Sind das Zwangsgedanken?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Ava

Sind das Zwangsgedanken?

Beitrag von Ava »

Hallo,

ich habe immer wieder Selbstmordgedanken, die ich nicht ausführe, die aber wie eine Art Attacke zum Beispiel mitten in der Nacht über mich hereinbrechen.
Dann wache ich plötzlich auf, fühle mich so, als müßte ich auf der Stelle ein Sterbedatum festlegen, das ist echt brutal. Ich spreche dann leise vor mich hin, am nächsten Samstag, oder am übernächsten Dienstag, oder auf diese oder jene Weise. Ich tue das ganz automatisch, mit mir diese Termine ausmachen und darüber nachdenken, wie und wann und wo - aber ich befreie mich zum Glück jedesmal wieder davon, weil ich riesengroße Angst davor habe und überhaupt nicht sterben will, sondern einfach nur besser leben als zur Zeit.
Aber jedesmal wenn ich so eine Attacke habe, fühlt es sich so an, als müßte ich das tun, mich mit mir selbst zum Sterben verabreden, und dann kämpfe ich jedesmal dagegen an und tue es nicht - zum Glück. Heute Nacht hatte ich wieder so eine ganz schlimme Attacke und fühle mich noch total schwach davon. Beim Lesen Eurer Beiträge kam mir zum ersten Mal die Idee, dass das vielleicht Zwangsgedanken sind? Das geht nun schon sehr lange so. Kennt das jemand?
Ich überlege, ob ich diese Woche zum Psychiater gehe und ihn frage, ob er mir Cipralex verschreibt, denn das hatte ich glaube ich noch nicht, und viele Frauen im Forum berichten Gutes darüber. Ich nehme zur Zeit keine Medikamente, nachdem ich sehr viel schon ausprobiert habe. Sorry, dass ich so brutales Zeug geschrieben habe, und bitte nicht falsch verstehen, ICH WÜRDE ES NIE TUN DENN ICH HABE ZWEI TOLLE KINDER, aber es mußte mal raus! Und danke fürs Lesen!

Liebe Grüße

Ava
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Ava,
ich kenne mich mit ZG und Medis nicht aus, aber ein Satz in Deinem Mail finde ich wichtig. Du schreibst: Du willst nicht sterben, sondern einfach besser leben als zur Zeit. Was sind das denn für Dinge, die Dich belasten? Wie sieht Deine Jetzt-Situation aus und wo willst Du eigentlich hin? Zwangsgedanken und Ängste sind ja Ausdruck Deiner Seele, dass irgendwas nicht stimmt, dass Du raus willst, dass Du glaubst, Du hälst es so nicht aus. Machst Du denn eine Therapie? Wie Du selbst weisst, wirst Du Deine Gedanken nicht ausführen, genauso wenig wie ich immer befürchtet habe, umzufallen und zu sterben. Also, klar wird das irgendwann passieren, aber nicht, weil es in meinem Kopf ist, ich kann ja schließlich auch morgen von einem Auto überfahren werden :( Was mir immer geholfen hat: mach doch mal so eine Art schriftliche Bilanz, wo Du reinschreibst, was Du momentan gut findest an Deiner Situation und auf der anderen Seite unbedingt ändern willst. Das ist besser, als wenn es ständig im Kopf rumspukt, oft fallen einem auch mehr positive Sachen ein, als man am Anfang denkt. So, jetzt habe ich genug getextet:) Ich denke, Du kriegst sicher noch fundierte Antworten zum Thema Medi. Kopf hoch, liebe Ava, auch, wenn es nach leerer Worthülse klingt. Alles Gute und melde Dich wieder, ja? Liebe Grüße Charlotte
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Uli W.
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Beitrag von Uli W. »

Hallo, liebe Ava,
so wie Du Deine Gedanken beschreibst, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass das auch eine Form von Zwangsgedanken sind. Ich bin zwar kein Fachmann, aber vielleicht kannst Du mal mit einem Psychologen/einer Psychologin darüber reden. Du musst das doch nicht ewig ertragen! Es gibt bestimmt fürs erste medikamentöse Hilfe und dann könntest Du das ganze in einer Therapie angehen, ähnlich wie Marika und Petra es tun und damit auch schon Hilfe und Erleichterung bekommen haben. Solche Gedanken sind ja eine ganz subtile Form der Autoaggression und haben sicher viel mit Deiner Vorgeschichte zu tun. Dein Selbstwert ist halt durch die Krankheit und die Trennung immer wieder weit unten und muß liebevoll wieder aufgerichtet werden. Wir haben uns ja schon öfter darüber unterhalten und ich kann Dir nur einmal mehr sagen, dass Du seit Jahren schon unheimlich viel leistest und sehr stolz auf Dich sein kannst! Ich wünsch Dir so sehr, dass Du diese schlimme Zeit bald hinter Dir hast und Deine frühere Power und Lebensfreude wieder spüren und leben kannst. Hol Dir Hilfe, je früher, desto besser!!!
Ganz liebe Grüße von Uli
Petra

Beitrag von Petra »

Liebe Ava,

es könnte sich gut um Zwangsgedanken handeln aber genauso um eine Form der Panikstörung (Angst vorm Sterben) ! Viele Menschen mit ZG haben z.B den Impuls oder die ständigen Gedanken sich vor die U-Bahn zu werfen, vom Fenster zu springen, usw. Dabei haben sie aber absolut keine Selbstmordabsichten, genausowenig wie eine Mutter keine Mordabsichten gegenüber ihrem Kind hat obwohl sie die schrecklichsten Taten denkt!

Meistens drehen sich die Zwangsgedanken um das wovor man am meisten Angst hat, das könnte bei dir der Gedanke sein dass deine Kinder ohne dich aufwachsen müssten.

Ich bin meine Zwangsgedanken zur Zeit völlig los! Bin aber auch seit vier Monaten einmal die Woche in einer Tiefenpsychologischen Therapie. Für mich war es wichtig und richtig herauszufinden woher ich diese Gedanken habe und ich kann nur allen raten die auch darunter leiden unbedingt schnell eine Therapie anzufangen! Denn Angst und Panikstörungen kann man sehr gut behandeln und je früher man etwas tut umso weniger setzen sich diese Zwangsgedanken und Ängste fest.

Also liebe Ava, scheue dich nicht bei deinem Arzt anzurufen oder suche dir einen Psychotherapeuten der spezialisiert ist auf Angsterkrankungen!

Alles Liebe
Petra
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Ava!

So wie du schreibst, würde ich dir raten, einem Psychologen von deinen Gedanken zu erzählen. Es könnte schon sein, dass du ZG entwickelt hast. Die kommen in den verschiedensten und unmöglichsten Formen vor - diese gemeinen Plagegeister.

Wegen den Medis: Ich nehme Cirpalex 20 mg am Tag und mir hilft es wirklich ausgezeichnet. Mein Glück war, dass ich dieses Medikament auch gleich als erstes bekam und es passend war. Mein Psychiater hat mir auch gesagt, dass Cipralex speziell bei ZG sehr gute Erfolge erzielt hat. Aber die ZG wirklich heilen, kann nur eine Therapie - in welcher Form, kannst du am besten mit einem Therapeuten besprechen. Ich mache eine tiefenpsychologische Therapie mit Hypnose und sie ist sehr hilfreich für mich. Du siehst aber an Petra z.B., dass es ohne Medis auch geht. Denn absolut das wichtigste ist eine Therapie. Ob du dann Medis nehmen willst, kannst du dann immer noch entscheiden, falls dein Leidensdruck zu groß wird.

Liebe Ava, ich kann gut verstehen, wie belastend das für dich sein muss. Lass dir helfen, denn das musst du nicht aushalten. Es gibt wirklich gute Möglichkeiten, dir den Druck zu nehmen!

Liebe Grüße erstmal und alles Liebe!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Ava

Genau diese Selbstmordgedanken habe ich auch,wenn ich meine Medis nicht nehme.Ich habe eine Sch... Angst vor dem Tod,aber dennoch plagen mich solche Gedanken.Ich male mir dann aus wie und wann ich es mache,obwohl ich es sicher nie tun würde.Es ist sehr schwer damit umzugehen.

Ich nehme Trevilor gegen meine Stimmungsschwankungen und Zyprexa gegen die fiesen Gedanken.Das Zyprexa hilft mir sehr,und ohne käme ich im Moment nicht zurecht.

Ich schliesse mich den Mädels an.Es ist sehr wichtig,dass du einen "passenden" Therapeuten findest und ihm diese Gedanken schilderst.

alles,alles Gute für dich

liebe Grüsse
Anja
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Charlotte, Uli, Petra, Marika, Xine,

danke für die vielen guten Gedanken, Eure Mails machen mir wirklich Mut, etwas zu untenehmen. Ich mache schon Psychotherapie, und bin mit meinem Therapeuten auch sehr zufrieden, er ist nicht direkt gegen Medikamente, er überläßt die Entscheidung mir, aber er meint, ich würde es auch so schaffen - nur das geht so einfach nicht, wie ich nun schon lange spüre.
Meine Situation ist immer noch ziemlich besch.... Da sind viele negative äußere Umstände, auf die ich wenig Einfluß habe im Augenblick. Finanzielle Unsicherheit, Jobunsicherheit, Rechtsanwaltsstreit, Scheidungstermin immer noch nicht abzusehen, dann meine pubertierende 15-jährige Johanna, die ziemlich herumpatzt, wodurch ich mich andauernd abgelehnt fühle, also Selbstwert im Keller, und meine achtjährige "kleine" Leonie, die auch nicht "ohne " ist, aber im Grunde sind beide Kinder völlig okay, trotz meiner Krankheit. Durch den Vater der Kinder habe ich nicht allzuviel Unterstützung, leider. Die Große will nicht mehr hin, weil er auf ihre Pubertät ziemlich streng und maßregelnd und "äußerlich" und mit wenig Verständnis reagiert. Aber ich habe mir jetzt Hilfe vom Jugendamt geholt, eine Familienhelferin kommt einmal die Woche in unsere Familie und spricht mit mir, mit den Kindern, mit uns zusammen, um so manche Probleme besser in den Griff zu bekommen. Darüber bin ich sehr froh! Also ich möchte die Probleme, die ich habe, allmählich bewältigen und hoffe, dass es mir dann langsam besser geht.
Also werde ich es mit Medikamenten versuchen. Zyprexa habe ich schon einmal genommen, das ist lange her. Da habe ich zugenommen und geholfen hat es nicht. Und Trevilor kenne ich nicht. Ist das ein AD?
Ich glaube, dass ich mich innerlich gegen die Trennung sträube, obwohl ich genau weiß, es gibt keinen anderen Weg, und deshalb habe ich auch diese schrecklichen ZG.
Ich werde Euch berichten, wie es weitergeht, aber es muß etwas passieren und ich hole mir Hilfe mit Medis und mache die Therapie weiter!

Danke fürs Lesen

Ava
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Ava

Ja Trevilor ist ein AD und wird bei Depressionen und Angsterkrankung eingesetzt.In der Klinik wo ich war,wurde das bei sehr vielen Müttern mit grossen Erfolg eingesetzt.Hier gibt es glaube ich auch noch ein paar Mädels die es nehmen.

liebe Grüsse
Anja
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