ich möchte mich euch vorstellen und euch meine Situation schildern, vielleicht finde ich bei euch etwas Trost und Hilfe...
Mein Name ist Heike, ich bin 32 Jahre alt, bin (noch) verlobt und wir haben einen Sohn, David, er ist jetzt 2 Jahre alt.
Zu Beginn möchte ich euch schildern, was für ein Mensch ich war, bevor ich in "diesen Zustand verfiel": Ich war immer berufstätig, meine letzte Tätigkeit war ein Vollzeit-Job in einer "Männerwelt" (Zweiradgewerbe). Ich war dort für die gesamte Verwaltung, den Verkauf, das Bestellwesen, das Lagerwesen etc. zuständig. Das heißt, ich hatte viel zu tun. Meine Arbeitszeit begann morgens um 9:00 Uhr und um 18:00 Uhr war offiziell Feierabend, welcher sich in den Sommermonaten allerdings oft hinauszog (manchmal wurde es 19:00 Uhr bis der letzte Kunde ging, und dann musste noch Kasse und so gemacht werden). So war das damals... damals.. war alles noch anders. Ich kriegte das alles geregelt. Den Job, den Haushalt, das Privatleben, einfach alles. Ich bekam alles unter einen Hut und war ausgeglichen.
Dann wünschten wir uns ein Kind und bekamen unseren süßen kleinen David. Wir waren so glücklich! Ich muss auch dazu sagen, dass dieser Wunsch nach einem Kind nicht einfach so kam, ich liebe Kinder schon immer und hatte noch nie Probleme mit dem Umgang mit ihnen. Der kleinste Sohn meiner zukünftigen Schwägerin ist jetzt 4 Jahre alt und ich habe ihn fast täglich gesehen, er war richtig verrückt nach mir, so gut kam ich mit ihm aus. Ich bin also kein Mensch, der mit Kindern nicht kann. Aber bei David scheine ich total zu versagen.
Der Kleine kam auf die Welt und anfangs hatte ich die "Probleme" die wohl jede frisch gebackene Mutter hat: Hausarbeit schnell erledigen wenn der Kleine schläft und ganz leise, dass er ja nicht wach wird. Kennt ihr mit Sicherheit alle. Na ja, wir haben unseren kleinen Racker ganz schön verwöhnt, obwohl unsere Eltern uns gewarnt haben, aber junge Eltern wissen ja alles besser.

Nun gut, nun bin ich zu Hause. Da mein Verlobter selbstständig ist, muss er viel unterwegs sein und Urlaub war in den letzten vier Jahren auch nicht drin. Er geht morgens früh arbeiten und kommt nachmittags nach Hause. Ich mache den kompletten Haushalt und noch das Büro des Geschäftes, also Angebote, Rechnungen, die gesamte Buchhaltung, Schriftverkehr, Telefon, Abrechnungen, also alles was so anfällt. Diese Arbeiten mache ich ausschließlich nachts, wenn der Kleine schläft (und das ist im Moment sehr spät, also ungefähr ab 22:00 Uhr).
Am Anfang wie auch jetzt fiel mir das schwer, aber ich dachte, das wäre eben weil die ganze Situation neu ist und so. Der Kleine ist ja morgens immer so gegen 8:00 Uhr wieder wach und dann heißt es auch für mich: aufstehen. Ich schenke ihm den ganzen Tag meine Aufmerksamkeit, mache dann Hausarbeiten, wie putzen, waschen, etc. bei denen er mir ja auch schon hilft - na ja, so gut wie ein 2-jähriger eben kann. Aber nicht, dass ihr jetzt was Falsches von mir denkt: er will unbedingt der Mama helfen, und dann lasse ich ihn halt mal mit dem Sauger durchs Wohnzimmer fetzen, oder ihn den Tisch abwischen.

Na ja, so vergingen inzwischen mehr als 2 Jahre und nun bin ich in dem Zustand, der mich über das Internet zu euch hier führte. Ich habe mir hier im Forum ein paar Geschichten durchgelesen und konnte mich mit einigen Details identifizieren. Deshalb dachte ich mir, vielleicht hilft es mir, wenn ich mich hier ein wenig austausche.
Ich habe das Gefühl, bei mir wird es immer schlimmer und ich glaube ich breche irgendwann zusammen oder lande in einer Irrenanstalt. Ich weiß manchmal weder ein noch aus. Ich habe das Gefühl mit der ganzen Situation nicht mehr klar zu kommen und auf der ganzen Linie zu versagen. Meine Nerven liegen blank, ich bin übernervös, gereizt, teilweise auch richtig aggressiv. Mir ist oft alles zu viel und ich habe zu nichts Lust. Es ist wie ein Teufelskreis bei mir und da der Kleine gerade in so einer richtigen Trotzphase ist, ist alles noch schlimmer für mich. Ich versuche jeden Tag alles besser zu machen, aber dann kommt die erste Trotzphase von David, die zweite, die dritte... und dann bin ich schon wieder am Ende. Ich habe keinen Kopf mehr, im Haushalt was zu machen, mit ihm ein bißchen raus zu gehen, dass er sich austoben kann oder sonst irgend etwas zu tun. Bis mein Verlobter dann nach Hause kommt, bin ich nervlich total am Boden zerstört, murre ihn dann grundlos an und bekomme mit ihm auch noch Streit. Ich komme mir oft sinnlos vor. Ich denke mir, wären die beiden ohne mich nicht besser dran? Er könnte den Kleinen tagsüber während der Arbeit zu seinen Eltern geben, dort ginge es ihm doch besser als bei mir?! Was hat er denn noch von mir? Eine Mutter, die dauernd nur am schimpfen ist???? So habe ich mir das nicht vorgestellt und wünschte, es wäre anders. Ich dachte nie, dass mein Sohn so eine Mutter haben würde und ich möchte das auch nicht. Also warum tue ich ihm, meinem Mann und mir das immer wieder an? Ich komme mir Fehl am Platz vor. Ich habe manchmal wirklich das Gefühl durchzudrehen. Ich leide auch sehr unter starken Stimmungsschwankungen. Manchmal werde ich so aggressiv, dass ich mit der Faust an die Wand schlage oder mit dem Kopf gegen eine Tür. Der Schmerz den ich dann habe, bringt mich irgendwie wieder auf den Teppich. Verrückt, ich weiß, das ist es ja, was ich sage. Dann gibt es wieder die Momente, in denen ich glaube, dem Kleinen nur zu schaden (na ja, wenn man sich durchliest, wie ich mich verhalte, kein Wunder). Und dann kommen wiederum diese Augenblicke, in denen ich da sitze und einfach nur weinen muss. Ohne Grund. Und wenn das nicht der Fall ist, weine ich über irgend etwas im Fernsehen, Nachrichten, ja sogar Kindersendungen, die über Abschied oder irgend etwas Trauriges gehen. Und ab und zu, aber selten, sind Momente da, in denen ich mich glücklich fühle. In denen ich all das hinter mir lassen kann. Aber das ist wie gesagt, eher selten.
Als ich noch gearbeitet habe, war ich nicht so nervös wie jetzt. Ich bekam den ganzen Haushalt geregelt und hatte noch Zeit für meinen Verlobten und für mich. Ich hatte sogar Zeit Briefe zu schreiben oder einfach nur ein bißchen kreativ zu sein. Dazu fehlt mir heute die Zeit, die Lust und die Muße. Ich quäle mich durch jeden Tag, kann nachts nicht schlafen und gehe meist erst um 3:00 Uhr ins Bett. Da der Kleine mittags nicht mehr immer schläft, heißt das also, dass ich kaum noch schlafe. Ich sehe von Tag zu Tag schlechter aus, werde immer blasser und meine Ringe unter den Augen werden immer dunkler.
Vor etwa einem halben Jahr war ich mal wegen einer Erkältung bei meinem Hausarzt. Er sprach mich auf mein Aussehen an. Ich erklärte ihm kurz, dass ich ein bißchen im Stress bin (erzählte ihm natürlich nicht das alles) und schlecht schlafen kann. Er verschrieb mir Tabletten, die für einen tieferen Schlaf sorgten (also keine Schlaftabletten in dem Sinn, ich weiß allerdings nicht mehr, wie die hießen). Die habe ich genommen, hab auch "besser" geschlafen, aber geholfen hatte es nicht viel. Na ja, ohne jetzt groß vom Thema abzukommen: Ich hatte dann eine Lungenentzündung (und das im Sommer), dann bekam ich an allen Gelenken anhaltende Schmerzen, so dass ich nicht mal ohne diese liegen konnte. Ich ging wieder hin und es wurde Borreliose (von einem Zeckenbiss) diagnstiziert. Ich habe 8 Wochen Antibiotika eingenommen, aber die Krankheit besteht noch fort. Nun muss ich zu einem Spezialisten, aber das ist wie gesagt eine andere Geschichte, aber ich wälzte Anfangs alles auf diese Borreliose ab. Ist ja auch einfach die Schuld auf etwas anderes abzuwälzen.
Okay, ich denke das war es erstmal von mir. Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt mit meiner Geschichte, aber irgendwie bin ich jetzt in so einen "Schwall" gekommen. Ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, was genau ich geschrieben habe, ich werde es mir auch nicht mehr vorlesen, sonst lösche ich wieder die Hälfte davon raus, weil ich mich dafür schäme.
Ich wünsche euch allen eine gute Zeit und alles Glück auf Erden.
Eure Heike