nicht, dass ich weniger wissen will, im Gegenteil. Ich bin grad super neugierig und möchte, dass die Therapie schnell anschlägt, weil ich einfach NOCH MEHR über mich wissen will.

Aber früher habe ich mehr verdrängt.... da wusste ihc noch nicht viel über mich und wieso man Depressionen kriegt, welche Faktoren da mit drin hängen. Jetzt weiss ich es, und kann nicht mehr verdrängen und MUSS mich mit den Sitautionen zurech finden, und das macht es "erstmal" schwierig, weil man ja erst lernen muss, die Situationen auch richtig und gut zu bewältigen.
Also empfinde ich alles erstmal sehr heftig.

Ich habe zur zeit auch ne art Doppelbelastung, also ich empfinde es so. Mache vormittags einen Computerkurs und finde es super anstrengend, mein Jungen zur Tagesmutter zu bringen, ab zum Kurs und dann vom kurs wieder zur TM und Kind holen... Nachmittags ist dann nix mit mir anzufangen... ich bin nur noch zu Hause und genervt und kriege nix mehr auf die Reihe.... :(

LG
Maren
Ulli

Beitrag von Ulli »

Hallo Maren,

ja ich kenne das auch, wenn einem alles zuviel wid.Mein Alltag war und ist da nicht anders.Und jeder hat auch eine anerer Belastungsgrenze.Ich bringe meinen Junior viermal die Woche morgens früh in die Schule, arbeite den ganzen Tag, er ist dann im Hort und abends hole ich ihn ab.Danach noch Hausaufgaben anschauen ob alles ok ist.
Da ich in der Schweiz arbeite und man da nur 3-4 Monate Mutterschaftsurlaub hat, bin ich relativ schnell wieder nach der Geburt arbeiten gegangen. Noch vor der Trennung von meinem Mann(weil er eigentlich im Erziehungsurlaub war und dann aber in sein Heimatland zurückging) habe über vier Jahre wieder voll gearbeitet.Das hiess jeden morgen von 7 bis abends 6.(inkl 1 Stunde hin und Rückfahrt).Ich war oft fertig wie ein Schnitzel;-).Heute hebe ich zum Glück ein Tag frei.

Hast du einen Therapieplatz ?
Nicht dass ich behaupte, dass die Therapie das a und o ist aber sie kann helfen gewisse Dinge aufzuarbeiten und bietet Lösungsansätze und andere Sichtweisen.
Sorgst du für genügend Freiraum für dich selber, wenn auch nur stundenweise(ohne Kind)?
Mir hilft es auch in nicht so schönen Zeiten, wenn ich für mich selber was tu, was mir Spass macht und ich mich mit Menschen treffen, die mir innerlich was geben und somit ein Stückchen weiterhelfen können.
Die Depression war bei mir auch schon lange vor der Geburt da.
Maren, nur Mut es gibt einen Weg da raus.
Versuche das positive zu suchen und zu sehen.Mir hilft es z.b. dass ich weiss, dass mein Kind gesund ist und ich arbeit habe...ect,ect.Jeder findet da was positives bei sich für das man dankbar sein sollte, auch wenn es noch so schwer ist.
Kopf hoch!

Lieben Gruss
ulli
Alicia

Beitrag von Alicia »

ja ich habe einen Therapieplatz, aber erst seit letzten Mittwoch. Gruppentherapie. heute abend ist die 2te Stunde
und ich habe von der KRANKENKASSE das ok für ne Klinik, aber die Klinik ist überlastet (hab mir eine rausgesucht, in der ich mein Jungen mitnehmen kann)

Und ich WEISS, dass ich noch viel zuwenig für mich mache. Ich wollte Ian zur TM geben, damit ich zeit für mich habe... und dann kam der Computerkurs.... wenn es nicht besser wird, breche ich den Kurs ab, damit die zeit für mich habe, die ich brauche. Denn nächstes Jahr MUSS ich auch wieder vollzeit arbeiten, um uns zu ernähren und bis dahin sollte ich echt mal an mich denken!

Auch habe ich keine Hobbies... ausser Computer :-) - aber ich brauche noch ein Hobby ausserhalb. Damit ich hier rauskomme und das ohne Kind!
Nur dazu fehlt auch irgendwie die kraft....

Dieser blöde Teufelskreis... irgendwie muss ich da raus.

Was machst du wenn du Zeit für dich hast? hast du hobbies?

Gruß
Maren
Ulli

Beitrag von Ulli »

Hallo Maren,

gibt es bei dir keine andere Möglichkeit um stundenweise deinen Ian von jemandem aus der Famile (Vater, Oma , Freundin, Nachbarin, usw.) betreuen zu lassen?
Wenn du an dem Computerkurs Freude hast oder ihn für den Beruf brauchst, würde ich an deiner Stelle wahrscheinlich dranbleiben und ihn durchziehen.
Du musst ja auch an eure Zukunft denken.
Weisst du ich habe auch nicht immer Lust auf den Alltag aber dann ist da doch das ein oder ander Licht wo einem Freude macht.Und meinen Job finde ich eigentlich ganz ok.
Feste Hobbies habe ich auch nicht.Aber an vielen Dingen Freude.
Ich bin auch gerne mit Menschen zusammen und Dennis kann ich auch vielerorts mitnehmen.(er ist auch schon sechs.)
Kinder haben heisst sicher auch, dass man den eigenen Ego zurückschrauben muss.Besonders gilt das für Mütter mit Doppelbelastung.
Trotzdem sind sie das wertvollste was wir haben können.Ich hätte gerne noch mehr:-)))...mit dem richtigen Mann.Warum nicht.

Zwei Jahre ist sicher auch noch ein bisschen anstrengendes Alter....aber es wird besser!Dann kommen andere Probleme-aber nicht mehr die gleichen;-).

Vielleicht kannst du mit deinem Therapeuten auch mal deinen Alltag
durchgehen und ihm sagen, welche Situationen dich stressen.
Jeder muss das für sich rausfinden.
Ich wünsche dir dabei viel Kraft-die brauchen wir Mütter!



LG
Ulli
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