Sertralin hilft nicht mehr. Dissoziation erlebt?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Pala

Sertralin hilft nicht mehr. Dissoziation erlebt?

Beitrag von Pala »

Hallo,
ich habe mein 3. Kind Ende Juni bekommen und bin depressiv seit Ende September. Eine große Depression hatte ich 6 Monate nach der Geburt des 2. Kindes (vor 3,5 Jahren), nach ca. 1 Monat ging es mir aber wieder gut (dank Medikamente). War es eine Postpartale Depression? Ich weiss es nicht. Zwischedurch ging mir wieder ein paar Mal schlecht, aber das Medikament (Sertralin) hat immer nach 3-4 Wochen geholfen. Diesmal nicht. Ich nehme das schon seit 7 Wochen. Ich möchte im Forum fragen, ob andere dasselbe erlebt haben und ob jemand das Symptom Dissoziation im Zusammenhang mit der Depression kennt.
Viele Grüße
P.
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Pala,

ob Du damals eine PPD hattest, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ist doch gut, daß die Medikamente Dir geholfen haben. Wie lange nimmst Du denn jetzt das Sertralin? Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal eine leichte Depression. Ich habe ein Medikament bekommen und war nach zwei Monaten wieder "geheilt". Diesmal hat es mich schwer erwischt und trotz Medikamenten, die ich seit 1,5 Jahren nehme, habe ich manchmal das Gefühl, sie helfen nicht richtig. Es dauert halt auch mehrere Wochen bis sich die Wirkung richtig entfaltet. Aber ich denke, daß nur medikamente allein, zumindest in meinem Fall, nicht vollständig gesund machen. Deshalb habe ich eine Therapie angefangen und hoffe damit, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Das ist ein langer und schwerer Weg. Machst du denn eine Therapie? Ich denke das ist ganz wichtig. Die medikamente können zunächst einmal nur die Symptome mildern.

Darf ich fragen, was Du mit Dissoziation meinst? Kannst Du das Gefühl beschreiben?(nur wenn Du magst). Ich habe so etwas schon mal erlebt. Und zwar war ich in einem Zustand totaler Verwirrung, konnte nicht mal die einfachsten Dinge tun(schreiben, telefonieren, lesen). das Ganze wurde begleitet von extremen Derealisations und Depersonisationszuständen. Ich habe dann totale Panik bekommen und mußte ein Notfallmedikament nehmen. Meine Psychologin hat mir erklärt, daß man so etwas Dissoziation nennt und dass es häufig als ein Symptom von Panikattacken auftritt. Im Krankenhaus haben sie mir gesagt, daß es eine Form einer Panikattacke war. Tja, so ganz genau werde ich das wohl nie erfahren. es ist jedenfalls furchtbar. Ich dachte, ich dreh jetzt komplett durch.
Ich geh jetzt meine Kleine abholen. Schau aber später nochmal rein.

hoffe das war jetzt nicht so konfus, mußte mich etwas beeilen.

Liebe Grüße

Nina
Pala

Beitrag von Pala »

Nina, danke für deine Antwort.
Also "Dissoziation": ich fühle mich wie abwesend, alles um mich herum passiert und ich fühle mich wie "hinter mir". Schwarz, Chaos im Kopf. Das Gefühl, nicht klar denken zu können und doch denken können und funktionieren. Es ist furchtbar und kaum auszuhalten.

Liebe Grüße
P.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Pala!

Ich hatte auch solche Zustände, als es mir noch ganz schlecht ging. Das waren aber immer nur ein paar Sekunden, dann war es vorbei - dafür aber auch öfter am Tag. Es hat sich angefühlt, als wäre ich irgendwie nicht in meinem Körper und dieser funktioniert nur. Ich hatte dann das Gefühl, ich würde "hinter mir" stehen (genau wie du schreibst) und es war alles so plastisch - ganz komisch.
Ich habe das heute sogar noch hin und wieder - aber da es mir wieder sehr gut geht und ich wieder gesund bin, belustigt mich das nur noch. Aber wie gesagt, bei mir sind das ja nur ein paar Sekunden.

Ist das bei dir ständig so - also ein Dauerzustand? Ich kann total verstehen, dass dich das ängstigt.

Wenn du denkst, das AD schlägt nicht richtig an, wäre evtl. eine Dosiserhöhung sinnvoll. Hast du das schon mal deinem Doc gesagt? Würde ich gleich mal mit ihm besprechen!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Zoelita

Beitrag von Zoelita »

Hallo Pala,

ja diesen Zustand kenne ich gut. Bei mir hat er über Tage angehalten. Ich war allerdings nicht mehr fähig etwas zu tun. Ich würde auf jeden fall mit dem Arzt sprechen, der Dir das Sertralin verordnet hat. Vielleicht kann man es erhöhen, wie Marika schon gesagt hat. Du könntest auch ein beruhigungsmedikament nehmen um erstmal diesen Zustand zu beenden, falls er länger anhalten sollte. Frag bitte Deinen Arzt. Das mußt Du wirklich nicht aushalten.

Liebe Grüße und baldige Besserung

wünscht Dir

Nina
Nenette

Beitrag von Nenette »

Liebe Pala,

ich denke schon, dass deine Dissoziationssymptome mit der Depression zusammen hängen. Bei mir war das ähnlich: Zuerst litt ich unter Depressionen, Zwangssgedanken und Ängsten (schon Jahre vor der Geburt meines Sohnes), und als mein Kopf das alles nicht mehr aushalten konnte, begann ich irgendwie abzudriften und hatte wahnsinnige Angst, verrückt zu werden. Die Depris, Ängste und Zwangsgedanken waren dann erstmal weg bzw. in den Hintergrund gerückt, aber dieses Gefühl der Abwesenheit blieb und hielt an. Auch ich funktionierte weiterhin, konnte studieren, arbeiten, weggehen und mich ganz normal unterhalten, aber ich fühlte mich abgekapselt von allem, leer und so seltsam fremd in dieser Welt. Sobald ich abgelenkt war, vergaß ich dieses Gefühl, aber sobald ich nichts zu tun hatte und allein war, kam es immer wieder. Irgendwann begab ich mich in Therapie und lernte, damit umzugehen. Mein Psy nahm mir die Angst davor, verrückt zu werden. Und es war seltsam: Umso weniger Angst es mir machte, desto mehr verschwanden diese komischen Zustände. Nach der Geburt meines Sohnes kam es wieder, so schlimm und anders, dass ich dachte, ich würde nie wieder „normal“. Und diesmal war es viel, viel schwerer, einfach nur zu funktionieren. Aber es verschwand auch wieder, als es mir besser ging und ich begann, mein Muttersein zu akzeptieren und, vor allem, meinen Sohn anzunehmen.
Ja, jetzt habe ich dich ganz schön zugetextet. Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, dass man diese seltsamen Zustände meist erlebt, wenn der Kopf aus irgend einem anderen Grund dicht macht. Oft sind es, wie bei mir, Depressionen, Ängste, Zwangsgedanken. Aber es können auch Panikattacken oder einfach Überforderung der Auslöser sein. Weil das alles irgendwann zuviel wird, „schaltet man ab“, um diese ganzen „psychischen Schmerzen“ nicht mehr aushalten zu müssen. Ja, und meistens verschwinden oder verblassen die Dissoziationssymtpome wieder, wenn man wieder stabil ist und mit sich und dem Leben im Einklang. Falls die Symptome bleiben sollten, ist oft eine Verhaltenstherapie sinnvoll, um besser damit umgehen zu können. Und, meines Erachtens, hilft das Annehmen dieser unangenehmen Gefühle auch, diese ein für allemal zu verbannen oder zumindest schwächer werden zu lassen. Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich simpel und ist vielleicht, wenn man gerade ziemlich in diesem Mist drinsteckt, erstmal wenig hilfreich. Ich möchte dir damit jedoch Mut machen, dass diese Entfremdungsgefühle auch wieder verschwinden und auch die Angst davor, irgendwann abnimmt. Und viele kennen diese Gefühle. Aber niemand redet darüber. Mein Freund, der weder depressiv noch „ängstlich“ o.ä. ist, erlebte als Teenager ähnliche Zustände. Der Auslöser war wahrscheinlich einfach eine Adoleszenskrise. Er dachte, er hätte einen Gehirntumor oder irgend eine schlimme (physische) Krankheit. Kein Arzt konnte irgend etwas feststellen. Und irgendwann sagte er sich: Na gut, dann muss ich halt damit leben, aber Angst lasse ich mir davon nicht mehr einjagen, und das Leben möchte ich trotzdem genießen. Und ab diesem Zeitpunkt erlebte er nie wieder Momente der Dissoziation.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

Alles Gute

Nenette

PS: Manchmal können Antidpressiva Dissoziationssymptome auch erstmal vertärken (stand zumindest bei mir auf dem Beipackzettels meines ADs). Sind die Zustände denn seit der Einnahme deines Antidepressivums schlimmer geworden oder ist es seit Beginn deiner Depression gleichbleibend? Sprich doch mal mit deinem Arzt darüber. Natürlich kann eine Erhöhung des ADs sinnvoll sein, muss aber nicht, wenn sich die Symptome mit der AD-Einnahme, verstärkt haben.
Balu

Beitrag von Balu »

Hallo Pala,

dieses Gefühl hatte ich schon als Jugendliche, wenn ich unter Depressionen litt (ich wusste natürlich früher nicht, dass es Depressionen waren), nur konnte mir das niemand erklären und ich konnte es schon gar nicht, habe es einfach ausgehalten. Ich dachte ja sowieso, ich war nicht normal. Ich fühlte mich auch oft so wie mit einem Schleier umhüllt aber trotzdem konnte ich klar gucken. Aber dieses Gefühl wie Du beschreibst, irgendwie doppelt zu sein und zu funktionieren kenne ich auch. Es hat mir immer viel Angst gemacht. Ich fühlte mich auch so als ob ich neben oder hinter mir stehen würde und mich teils beobachten würde. Und dieses schwarze, leere und unbeschreiblich tief traurige Gefühl kenne ich auch zur Genüge. Und immer dachte ich, ich sei verrückt. War und bin ich aber nicht. Es ist wirklich ein Ausdruck der totalen psychischen Überlastung. Es wird sicher nicht schnell weg gehen. Aber sobald es Dir besser geht, wird auch dieser Zustand weggehen. Glaub mir, es bleibt nicht.

Liebe Grüße Balu
Pala

Danke

Beitrag von Pala »

Vielen Dank für eure lieben Antworten, es ist wirklich hilfsreich zu wissen, das andere verstehen, worum es geht, auch weil es so schwer zu beschreiben ist.

Marika, ich nehme 100 mg Sertralin und die Ärztin meinte, ich könnte erhöhen bis 200 mg, vielleich brauche ich diesmal einfach mehr.

Nenette, ja, ich habe das Gefühl, das das Medikament dieses schreckliches Gefühl verstärkt. Meine Ärztin sagt, das sei die Depression. Auf jeden Fall hat das Medikament dann immer gewirkt und ich bin zur Normalität wieder zurückgekommen. Diesmal dauert es länger...
Bei welchem AD stand das auf dem Beipackzettel?

Werdet ihr immer wieder mit diesem Sympton konfrontiert?

Danke und entschuldige die Fehler, Deutsch ist nicht meine Muttersprache.
P.
Pala

Beitrag von Pala »

Nenette, noch eine Frage: Wie lange hast du dich so schlecht gefühlt nach der Geburt deines Kindes? Was hast du für Medikamente bekommen? Geht es die jetzt wieder besser?

P.
Nenette

Beitrag von Nenette »

Liebe Pala,

ich habe bis vor kurzem Escitalopram (in Deutschland wird dieses Antidepressivum unter dem Namen Cipralex vertrieben) eingenommen. Mein AD hieß Seroplex, und auf dem Beipackzettel stehen unter den möglichen Nebenwirkungen Symptome, die ich unter Dissoziation einordnen würde. Ich begann Ende März mit der Einnahme dieses Medikaments, da ich mich schon dreieinhalb Monate herumquälte, keine richtige Bindung zu meinem Sohn herstellen konnte und, neben den depressiven Symtpomen, besonders unter Depersonalisation litt. Erst einmal verschlimmerte sich alles mit der AD-Einnahme. Die ersten Tage dachte ich, ich würde jetzt komplett durchdrehen. Heute denke ich, dass es daran lag, dass ich das AD nicht langsam eingeschlichen hatte, sondern sofort mit der verordneten Menge (10 mg.) begonnen hatte. (Mein Psychiater hatte das Ganze wahrscheinlich ein bisschen zu locker gesehen und meinte, man müsse nicht einschleichen bei so einer „geringen“ Menge. :x ) Nach ein paar Tagen ließen die schlimmsten Symptome allerdings nach und ganz, ganz allmählich begann es mir, besser zu gehen. (Und auch dieses komische Wattegefühl ließ immer mehr nach.) Aber das ging nicht von heute auf morgen, sondern war ein schleichender Prozess, so dass ich heute gar nicht mehr sagen kann, wann und wie es wirklich „klick“ gemacht hat. Ich denke, mir half - nach den anfänglichen Schwierigkeiten - mein AD, aber auch meine Therapie. Auch wenn ich mit der Therapie nicht 100%ig zufrieden war und bin, nahm mir mein Therapeut doch sehr die Angst vor dem Verrücktwerden, versicherte mir immer wieder, dass es mit der Zeit besser werden würde, und ich einfach Geduld haben sollte, dass die meisten (!) Frauen nach einer Geburt erst einmal Schwierigkeiten hätten, sich in ihre neue Rolle einzufinden etc.. Das alles war Balsam für meine Seele. Ja, und ich glaube auch, dass die Zeit (so blöd es klingt) eben doch viele Wunden heilt. Heute denke ich, dass es mein größtes Problem war, mein Muttersein anzunehmen. Ich fühlte mich überhaupt kein bisschen Mama und hatte das Gefühl, mein Sohn sei nicht in meinem Herzen angekommen. Das belastete mich sehr, und ich denke, dass ich deswegen mit dieses Entfremdungzuständen reagierte. Als ich begann, mich ganz, ganz langsam an mein neues Leben zu gewöhnen und auch das Gefühl hatte, zwischen meinem Sohn und mir stünde nicht mehr diese Riesenmauer, verschwanden auch diese seltsamen Zustände.
Es gibt auch heute noch Momente, in denen es mir nicht so gut geht (Aber wer hat das nicht?). Und dann kann ich auch schnell wieder „abdriften“. Aber es handelt sich um Momente und ist kein Dauerzustand mehr. Ich denke, dass ich, wenn bei mir irgend etwas schief läuft, schnell mit dieses dissoziativen Zuständen reagiere. Das scheint zu mir zu gehören, und damit muss ich lernen umzugehen. Das heißt jedoch nicht, dass man diese schlimmen Gefühle als Dauerzustand akzeptieren muss. Wie Balu auch schon schrieb, geht es zwar nicht von heute auf morgen weg, aber es verschwindet immer mehr, sobald man sich wieder besser fühlt.

Du schreibst, dass dein AD sonst schneller half, und es diesmal länger dauert. Das heißt ja nun nicht gleich, dass dein Medikament nicht wirkt. Vielleicht ist wirklich eine Erhöhung sinnvoll, weil deine Depression diesmal stärker ist (Ich hatte ja nun auch schon mehrere Depris, aber die nach der Geburt meines Kindes war mit Abstand die allerschlimmste), vielleicht verstärkt dein AD aber auch erst einmal die dissoziativen Symptome. Schau doch mal auf deinen Beipackzettel, was da unter den möglichen Nebenwirkungen angegeben ist. Und sprich doch darüber noch einmal in Ruhe mit deiner Ärztin. Viele kennen sich mit diesen Symptomen gar nicht so richtig aus oder tun diese ab. Auch mein Psychiater kannte sich zwar bestens mit Depressionen, Zwangserkrankungen usw. aus, aber mit Dissoziation oder Depersonalisation hatte er so seine Schwierigkeiten. Als es mir schon etwas besser ging und ich schon wieder einen halbwegs „gefestigten“ Eindruck machte, glaubte er mir z.B. nicht, dass ich während der gesamten Sitzung „depersonalisierte“. ;-( :evil:

So, ich hoffe, dass ich deine Fragen halbwegs beantworten konnte und nicht noch mehr Verwirrung gestiftet habe. :roll:

Alles Liebe

Nenette

PS: Netter Nickname übrigens! Kommst du aus dem spanischsprachigen Raum? (Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu neugierig.)
Pala

Beitrag von Pala »

Hallo nenette,

danke für deine lange und liebevolle Antwort, ich brauche immer wieder zu hören, das es weggeht. Ich habe es auch schon selbst erlebt, aber jedes Mal packt mich die Angst!
Wie lange hat bei dir dieser Zustand angehalten? Wochen? Monate? Ununterbrochen?
Man kann nicht sagen, wann es genau aufgehört hat, ich weiss, aber ungefähr?
Hast du dagegen auch andere Medikamente bekommen? Meine Ärztin hatte mir Seroquel gegeben. Ich habe es wiederwillig 5 Tage genommen und wahnsinnig in der Nacht geschwitz, dann habe ich es abgesetzt. So was zu nehmen macht mir wirklich Angst.

Liebe Grüße
P. (aus It.)

Ab gestern nehme ich 200 mg Sertralin
Nenette

Beitrag von Nenette »

Hallo Pala,

ich hatte schon öfter in meinem Leben Zustände länger anhaltender Depersonalisation. Erst war’s nur kurz (Momente), dann wurde es immer länger (Tage, Wochen, Monate), aber Ablenkung half mir immer, dieses schlimme Gefühl zu vergessen.

Nach der Geburt meines Sohnes half erstmal keine Ablenkung mehr, und ich erlebte es daher ununterbrochen. Die akute Zeit dauerte, glaube ich, so ca. vier bis fünf Monate. Danach (meiner Meinung nach, als das Antidepressivum anfing zu wirken) konnte ich mich auch wieder auf andere Dinge konzentrieren. Deutlich besser wurde es dann noch einmal ca. sieben Monate nach der Geburt meines Kindes und seit ungefähr zwei Monaten erlebe ich es nur noch für kurze Augenblicke. (Mein Sohn ist jetzt ein Jahr alt.)

Andere Medikamente außer meines Antidepressivums habe ich eigentlich nicht genommen. Zu Beginn meiner AD-Einnahme hatte ich für den Notfall Beruhigsungsmittel, die ich auch drei- oder viermal nahm, als ich mit den starken Nebenwirkungen des Antidepressivums zu kämpfen hatte. Dieses Beruhigungsmittel (ein Benzo) half auch gut gegen die Dissoziationszustände. Man darf diese Dinger jedoch nicht zu lange nehmen, da sie hochgradig abhängig machen, und sie auch irgendwann nicht mehr wirken bzw. dieses Entfremdungsgefühl mit der Zeit noch verschlimmern können. Später nahm ich dann, wenn ich mich unruhig oder ängstlich fühlte, ab und zu Baldrian. Aber mein Dauermedikament war eigentlich nur das Antidepressivum. - Achja, als ich früher (vor der Geburt meines Kindes) schon mal unter Depersonalisations- und auch Derealisationszuständen litt, nahm ich mehrere Monate Johanniskraut, was mir (mit begleitender Therapie) auch ziemlich gut half.
Dass du das Seroquel nicht nehmen willst, kann ich gut verstehen. Das ist doch ein Neuroleptikum und wirkt noch einmal ganz anders als ein Antidepressivum. Da wäre mir auch mulmig dabei. Und wenn es dir vor allem darum geht, diese besch… Dissoziation loszuwerden (und erst einmal weniger um die eigentliche Depression), dann ist ein Neuroleptikum auch gar nicht so hilfreich. (Ich habe vor einiger Zeit mal irgendwo gelesen, dass der Erfolg mit Neuroleptika bei Depersonalisation und/oder Derealisation gen null geht.)

Es wird wieder besser, vertraue darauf. Dass diese Zustände gerade so schlimm sind bzw. schlimmer und länger, bedeutet ja evtl., dass die Depression diesmal stärker ist als früher. Und da kann die Erhöhung deines Antidepressivums sicherlich sinnvoll sein. In ein paar Wochen (ich weiß, das klingt jetzt lang) merkst du ja, ob das AD wirken sollte. Und vielleicht kannst du dich ja irgendwie ablenken, um auf andere Gedanken zu kommen. Was mir (als ich zu Ablenkung fähig bzw. wieder fähig war) half, war lesen oder auch einfach mal fern schauen. Es tat gut, den Kopf wirklich mit anderen Sachen zu füllen. Wohltuend war auch Sport. Wenn ich so richtig ausgelaugt war, wurde auch mein Geist müde. Vielleicht kann dir das ja auch ein wenig helfen…

Mensch, jetzt ist mein Text schon wieder so lang geworden. Wollte mich diesmal doch eigentlich kurz fassen. :?

Liebe Grüße

Nenette
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