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hi-ke76

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Beitrag von hi-ke76 »

...an alle euch,

ich möchte mich euch vorstellen und euch meine Situation schildern, vielleicht finde ich bei euch etwas Trost und Hilfe...

Mein Name ist Heike, ich bin 32 Jahre alt, bin (noch) verlobt und wir haben einen Sohn, David, er ist jetzt 2 Jahre alt.

Zu Beginn möchte ich euch schildern, was für ein Mensch ich war, bevor ich in "diesen Zustand verfiel": Ich war immer berufstätig, meine letzte Tätigkeit war ein Vollzeit-Job in einer "Männerwelt" (Zweiradgewerbe). Ich war dort für die gesamte Verwaltung, den Verkauf, das Bestellwesen, das Lagerwesen etc. zuständig. Das heißt, ich hatte viel zu tun. Meine Arbeitszeit begann morgens um 9:00 Uhr und um 18:00 Uhr war offiziell Feierabend, welcher sich in den Sommermonaten allerdings oft hinauszog (manchmal wurde es 19:00 Uhr bis der letzte Kunde ging, und dann musste noch Kasse und so gemacht werden). So war das damals... damals.. war alles noch anders. Ich kriegte das alles geregelt. Den Job, den Haushalt, das Privatleben, einfach alles. Ich bekam alles unter einen Hut und war ausgeglichen.

Dann wünschten wir uns ein Kind und bekamen unseren süßen kleinen David. Wir waren so glücklich! Ich muss auch dazu sagen, dass dieser Wunsch nach einem Kind nicht einfach so kam, ich liebe Kinder schon immer und hatte noch nie Probleme mit dem Umgang mit ihnen. Der kleinste Sohn meiner zukünftigen Schwägerin ist jetzt 4 Jahre alt und ich habe ihn fast täglich gesehen, er war richtig verrückt nach mir, so gut kam ich mit ihm aus. Ich bin also kein Mensch, der mit Kindern nicht kann. Aber bei David scheine ich total zu versagen.

Der Kleine kam auf die Welt und anfangs hatte ich die "Probleme" die wohl jede frisch gebackene Mutter hat: Hausarbeit schnell erledigen wenn der Kleine schläft und ganz leise, dass er ja nicht wach wird. Kennt ihr mit Sicherheit alle. Na ja, wir haben unseren kleinen Racker ganz schön verwöhnt, obwohl unsere Eltern uns gewarnt haben, aber junge Eltern wissen ja alles besser. :?

Nun gut, nun bin ich zu Hause. Da mein Verlobter selbstständig ist, muss er viel unterwegs sein und Urlaub war in den letzten vier Jahren auch nicht drin. Er geht morgens früh arbeiten und kommt nachmittags nach Hause. Ich mache den kompletten Haushalt und noch das Büro des Geschäftes, also Angebote, Rechnungen, die gesamte Buchhaltung, Schriftverkehr, Telefon, Abrechnungen, also alles was so anfällt. Diese Arbeiten mache ich ausschließlich nachts, wenn der Kleine schläft (und das ist im Moment sehr spät, also ungefähr ab 22:00 Uhr).

Am Anfang wie auch jetzt fiel mir das schwer, aber ich dachte, das wäre eben weil die ganze Situation neu ist und so. Der Kleine ist ja morgens immer so gegen 8:00 Uhr wieder wach und dann heißt es auch für mich: aufstehen. Ich schenke ihm den ganzen Tag meine Aufmerksamkeit, mache dann Hausarbeiten, wie putzen, waschen, etc. bei denen er mir ja auch schon hilft - na ja, so gut wie ein 2-jähriger eben kann. Aber nicht, dass ihr jetzt was Falsches von mir denkt: er will unbedingt der Mama helfen, und dann lasse ich ihn halt mal mit dem Sauger durchs Wohnzimmer fetzen, oder ihn den Tisch abwischen. ;-)

Na ja, so vergingen inzwischen mehr als 2 Jahre und nun bin ich in dem Zustand, der mich über das Internet zu euch hier führte. Ich habe mir hier im Forum ein paar Geschichten durchgelesen und konnte mich mit einigen Details identifizieren. Deshalb dachte ich mir, vielleicht hilft es mir, wenn ich mich hier ein wenig austausche.

Ich habe das Gefühl, bei mir wird es immer schlimmer und ich glaube ich breche irgendwann zusammen oder lande in einer Irrenanstalt. Ich weiß manchmal weder ein noch aus. Ich habe das Gefühl mit der ganzen Situation nicht mehr klar zu kommen und auf der ganzen Linie zu versagen. Meine Nerven liegen blank, ich bin übernervös, gereizt, teilweise auch richtig aggressiv. Mir ist oft alles zu viel und ich habe zu nichts Lust. Es ist wie ein Teufelskreis bei mir und da der Kleine gerade in so einer richtigen Trotzphase ist, ist alles noch schlimmer für mich. Ich versuche jeden Tag alles besser zu machen, aber dann kommt die erste Trotzphase von David, die zweite, die dritte... und dann bin ich schon wieder am Ende. Ich habe keinen Kopf mehr, im Haushalt was zu machen, mit ihm ein bißchen raus zu gehen, dass er sich austoben kann oder sonst irgend etwas zu tun. Bis mein Verlobter dann nach Hause kommt, bin ich nervlich total am Boden zerstört, murre ihn dann grundlos an und bekomme mit ihm auch noch Streit. Ich komme mir oft sinnlos vor. Ich denke mir, wären die beiden ohne mich nicht besser dran? Er könnte den Kleinen tagsüber während der Arbeit zu seinen Eltern geben, dort ginge es ihm doch besser als bei mir?! Was hat er denn noch von mir? Eine Mutter, die dauernd nur am schimpfen ist???? So habe ich mir das nicht vorgestellt und wünschte, es wäre anders. Ich dachte nie, dass mein Sohn so eine Mutter haben würde und ich möchte das auch nicht. Also warum tue ich ihm, meinem Mann und mir das immer wieder an? Ich komme mir Fehl am Platz vor. Ich habe manchmal wirklich das Gefühl durchzudrehen. Ich leide auch sehr unter starken Stimmungsschwankungen. Manchmal werde ich so aggressiv, dass ich mit der Faust an die Wand schlage oder mit dem Kopf gegen eine Tür. Der Schmerz den ich dann habe, bringt mich irgendwie wieder auf den Teppich. Verrückt, ich weiß, das ist es ja, was ich sage. Dann gibt es wieder die Momente, in denen ich glaube, dem Kleinen nur zu schaden (na ja, wenn man sich durchliest, wie ich mich verhalte, kein Wunder). Und dann kommen wiederum diese Augenblicke, in denen ich da sitze und einfach nur weinen muss. Ohne Grund. Und wenn das nicht der Fall ist, weine ich über irgend etwas im Fernsehen, Nachrichten, ja sogar Kindersendungen, die über Abschied oder irgend etwas Trauriges gehen. Und ab und zu, aber selten, sind Momente da, in denen ich mich glücklich fühle. In denen ich all das hinter mir lassen kann. Aber das ist wie gesagt, eher selten.

Als ich noch gearbeitet habe, war ich nicht so nervös wie jetzt. Ich bekam den ganzen Haushalt geregelt und hatte noch Zeit für meinen Verlobten und für mich. Ich hatte sogar Zeit Briefe zu schreiben oder einfach nur ein bißchen kreativ zu sein. Dazu fehlt mir heute die Zeit, die Lust und die Muße. Ich quäle mich durch jeden Tag, kann nachts nicht schlafen und gehe meist erst um 3:00 Uhr ins Bett. Da der Kleine mittags nicht mehr immer schläft, heißt das also, dass ich kaum noch schlafe. Ich sehe von Tag zu Tag schlechter aus, werde immer blasser und meine Ringe unter den Augen werden immer dunkler.

Vor etwa einem halben Jahr war ich mal wegen einer Erkältung bei meinem Hausarzt. Er sprach mich auf mein Aussehen an. Ich erklärte ihm kurz, dass ich ein bißchen im Stress bin (erzählte ihm natürlich nicht das alles) und schlecht schlafen kann. Er verschrieb mir Tabletten, die für einen tieferen Schlaf sorgten (also keine Schlaftabletten in dem Sinn, ich weiß allerdings nicht mehr, wie die hießen). Die habe ich genommen, hab auch "besser" geschlafen, aber geholfen hatte es nicht viel. Na ja, ohne jetzt groß vom Thema abzukommen: Ich hatte dann eine Lungenentzündung (und das im Sommer), dann bekam ich an allen Gelenken anhaltende Schmerzen, so dass ich nicht mal ohne diese liegen konnte. Ich ging wieder hin und es wurde Borreliose (von einem Zeckenbiss) diagnstiziert. Ich habe 8 Wochen Antibiotika eingenommen, aber die Krankheit besteht noch fort. Nun muss ich zu einem Spezialisten, aber das ist wie gesagt eine andere Geschichte, aber ich wälzte Anfangs alles auf diese Borreliose ab. Ist ja auch einfach die Schuld auf etwas anderes abzuwälzen.

Okay, ich denke das war es erstmal von mir. Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt mit meiner Geschichte, aber irgendwie bin ich jetzt in so einen "Schwall" gekommen. Ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, was genau ich geschrieben habe, ich werde es mir auch nicht mehr vorlesen, sonst lösche ich wieder die Hälfte davon raus, weil ich mich dafür schäme.

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit und alles Glück auf Erden.

Eure Heike
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo liebe Heike,

schön das Du hier bist und soviel von Dir erzählt hast.

Ich sag Dir ich schlag auch manchmal mit dem Kopf gegen die Wand,weil ich so wütend bin. Besser so als das Kind zu schlagen. Genau wie Du hab ich Schlafstörungen,die sich gewaschen haben.

Kann es sein,daß Deine Kindheit auch nicht so toll war und Du jetzt versuchst eine perfekte Mutter für Deinen Sohn zu sein ? Mir geht es nämlich so. Seitdem mir das bewußt ist,ist der Druck raus und ich bin etwas ruhiger. Ich mache auch Therapie allerdings im systemischen Bereich.

Freu mich über einen interessanten Austausch mit Dir.
hi-ke76

Beitrag von hi-ke76 »

Hallo liebe Bianka,

danke für deine Antwort.

Ja, es stimmt, ich hatte nicht wirklich eine schöne Kindheit. Ich habe einen Bruder, der 2 Jahre älter ist als ich. Bei uns war es so, dass unsere Mutter wohl mit uns geschimpft hat, vielleicht war auch mal ein kleiner Klaps dabei, aber das ist nichts weltbewegendes. Angst hatten wir alle vor unserem Vater. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mehr abgekriegt als mein Bruder, Gott weiß warum. Es waren Lapalien, die den Zorn meines Vaters erregten. Ich weiß zum Beispiel noch genau, als ich in der zweiten Klasse war, hatte ich die erste Schulstunde frei. Meine Mutter war bereits arbeiten und ich ging normaler Weise mit meinem Bruder zusammen in die Grundschule. Da er allerdings auch schon weg war, war ich noch zu Hause. Mein Vater war da und fragte mich, wann die Schule anfängt. Das war um 8:45 Uhr. Ich weiß nicht, ob du auch diese Ausdrücke "Viertel Acht" oder "Dreiviertel Acht" kennst. Ich kannte diese damals zwar, aber ich konnte sie nicht unterscheiden. Das kann ich übrigens bis heute nicht. Liegt wohl sicher an dem Geschehen damals: Er fragte mich also und ich konnte ihm nicht die gewünschte Antwort geben. Nun war es so, dass er mich niemals mit den Händen schlug, sondern einen Haselnussstock bevorzugte. Er fragte mich zweimal nach der Antwort, aber ich wußte sie nicht. Dann holte er den Stock und ich bekam meine "gerechte" Strafe.

Na ja, ich ging dann zur Schule und redete natürlich nicht darüber. In der Woche darauf hatten wir Turnen. Meine Lehrerin sprach mich auf die blauen Striemen auf meinen Armen an. Ich erzählte ihr natürlich, dass das vom Spielen im Wald ist, es sei passiert, als ich durch Gebüsch gerannt bin.........

Sie sagte nichts mehr, was folgte war eine Einladung meiner Mutter zur Lehrerin. Was ich jetzt erzähle, weiß ich nur noch von dem was meine Mutter mir mal erzählt hat. Die Lehrerin sagte meiner Mutter, dass sie dafür sorgen soll, dass ich nicht mehr von meinem Vater geschlagen werde, es sei ihr schon öfter aufgefallen, und wenn es noch einmal vorkommen sollte, würde sie das Jugendamt einschalten. Die Lehrerin wußte, wie es bei uns zu Hause war. Sie wußte anscheinend auch, dass mein Vater meine Mutter schlug. Sicher meine Mutter hätte weggehen können, aber sie hatte die Kraft nicht dazu.. die hat sie leider bis heute nicht.

Mein Vater hörte dann auf mich zu schlagen, also in dem Maße. Man sah es nicht mehr......

Dann hatte ich einige Zeit Ruhe, bis ich 19 war und er meinte, er müsste wieder anfangen... dann bin ich von jetzt auf nachher ausgezogen.

Ja, und es stimmt, wenn mein Sohn mich manchmal zur Verzweiflung bringt, denke ich automatisch an meinen Vater. Ich habe David auch schon einen Klaps auf die Pampers gegeben, aber nicht fest, und es tat ihm auch nicht weh, oder so. Und schon dieses Handeln allein, lässt mich in meinen Augen wie mein Vater sein. Ich möchte nicht, dass mein David wenn er erwachsen ist, die gleichen Erinnerungen an mich hat wie ich an meinen Vater, obwohl ich ja eigentlich weiß, dass ich ihn nicht so schlage wie ich geschlagen wurde und ich das auch nie könnte. Dafür liebe ich ihn zu sehr.

Ich habe mir immer geschworen, wenn ich mal Kinder habe besser als mein Vater zu sein. Verständnis aufzubringen, neben der Mutter auch eine gute Freundin zu sein. Mag sein, dass ich mich da auch unter Druck setze, ich weiß es nicht.

Liebe Grüße
Heike
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Heike,

grüß Dich erst mal. Schön, daß Du den Weg zu uns gefunden hast.
Übrigens ich kenne diese Uhrzeitbezeichnungen :wink: .

Deine Kindheit klingt ja nun auch nicht grad berauschend. :? Da gibt es noch vieles aufzuarbeiten.
Was ich Dir aber sagen möchte (das war zufälligerweise heute Thema bei meinem Thera), Du übernimmst die Verhaltensmuster, die Du von Deinen Oldies quasi "abgeguckt" hast. Egal ob Du es einfach so mitbekommen hast oder auch verbal. Du willst es zwar an Deinem Kind nicht anwenden, willst anders sein als die Oldies (das denkt bewußt die "große Heike"), gefühls- und tatenmäßig bist Du aber wie Dein Vater (unbewußt handelt die "kleine Heike"). Deine Gefühle springen eigentlich nun im Dreieck und Du hast das Gefühl mit der Situation nicht mehr klar zu kommen.
Jetzt kommt aber das Gute :!: Du kannst dieses Schema umlernen. Es dauert zwar ein wenig, aber es lohnt sich!
Was dabei wichtig ist - besser gesagt was die Sache vereinfacht - ist, daß Du für Dich jedesmal in so einer Situation herausfindest, was die Ursache für dieses "Ausrasten" der Gefühle ist.

Bsp: Auslöser: Dein Sohn widersetzt sich Deinen Anweisungen.
Du fühlst Dich vielleicht verletzt, unverstanden, hast
das Gefühl "Du wirst nicht gehört" (die kleine
Heike), bist voll Wut, eventl. Angst.
Ursache: Dein Vater hat Dich (grundlos) beschimpft, verkloppt
ohne Deine Meinung zu hören. Du warst verletzt,
hattest Angst, warst voll Wut.
Deine Kindheit war voll von solchen Ereignissen.

Kannst Du was damit anfangen? Denk mal drüber nach.

lg Susi
hi-ke76

Beitrag von hi-ke76 »

Hallo Susi,

auch dir ein Danke für deine Zeit. Über das was du mir geschrieben hast, musste ich einige Zeit nachdenken. Aber ich bin noch zu keinem richtigen Schluss gekommen.

Ich muss dir zustimmen: Ich will nicht wie mein Vater sein! (Zumindest nicht in der Hinsicht Erziehung.) Das ist vollkommen richtig. Ich musste aber auch feststellen, dass mir immer mehr Dinge auffallen, die ich wie mein Vater tue oder handhabe. Das fängt schon mit kleinen Dingen an, alltägliche Dinge, die mir als Kind als übertrieben vorkamen, die ich damals nicht verstand - heute sind sie für mich eigentlich selbstverständlich. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, dass mein Vater sich irgendwann angewöhnte, eine eigene Tube Zahnpasta zu benutzen, weil es ihn störte, dass meine Mutter und wir Kinder diese nicht richtig "bedienten". Wir drückten die Paste in der Mitte aus der Tube und nicht von hinten (also vom Falz) nach vorne. Das habe ich nie verstanden. Heute bin ich genauso. Ich habe auch eine eigene Zahnpastatube, aus den selben Gründen. Oder es störte ihn, dass wir in der Cremedose "bohrten", anstatt die Creme mit einem Finger ordentlich "abzustreifen". Auch ich kann das heute auch nicht leiden.
Das verwundert mich schon oft, aber ich habe mir darüber nocht nicht solch intensiven Gedanken gemacht. Ich sehe es (auch) als selbstverständlich an, diese Dinge "ordnungsgemäß" zu benutzen. Ich weiß jetzt zwar nicht, wie das bei anderen Leuten ist, aber ich empfinde es wie mein Vater als unangenehm, wenn dies nicht getan wird.

Das andere, das mich fast erschrocken hat in deiner Antwort: Ich habe in der letzten Zeit schon öfters zu meinem Verlobten gesagt, dass ich mir wie meine Mutter vorkomme. Dass ich Angst habe, dass unsere Beziehung auch so wird, wie die ihre. Dazu muss ich kurz erklären, dass meine Mutter kein schönes Leben hat. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, jemals gehört zu haben, dass jemand meiner Eltern zum Anderen "Ich liebe dich", oder auch nur ein "ich mag dich" gesagt hat!!! Ich weiß nicht, wessen Schuld das ist, wenn man hier überhaupt von Schuld sprechen kann, ich weiß nur, dass meine Mutter und wir immer die Untergeordneten waren. Was Vater sagte, musste getan werden. Nun ist es in meiner Beziehung nicht so, dass mein Verlobter mich unterdrückt oder nur im geringsten die gleichen Verhaltensmuster wie mein Vater offenbart, aber ich fühle mich oft unverstanden... und dann leider auch oft direkt in der Rolle meiner Mutter. Und irgendwie ist es dann auch so, dass ich diesen "Hass", diese Unterdrückung von ihr übernehme. Ich habe mich schon in mehr als einer schlaflosen Nacht damit beschäftigt, warum dies wohl so ist. Ich denke es liegt daran, dass ich auch heute noch sehr mit meiner Mutter leide. Wenn er sie ohne Grund anschreit, sie bis aufs letzte beschimpft und so. Wenn ich dann sehe, wie hilflos sie dann ist. Sie versucht sich dann mit Schreien zu wehren, aber das macht bei ihm noch alles schlimmer. Und wenn sie mich dann weinend anschaut und mich fragt, ob sie denn alles falsch macht und nur er Recht hat...... dann bin ich genauso hilflos, denn ich kann ihr nicht helfen, auch wenn ich wollte.

Als er damals als ich 19 war meinte, wieder anfangen zu müssen mich zu schlagen, bin ich ja von heute auf morgen zu einer sog. Freundin (stellte sich im Nachhinein als alles andere als das heraus) gegangen. Ich nutzte einen Samstagvormittag als meine Eltern nicht da waren. Ich wußte, dass Sie mindestens vier Stunden weg sein würden. Da rief ich diese Freundin an und bat sie, mich abzuholen. Ich hatte ihr damals vertraut und ihr von meiner Geschichte erzählt, sie meinte, wenn ich weg wolle, würde sie mich abholen und ich könnte bei ihr wohnen, bis eine eigene Wohnung habe. Also, es war wieder soweit, Freitagabend Schläge bekommen, Samstagmorgen sie angerufen. Das nötigste an Kleidung gepackt. Sie hat mich geholt. Na ja, dann waren wir bei ihr. Als ich dann dachte, es wäre Zeit, dass meine Eltern zu Hause wären, rief ich an, um zu sagen, dass ich nicht mehr Heim komme (ich hätte sowieso nicht weggehen dürfen, ohne vorher zu fragen - und das mit 19). Mein Vater war logischer Weise als erstes am Telefon: Er fragte nicht wie es mir geht, wo ich bin oder so. Er fragte nur nach dem Hausschlüssel, den ich in Gedanken mitgenommen hatte. Er wollte ihn auf schnellstem Wege haben. Ich bräuchte ihn nicht mehr. Ich sagte ihm, dass ich ihm den Schlüssel bringe und ob ich bitte meine Mutter sprechen dürfte. Er gab sie mir, sie war mit den Nerven am Ende. Ich sagte ihr, dass es mir gut geht, ich bei einer Freundin bin und dass sie sich bitte keine Sorgen mehr machen sollte.
Na ja, eine gute Woche verging. Dann traf ich durch Zufall in der Stadt einen guten Bekannten meiner Eltern. Dieser war in der vorhergegangenen Woche wohl mehrmals bei meinem Vater und muss sich gewundert haben, dass er mich nicht gesehen hat. Er fragte meinen Vater nach Heike (also mir). Mein Vater antwortete dann: "Welche Heike?" Der Bekannte meinte dann: "Na deine Tochter!?" Dann mein Vater: "Ich habe keine Tochter!" Als ich das hörte, sagte ich mir: Ok, wenn er keine Tochter hat, dann habe ich auch keinen Vater. Wir haben uns ab und zu gesehen, aber nie miteinander gesprochen. Wir gingen wie Fremde aneinander vorbei, schauten uns nicht an. Das ging fast drei Jahre so. Mit meiner Mutter hatte ich telefonischen Kontakt. Da sie immer arbeiten war (und ich auch) haben wir uns nie gesehen. Sie konnte sich nicht mit mir in der Stadt in einem Cafe treffen, weil sie, wie ich damals zu Hause, auch nicht die Möglichkeit hatte, mal weg zu gehen, ohne einen driftigen Grund (solche Gründe waren nur Arztbesuche o. ä.). Ich war ihr nicht böse deshalb, denn ich wußte ja, dass sie sich gerne mit mir getroffen hätte, aber einfach nicht konnte. Sie sagte oft, ich solle doch mal vorbei kommen, wenn ER nicht da wäre, aber das wollte ich nicht. Ich wollte mich nicht verstecken oder ihr unnötig Ärger bereiten, falls ER doch mal früher nach Hause käme und ich da wäre. Das wollte ich ihr nicht auch noch antun. Irgendwann haben wir wieder telefoniert und sie fragte, ob ich Sonntag nicht zum Essen kommen würde. Ich fragte, was mit IHM sei. Dann sagte mir meine Mutter, dass er es wüßte und auch wolle, dass ich kommen würde. Also fasste ich mir ein Herz und ging hin. War am Anfang ziemlich schwer, aber es ging dann. Seit wir wieder Kontakt haben, haben wir auch ein besseres Verhältnis miteinander, ich kann mit ihm in manchen Dingen anders reden, als meine Mutter das mit ihm kann. Aber zurück gehen würde ich niemals.

Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, hatte ich vor seiner Reaktion Angst. Ich rechnete schon damit, dass wir den Kontakt wieder abbrechen. Aber das war nicht so. Er hat es von Anfang an akzeptiert. Und ich hätte nie gedacht, dass er so verrückt nach unserem Kleinen ist. Ich habe oft das Gefühl, dass mein David mehr von seinem Opa hat, wie wir Kinder damals von unserem Vater.

Ok, lange Rede, kurzer Sinn: Deshalb hat es mir schon Angst gemacht, dass du sozusagen "ausgesprochen" hast, wovor ich mich die ganze Zeit fürchte. Nun aber zu dem Punkt, der mich bis gestern Nacht erst um 4:30 Uhr nicht einschlafen lies:
susi69 hat geschrieben: Jetzt kommt aber das Gute :!: Du kannst dieses Schema umlernen. Es dauert zwar ein wenig, aber es lohnt sich!
Was dabei wichtig ist - besser gesagt was die Sache vereinfacht - ist, daß Du für Dich jedesmal in so einer Situation herausfindest, was die Ursache für dieses "Ausrasten" der Gefühle ist.
Heute war auch so eine Situation: David braucht (hauptsächlich zum Schlafen) noch seinen Schnuller (=Dudu). Er hat diesen an einer Kette am Pullover befestigt. Irgendwann kam er und suchte seinen Dudu. Er war nicht am Pullover. Ich suchte überall danach, konnte ihn aber nicht finden. Ich fragte ihn mehrmals, wo sein Dudu ist - und er lachte nur. Ich kam dann in Rage, weil David schon mehrmals seine Teeflasche versteckt hat (und er findet wirklich die unmöglichsten Verstecke) und mich dann suchen lies bis ich bald schwarz wurde. Wenn ich dann kapituliere, geht er an sein Versteck und holt die Flasche raus und lacht. In dem Moment komme ich mir dann "verarscht" vor, nicht für Ernst genommen. Verstehst du???? Und so ging es mir auch heute mit dem Dudu. Ich suche und suche und er lacht mich aus. Ich habe ihm jetzt zum Schlafen die Ersatzkette und einen anderen Dudu gegeben, den anderen habe ich bis jetzt nicht gefunden. In solchen Momenten raste ich dann aus, denn David weiß doch, dass er solche Dinge wie Dudu oder Teeflasche braucht. Hat er sie nicht, heult er. Warum in Gottes Namen bringt er mir sie dann nicht? Warum provoziert er mich in den Momenten so? Ich habe das Gefühl, es macht ihm Spass mich zu provozieren, zu ärgern und mich ans Äußerste meiner Gefühle zu bringen. Wenn ich dann lauter werde und mit ihm schimpfe, dann weint er gleich, kommt zu mir, drückt mich lieb und sagt: "David liiiieeeeeb!!" Dann kann ich ihm nicht mehr böse sein, aber seinen Dudu oder seine Flasche sucht er dann doch nicht.

Das bringt mich dann zum Verzweifeln. Also die Ursache ist mir im Nachhinein schon klar, aber was soll ich dagegen tun, bzw. wie soll ich das umwandeln? Und in was soll ich das umwandeln? Zum Beispiel der Dudu: Versuche ich ruhig zu bleiben und den Dudu nicht zu suchen, fängt David spätestens beim Einschlafen an mich damit zu nerven. Also was soll ich tun?

Jetzt habe ich noch eine ganz andere Frage: Es ist jetzt ungefähr ein Jahr her, da habe ich mit meinem Verlobten über mich geredet. Ich habe mich damals schon im Internet umgesehen, habe aber leider nicht hierher gefunden. Ich sagte ihm, dass ich mit dem Gedanken spiele, du einem Psychiater/Psychologen zu gehen. Ich sagte ihm, dass ich das Gefühl habe, mit der Situation nicht mehr klarzukommen. Seine Reaktion darauf war, dass er sagte: "Wenn du meinst gehen zu müssen, aber ich denke nicht, dass du verrückt bist. Du bist einfach nur überfordert."

Deshalb habe ich diesen Gedanken damals verworfen, ich bin ja nicht verrückt - oder doch? Ich weiß es nicht. Ich komme mir allerdings oft so vor. Wenn ich mir die anderen Mamis ansehe, die glücklich und ausgeglichen mit ihren Kindern durch die Stadt laufen, dann glaube ich schon, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe.
Na ja, wie auch immer. Ich wollte wissen, wie das bei anderen so war, als sie ihren Partnern (geschweige denn der Familie) gesagt haben, dass sie zu einem Psychiater/Psychologen gehen. Wie haben die reagiert. Habt ihr das gesagt? Ich habe Angst, dass ich dann noch weniger Ernst genommen werde??? Die sagen dann sicher alle: "Die ist doch verrückt, nimm´ sie nicht so Ernst!". Wie stehe ich dann da?

Ich danke euch schon jetzt für eure Antworten.

Liebe Grüße
Heike
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Heike!

Na, da habe ich aber ordentlich gestaunt über deine Geschichte, denn vieles kenne ich aus meiner Kindheit.

Weißt du, man übernimmt automatisch bestimmte Verhaltensmuster -wie du von deinem Vater. Dass du eine eigene Zahnpasta hast und alles "ordnungsgemäß" verrichtest läßt mich schlußfolgern, dass dein Daddy wohl ein Perfektionist ist und das an dich "weiter gegeben" hat. Mein Papa ist auch so ein Perfektionist und lehrte mich dieses auch - im guten Glauben, mir damit was Gutes auf den Lebensweg mitzugeben. Heute sieht er, dass es nicht der Hit war - aber auch er war (wie jeder Mensch) wiederrum geprägt von erlernten Verhaltensmustern aus seiner Kindheit. Das ist dann ein Kreislauf, den man aber unterbrechen kann, wenn man erst mal erkannt hat, das es VERHALTENSMUSTER sind, die tief drinnen eingebrannt sind.

Genau da kann ein Psychologe bzw. Psychiater ansetzen. Er kann mit dir diese Verhaltensmuster heraus arbeiten und dir zeigen, wie du lernst diese gezielt umzuwandeln. Man ist nicht verrückt, wenn man zu einem Psychiater geht - leider ist das halt noch ein verbreitetes Vorurteil. Mein Psychiater ist dazu da, unsere erkrankte Seele wieder "heil werden" zu lassen.

Ich selbe hatte anfangs natürlich genau das selbe Vorurteil Psychiatern gegenüber. Als ich dann selber die Hilfe eines solchen annahm, sagte ich mir noch, dass ich das niemandem erzähle außer meinen Eltern und dass ich dieses "schwarze Kapitel" aus meinem Leben schnell streichen will. Weißt du was???? Nichts ist von dieser Denkweise übrig geblieben. Denn die Krankheit und die Erfahrungen bzw. Erkenntnisse die ich aus ihr gezogen habe und die einzigartie Betreuung und Therapie bei meinem Psychiater haben mich nicht nur wieder gesund gemacht, sondern mir zu einer ganz neuen, bisher nie gekannten Lebensqualität verholfen. Ich habe heute ein Selbstbewußtsein wie in den vorher gegangen 32 Jahren zusammen nicht. Ich habe MICH SELBST gefunden und sie unendlich viel über mich gelernt. Vor allem habe ich mich endlich - mit 34 Jahren - von meinen Eltern abgenabelt und mich ein gesundes Stück weit von ihnen emanzipiert. Das hat unser Verhältniss ein ganz neues werden lassen und sie hören mir heute gebannt zu, wenn ich von meiner Therapie erzähle. Sie erkennen dann oft auch sich selber darin und wir besprechen oft auch dann IHRE Kindheit.

Auch anderen Leuten gegenüber spreche ich ganz selbstverständlich über die PPD und auch über meine Therapie bei meinem Psychiater. Ich merke, wie die Menschen sehr interessiert nachfragen und mich oft auffordern, über die Krankheit zu erzählen. Für mich ist das ein Beweis, dass die Menschen einfach oft selber "nur" Angst haben, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Wenn sie aber direkt - wie eben mit mir - damit konfrontiert werden, dann merkt man das Interesse sehr und die Vorurteile verfliegen rasch.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bissl helfen und schicke dir liebe Grüße!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Heike, Bild hat mit der Antwort ein bisschen gedauert.....
Auweia, ich hab bei Dir ins Wespennest gestochen....... Bild Jedenfalls wollte ich Dir keine Angst einjagen.

Das von seinem eigenen Vater zu hören, tut richtig weh. Die ganze Sache ist ja dermaßen verletzend! Hast Du schon mal mit Deinem Vater über diese ganzen Dinge sprechen können?

Dein Kleiner ist jetzt in einem totalen Nervalter. Die kleinen "Biester" Bild versuchen jetzt mit allen Mitteln ihre Grenzen auszutesten. Suche doch mit ihm gemeinsam den Dudu. Vielleicht findet Ihr sogar noch Dinge, die schon eine ganze Weile, auf seltsame Weise, verloren schienen. Es ist nicht einfach, ich weiß. Das war für mich auch die schlimmste Phase, so bis zu fast 4 Jahren. Dann geht es wieder und Anderes kommt.... Bild
Es gibt im Netz eine prima Seite für Erziehungsfragen www.familienhandbuch.de
Du für Dich, kannst in diesen Situationen versuchen, einfach "gefühlt erwachsen" zu sein. "Ich habe keine Angst vor Dir, bin der `Bestimmer` dieser Situation. Ich kann diese Situation überblicken. Ich kann dieses Problem lösen." Und konsequent sein...... yeapha, das klingt einfach :? isses aber nicht. Man ist soooo l"iebevoll" unkonsequent. Das hilft aber wirklich für die Zukunft nicht weiter.

So, jetzt weiter. Du bist nicht verrückt :!: Bild Was meinst Du, wenn die anderen Muttis Dich in der Stadt sehen. Die denken auch - oh die hat alles im Griff und ich dreh bald durch. Was ich sagen will. Es trügt der äußere Schein. Wie viele von den da draußen beißen abends ins Kopfkissen, weil sie nicht mehr weiter wissen!? Du wirst nicht verrückt. Du achtest auf Dich und hast Dir Hilfe gesucht. Übrigens, so leicht wird man nicht verrückt, es fühlt sich nur manchmal so besch..... an. Dieses "verrückt werden" ist mehr eine Floskel, denn Wahrheit. Was ist überhaupt verrückt? Die es womöglich sind, die merken es gar nicht. Deine Gefühle sind Ver-rückt. Weischt?

Als ich damals publik gemacht habe, daß ich zum Thera gehe, hat mein Umfeld ganz gelassen reagiert. Ich sei verrückt Bild ? Nö niemals, auf mich kamen eher sensible Reaktionen zu. Du mußt es ja am Anfang nicht an die große Glocke hängen. Das wäre eine Möglichkeit.
Übrigens, laß die Leute reden und mach Dich nicht von deren Meinung abhängig. Es ist Dein Leben und was Du tust, ist ganz allein Deine Angelegenheit.

Wie geht es Dir grade? Würde mich schon interessieren. Bild

lg Susi
hi-ke76

Beitrag von hi-ke76 »

Hallo,

kein Problem wegen der "Aufwühlung" der Thematik Vater. Ich hatte mir schon die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht. Aber dein "Verdacht" zeigte mir, dass meine Gedanken die ganze Zeit ja nicht falsch waren.

Ja, ich habe meinem Vater schon auf einige Dinge der Vergangenheit (hauptsächlich das Schlagen) angesprochen, aber er möchte es nicht wahr haben. Er streitet es jetzt nicht direkt ab, aber er sagt halt, es sei nicht so gewesen und ich wechselt das Thema. Das zeigt mir schon, dass er vielleicht nicht stolz auf sein Handeln ist. Aber wie gesagt, ich habe es dann gelassen, weiter darauf einzugehen, weil es für mich keinen Sinn ergab bzw. ergibt. Das was ich bisher geschrieben habe sind ja nur Einzelheiten aus meiner Vater-Tochter-Beziehung. Da gibt es noch einiges mehr. Die Schmerzen und das Leid das er mir rein seelisch angetan hat habe ich heute noch nicht verarbeitet und erst recht nicht verstanden. Ich weiß, dass es sinnvoll wäre, mit ihm darüber zu reden, die alten Sachen vom Tisch zu bringen, aber ich habe Angst davor. Ich habe einfach Angst, wieder alles zu verlieren, denn es ist mir damals nicht leicht gefallen, von jetzt auf nachher so ziemlich ganz ohne Familie dazustehen (außer den telefonischen Kontakt zu meiner Mutter). Ich hatte damals gerade meine Lehre beendet und konnte nicht übernommen werden. Also verdiente ich mir meinen Unterhalt erst mal bei einer Arbeit in einem Kiosk. Kurz vor Weihnachten kam meine Mutter kurz vorbei und gab mir eine Weihnachtskarte (sie konnte leider nur kurz bleiben). Ich öffnete die Karte auch erst an Weihnachten, wie ich es ihr versprochen hatte. Und der Inhalt machte mich total fertig. Sie schrieb nicht viel, aber das was sie schrieb gab mir den Rest: "Liebe Heike, ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest und hoffe, dass du nicht alleine bist". Aber ich war alleine, alleine wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich muss jetzt schon wieder weinen, wenn ich nur daran denke.

Ich habe mit meinem Verlobten über das Thema Psychiater/Psychologe gesprochen. Er meinte, wenn ich glaube es würde mir helfen, solle ich dies tun. Also werde ich das demnächst in Angriff nehmen. Ich denke aber, dass ich damit bis Januar 2008 warten werde, weil ich jetzt am Mittwoch erst Mal zu dem Spezialisten wegen der Borreliose gehen muss. Der macht nochmal einen speziellen Bluttest und dann die Behandlung. Da ich nicht genau weiß, wie diese genau aussieht (schätze mal Antibiotika o. ä.) will ich erst Mal abwarten. Sonst wird es wieder zu viel auf einmal.

Im Moment geht es mir etwas besser. Kann sich aber schnell wieder ändern, ich habe ja leider keinen Einfluss darauf. Ich habe auch schon versucht, eure Ratschläge anzunehmen und ich muss sagen, es klappt zum Teil auch schon. Und ich habe mir folgendes angewöhnt: Da unser kleiner David sehr verwöhnt ist und immer noch nicht in seinem Bett schläft (der größte Fehler, den man als Eltern machen kann :!: ), ist es eine Strafe für ihn, ihn ins Bett zu setzen. Wenn er mich nun wieder bis ans letzte ausreizt, drohe ich ihm erst damit ins Bett zu gehen und wenn er dann immer noch nicht hört, tue ich ihn rein. Ich halte es zwar nur ein paar Minuten aus, bevor sein Weinen mein Herz wieder erweicht, aber wenn ich ihn dann wieder hole, ist er wieder lieb. Ich hoffe jetzt nicht, dass ihr mich jetzt eine schlechte Mutter schimpft, aber das ist im Moment für mich die einfachste Lösung. In der Zeit in der er dann weg ist, kann ich mich wieder sammeln und wenn ich ihn dann wieder raus hole, nehme ich ihn in den Arm, knuddel ihn, rede mit ihm, beruhige ihn und somit auch mich.

Was mich im Moment am meisten "nervt", ist das "Schlafen gehen". Vielleicht könnt ihr mir da auch ein paar Tips geben. Wie gesagt, er schläft noch bei uns im Bett. Er hat uns mittler Weile schon so weit gebracht, dass er bei uns auf dem Sofa einschläft. Ich weiß, das ist wahrscheinlich das Hauptproblem. In der letzten Zeit hat es sich so eingependelt, dass er meist erst nach 23:00 Uhr einschläft, und das auch nur nach mehrmaligem Ermahnen und natürlich Geschreie von mir. Oft ist mein Verlobter schon eingeschlafen und David spielt immer noch auf dem Sofa rum. Aber nichts bringt ihn dazu zu schlafen. Morgens schläft er dann bis ca. 9:30 Uhr, klar. Ich habe ihn schon morgens um 8:00 Uhr rausgeschmissen, ihn mittags nicht schlafen lassen, aber alles hilft nicht. Ich frage mich, wo der kleine Fratz die ganze Energie hernimmt??? Wie geht das? Wenn er dann eingeschlafen ist, bin ich wieder so aufgewühlt, dass ich vor 3:00 Uhr wieder nicht schlafen kann. Und dann ist es auch schwer für mich, um 8:00 Uhr aufzustehen um ihn zu wecken. Er weckt dann mich. Und so geht das den ganzen Tag.

Das sind im Moment die Punkte, die mich am meisten auf Trab halten. Andere Kinder in seinem Alter gehen um spätestens 21:00 Uhr schlafen und dann ist Ruhe, oder nicht?

Liebe Grüße an euch alle.

Heike
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