Ganz neu und verzweifelt

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Tristania

Ganz neu und verzweifelt

Beitrag von Tristania »

Hallo!

Ob es bei mir auch PPD ist, weiß ich nicht.
Ich bin 30 Jahre alt, leide seit vielen Jahren an Depressionen, einer meiner Ärzte sieht es schon als chronisch. Seit 12 Jahren bin ich in Therapeutischer Behandlung und nehme Medikamente. Meine Kindheit war ziemlich mies, weshalb ich schon recht jung psychisch krank wurde.

Seit meine Kinder auf der Welt sind (3 1/2 Jahre) wurde es wieder schlimmer. Als sie 6 Monate alt waren hatte ich einen Nervenzusammenbruch und immer wieder schwere Depressionen bishin zu einem fast 4 monatigem Klinikaufenthalt 2008.

Die Schwangerschaft war überschattet von Angst, Angst, Angst. Nach langen Jahren Kinderwunschbehandlung, vielen künstlichen Befruchtungen und Fehlgeburt war einfach jeder Tag mit der Angst behaftet, das wieder etwas "schief" geht. Die Geburt selbst war für mich völlig "überrumpelt", da ich nach Blasensprung eine Not-OP und Kaiserschnitt hatte, wegen HELLP-Syndrom. (Wer das nicht kennt: http://de.wikipedia.org/wiki/HELLP-Syndrom). Gott sei Dank war es eine super Klinik, die mir die Trennung von den Kindern durch INTENSIV-Station ersparte, vielleicht auch, weil ich 2 Ärzte privat kannte. Somit konnte ich zu den Kids eine intensive Bindung aufbauen, trotz 4 Tage "Gedächtnislücke", Beatmung, an zig Geräten angeschlossen. Auch durfte ich abpumpen und stillen, trotz der schwere des HELLPs. Das war bestimmt sehr gut für die Bindung zu meinen Kindern, da sie ja mit KS geboren wurden.

Im Moment stecke ich tief in einer Depression, brauche unendlich viel Schlaf, schlafe oft den ganzen Vormittag, wenn die Kids im Kindergarten sind. Ich gehe kaum aus dem Haus. Mit der Gewichtszunahme seit September etwa 7 kg komme ich gar nicht zurecht. Ich kann keine Freude empfinden, an gar nichts Bild Ich fühle mich undankbar, weil es mir doch gut gehen müßte Bild

Eine Bekannte von mir (Hebame) empfohl mir den Link zu diesem Forum. Es wäre schön, sich mit anderen Müttern, die unter Depressionen und/oder anderen psychischen "Krankheiten" leiden austauschen zu können.

Dies fürs Erste. Falls ihr noch Fragen habt, gerne her damit! Bild

Tristania
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Marika
power user
Beiträge: 10622
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Tristania!

Schön, dass du dich uns anvertraut hast und dass du nun hier bei uns bist.

Du hast schon sehr viel mitmachen müssen in deinem Leben, wie du schreibst ja von Kindheit an. Es ist nicht verwunderlich, dass du schon so lange mit psych. Problemen zu kämpfen hast *festindenarmnehm*.

Du bist hier auf jeden Fall richtig - so wie du es beschreibst, hast du nach der Geburt deiner Kinder - sind es Zwillinge? - eine postpartale Depression durchgemacht, die sich jetzt evlt. wieder in eine "normale" Depression gewandelt hat. Darf ich fragen, ob du jetzt auch ein AD nimmst und wenn ja welches? Vielleicht müßte auch die Dosis erhöht werden, um dein momentanes Tief abzufedern?

Weißt du, ich hatte zwar erst nach er Geburt meines Sohnes vor 3,5 Jahren "echte" psych. Probleme - also eine schwere PPD, aber ob ich je ohne AD leben kann, ist fraglich! Die PPD habe ich zwar dank Therapie und AD hinter mir gelassen, aber es scheint dass mein Gehirnstoffwechsel dadurch irreparabel durcheinander gebracht wurde und sich nicht von alleine in die richtige Balace bringen kann. Das habe ich gemerkt, als ich vor kurzem mal ganz ohne AD eine zeitlang versucht habe. Von daher könnte es auch bei mir "chronisch" sein. Aber Dank einer geringen Dosis meines AD´s dich noch nehme, merke ich von dieser "Laune der Natur" nichts und habe eine großartige Lebensqualität! :D

Freue mich über deine Antwort und sende liebe Grüße!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
*Jessi*

Beitrag von *Jessi* »

Hallo Tristania,
herzlich willkommen hier im Forum, wenn ich das so sagen darf,
denn ich bin auch noch nicht so der Schreibgier verfallen, sondern lese
viel mit...
Es bin sehr betroffen über Deine lange "Krankengeschichte" und kann Dir absilut nachfühlen, wie es Dir gehen mag.
Eine chronische Depression, auch Dysthymie genannt, zerrt so sehr am Befinden, weil man das Gefühl hat, das es nie endet.
Ich selbst lebe schon seit 8 Jahren damit und weiß mittlerweile auch ganz gut, woher es rührt. Es gibt ganz gute Seiten im Netz über die Krankheit.
Ich selbst nehme zwei AD´s und habe eine Therapie abgschlossen,
die Hoffnung auf Heilung habe ich nicht, realistisch gesehen zumindest,
aber ich versuche damit zu leben, mich anzunehmen, mir einzugestehen,
dass ich schlechte Gefühle haben darf.
Die Phasen zwischen gut und schlecht wechseln sich noch oft ab,
obwohl ich immer öfter gute Phasen habe.
Wenn die Depris kommen, geht es mir auch sehr schlecht,
ich bin dauermüde, ziehe mich zurück, habe ein tiefe Traurigkeit und Verzweiflung in mir, es zerreist mich förmlich und ich wünsche mir,
dass es einfach nur vorbeigeht.
Ich muss gerechterweise wirklich zugeben, dass bei mir die Medikamente viel viel bewirkt haben.
Sie haben mich "geöffnet" für positive Gedanken, ich habe wieder Antrieb,
bin belastbarer, auch im Umgang mit mir selbst, da ich nicht permanent an mir zweifle...
Nimmst Du noch Medis ?Was hast Du an Therapie gemacht ?
Fühl Dich gedrückt und komme immer hierher, wenn Dir danach ist...


Lg Jessi
Tristania

Beitrag von Tristania »

Hallo ihr beiden,

danke für die herzliche Aufnahme! Bild

Aktuell nehme ich Trevilor 150 mg retard morgens seit ca. 3 Jahren durchgehend.
Davor waren es ca. 6 Jahre lang Fluoxetin in verschiedenen Dosen und mit 2 oder 3 mal dem Versuch, ohne leben zu können. Leider ohne Erfolg :( Davor widerum schon mal Trevilor, aber da habe ich es nicht vertragen.
Zusätzlich bekam ich öfter mal Tavor oder andere Benzos, wenn es ganz arg war, teils auch als Spritze.
Eine zeitlang nahm ich zum Trevilor zusätzlich Seroxat.
Zusätzlich nehme ich Hormone in Form einer Pille, obwohl ich nicht verhüten muß, weil ich ausgepägtes PCO-Syndrom habe (perizystische Ovarien) und dadruch so ein Hormonchaos, das ich Sturzblutungen hatte, oder 3 Monate am Stück Blutungen bis zur Anämie oder mal 7 Monate gar keine Regel.
Wegen eines Gen-Defekts nehme ich noch dauerhaft 5 mg Folsäure täglich.
An Therapien habe ich seit 12 Jahren mehrere Verhaltenstherapien, 2 lange Klinikaufenthalte (2001 und 2008), Tiefenpsychologische Behandlung und bin jetzt in analytischer Behandlung.
Ich war fast die 12 Jahre durchgehen in Therapie, bis auf 1 oder 2 Jahre vor den Kindern, da ging es mir recht gut, ich war stabil.

@Jessi: Du nimmst 2 ADs gleichzeitig? Welche?

@Marika: Ja, es sind Zwillinge. Ich glaube auch, das ich nie ohne AD leben kann :(
Ich glaube auch, das ich u.a. einen Teil der Dysharmonie in meinem Gehirn geerbt habe :( Meine Mutter ist auch psych. krank u. Depressiv, meine Oma ebenso. Außerdem haben sie mir ihr Hormonchaos auch vererbt, das zieht sich auf der weiblichen Seite in meiner Familie wie ein roter Faden durch. Bild

Grüße von Tristania
*Jessi*

Beitrag von *Jessi* »

Hallo Tristania,
ja ich nehme zwei in Kombi - Trevilor 75 mg und Mirtazapin 15 mg,
Trevilor alleine hat es bei mir leider nicht geschafft,
aber so fahre ich ganz gut...
Deine Geschichte ist wirklich sehr lang und Du hast schon viel unternommen,
hast Du denn schon Fortschritte gemacht ?
Konntest Du was Positives rausziehen aus den Therapien ?
Wie machst Du das mit den Kids, wenn es Dir so schlecht geht ?
Tristania

Beitrag von Tristania »

*Jessi* hat geschrieben:Hallo Tristania,
ja ich nehme zwei in Kombi - Trevilor 75 mg und Mirtazapin 15 mg,
Trevilor alleine hat es bei mir leider nicht geschafft,
aber so fahre ich ganz gut...
Deine Geschichte ist wirklich sehr lang und Du hast schon viel unternommen,
hast Du denn schon Fortschritte gemacht ?
Konntest Du was Positives rausziehen aus den Therapien ?
Wie machst Du das mit den Kids, wenn es Dir so schlecht geht ?
Hallo Jessi,

ja, ich konnte schon sehr, sehr viel Nutzen aus meinen Therapien ziehen, ohne würde ich wohl längst nicht mehr leben.
Auch im Umgang mit den Kids wurde mir viel gelernt.
Mein Mann unterstützt mich total, wenn es mir so schlecht geht.
Vor den Kindern versuche ich es mir nicht so ankennen zu lassen.
In der Klinik letztes Jahr die fast 4 Monate hatte ich beide Kinder dabei. Ich hätte sie nie alleine lassen können, dazu waren sie zu klein, das wäre ein Bindungstrauma für die Beiden gewesen.

Was bewirkt das 2. AD bei dir, was Trevilor nicht kann? Spricht es andere Rezeptoren an?

Tristania
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