Eine einzige Katastrophe

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

lollo

Eine einzige Katastrophe

Beitrag von lollo »

Als das empfinde ich mein Leben derzeit...
MIr geht es schlecht. So schlecht, dass ich nicht weiß, wie ich die nächsten Tage, geschweige denn die nächsten Jahre überstehen soll.
Ich bin nun fast in der 10. Woche schwanger mit Zwillingen. Morgen ist der nächste Gyn-Termin und ich weiß nicht, soll ich hoffen, dass alles ok ist oder mir wünschen, es möge nur noch ein Kind sein?! Was für ein schrecklicher Gedanke! Und dennoch, nach der schweren Zeit mit meinem ersten Kind, nachdem ich mich gerade wieder an den Gedanken gewöhnen konnte, doch noch einmal Mutter zu werden, kommt diese Hürde auf mich zu, die ich mir einfach nicht zutraue zu nehmen, wie sie kommt...
Meine Schwangerschaft ist eine einzige Katastrophe...zum Glück nicht medizinisch....andere, die sich ewig ein Kind wünschen und Schwierigkeiten haben, eines zu bekommen, würden meine Beschwerden wohl liebend gern in Kauf nehmen. Aber diese tägliche Angst gepaart mit der permanenten Übelkeit, einem fiesen Schwindel, einer bleiernen Müdigkeit und absoluten Kraftlosigkeit, das hemmt mich so...ich kann es kaum noch aushalten. Mich nicht, meine Schwangerschaft nicht, mein Leben nicht...ich hasse mich, weil ich so rumhänge. Aber ich kann es nicht ändern. Ich versuche es. Gehe jeden Tag wieder mit einem positiven Gedanken aus dem Bett und denke, heute wird ein guter Tag. UNd schon Minuten nach dem Aufstehen wird mir klar, dass er genauso beschissen wird, wie die letzten Tage und leg mich wieder aufs Sofa, weil ich mich körperlich so schlecht fühle. Dass das meiner Psyche nicht gerade zuträglich ist, ist klar...nur kann ich im Moment nicht mehr unterscheiden, ob es mir psychisch so schlecht geht, weil mein Körper so drin hängt oder ob mein Körper so streikt, aber eigentlich meine Psyche Schuld ist....?
Hinzu kommt, dass ich gerade diese gräßlichen Cipralex absetze. Wenn ich gewußt hätte, wie elend dieses Absetzen ist, ich weiß nicht, ob ich jemals damit angefangen hätte.
Ich nahm bis vor zwei Tagen jetzt zum Schluß nur noch 2,5mg. Wollte sie jetzt endlich ganz loswerden und jetzt schießen mir ständig irgendwelche Schwindelblitze durchs Gehirn, mir ist schwindelig, ich fühle mich, als würde ich keinen festen Boden unter den Füssen haben und habe ständig Angst, wann sich wieder so ein "Blitz" in meinem Kopf entlädt...schrecklich. Aber ich möchte jetzt endlich damit aufhören und hoffe inständig, dass diese Entzugssymptome bald verschwinden! Kennt das jemand von Euch???
Eva

Beitrag von Eva »

Hey du!
Also da ich erst vor kurzem mit der Einnahme von AD begonnen haben kann ich zu den Entzugserscheinungen nichts sagen aber zu den Gedanken ob du dir wünschen sollst ob alles ok ist mit den Babys oder nicht, dazu umso mehr!
Denn so im 4Monat fing das bei mir an das ich mir sogar wünschte das das baby abgeht, weil ich wollte es nicht mehr haben obwohl mein Freund und ich uns einig waren im Vorraus ein baby zu bekommen. Doch als es dann Wirklichkeit geworden war, war ich damit total überfordert und als dann in der 28SSW noch diese Depressionen dazu kamen, dachte ich sowieso nur: Hätten wir das lieber mal gelassen. Und genau für diese schlimmen Gedanken habe ich mich gehasst,mein Leben kam mir so sinnlos vor und an ganz schlimmen Tagen habe ich mir manchmal sogar gewünscht nicht mehr aufzuwachen! Doch zum Glück habe ich eine tolle therapeutin gefunden die mir durch diese schlimme Zeit hilft....hast du denn Unterstüzung von deinem Mann/Freund?
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 0:00, insgesamt 1-mal geändert.
lollo

Beitrag von lollo »

Vielen Dank für Eure Antworten! Ich freu mich, nicht mehr allein zu sein...
Eva: diese Gedanken sind wirklich schrecklich...und dabei kenn ich das vom ersten Mal nur aus der Zeit, in der es mir mit der übermäßigen Brecherei so schlecht ging, dass ich zwei Monate von Infusionen lebte. Als mein Sohn geboren war, war erst mal alles gut. Ich liebte ihn vom ersten Augenblick an, hatte zum Glück auch nie das Gefühl, er sei mir fremd oder ich könne ihn nicht lieben. Dieser kleine Kerl nimmt seine Mama in den Arm, sagt, komm her, ich tröste Dich! Und das mit noch nicht mal 3 Jahren. Er ist zauberhaft! Erst später entwickelte sich langsam meine Depression, in der ich dann mit allem überfordert war. ZUm Glück nie mit meiner Liebe zu ihm! Dieses Mal ist es anders. Dieses Mal warten zwei Kinder in meinem Bauch auf ihren Start ins Leben und ich hab einfach nur Angst vor diesem Start! So große Angst, das nicht zu schaffen, dass die abwegigsten Gedanken kommen...Ich bin derzeit so gehemmt, dass ich immer noch keine Therapie mache. Hier auf dem Dorf auch nicht so ganz einfach. Alles ist mit langen Fahrten verbunden und das kann ich im Moment am allerwenigsten.
Mein Mann unterstützt mich, so gut er kann! Heute zum Beispiel ist er extra zu Hause geblieben!
Dobby: ich hab schon gemerkt, dass es mir so komisch ging, wenn ich mal versehentlich vergessen hatte, eine Tablette zu nehmen. Jetzt versuche ich natürlich das Cipralex zügig auszuschleichen. Ich möchte nicht, dass meine Babies so viel davon abbekommen. Überhaupt gibt es derzeit gerade neue Studien, in denen eine Teratogenität überprüft wird. Es wird befürchtet, dass SSRI doch zu Mißbildungen, v.a. am Herzen, führen können. Ich hatte 10 mg und reduzierte bisher alle zwei Wochen um 2,5-3mg. Jetzt bin ich bei 2,5mg und denke, ich werd verrückt, wenn ich sie nicht nehme, obwohl es so eine niedrige Dosierung ist. Ich finde mittlerweile, dass ich da mit einem ganz schönen Teufelszeug begonnen habe....Meiner Gyn werd ich heute meine Probleme schildern, aber ich weiß, sie wird wenig bis nichts dazu sagen können. Denn nicht mal Fachleute kennen sich hinreichend mit Entzugssymptomen von SSRI aus!
Geli
power user
Beiträge: 899
Registriert: 02:03:2008 9:52
Wohnort: NRW

Beitrag von Geli »

Hallo Lollo,

hast du mal den Beitrag im Unterforum "Medikamente" gelesen? Der ganz zu allererst steht (mit "Wichtig!)

Kannst du nicht auf ein Präparat umstellen, welches in der SS genommen werden kann? Dann könntest du auch wieder von der Dosis her etwas mehr nehmen.

Ruf doch bei Embryotox mal an. Und dann könntest du das mit deinem Arzt besprechen und er kann auch dort anrufen. So dass die Ärzte untereinander fachsimpeln.

Aber auch für dich wäre es gut. Denn so hättest auch du Sicherheit. So hörst du selbst, welche Möglichkeit du hast. Ich denke, jetzt ganz auszuschleichen ist gewiss nicht so ratsam. Alles Gute.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
-----------------------
PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
_________
2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 0:00, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10820
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Ich melde mich auch noch dazu! Vielen Dank an Dobby, die meinen Thread hier reinkopiert hat!!!!

Liebe Lollo: Du hast KEIN TEUFELSZEUG an der Hand, sondern ein Medikament, dass Menschen wir mir z.B. das Leben gerettet haben. Ich nehme auch Cipralex, aber noch in einer geringen Dosis - ich bin seit Jänner diesen Jahres am reduzieren. Ich habe einmal den Fehler gemacht und innerhalb von nur 4 Wochen 5 mg reduziert und weißt du was? Es ging mir grottenschlecht - das war viel zu schnell, mein Körper hat das nicht verkraftet und demenstprechen reagiert. Ich bin dann wieder hochgefahren - das war im vergangenen Februar. Und heute - im November bin ich bei der Dosis, bei der ich im Februar viel zu schnell war - aber heute mit VOLLEM ERFOLG und ohne Probleme.

Nicht das AD ist schuld, an deiner jetzigen Verfassung, sondern das viel zu schnelle Reduzieren!!!!! Das verkraftet KEIN KÖRPER!!! Und du bist nicht gesund geworden in der Zwischenzeit - es ist kein Wunder, dass es dir so schlecht geht. Du hast eindeutig ABSETZSYMPTOME, die bei zu schnellem Reduzieren auftauchen. Dazu bist du schwanger - also mich wundert gar nichts mehr. Ein verwantwortungsvoller Arzt hätte dir unbedingt sagen müssen, dass es die Möglichkeit eines anderes AD´s gibt, dass zu paralell zum Auschleichen des Cipralx, einschleichen hättest können und gut erprobt ist in der Schwangerschaft. Das ist in der Tat "Sertralin", wie Dobby schon erwähnt hat. Dann wären dir auch diese schlimmen Symptome erspart geblieben. Wenn du jetzt noch Pech hast, dann rutscht du wieder völlig ab in die Depression - sprich du reskierst im Moment einen Rückfall und der kann sehr heftig sein. Leider habe ich das schon zu oft hören müssen. Tu dir und dem Baby das nicht an - informiere dich bitte nochmal über "Sertralin" und wäge ab, was wichtig ist! Ich denke, es ist das Wohlbefinden von werdender Mama und Baby im Bauch, nicht das Wissen, dass man es ohne AD "geschafft" hat, aber unsäglich dabei gelitten hat.

Die Heilung einer Depression geht lange und nur ein AD zu nehmen ist in den allermeisten Fällen viel zu wenig. Therapie ist unglaublich wichtig - sicher oft schmerzlich und lästig, aber das ist der Weg, zum gesund werden.

Ich hoffe sehr, dass du eine guten Arzt an deiner Seite hast, du doch nochmal gut informieren kannst und dann eine schöne Schwangerschaft verbringen kannst.

Alles Liebe von
Zuletzt geändert von Marika am 21:11:2008 9:00, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo,

ich muss dem nichts mehr hinzufügen - Dobby und marika haben schon alles Wichtige gesagt.

Trotzdem nochmal auch von mir und in allerKürze, aber Bestimmtheit:
ADs wurden nicht erfunden, um Dich umzubringen, sondern, um Dir Dein Leben wieder zurückzugeben. Aber sie sind kein Zaubermittel udn alles braucht seine Zeit.

Du hast zu schnell reduziert, das geht zwangsläufig in die Hose. Such Dir einen vernünftigen Psy, wenn Deine Ärztin nicht viel taugt auf dem Gebiet, sprich Dich mit Embryotox nochmal ab, und auf geht's - dann kann Dein Kleines gesund und fröhlich auf die Welt kommen, und eine stabile Mama empfängt es.

LG,
Inez
lollo

Beitrag von lollo »

Wow! Ich kann Euch allen erst mal nur danken für Eure ausführlichen und unterstützenden Antworten!!! Vielen Dank!
Ich brauch jetzt erst mal ein wenig länger Zeit, um darauf auch adäquat antworten zu können! Das mach ich, morgen...heute ich es schon so spät geworden und ich muß dringend ins Bett. Aber ich melde mich wieder!
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10820
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Lollo,

ich habe dir hier einen Beitrag von "Zora" reinkopiert, den sie vor ein paar Tagen in die Rubrik "Alltägliches" reingestellt hat. Sie ist nach einer PPD/PPP wieder schwanger und nimmt auch ein SSRI (Citalopram, dass so gut wie identisch ist mit Cipralex):

Bitte ließ mal - besonders ihren letzten Eintrag ganz unten bzgl. der AD - Einnahme in der SS - sehr informativ:

http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... php?t=5806

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lollo

Versuche strukturiert zu antworten

Beitrag von lollo »

Ich möchte versuchen, so strukturiert wie möglich auf Eure vielen Fragen zu antworten! Fragen sind gut! Sie helfen mir dabei, meine eigene Situuation vor Augen zu führen...
Also: Ich habe vor Jahren eine Therapie begonnen wegen Panikstörungen und Ängsten. Ich war bei einer Therapeutin, die ich zwar nett fand, aber die mir durch ihre Analyse irgendwie nicht richtig half. Ich bin dann zum Studieren in eine andere Stadt gezogen und war dort viel befreiter und glücklicher als bisher. Ich brauchte keine Therapie mehr und habe die bereits begonnene nicht fortgeführt. Nach meinem Studium bin ich wieder zurück gekehrt in meine "alte Heimat", habe meinen langjährigen Freund geheiratet, meinen Beruf ausgeübt und bin dann auch das erste Mal schwanger geworden. In der Schwangerschaft litt ist unter übermäßigem Schwangerschaftserbrechen = Hyperemesis gravidarum. In dieser Zeit geht es einem so schlecht, dass man am liebsten Sterben möchte, das Kind abtreiben möchte, sich ausblenden möchte für die nächsten neun Monate. Das hat, denke ich wenig mit einer Depression zu tun, denn wenn es einem den ganzen Tag schlecht ist und man nur am Spucken ist, ist es irgendwie klar, dass die Psyche darunter leidet und man nicht gerade gut drauf ist. Ich habe wenig an Gewicht zugenommen. 1 Woche nach der Entbindung etwa hatte ich beinahe mein altes Gewicht wieder. In den kommenden Wochen reduzierte es sich durch die Stillerei immer mehr. Durch die schwere Schwangerschaft war ich körperlich richtig gehend ausgelaugt. Ich war kraftlos, alles viel mir schwer. Und das steigerte sich, noch geschürt durch den Schlafmangel, immer mehr in die Symptome meiner ersten Depression. Ich hatte Angst, den Tag nicht allein zu schaffen, hatte Angst, dass mir irgendwas passiert, dass ich umkippe und dann niemand für mein kleines Kind da ist usw. Ich konnte nicht mehr schlafen, lag wach zwischen den Stillzeiten und habe gewartet, bis der Kleine sich eh wieder meldet. Am Morgen wäre ich am liebsten gar nicht mehr aus dem Bett ausgestiegen. Lag aber dennoch wach und voller Angst oben und horchte, wann sich mein Mann ins Auto setzte und weg fuhr. Ab da war ich allein und die Panik stieg hoch. Eigentlich war der Start sehr harmonisch von uns als Familie. Der kleine Kerl lag oft bis halb elf vormittags mit mir im Bett und hat sich ausgeschlafen. Immer unterbrochen von kleinen Stillmahlzeiten. Oft lief ich mittags noch im Schlafanzug rum. Irgendwie bestand mein Tag nur noch aus Stillen, Wickeln und Schlafen. Wenn mein Mann mir nichts zu essen hinstellte, dann aß ich auch nichts. Denn ich war so beschäftigt mir dem Baby, das nie allein sein wollte, immer getragen werden wollte!, dass ich zu nichts anderem kam. ZUnehmend fühlte ich mich isoliert.
Und das gipfelte, wie beim ersten Mal schon beschrieben, in meiner ersten Depression in Suizidgedanken, um den ganzen einfach zu entrinnen.
Dann begann ich, langsam Cipralex zu nehmen. Ich begann mit Tropfen, steigerte jeden Tag um ein oder zwei Tropfen, so wie mir mein bekannter Psychiater empfohlen hat. Ich war nie in einer Sprechstunde bisher! Das hat aber auch den Hintergrund, dass wir hier selbst ein Medizinerhaushalt sind.
Langsam wurde es wieder besser. Mein Mann blieb einige Wochen zu Hause und irgendwann wuppte ich mein leben wieder zögerlich, aber selbstständig.
Da ich bereits früh gemerkt habe, dass es mir körperlich schlecht geht, wenn ich die Cipralex mal vergesse, hatte ich Angst, sie abzusetzen. Ich wollte es eigentlich schon längst tun! Denn ich fühle mich einfach nicht wohl mit der Tatsache, von einem Medikament das auf meine Psyche wirkt, abhängig zu sein (psychisch meine ich hier). Vor einer erneuten Schwangerschaft, die hier wieder mehr und mehr zur Sprache kam, wollte ich weg von dem Medikament. Aber ich habs nicht geschafft, weil ich zu schnell schwanger wurde (das hat wirklich beim ersten Man geklappt, wer hätte das gedacht!) Und so dachte ich mir, okay, ich laß es einfach weg, wird schon gehen. Aber das hat natürlich nicht geklappt, das weiß ich jetzt auch :oops:
So reduziere ich seit Ende September von meinen 10 mg runter auf 0, so schnell wie es geht.
Ich möchte kein AD nehmen während der Schwangerschaft, v.a. über die Geburt hinaus möchte ich jede diesbezügliche Anpassungsstörung der Babies so weit es geht verhindern. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit eh Frühchen werden, da Zwillinge in der Regel früher geboren werden. Cipralex und andere SSRI können es den Kindern schwer machen, ins leben zu starten. Und das habe ich nicht erfunden! Man kann es, z.B. bei embryotox nachlesen:
Ich kopiere hier mal den Teil rein, den ich meine:
[i]1. Trimenon: Im Gegensatz zu den länger bewährten SSRI, wie z.B. Sertalin und Citalopram, liegen speziell zu Escitalopram keine ausreichend großen Studien vor. Da jedoch Escitalopram als Enantiomer dem Citalopram entspricht, kann dessen Erprobungsgrad auf Escitalopram übertragen werden. Für die gesamte Gruppe der SSRI haben mehrere tausend in verschiedenen Studien oder Fallserien dokumentierte Schwangerschaftsverläufe überwiegend keine eindeutigen Hinweise auf eine erhöhte Fehlbildungsrate erbracht. Andererseits kann eine Assoziation spezieller Fehlbildungen mit einer SSRI-Einnahme im 1. Trimenon nicht ausgeschlossen werden. Insbesondere wurde in einigen Arbeiten ein gering erhöhtes Risiko für Herzfehlbildungen nach Paroxetin im 1. Trimenon diskutiert.
2.-3. Trimenon / Perinatal: Zahlreiche Veröffentlichungen thematisieren funktionelle Auswirkungen beim Neugeborenen nach SSRI-Therapie. [b]Hierzu zählen Überregbarkeit, Tremor, erhöhter Muskeltonus, Trinkstörungen, Atemnotsyndrom, Hypoglykämie, auffälliges Schlafverhalten mit vermehrten Schreckreaktionen und verlängerten REM-Phasen, sowie eine verringerte Variabilität an Verhaltensmustern[/b]. Diese postpartalen, bei 2-3 von 10 exponierten Kinder auftretenden Symptome wurden zunächst als Entzugssymptomatik interpretiert, inzwischen aber auch als serotonerge Toxizität, insbesondere bei Nachweis therapeutischer Serumspiegel beim Kind. Die Symptomatik ist meist leicht, selbst limitierend und beginnt innerhalb der ersten beiden Lebenstage. Sie dauert im Extremfall einen Monat, meist aber nicht länger als 1–2 Wochen. In zwei Studien wurde auch ein signifikanter Zusammenhang mit persistierendem pulmonalen Hochdruck beim Neugeborenen beobachtet. Etwa eines von 100 am Ende der Schwangerschaft exponierten Kindern könnte von dieser schweren Symptomatik betroffen sein.[/i]


U.a. von hier (und auch an anderen Stellen bei meiner Recherche) habe ich aus die Aussage, dass es Studien gibt, die eine Teratogenität (= Fruchtschädigung) die Herzfehler nach SSRI Gabe in der SS nicht ausschließen.


Aber gut. Natürlich sind SSRI für viele ein Segen! Das möchte ich hier nicht anders sagen! Ich weiß nicht, wie und ob ich es ohne geschafft hätte. Dennoch möchte ich jetzt, in der SS keines nehmen. Den Kindern zu liebe. Und auch hinterher, während der Stillzeit, möchte ich soweit es geht, darauf verzichten. Daher bemühe ich mich ja jetzt schon, im Vorfeld, um ein gut funktionierendes, soziales Netz, das mich evtl. besser auffangen kann.
Und im Übrigen hab ich sehr damit zu kämpfen und es nervt mich im Moment einfach ganz gewaltig, dass ich dieses Mittel nicht einfach weg lassen kann. Dass der Körper sich so daran gewöhnt hat, dass er es braucht. Das stört mich, das möchte ich nicht! Ich weiß, dass es sich um keinen Entzug im eigentlichen Sinne handelt. Aber es gibt dennoch ein Serotonin-Entzugssyndrom, das meine körperlichen und auch psychischen Beschwerden beim Reduzieren oder Absetzen erklärt. Das gaukelt die Symptome einer Depression vor, was noch lange nicht heißt, dass es eine Depression ist!
Eine sehr interessante und aufschlußreiche Seite zum Thema Absetzen und Absetzproblematiken von SSRI ist diese hier: http://www.adfd.org/wissen/Hauptseite
Nachdem ich mich dort ein wenig durchgelesen hatte, war mir wenigstens klar, dass ich nicht die einzige bin, die an solchen Beschwerden leidet, wenn sie dieses Zeug ausschleichen und wegkommen will.
Und das möchte ich ! Ich möchte es jetzt, so schnell es geht. Weil es für mich ganz einfach wichtig ist zu wissen, dass die Babies so wenig wie möglich davon abbekommen.

Im MOment ist es so, dass ich wieder sehr unter der Schwangerschaft leide. Es geht mir körperlich sehr schlecht. Erst heute haben wir wieder mit Infusionen angefangen, weil ich einfach nicht ausreichend Trinken kann wegen der Übelkeit. Es ist extrem schwierig für mich, meine Beschwerden, egal welcher Art, irgendeiner Ursache zuzuordnen, das könnt ihr Euch vielleicht vorstellen! Weil es einfach so viele "Baustellen" sind! Bin ich nun depri, weil ich den Tag generell über der Kloschüssel beginne und mich auch den Rest des Tages nur wenig von ihr wegbewege, oder geht es mir so schlecht (Schwindel, extreme, also wirklich extreme Müdigkeit und Schlappheit) weil ich mein AD ausschleiche oder beginnt bereits wieder eine Depression?
Schwierig, echt...

Ich werde mich in den kommenden Tagen einen Therapeuten suchen. Es ist nur wirklich schwierig für mich, zu einem bestimmten Termin fit zu sein, im Moment. Ich weiß nie, wann ich brechen muß, möchte nicht Auto fahren, weil es mir einfach nicht gut geht und ich unsicher bin, müßte aber mindestens 15-20 Kilometer fahren, um den nächsten zu erreichen. Organisatorisch ist das alles nicht so ganz leicht. Und dann gibt es ja auch noch meinen kleinen Sohn und meinen Mann, der eh schon so viel macht, wie er nur kann. Meine Familie, als meine Eltern, die helfen schon mit, bringen und holen den Kleinen vpm KiGa dreimal in der Woche, fahren dafür jedes Mal einfach über 30 Kilometer. Ich habe tolle Freundinnen, mit denen ich reden kann.
Aber ihr kennt das vielleicht; man möchte andere auch nicht ständig mit seiner Jammerei in den Ohren liegen. V.a. komme ich mir dann selber immer so alber und dumm dabei vor. Wenn ich selbst höre, wie unfähig ich eigentlich bin.... :oops:
Oh weh, so lang ist das alles schon geworden. Ich denke, das reicht erst mal ...bis bald! :arrow:
Dobby

Beitrag von Dobby »

--
Zuletzt geändert von Dobby am 03:05:2010 0:01, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10820
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Lollo!

Du hast deine Entscheidung getoffen, das AD abzusetzen und das respektiere ich in vollem Masse.

Ich wünsche dir von Herzen, alles Gute und das das Absetzen gut gelingt und nicht "nach hinten los geht".

Zu der Seite, die du reingestellt hat: Ich kenne diese seit langem und ich persönlich halte sie für unseriös, weil dort viele Details zu AD´s in einem völlig falschen und einseitigem Licht betrachtet werden. Die Seite war auch schon längere Zeit mal gesperrt, weil sich ein Gericht mit den Betreibern befasste und auch ein Urteil gegen sie erging, eben wegen wiederholter und wohl absichtlicher Irreführung. Das möchte ich nur noch zu bedenken geben.

Du hast natürlich recht - jedes AD wird in einer bestimmten Menge auf das Ungeborne übergehen, keine Frage. Und das es u.U. wirklich Missbildungen geben kann steht auch außer Zweifel - leider. Ich verstehe auch vollkommen, dass du das den Kindern nicht zumuten willst. Aber bitte achte gut auf dich, nimm die Signale deines Körpers UND deiner Seele wahr, damit du im Notfall gleich reagieren kannst.

Dass das nicht nötig wird wünscht dir von Herzen
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo Lollo,

ich kann Deine Ängste absolut verstehen, trotzdem muss ich Dir sagen: Du machst Dir eindeutig zuviel Stress. Sttress, der nciht sein müsste.
Gegen die Kotzerei (Entschuldigung :oops: ) kannst Du nicht so viel machen (obwohl, ich denke, es gibt ganz sicher ein Heilkraut, das helfen könnte...ich schau heute mal in meiner Literatur), aber ich verstehe nicht ganz, wenn Ihr schon ein Medizinerhaushalt seid, dass Du über das Thema AD nicht rationaler entscheidest. Wie Dobby sagt: notfalls gibst Du die Flasche und nimmst ein AD. Denkst Du, Du machst es den Babies mit Deinem aufgelösten Zustand leichter? Das doch sicher nicht! Stillen ist schön und gut, aber wenn es der Mutter schlecht geht, saugen die Kleinen das alles schön mit in sich auf.
Es gibt nun mal Situationen, in denen man die Risiko-Nutzen-Relation abwägen muss, und das ist in Deinem Fall so, wie ich denke.

Du hast genug um die Ohren, also lass doch alles fallen, das nciht zusätzlich sein muss - man muss sich nicht über Gebühr quälen!

LG,
Inez
lollo

Beitrag von lollo »

Guten Morgen, Ihr alle danke wieder für Eure Antorten!
Dobby: meine Hebamme vom letzten Mal, die ich toll finde, habe ich schon kontaktiert! Sie hat mir Bryophyllum empfohlen, das versuche ich gerade. Ich werde mir durch sie so viel Unterstützung holen,wie es geht. Und ansonsten sind hier alle naturheilkundlichen Mittelchen gegen Übelkeit bereits ausprobiert. Leider ohne Erfolg :-( Es hilft einfach nichts wirklich gegen diese elende Übelkeit.
Marika: danke! Das mit der Seite wußte ich nicht, finde ich interessant! Allerdings nehme ich auch nicht alles für bahre Münze, was ich im Internet finde. Die Informationen, v.a. die fachlichen möchte ich auch fundiert nachlesen. Mir hat nur geholfen, dass im Forum eben auch Menschen mit ähnlichen Problemen waren, die mich "nicht so allein" dastehen ließen....
Ansonsten werde ich versuchen, so gut es geht ohne AD zurecht zu kommen. Ich weiß, dass es ein Risiko ist. Ich werde gut versuchen, auf mein Inneres zu hören und rechtzeitig die Notbremse ziehen! Mit drei Kindern kann ich mir einen Ausfall noch weniger erlauben....leider. Das setzt mich auch ganz schön unter Druck, irgendwie. Mir geht es nur darum, dass ich mich mit dem Gedanken wohler fühle, meine Babies nicht schon von Geburt an oder schon vorher, mit psychoaktiven Substanzen zu belasten. Ich denke, der Gedanke, ihnen diesbezüglich nicht zu schaden, wird mir auch helfen.
Aber auch Ubure hat natürlich Recht! WEnn Du sagst, es nützt meinen Kindern nichts, wenn sie meine Depression sozusagen über die Muttermilch einsaugen...
Aber gerade das Stillen habe ich bei meinem Sohn so schön in Erinnerung! Es war immer so eine harmonische und innige sache, die super geklappt hat. Ich würde ungern darauf verzichten, auch den Kindern zuliebe, die ihre Immunabwehr durch das Stillen deutlich besser entwickeln können (ich bin ein großer Verfechter vom Stillen ;-) )
Aber natürlich: bevor alles zusammen bricht, muß die Flasche her, keine Frage! Auf BIegen und Brechen versuche ich gar nichts mehr durchzuziehen. Ich habe erkannt, dass sowas eh nicht klappt. V.a. wenn man Kinder hat. Da läuft alles anders, als man denkt...
Ach, ich bin nur so unsicher....und gerade auch so dünnhäutig. Jetzt gerade geht es mir psychisch besser obwohl mein Körper immer noch durchhängt. Aber mein Mann war die letzten Tage da, jetzt ist Wochenende...erst ab Montag, wenn ich wieder allein bin, da wirds wieder schlimmer. Denn dann steigert sich die Belastung einfach nochmal enorm, weil ich den Kleinen allein versorgen muß.
Ich versuche ja wirklich, einfach mal alles von mir abfallen zu lassen. Aber das ist gar nicht so leicht...
Gestern abend im Bett, als mir leider immer noch so schlecht war, hab ich mir wie ein Mantra immer wieder vorgesagt: dir ist nicht mehr schlecht, morgen ist die Übelkeit weg...und das in Endlosschleife ;-)
Heute morgen war dann mein erster Gang wieder zur Kloschüssel...das frustriert so unendlich...
Ich wünsch Euch ein schönes Wochenende! Und danke, dass Ihr für mich da seid! :lol:
Antworten