Nach stationären Aufenthalt wieder ein Tief

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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tina

Nach stationären Aufenthalt wieder ein Tief

Beitrag von tina »

Ich war ungefähr 10 Wochen in einer Klinik. Mir ging es auch wirklich wieder gut, so dass ich gedacht habe ich würde es schaffen. Jetzt bin ich raus und mir geht es immer schlechter. Ich habe mit meiner Ärztin und mit meiner Therapeutin auch schon darüber geredet, die sagen das wäre normal. Ich finde es nicht normal. Ich habe keine Kraft mehr.

Ich schaffe es noch nicht einmal meine kleine alleine zu versorgen, damit hatte ich bisher keine Probleme. Ich habe immer alles für meine Kleine gemacht. Jetzt fühle ich mich so schlapp und bin auch nur noch am grübeln. Ich hab auch immer Angst meist weis ich gar nicht wovor. Die Schlafprobleme fangen wieder an. Die Unruhe auch.

Ich habe auch eine Familienpflegerin, aber die bleibt natürlich nicht ewig. Sie hilft mir sehr viel bei der Kleinen und im Haushalt.

Wie lange hält noch dieses Tief an ? Es wird jeden Tag schlimmer.
Hört es eigentlich jemals auf ?

Ich möchte am liebsten nur noch weinen oder weg laufen, ganz weit weg.


Ich habe keine Geduld mehr.

tina
Ulrike

Beitrag von Ulrike »

Liebe Tina

es ist eine große Umstellung von der Klinik wieder zurück nach Hause.
Hast du dort auch Gesprächstherapie gemacht?
Man redet über sehr viel Dinge, die aus der Ferne eigentlich gar nicht mehr so "schlimm" wirken. Wenn du dann wieder in den Situationen drin bist, merkst du das es schwieriger ist als gedacht. Erinner dich an euere Gespräche, die Gedanken die dir gut getan haben, hole diese wieder her und lass dich nicht von früheren Gedankenmustern gefangen halten. Vielleicht habt ihr auch bestimmte Verhaltensmuster angeschaut und besprochen, was du anders machen könntest usw...erinner dich. Es ist wie eine Heilkrise...erst ist es noch einmal schlimmer und wird aber von Tag zu Tag besser...du kannst das ganz bestimmt, lass dich nicht entmutigen.


liebe Grüße Ulrike
BirgitM

Beitrag von BirgitM »

Liebe Tina,

es ist eine sehr sehr schlimme Zeit für dich und du meinst es hört nie wieder auf!!
Aber die Tiefs gehören einfach zu dem Krankheitsbild und es kann dir keiner genau sagen wie lange es geht. Es ist eine Höllenfahrt....

Was hat dir in der Klinik gut getan? Versuche dich zu entspannen z.b. mit Autogenem Training. Versuche dich abzulenken. Und plane nicht schon die Zukunft... wie wird es wenn die Haushaltshilfe nicht mehr da ist.... versuche heute zu leben. Und sehe auch die Kleinigkeiten was du alles erledigst, schreibe dir z.b. ein Positiv Tagebuch, positiv ist auch schon wenn du dir die Zähne putzt dich kämmst dich anziehst deine kleine Fütterst..... und dann wirst du sehen wieviel du den ganzen Tag geschafft hast!!

Es ist sehr schwer aber es wird wieder!!
Ich drück dich ganz fest... du bist nicht allein

Gruß
Birgit
Micha

Klinik

Beitrag von Micha »

Hallo Tina,

ich war 2003 auch für 8 Wochen in einer Klinik. Ich durfte übers Wochenende und abends ein paar Stunden nach Hause, so habe ich nicht ganz den Alltagstrott vergessen.

Im Krankenhaus habe ich mich immer wie in einem Nest gefüllt. Als ich nach Hause kam musste ich alles wieder alleine machen. Ich ging auch eine Woche später wieder zur Arbeit.

Drei Tage nach dem ich entlassen war, kam auch wieder ein gesundheitlicher Einsturz. Meine Ärtzin sagte, es dauere noch Monate oder sogar Jahre bis das Lithium 100% wirkt. Dazu bekam ich noch Valproinsäure, die auch erst nach etlichen Wochen gegriffen hat. Ich weiß nicht wie viele Rückfälle ich hatte. Bei ca. 20 habe ich aufgehört zu zählen.
Ich weiß aber, dass es mir immer nach ca. 1 Woche wieder besser ging.

Jetzt sind 2 Jahre ins Land gestrichen und bis auf ein paar gelegentliche Unruhezustände geht es mir sehr gut.

Bei dieser besch........ Krankheit braucht man sehr viel Geduld auch wenn man oft an seine Grenzen stößt. Aber wir lassen uns von den Depris nicht unterkriegen.

Alles Liebe, Micha
angy

Beitrag von angy »

Liebe Tina,

mir ist es ähnlich ergangen, nur dass es bei mir nach dem zweiten Kind passierte. Ich war aber nicht in der Klinik, sondern zu Hause. Ich hatte ein Tief nach dem anderen und schaffte gar nichts mehr im Haushalt, geschweige den mich um beide Kinder zu kümmern. Ich muss dabei auch sagen, dass das zweite Kind über einen Kaiserschnitt kam. Mein Mann war nur am Wochenende zu Haus, weil er auf Montage war. Das heisst wir haben uns nur am WE gesehen. Aber ich hatte meine Familie die mir sehr zu Seite gestanden hat, insbesondere meine Schwiegermutter, weil wir in dem Haus von seinen Eltern wohnen. Ohne meine Schwiegermutter hätte ich es wohl kaum geschafft. Sie hat mir regelrecht bei den kleinen und im Haushalt geholfen. Ich hatte mich von meinem Mann richtig verlassen gefühlt. Ich hatte auch vor mich von ihm zu trennen. Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe, denn es wäre für mich nicht und erst recht für die Kinder nicht gut gewesen. Ein Kind braucht die Mutter und den Vater. Nur hat er aber den Absprung geschafft und arbeitet in einer normalen Firma. Er hat und gibt mir auch weiterhin die Kraft, die ich brauche.

Es ist bei mir mittlerweile 14 Monate her, aber ich kann nur sagen, dass ich damals sehr gemein auch zu meinem Mann war, aber ich weiss mittlerweile, dass ich sehr gereizt war und ein falsches Wort und ich sprang an die Decke, er hatte es nur gut gemeint. Ich kann auch nur von Glück reden, dass meine Schwiegermutter mit mir noch spricht, denn was ihr alles gesagt und angetan habe, hätte sie mir dies normal nie wieder verzeihen dürfen.

Suche nicht den Fehler bei Dir und auch bei keinem anderen, versuche das Problem an der Wurzel zu fassen. Gehe bis in deine Kindheit zurück. Reden ist ganz wichtig, besonders mit dem Partner. Versuche dir mit kleinen Freuden im Leben, die dich Glücklich machen einfach zur erfüllen (aber auf dem Teppich bleiben). Ich hatte einfach ein WE in die Eifel für meinen Mann und für mich gebucht. Die Kinder hatte ich bei der Schwiegermutter gelassen. Es war wunderbar und das Beste, mein Mann hatte bis 4 Std. vor der Abreise nichts davon gewusst.

Ich bin mittlerweile nicht mehr nervös, kann ganz normal schlafen, denn ich weiss, dass mein Mann an meiner Seite ist.
tina

Beitrag von tina »

Hallo an alle

und danke für die lieben antworten.



Leider geht es mir immer noch nicht besser. Ich kann es manchmal gar nicht verstehen wieso ich plötzlich angst habe.

Ich habe jetzt auch angst vor dem alleine sein oder auch mit meiner Tochter alleine zu sein. Ich verstehe mich selber nicht mehr. Wenn ich mit ihr alleine bin, habe ich immer angst sie könnte schreien und ich würde dann hilflos sein. Ich kann sie eigentlich schnell beruhigen. ( Ich stille noch).Ich verstehe, deshalb diese angst gar nicht.

Ich fühle mich mit meinem Alltag total überfordert.

Ich überlege, ob ich nicht wieder in eine Klinik gehen soll.

Aber wie wird es nach der nächsten Entlassung. Ich war beim letzten Klinikaufenthalt auch am Wochenende immer zu Hause. Es ist aber ein unterschied ob man nur am Wochenende oder richtig wieder zu Hause ist.

Ich nehme bisher auch noch keine Medikament, vielleicht ist es dann ja besser. Ich habe angst vor den Nebenwirkungen und den Wirkungen solcher Medikamente.

Ich weiss nur eins, wie es jetzt ist kann es nicht weitergehen

tina
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Tina,
das wichtigste ist, dass Du Dir mit allem Zeit läßt. Jetzt, wo Du die Klinik verlassen hast, bist Du auf einmal wieer mit der Verantwortung konfrontiert.
Ich hatte das Gleiche wie Du. Auch ich war in einer psychiatrischen Klinik (über drei Monate) und hatte mit der Entlassung plötzlich wieder verstärkte Ängste. Ich mußte immer jemanden um mich rum haben und konnte nicht mit meiner kleinen Tochter alleine sein. Das hat mir höllische Angst bereitet. Die Vorstellung, dass sie anfangen könnte zu schreien und ich nihct weiß, was ich tun soll ließ mich immer zittern. Ich hatte keine Haushaltshilfe, aber meine Schwiegermutter hat mir sehr viel geholfen. Irgendwann mußte sie wieder zurück (sie wohnt sehr sehr weit weg von mir) und dann war es wieder das Gleiche. Angst, Angst, Angst...

Aber glaub mir, das ist unter anderem auch eine Sache des sich Einspielens.
Du mußt durch diese unangenehme Phase durch, und wenn Du an Sicherheit im Umgang mit Deinem Kind gewinnst, dann legt sich die Panik von selbst.
Also durchhalten und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Wenn's nicht mehr auszuhalten ist, dann gehst Du halt nochmal ins BKH.


Liebe Grüße, Saskia
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