Gerne möchte ich Euch meine Geschichte erzählen und versuche mich kurz zu fassen

Die PPD ist der Anfang von Allem gewesen, mich erwischte es vor ca. 8,5 Jahren nach der Geburt meines ersten Kindes.
Das SS war vom Gefühl her wundervoll, wir freuten uns auf das Baby.
Doch als der kleine da war, kam alles anders.
Plötzlich saß ich da mit einem kleinen, wundervollen Wesen und konnte nur noch weinen, der Alltag besteht fast ausschließlich nur noch aus Mama sein, mir fehlten die Kontakte zur "Ausenwelt".
Ich bekam Angstzustände, oft abends, wenn ich wußte, dass mein Mann am nächsten Tag früh das Haus wieder verlassen würde, ich hatte panische Angst mit dem Baby alleine zu sein.
Immer mehr zog ich mich zurück, wollte mein altes Leben wieder haben, wollte raus aus dieser rießen Verantwortung.
Ich überlies die Nächte meinem Mann und zog mir die Bettdecke bis über den Kopf in der Hoffnung alles wäre nur ein Traum und ginge vorbei.
Dabei hatte ich eine schrecklich schlechtes Gewissen, wollte ich doch eine so tolle Mutter sein und habe total versagt.
Meine Vorstellungen der Mutterschaft hatten enorm hohe Ansprüche, am liebsten wäre ich perfekt gewesen, akriebisch versuchte ich mich aus meinem Zustand zu befreien, um meinen Pflichten nach zukommen, das funktionierte Anfangs ganz gut, in der Zeit als ich mein Kind ab und an mal zur Oma geben konnte, konnte ich meine Reserven ein wenig füllen.
Doch es dauerte immer nur einige Wochen an, bis die Ängste zurückkamen, meistens war ein Erlebnis, das nicht so gelaufen war, wie ich es mir von mir gewünscht hätte ,der Auslöser.
Ich las Bücher, ging ins Netz, schaute Fernsehsensungen über Kindererziehung und perfekte Mütter. Ich sog regelrecht alles in mich auf und vergliech jede kleine Einzelheit mit meinen Fähigkeiten und wie sollte es anders sein, scheiterte und bekam wieder vermehrt Ängste.
Ich begab mich in Behandlung als mein Sohn ca. 1 Jahr alt war, aufgrund eines Zeitungsartikels der hieß "Warum kann ich nicht glücklich sein ?"
Frauen nach der Geburt...
Mein Arzt erkante gleich das die Lage sehr ernst ist, zu diesem Zeitpunkt war ich auch körperlich schon ziemlich am Boden...
Ich bekam das Medikament Cipralex, welche ich über 2 Jahre genommen habe ohne eine deutliche Besserung zu spüren, ich schämte mich so sehr für mich, dass ich jeden Arztbesuch den ich vermeiden konnte, auch vermieden habe. Ich traute mich nicht nach einem anderen Medikamnet zu fragen, ich dachte immer, es wir schon bald wirken...
Einige Therapieansätze jagten die nächsten, doch ich geriet scheinbar immer an die falschen. Leider stand meine Krankheit mir nicht auf die Stirn geschrieben, so dass der erste Therapeut nach 5-minütiger Begutachtung meiner Person sagte:Sie haben keine Depressionen

Gut o.k. wenn Sie das sagen, ich ging nach Hause und fragte mich tatsächlich, ob ich depressiv bin oder mich nur anstelle...
Die Story hat mich so verunsichert, dass ich mir ab diesem Tag einredete, dass ich keine Depris habe, sondern einfach nur unfähig bin und eine schlechte Mutter...
Ich fühlte mich nur noch als Versagerin, das breitete sich dann nicht nur auf mein "Mutter sein" aus, sondern auch auf den restlichen Alltag...
Jahrelang pendelte ich in diesem Zustand und war insgesamt dreimal kurz vor dem Klinkaufenthalt.
Ich glaube, wenn man 5 Jahre mehr oder weniger mit Angstzuständen und depressiven Episoden zu kämpfen hat, hat man die Hoffnung fast verloren wieder gesund zu werden.
Meine Moral ließ es einfach nicht zu mir einzugestehen, dass ich es nicht alleine schaffe, mein Sohn ging mit 1,5 Jahren in die Kita und ich habe tatsächlich versucht zu lenken, wann ich Angst kriegen kann und Depri sein darf. Es war eine enorme Kraftanstrengung an schlechten Tagen, die liebe Mama zu spielen, trotzdem zu versuchen mir eine Welt des Perfekten aufzubauen. Doch scheinbar gelang es mir immer wieder, denn mein Mann und auch meine Familie merkten nicht, dass ich mit aller Macht versuchte alle schlechten Gedanken und Gefühle zu unterdrücken.
Natürlich war ich regelmäßig am Ende...
2006 kam dann unsere Tochter zur Welt, ich freute mich und sah es als Neuanfang, diesmal wird es besser...
Jedoch vergass ich dabei, dass abgelegte Dinge, die nicht zu Ende gebracht wurden, wieder zurück kommen...
Es begann von vorne und erwischte mich wieder eiskalt,
diesmal wollte ich aber nicht wieder Jahre mit meiner Krankheit alleine verbringen...
Ich begann ziemlich zeitnah eine Therapie (Psychoanalytik?), anfangs ging es mir wesentlich schlechter, auch das Medikament (Trevilor) vertrug ich nicht besonders... ich wollte aber nicht gleich aufgeben und redete mir ein, dass die Therapiestunden ja für etwas nützlich sein müssen...
Wenn ich heute an die letzten 8 Jahre zurück denke möchte ich die Zeit nicht zurück drehen, zu schmerzlich sind die Erinnerungen,
ganz langsam allmählich durch die Therapie entwachse ich meinem Kokoon und meinen Vorstellungen an mich, die unerfüllbar sind,
ganz langsam begreife ich, dass die Dinge gerade dann lebenswert sind, wenn Sie "Fehler haben".
Ich habe mich lange und oft mit meinem Wesen beschäftigt und stelle fast, dass ein Vergleich nur schiefgehen kann.
Ich bin ein sehr sensibler Mensch, dessen Gedankenkarussell immer fährt, dessen Emotionalität sehr ausgeprägt ist, auch bin ich körperlich oft überempfindlicher, ich reagiere stark auf alle Reize und bin dann sehr schnell mit verschiedenen Geräuschen, Gerüchen und Situationen überfordert. Werde unkonzentriert und möchte der Situation am liebsten entfliehen.
Ja ich lerne über mich und versuche eine bißchen netter zu mir zu sein...
Momentan veruche ich wirklich oft zwischen meiner Hochsensibilität und meinen Depris zu unterscheiden... Es ist schwer eine Linie zu finden, ich weiß ersteres ist mir angeboren, ich werde diese Eigenschaften nicht ablegen können, sondern nur aus einem andern Blickwinkel betrachten können...
Auszug aus meiner HP
° 7 Jahre Schatten und Licht, den Kreislauf durchbrechen, sich selbst annehemen, loslassen von alten Gedankenmustern, Unperfektionissmuss zulassen, sich selbst aushalten, dem Leben Ruhe gönnen, Wurzeln zu geben und Flügel zu nehmen, um der Krise zu entwachsen....°
Lg Jessi