Depression oder einfach nur schlechte Laune??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Morgaine

Depression oder einfach nur schlechte Laune??

Beitrag von Morgaine »

Hallo...da bin ich mal wieder. Ich bin mir im Moment ganz unsicher, ob ich noch krank oder schon gesund bin, oder irgendwo undefinierbar dazwischen hänge. Was würdet ihr sagen?
Ich kriege meinen Alltag ganz gut hin (zwar ist es anstrengend mit der Kleinen, aber das soll wohl "normal" sein), ich kann sogar morgens um 6 aufstehen und duschen (Emma schläft bis halb 8, da steh ich dann sonst mit auf), wir frühstücken, machen uns fertig, gehen einkaufen, etc. Schreianfälle, oder dass ich richtig genervt und fertig zusammenbreche hatte ich lange (ca. 4 Wochen) nicht mehr *toi toi toi*. Die Katzen nerven mich zwar noch unendlich, aber bald ist ja Sommer, da kann ich sie rauslassen. Andreas ist ja meistens arbeiten, und abends lasse ich ihn dann in Ruhe, ohne ihn anzuschimpfen, warum er sich nicht um mich kümmert. (dadurch reden wir allerdings erheblich weniger miteinander als sonst). Es geht also alles irgendwie seinen Gang, und ich habe mich auch wieder mehr mit Freundinnen getroffen, und angefangen, mein Leben wirklich tatkräftig umzukrempeln. Was sehr gut ist: ich kann wieder lachen. Ich habe mit Emma neulich Tränen gelacht, weil sie was süßes gesagt hatte und ich höre schöne Musik und "fühle" sie wieder, kann dann darüber vor Freude weinen, und bin dann auch glücklich (das war ca. 2 Jahre nicht so). Dann schlägt aber auch wieder diese "es ist mir alles zuviel"-Welle über mir zusammen und ich denke, ich bin wohl doch krank, weil ich das ja alles nicht bewältigen kann, während andere Hausfrauen lachend und singend den Wischlappen schwingen. Dann denke ich, das liegt aber alles nur an meiner negativen Lebenseinstellung (die mir immer eingeredet wurde) und daran, dass ich einfach faul und verwöhnt bin und Haushalt und Kindererziehung mir zu schwierig sind und ich es deshalb einfach am liebsten hinwerfen und weglaufen würde. *seufz*
was meint ihr? Bin ich noch "krank" (depressiv) oder ist das einfach nur "normaler Hausfrauen-Frust"? Viele Freundinnen sagen auch nur "da musst du durch, so ist das als Hausfrau und Mutter". :( Aber soooo schlimm? Das kann doch nicht sein. Das ist doch das Leben, das ich mir ausgesucht, mir erträumt hatte... :( aber irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.
Meine Therapie hat ja gerade erst angefangen, aber ich bin schon so ungeduldig und will doch nur, dass alles wieder gut ist. :?

Ich hoffe, ich habe das jetzt verständlich ausgedrückt...das negative Gefühl "ich kann das alles nicht" ist einfach so stark, dass es mich immer runterzieht, obwohl es mir eigentlich doch schon ganz gut geht...
Mimi

Beitrag von Mimi »

Ich würde Dir wünschen das, dass alles so schnell wieder gut ist. Aber es ist anzunehmen das Du wenn Du wirklich depressiv warst, es auch jetzt noch bist. Ich kenne das auch von meinen Anfängen. Aller halbe Jahre hatte ich solche Zusammenbrüche und nach ein-, zwei Wochen Schongang wurde es wieder besser. Aber mein Befinden wurde tendenziell immer schlechter und die Tiefs die da kamen immer tiefer. Bis ich nun vor einem Monat das absolute Tief hatte.

Bleib an der Therapie dran und tue alles dafür das Du nicht in alte krankmachende Verhaltensmuster zurückfällst. Das geht soooo schnell. Und frag doch mal Deine Therapeutin was die zu Deinem guten Befinden sagt.

Auf alle Fälle ist es schön das Du aus dem Tief wieder herausgefunden hast. Nimmst Du Meds?
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Morgaine
Ich kann das nur mit mir vergleichen und da erkenne ich mich in Deinen Schilderungen wieder und zwar in dem Zeitpunkt, als es definitiv aufwärts ging. Ich habe zwar noch sehr lange gedacht: Ich halte den Tag mit den Kindern aus, ja, aber geniessen tue ich es nicht. Dennoch: Das Ausbleiben der schlimmsten Selbstzweifel (ich bin zu nichts fähig, ich halte das nicht aus, ich will mein altes Leben), bei mir auch das Ausbleiben der Sehnsucht, einzuschlafen und nie mehr aufzuwachen, das Ausbleiben der überwältigenden Traurigkeit und der Panik, die ich dann hatte, bevor ich mit den Kinden alleine war, das waren für mich ein Zeichen, dass es anders und zwar besser ist. Lange Zeit hatte ich aber wie Du auch die Angst, dass Anzeichen von Frust, Erschöpfung oder Angst ein deutliches Zeichen seien, dass ich noch "drin" stecke, oder es wieder anfängt.
Heute geht es mir definitiv gut, als depressiv würde ich mich ganz sicher nicht mehr bezeichnen. UNd selbst heute gibt es Tage, da denke ich, mann, die Kinder sind sooo anstrengend, bin ich überhaupt eine "richtige" Mutter, wenn mich das so anstrengt (ich meine, ich "muss" sie ja nur zwei Tage in der Woche alleine aushalten, an drei Tagen arbeite ich). Aber im Gegensatz zu früher, machen mich diese Gedanken nicht mehr so fertig. Sie sind unangenehm, machen mich traurig oder wütend ode frustriert, aber nicht mehr fertig.
Die Therapie wird Dir sicher noch schneller helfen, auch den letzten Rest der Krankheit zu überwinden. Lass Dich nicht verunsichern von schlechten Tagen, es scheint bei Dir wirklich nachhaltig aufwärts zu gehen, wenn Du jetzt noch therapeutische Hilfe bekommst, erst recht!
LG Hanna
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

@hanna: dankeschön! Das hilft mir schon, zu wissen, dass es anderen auch so ging, vor allem, da du da ja schon auf dem Wege der Besserung warst. Ich finde nur alles noch so entsetzlich anstrengend. Aber tatsächlich ist es ja ein großer Unterschied zwischen "es ist nicht auszuhalten und alles ist egal und sinnlos" und "es ist alles anstrengend und ich muss da jetzt durch".
Und ich versuche, mich über die kleinen, seltenen, schönen Moment zu freuen, und mich an ihnen zu stärken. Arbeiten traue ich mich im Moment nicht, das heisst, ich müsste mich bewerben, evtl Absagen riskieren...das kann ich im Moment nicht. Obwohl ich auch gerne arbeiten gehen würde, um hier einfach rauszukommen. Ich habe ja auch bis August 07 gearbeitet, aber es war mir dann ja zuviel.
Danke noch mal für deine Antwort! Und dir auch alles Gute!
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