Angst vor der Angst

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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AmoebeMS

Angst vor der Angst

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Ihr Lieben,

und schon wieder verschlägt es mich in dieses Forum. Ich versuche mich in den letzten Tagen sehr viel durch Lesen - auch hier - einfach abzulenken. Tut mir das gut? Ich denke schon. Aber jetzt kommt´s:

Frage: warum habe ich Angst vor der Angst, wenn es mir gut geht? Kann mir das jemand beantworten? Kennt das jemand?

Meine ZG z.B. dass ich gleich tot umfalle sind im Moment gleich null, dass ist es nicht, … ich habe einfach nur Angst, dass mich diese Gedanken gleich wieder packen werden und ich dann wieder mal mit dem Kloß im Hals hier herumsitze und mir die Luft wegbleibt. Ich habe einfach Angst, dass die Angst gleich wieder da ist bzw. ich mich wieder in etwas hineinsteigere! Das ist genau was ich meine: „Das Hineinsteigern“! Wisst Ihr was ich meine, kennt das jemand?

Eigentlich geht es mir soweit gut. Ich fange wieder an etwas zu leben. Die „harten“ Attacken bleiben wirklich aus. Ich kenne da ganz andere Situationen. Aber ich bin nun mal nicht gerne allein, habe zwei Kinder, der Mann arbeitet lange. Meine Babysitter für den Notfall fahren demnächst lange in den Urlaub, so dass ich hier tagsüber gänzlich allein mit den Kindern bin. Ich habe gerne jemanden um mich herum, wenn auch NUR in der Nähe, auf Abruf, einen Nachbarn. Wenn ich irgendwo in der Nähe Licht sehe, dann bin ich beruhigt, erst recht, wenn jemand im Haus da ist. Kann das vielleicht mit dem „Urlaub“ der Babysitter zusammenhängen, dass ich in eine erneute Panik steuere oder mich in irgendwas hineinsteigere? Das Forum tut mir wirklich gut, auch wenn ich manchmal viel zu oft (denke ich) hier herumsitze und lese. Aber genau in diesem Moment fühle ich mich verstanden und es tut mir gut.

Fazit: minimale Angst vor dem erlebten Kollaps und seiner Rückkehr! Kennt das jemand? Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand antwortet, wenn auch nur kurz.

Ich hoffe, man hat den „Stuss“, den ich hier niedergemetzelt“ habe, verstanden.

LG Amöbe
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Amöbe!

Ich kann Dich beruhigen: Du hast keinen Stuss niedergemetzelt!!! :wink:

Das, was Du beschreibst, kenne ich nur zu gut! Die Angst vor der Angst.
Eigentlich hat man ja momentan gar keine Angst. Aber sie könnte ja jederzeit wieder kommen - nur wann?! Und das löst wiederrum Angst aus...

Alleine zu sein - kenn ich auch... Selbst wenn nur jemand in der Nachbarwohnung ist, dann ist einfach jemand "da"...

Warum das mit der Angst so ist wie es ist?! Eigentlich ist man ja ganz "klar" im Kopf und weiß auch, dass man keine Angst haben müsste, stimmts?! Aber trotzdem ist sie da - und zwar ganz gewaltig da. Nix geht mehr - alles dreht sich nur noch um Angst...

Damit bist Du nicht alleine, glaub mir! (Das hat mir damals auch schon geholfen: zu wissen, das es jemanden gibt, der mich versteht und meine Ängste nachvollziehen kann!)

Kennst Du das Buch: Ängste verstehen und überwinden von Doris Wolf? Hat mir ganz gut geholfen!
Und Bachblüten haben mir auch sehr geholfen! Hast Du das schon mal ausprobiert?

Ich hoffe, ich konnte Dich etwas beruhigen bzgl. Deines "Stusses" :wink:

Nimmst Du eigentlich Medis?


Liebe Grüße,
Bambam
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Oh Gott,...

... es tut so gut zu wissen, dass jemand da ist, der diese Ängste verstehen kann. Danke bambam.

Ich kenne leider weder das Buch, noch habe ich es geschafft zur Apotheke zu fahren und mir Bachblüten zu besorgen. Marika hatte mich auch schon darauf verwiesen. Aber ich werde es nachholen.

Es tut nur einfach so gut mich auszutauschen. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Die Angst macht mich kirre! Die Angst vor der Angst meine ich. Medis nehme ich natürlich schon. Dafür waren die ZG zu groß, es ohne zu schaffen. Die Dosis scheint erst mal okay zu sein. Darüber möchte ich erst mal keine Gedanken machen. Bin ja erst 14 Tage dabei. Ich muss es ja nicht übertreiben oder mir etwas einbilden. Ich komme zurecht. Wirklich. Aber ich merke einfach, dass ich Schwankungen habe und mir Gedanken darüber mache, dass ein "Rückfall" erfolgen kann. Ist das normal?

Mehr will ich ja nicht wissen. Heißt dass denn gleich, dass eine Dosis nicht stimmt? Das glaube ich einfach nicht. Wie gesagt: ich habe keine akuten Symptome. Es sind nur einfache, klare Gedanken, die ich mir da mache. Oder mache ich mir einfach ZUVIELE Gedanken?

Und... ich rede doch Stuss!

LG Amöbe
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Du!

Nochmal: Du redest keinen Stuss!!!! :wink:

Deine Gedanken sind normal. Nur wie Du (und ich) sie bewerten und uns um diese Gedanken und Angst drehen - dass ist nicht normal...

Das Du Angst davor hast, dass es wieder einen Rückfall geben könnte, ist auch völlig normal. Und das Du das Gefühl hast, kirre zu werden und in die Klapse zu gehören - das kenn ich seeeeehr gut! Aber wir sind nicht kirre und werden es auch nicht - und in die Klapse kommen wir auch nicht!

Machst Du eine Therapie? Redest Du mit jemandem über Deine Angst?

Du wirst sehen: mit den Medikamenten wird es bald besser werden. Du nimmst sie ja erst seit 2 Wochen. Warte mal ab!

Ob Du Dir zuviele Gedanken machst?! Du musst versuchen, die Gedanken ziehen zu lassen. Fällt mir oft auch nicht leicht. Paß auf: der Gedanke und die Angst kommt. Nimm sie zur Kenntnis. Sag Dir, es passiert nix. Alles ist gut. Versuch, Dich abzulenken und nicht mit dem Gedanken und der Angst abzuschweifen. Verstehst Du, was ich meine?!

Mein Therapeut hat zu mir gesagt, das ich nicht in die Spirale der Angst geraten soll. Sobald ich mich an einen Gedanken "festhänge" geht es wie bei einer Spirale immer weiter und weiter runter. Ich soll Stopp sagen und versuchen, was anderes zu tun bzw. mich abzulenken. Das funktioniert bis jetzt bei mir ganz gut. Nicht immer... Aber immerhin!

Versuche doch mal, Dir das Buch zu besorgen! Sind sehr gute Tipps dabei!

Jedenfalls bist Du mit der Angst vor der Angst nicht allein, glaub mir!


Liebe Grüße,
Bambam
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo bambam,

vielen lieben Dank für deine tolle Hilfe. Ich werde versuchen an deine Worte zu denken, wenn die Angst mich überfällt und das tut sie leider wieder. Ich purzel wieder in ein kleines Loch, werde aber versuchen mich irgendwie an der Wand wieder hoch zu ziehen. Kommando „Stop“ klingt sehr gut. Habe es gerade schon probiert.

Ich habe mir vorhin zwei der hier genannten Bücher bestellt. Vielleicht finde auch ich darin Tipps und Ratschläge, wie ich in bestimmten Situationen reagieren kann. Die Zeit bis zur nächsten Therapiesitzung ist noch lang.

Eigenartig war heute, dass mein Mann mich fragte, ob ich wieder Ängste hätte. Irgendwie kann er Gedanken lesen. Ich wollte ihn eigentlich erst am Wochenende damit konfrontieren, denn ich hatte die Hoffnung, dass es nur mal wieder eine kurze Phase ist und es wieder vorbei geht. In den letzten zwei Wochen ging es mir ja wirklich sehr gut. Er nahm mich in den Arm und sagte, dass es sicher gleich wieder besser geht und ich keine Angst vor der Angst haben sollte. Ich solle mich etwas entspannen. Und das werde ich heute auch tun, soweit dass mit den Jungs möglich ist. Mein Mann scheint mich doch besser zu kennen als ich dachte. Grins. Die Zeit zum Reden war heute früh leider viel zu kurz, weil er zur Arbeit musste. Und jetzt sitze ich hie und grüble und grüble und grüble. Ablenken ist ja gut, wenn ich nicht manchmal in eine regelrechte Starre verfalle.

Bachblüten wollte ich mir schon längst besorgen. Aber es kamen immer 1000 andere Dinge dazwischen. Da ich heute Abend wieder allein, tobe ich mich hier sicher wieder aus. Ich hoffe, es wird sich alles wieder beruhigen und ich verfalle nicht wieder dem Nichtstun, einfach weil ich Angst habe. Wovor weiß ich leider immer noch nicht genau.

Eine etwas deprimierte
Amöbe
lulla

Beitrag von lulla »

Hallo Amöbe :wink:

Also, die Zeilen hätten auch aus meiner Feder stammen können. Weißt du , im Grundr genommen suchen wir alle nach der 100% Absicherrung das nichts passiert. Das dieses und jenes nicht passiert. Aber die kann uns niemand geben. Außer wir fangen an uns wieder nach und nach selbst zu vertrauen.Das ist nach diesen ZG weiß Gott nicht einfach. Und glaub mir , ich weiß auch von was ich spreche. Gerade heute war ich bei meiner Psychologin, und auch sie sagte zu mir, das ich auch immer dem Frieden nicht traue, und dann immer denke , aber "wenn doch jetzt"....., diese Grübelei darüber.....nerv nerv nerv :evil: Und darüber merke ich eigentlich garnicht, das ich "nichts" habe. Die Bücher die Bam Bam dir empfohlen hat von Doris Wolf sind sehr gut. Du wirst dich in vielen wiederfinden , die haben übrigens auch ein Forum über Angste , wo man sich mit anderen austauschen kann. www.palverlag.de
vielleicht magst du ja mal reinschauen????
Ansonsten , mach dir bitte nicht so viele Sorgen, das gehört alles zum Krankheitsbild. Und völlig harmlos!!!!!! :wink:


Machs gut, und wenn was ist ,spucks aus..... :lol:

Lg. Susi auch mit 2 Jungs
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Susi mit den 2 Jungs,

Wwe alt sind sie denn? Meine sind 3 und 4. Auch dir danke ich für deine Worte. Das Krankheitsbild habe ich in den letzten Tagen wirklich ausführlich studiert, es aber umzusetzen ist eine gänzlich andere Sache.

Ich habe mir dieses Forum ausgesucht, weil hier hauptsächlich Mütter ihre Probleme darlegen. Und das war mir wichtig. Die Ursache meiner Angst ist mir "sogutwie" bekannt. Aber ich habe wie du zwei tolle Jungs, um die ich zu kümmern habe. Ich trage doch die Verantwortung. Und diese Verantwortung mit einer Depression gekoppelt ist ein verdammt schwierige Sache.

Eine Absicherung, dass meine Gedanken wiederkehren, werde ich wohl erst mal nicht haben, aber das zu akzeptieren ist auch schwer. Ich gebe zu, auch ich traute dem Frieden nicht. War ja auch richtig so. Und trotzdem fühlte ich mich heute enttäuscht. Okay. Muss ich wegstecken. Morgen sieht es anders auch. Da bin ich mir sicher.

Auch werde ich versuchen das Wort "harmlos" in meinen Wortschatz aufzunehmen. Grins. Meine Therapeutin sagte immer: "Es sei eine Kunst, sich einzugestehen, dass man nicht körperlich krank ist, sondern NUR an ZG leidet". Ich beginne auch das in manchen Situationen zu verstehen.

Machs gut, und wenn was ist ,spucks aus.....
Den Spruch find ich geil! Danke, Susi.

LG Amöbe
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Amöbe,

diese Angst vor der Angst kommt mir auch sehr bekannt vor. Als es anfing mir besser zu gehen, da war ich immer in einer innerlichen Anspannung so nach dem Motto "na, wann geht´s jetzt wieder bergab". Ich war hochsensibel und habe ständig in mich hineingehorcht, ob sich irgendetwas tut. Schrecklich. So konnte ich die guten Zeiten überhaupt nicht richtig wahrnehmen vor lauter Angst vor der Angst. Mit der Zeit hat es sich gebessert. Je länger eine gute Phase anhielt desto mehr Vertrauen habe ich wieder bekommen. Ja, ich habe wieder gelernt darauf zu vertrauen, das es mir jetzt "wirklich" gut geht und ich nicht ständig in dieser Hab-Acht Position verharren mußte. Ich denke es ist normal, dass man erst wieder lernen muß, dass es einem wirklich gut geht. Dieses ständige "ich trau dem Frieden nicht...." belastet einen schwer, ich weiß.
Ich kann mich erinnern, dass ich damals hier auch irgendwann mal geschrieben habe, dass ich Angst vor der Angst habe. Aber es ging stetig aufwärts udn mittlerweile ist sie so gut wie weg.
Weißt Du, auf jede schlechte Phase folgt auch wieder eine gute. Die Abstände zwischen den schlechten Phasen werden länger und mit der Zeit steigt auch das Vertrauen wieder und Du kannst die guten Phasen wirklich annehmen.

LG,
Nora
Eva

Beitrag von Eva »

hallo Amöbe!
Es ist schon komisch aber mir gehts es im Moment ähnlich....gerade gestern habe ich noch so für mich gedacht,na eigentlich geht es dir wieder richtig gut und dann abends im Bett...peng....war aufeinmal wieder das gefühl der Angst da! Ich dachte ne das darf doch nich wahr sein!
Ich hatte während meiner Schwangerschaft schlimme Depressionen gehabt,nach de Geburt war alles sehr gut und ist es auch heute noch,also zum Glück keinerlei Anzeichen einer PPD :)
Doch ich denke leider immer nochh viel zu oft daran das die Angst und die damit verbundenen schlimmen Gefühle bestimmt irgendwann wieder zurück kommen....zwar auch nich mehr so oft wie nach der Geburt aber immer mal wieder. Und dann kommt die Angst vor der Angst das nun alles wieder über mir zusammenbricht,davor habe ich wirklich unendlich viel Angst!
Ich denke dann auch das ich nicht mehrr alles Tassen im Schrank habe,weil es gibt doch nichts wovor ich Angst haben müsste. Schon ziemlich verrückt das ganze....aber du siehst du bist nicht alleine :-)
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Nora, hallo Eva,

ja, ich gebe zu, ich habe immer noch Angst vor der Angst. Täglich. Aber ich sage ihr täglich „Guten Morgen“ oder „Gute Nacht“. Ihr habt Recht, wenn Ihr schreibt, dass man darauf vertrauen sollte, dass es endlich wieder berauf geht. Egal wie lange es dauert. Es ist komisch. Das Gefühl der Angst kennt doch eigentlich jeder, oder? Man muss nur entscheiden können, wann sie real ist und sich nicht darauf versteifen, wenn man meint, dass sie real ist. Das finde ich unheimlich schwierig. Wisst Ihr was ich meine? Man kann sich so viel so schnell einbilden, dass man es als real empfindet.

Egal. Ich habe jedenfalls noch alle Tassen im Schrank! Gedanken hin oder her. Manchmal spielen einem die Hormone einen Streich, ohne dass man es bemerkt. Und schon kommen die Botenstoffe der Marika ins Spiel. Das meine ich jetzt nicht sarkastisch. Das ist so. Davon bin ich überzeugt. Wann kommt meine Angst wieder? Hilfe, ich habe gerade keine Angst. Warum denn nicht? Ach, egal, scheiss Fragen! Ich fange erst einmal an sie zu akzeptieren, so wie einen Mitbewohner und dann zeige ich ihr, wer der Herr im Haus ist (und das ist nicht mein Mann!) und befördere sie – nach egal wie langer Zeit – einfach vor die Tür. Schließlich hat sie ja keine Miete gezahlt.

Gute Nacht.

Eure Amöbe


P.S. Ich habe vielleicht Angst, aber meinen Sarkasmus noch lange nicht verloren. PENG!
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