Wann ist es überstanden?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Tamara

Wann ist es überstanden?

Beitrag von Tamara »

Hallo zusammen,
stelle mir immer wieder die Frage wann? Wann ist es endlich vorbei mit den Tiefs? Ich bin mittlerweile recht stabil, auch die ZG`s sind seit Wochen nicht mehr aufgetreten, aber dennoch gibt es Momente (wie heute)wo ich eine innere Unruhe spüre, und ich wieder ängstlicher werde! Die Phasen gehen meistens schnell vorüber, aber sie kommen halt immer noch! Jetzt ist es ja mittlerweile ein Jahr her als es begonnen hat! Ich glaube manchmal ist es auch nur die Angst das es wieder so schlimm werden könnte!Meine Psychiaterin sagt immer :Der Körper braucht ein Jahr um sich von der Geburt zu erholen, die Seele auch!!
Wie lange hat es den bei euch gedauert bis ihr längere Zeit am Stück stabil wart oder sogar wieder gesund?
Habe einfach manchmal Angst nie wieder gesund zu werden, obwohl ich schon so weit gekommen bin! :?
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Liebe Tamara,

ich tue mich mit einer Antwort auf deine Fragen etwas schwer, denn ich bin nicht direkt von einer PPD betroffen, aber ich versuche es trotzdem.

Ich weiß nicht recht, ob dir etwas wirklich nützen wird zu erfahren, wann eine jede von uns es überstanden bzw. wie lange es gedauert hat (bei manchen z.B. nur Monate bei anderen auch Jahre!), weil die Krankheit einfach unterschiedlich schwer oder leicht auftritt. Mit und ohne AD. Es ist kaum "vergleichbar". Vielleicht tut dir das Lesen der Krankheitsgeschichten aber auch gut. Ich weiß es nicht.

Schau mal, du bist schon so weit gekommen, ZGs sind kaum noch da, du nimmst dein Medi in dieser Dosis seit wann? Doch noch kein Jahr! Eine Besserung ist aber eingetreten, wenn ich dich korrekt verstanden habe. Und das solltest du nicht vergessen!!!

Die innere Unruhe kannst und wirst du auch in den Griff bekommen. Das ist doch eigentlich das "kleinste" Übel, oder? Ich habe mein Glas Bachblüten auch gerade neben mir stehen, weil ich leichte Kopfschmerzen vorhin bekam und klitzekleine miese Gedanken. Gehe doch das nächste Mal zusammen mit deiner Ärztin den ganzen Verlauf deiner PPD noch mal durch und mache dir selbst klar, welche Fortschritte du schon gemacht hast. Den Gedanken "ich werde wohl nie gesund" kenne ich, aber er macht mich so kirre, dass ich mir immer und immer wieder sage, dass es doch eigentlich egal ist, wann dieser Zeitpunkt kommt. Ich lebe gerade hier, jetzt und heute und heute geht es mir gut bzw. deutlich besser als noch vor ein paar Monaten. Und das zählt doch. Verstehst du was ich meine?

GlG AmoebeMS
Sabine68

Beitrag von Sabine68 »

Liebe Tamara,

ich stecke zwar gerade mitten in einer SS Depression, hatte aber nach der Geburt meiner ersten Tochter ebenfalls eine PPD. Ich kann Dir im nachhinein nicht mehr sagen, wie lange es gedauert hat, bis ich da wieder draussen war, aber es hat tatsächlich funktioniert. Und immer, wenn es mir schlechter ging, habe ich die Flucht nach vorne ergriffen: raus zum spazieren gehen (ich war damals jeden Tag bei Wind und Wetter unterwegs - egal ob es geregnet, gestürmt oder geschneit hat...), habe mich mit anderen Müttern getroffen, irgendetwas unternommen.

Und ich gebe Amoebe recht, wenn sie sagt, Du musst darauf schauen, was Du schon erreicht hast - es geht Dir schon deutlich besser, oder? Das musst Du Dir immer vor Augen halten!!!

Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es Dir plötzlich gut geht und Du wieder voller Tatendrang sein wirst.

Kopf hoch
Sabine
manu

Hallo Tamara

Beitrag von manu »

Bei mir dauerte es 1 J. nach der ersten Entbindung vor 12 J. aber bis ich wieder soweit war mich für ein weiteres Kind zu entscheiden hat es dann 5 1/2 J. gedauert. (machte eine tiefenpsy mit 25 Std) keine Med.
Bei meinem Sohn war rein gar nichts. Nun bin ich vor 1 1/2 J. ungeplant nochmals schwanger geworden und es hat mich wieder erwischt.
Ich dachte ich schaff das allein dann hatte ich eine schlechte Erfahrung mit einer neuen Psy. und dann hatte ich keine HOffnung mehr als ich mekte ich schaff das auf keinen Fall mehr alleine und seid ich weiss ich habe eine neue Psy. geht es mir etwas besser und seid das Wetter schöner ist auch. Ich gehe auch bei wind und Wetter raus und versuche den Tag zu planen. Ich denke es gibt tatsächlich keine Zeit für diese Krankheit.
Wünsche dir alles erdenklich Gute
Manu
gummibaer

Beitrag von gummibaer »

Liebe Tamara,

wie meine Vorrednerinnen schon geschrieben haben, das ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich. Aber ich denke, wenn es Dir nach "nur" einem Jahr schon wieder so viel besser geht, ist das doch schon mal super und irgendwann früher oder später werden auch die letzten Symptome verschwunden sein, bzw. Du wirst gelernt haben, sie problemlos in Dein Leben zu integrieren.

Ich habe nach gut 3 Jahren das erste Mal festgestellt, dass es mir doch endlich langsam Schritt für Schritt besser geht, dass ich wieder selbst lebe und nicht alles nur wie eine Maschine erledige und gewagt Hoffnung zu schöpfen, dass es auch mir vielleicht irgendwann mal wieder richtig gut geht. Allderdings hat bei mir auch kein einziges Medikament irgendwie wirklich gut geholfen (und ich hab viele durchprobiert...).

Mittlerweile ist meine Kleine gut 4 und es gibt nur noch gaaanz wenig wirklich schlechte Tage, mit denen ich mich aber arrangieren kann.

Viele liebe Grüsse
Sanne
Tamara

Beitrag von Tamara »

Hallo ihr Lieben,
vielen dank für eure Antworten. Wie ihr alle schon richtig erkannt habt, geht es mir nach einem Jahr wirklich schon viel viel Besser!!Manchmal wenn es mir nach ein paar guten Tagen wieder etwas schlechter geht, dann bekomme ich Angst, das es wieder so schlimm wie am Anfang wird!
Obwohl ich weiss das die Tiefs die ich noch habe nichts sind im Vergleich und ich mich auf einem guten Weg befinde!
Eure Antworten tun mir auf jeden fall gut! Und es ist auch schön zu hören das ihr auch raus geht wenn es euch schlecht geht!Ich bin auch fast immer unterwegs. Gehe spazieren oder Treffe mich mit Freundinnen!! Das tut mir gut und ich bin abgelenkt!Und natürlich hilft auch das tolle Wetter! :lol:
AmoebeMS:Habe auch meine Bachblüten genommen und bin spazieren gegangen.Jetzt geht es mir schon wieder besser! Ich verstehe was du meinst mit dem hier und jetzt leben,vor ein paar Monaten hätte ich alles gegeben um so einen Tag wie heute zu haben!!Ich kann meine Tage mit meinen Kindern wieder genießen und das macht mich eigentlich so glücklich, das ich mit den noch kommenden Tiefs auch noch fertig werden sollte! :-)
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10820
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo,

bei mir hat es ein Jahr gedauert, bis ich stabil war. Danach hatte ich keine depressiven Einbrüche mehr, wohl aber noch hin und wieder ZG, die ich aber ab da nicht mehr bewertet habe und sie deshalb zu ganz normalen Gedanken wurden, die jeder Mal hat und so der Zwang dahinter verschwand.

Als "gesund" habe ich mich dann nach einem weiteren Jahr gefühlt und noch ein halbes Jahr später, mein AD begonnen zu reduzieren, was auch recht gut geklappt hat. Das ganz absetzen im vergangenen Jänner allerdings ging daneben - ich nehme nun noch eine kleine Dosis meines AD´s und fühle mich einfach großartig - so richtig gesund einfach!!! :D

Mein Sohn ist vorgestern 4 Jahre alt geworden und die PPD begann 5 Wochen nach seiner Geburt damals.

Dir geht es schon bedeutend besser - das ist ein eindeutiges Zeichen, dass du absolut auf dem richtigen Weg bist!!!! Jede Frau braucht individuell verschieden lange, bis es ihr wieder gut geht. Gib dir DEINE ZEIT, du wirst es schaffen!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Hi Tamara,

SS 2003 - Geburt 2004 ---- Dauer der PPD mit Stabilisation durch Medis, Psychiatrieaufenthalt, 2 x Reha, Tiefenpsychologie und ärztl. Erkenntnis zum Befund Hashimotot bis heute (dato 2009).

Es ist eben von Frau zu Frau unterschiedlich, wie die Vorrednerinnen schon schrieben. Es kommt immer auch darauf an, wie gut man selbst mitarbeitet, die Familie hinter einem steht, der eventl. Arbeitgeber zu dir steht und wie gut deine Therapeuten sind.

Wir müssen alle viel Geduld haben. Verlange nicht zu viel von dir!
Tamara

Beitrag von Tamara »

Hallo Marika und Red,
ich weiss das ihr recht habt und ich geduldig sein muss!Durch meine Thera und meine Psychiaterin und natürlich meine Familie vorneweg mein Mann habe ich super Unterstützung! Ohne sie wäre ich nicht schon soweit gekommen! :-)
Marika das mit den ZG`s ist bei mir auch so sie kommen und gehen aber wieder recht schnell weil ich sie nicht mehr so bewerte, ich denke deshalb hatte ich jetzt schon ein paar Wochen keine mehr!
Muss aufhören Levin hat keine Lust mehr!
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Tamara,

du machst das wirklich super, gar keine Frage. Und die restliche Angst wird auch gewiß bald verschwinden. Ich denke, dass sich jeder von uns die Fragen hin und wieder stellt "Wann ist es endlich ganz vorbei" oder "Wird es überhaupt irgendwann ganz weg sein". Das bewerte ich heute aber als normal und wenn mir diese Gedanken in den Kopf schiessen, schüttel ich kräftig die Mähne durch und lenke mich ab. Aber ich stehe noch ziemlich am Anfang, nehme die Medikamente erst seit drei Monaten, folglich werde ich sie auch noch ein Weilchen nehmen, aber ich habe gemerkt, dass es mit AD nach ca. 6 Wochen bergauf ging. Setze ich sie nun ab? Sicher nicht. Da mache ich mir lieber mal nichts vor und stütze mich auf die Aussagen meiner Ärzte und die Erfahrungswerte. Geduld. AD + Therapie ja, Besserung ja, Ende wann?: EGAL. Hauptsache: besser!

Du siehst, du hast ganz unterschiedliche Antworten bezüglich der Dauer und Hilfsmittel erhalten. Das schöne an diesem Forum ist der intensive Austausch und die super Motiviation, die man von "unbekannten" Menschen erhält. Die Antworten auf eigene Beiträge, die dem eigenen Herzen sooo wahnsinnig gut tun. Das Umsetzen und die Arbeit an sich muss man natürlich allein bewältigen. In diesem Sinne: mach genauso weiter.

LG AmoebeMS
Antworten