Geht es schon aufwärts?

[Leuchtkäfer]

Hallo zusammen,

ich wollte mal berichten, daß es mir tatsächlich schon besser geht. Seit ich sowohl hier im Forum, als auch mit einigen Freunden (ja, ich habe mich getraut) und natürlich mit der Psychiaterin über alles rede, wird es besser. Ich kann mit meinem Kleinen besser allein sein, kriege viel mehr Dinge geregelt (Babysitter u.s.w.) und habe gemerkt, wie lieb ich ihn eigentlich schon habe. Ich bin auch etwas seltener gestreßt, bzw. merke wann ich so doll gestreßt bin (oft unnötig) und übe gerade, dann was dagegen zu tun.
Im Moment weine ich noch sehr viel, mehr als vor einem Monat, aber ich habe auch irgendwie das Gefüh, es muß mal raus.

So, Euch ein sonniges Wochenende und auch viele positive Erlebnisse von
Leuchtkäfer

[Geli]

Hallo Leuchtkäfer,

das freut mich zu lesen Und das Weinen ist bestimmt ein erleichterndes Weinen, oder? Dass du deine Gefühle aussprichst und auch mit der Therapeutin gut klar kommst ist sehr gut und hilft dir, dich nicht verstellen zu müssen. Das ist genau das, was du brauchst. Oftmals ist das Ansprechen seiner Gedanken und dass jemand verständnisvoll zuhört das A und O. Mach weiter so

Es wird auch Tage geben, da fühlst du dich nicht so gut. Das ist aber auch ok so. Aber das bitte nicht verstecken, sondern rauslassen. Da fällt mir ein Tip einer Bekannten ein. Sie sagte, dass es ihr und auch ihrem Mann oder Familie eine Hilfe war, wenn sie Smilies auf den Kalendertag gemalt hat. Also z.B. so: oder so: . Die anderen Familienmitglieder haben das auch gemacht. Wenn jeder eine andere Farbe hat, weiß man, wem welches Smilie gehört. Das tut wirklich gut. Meistens ist es dann auch schneller wieder ein lächelndes Smilie. Wenn man sich verstellt oder noch ein schlechtes Gewissen macht, dass man nicht gut drauf ist, dann wird es noch schlimmer. Auch Traurigkeit oder schlechte Laune macht uns doch aus und gehört zu uns. Mir hat es geholfen, wenn ich z.B. meinem Mann sage, dass mich etwas nervt und ich einfach schlechte Laune habe. Auch dein Baby kann einen nerven. Wenn man das nicht schluckt und sich dabei schlecht fühlt, weil man sich solche Gefühle nicht erlaubt, dann staut sich das.

Sei ehrlich zu dir und zu deinen Nächsten. Lass die Gefühle raus - so wie du ja schreibst. Ich freue mich für dich.

[AmoebeMS]

Guten Abend Leuchtkäfer,

na schau mal einer an, der erste kleine Knoten ist geplatzt. Hey, supi! Und? Direkt die Bettdecke über den Kopf gezogen und verstecken wollen? Nee, ganz sicher nicht, so wie ich dich einschätze! Ganz prima gemacht. Berichte ruhig mehr, wenn du magst. Mache einfach alles in DEINEM Tempo und du wirst sehen, was du zurück bekommst. Vielleicht auch mal Negatives, aber ich bin mir sicher, dass das Positive überwiegen wird.

Weißt du, ICH habe einfach die Erfahrung gemacht, dass ich mit meiner Depression nicht schräg von der Seite angeschaut werde, wenn ich mich öffne, sondern dass plötzlich viele meiner Bekannten und Freunde ihre Sorgen selbst bei mir loswerden wollen. Ja mei, hallo? Ich habe das Problem! Ihr sollt MICH unterstützen. Und jetzt berichtet Ihr urplötzlich auch über Eure Sorgen und Nöte. Vorher war das nie der Fall. Erst mit meinem Coming-Out. Scheiss Wort. Es ist aber bei mir wirklich so: berichte ich über meine Probleme, bekomme ich oft andere Probleme zu hören. Ist schon seltsam. Aber ich kann mich dunkel an die Zeit erinnern als mein Bruder Drogen nahm und er eine Psychose als "Dank" erhielt. Ich zu jung, meine Eltern zu überfordert. Aber war das Problem erst mal ausgesprochen, schrien viele Bekannte und Freunde "hier" und "das haben wir auch erlebt". Seltsame Welt!

Nochmal: gut gemacht, Mädel. So empfinde ich es auf jeden Fall,... als den richtigen Weg, nicht nur den Freunden und Bekannten gegenüber, sondern auch sich selbst. Es ist ja schließlich keine Schwäche, sondern einfach eine Krankheit, die wir uns nicht aussuchen, sondern die sich uns aussucht. Stärke zeigen, handeln, um dann auch anderen sagen zu können: Hey, ich kam da raus, dann schafft Ihr das auch. Egal welche Depressionen, die gibt es seit tausenden von Jahren. Wir sollten uns eigentlich glücklich schätzen, dass wir in einer Zeit leben, in der wir viel schneller aus diesem Mist wieder rauskommen als es damals der Fall war. Damals ohne Therapie, ohne Medikamente, etc. Damals war es viiiiiiiieeeeel schwieriger. Ich schätze einfach Offenheit über alles. Denn wir werden früh genug "vergessen". Dieses Leben auf dieser Erde ist so kurz und wenn ich weiter diesen Faden spinne, frage ich mich,... wer wird sich an mich in 100 Jahren noch erinnern? Verstehst du was ich meine?

Ganz liebe Grüße und ein dickes "Gut gemacht"
sendet AmoebeMS