> Nach einer Wunschschwngerschaft, die unproblematisch verlief, kam am 16.
> März 2008 unsere Tochter Elisabeth vier Wochen zufrüh, aber sehr schnell &
> gesund auf die Welt. Sie wog 2.500g, war 47cm gross & hatte unmengen von
> schwarzen Haaren auf dem Kopf. Wir nannten sie unser Palmsonntagswunder.
>
> Ich selber erlebte die Geburt als "zu schnell", fühlte mich schlecht betreut
> & alleine gelassen. Ich war sehr unsicher im Umgang mit Elisabeth, hatte
> Probleme mit dem stillen, sie schlief über der Brust ein & ich war unsicher,
> ob sie genung Milch bekam. Außerdem dauerte der Milcheinschuss.
> Am Mittag des Dritten Tages nach der Geburt(dem 19.März) schlug dann die
> Psychose zu: ich bildete mir ein, Elisabeth wäre mit dem Wetter zusammen,
> das schlechter wurde immer schwächer geworden & hätte schließlich nach dem
> Mittagessen zu atmen aufgehört. Ich fing an mich selbst zu verletzten: Biss
> mir in die Daumen & versuchte mich zu erwürgen. Schlug nach Thomas, meinem
> Mann, der versuchte mich zu beruhigen & in den Arm zu nehmen. Eine Schwester
> brachte Elisabeth weg, eine Ärztin kam & gab mir Tavor. Dann wurde ich im
> Krankenwagen nach Wiesloch ins PZN gebracht.
>
> Dort blieb ich vier Wochen auf der geschlossenen Abteilung, wurde mit
> Risperdal behandelt & nach abklingen der psychotischen Symptome auf die
> Station 43 überwiesen. Der Mutter-Kind-Station unter Leitung von Frau DR.
> Hornstein.
> Dort wurde ich erst ohne Elisabeth aufgenommen, weil alle 6
> Mütter-Kind-Zimmer belegt waren. Thomas drängte aber auf ein sehr schnelles
> Nachholen von Elisabeth, er war mit seiner Doktorarbeit im Verzug, sie
> sollte bis August fertig werden, weil Thomas zum September seine erste
> Stelle als Vikar in der evang. Landeskirche Bayern antreten sollte. Wir
> wussten zu dem damiligen Zeitpunkt noch nicht, wohin es gehen sollte. Als
> Wunschraum hatten wir Oberfranken angegeben, weil Thomas Familie in Coburg
> war. Aber es würde uns erst drei Wochen vor Stellenantritt gesagt werden,
> wohin wir letzlich kommen würde.
> Therapeutisch gab es nicht viel, keine Psychotherapie; Nur die Angebote,
> Entspannungstherapie, Babymassage (die bei mir wegviel, weil Elisabeth nur
> brüllte, wenn man sie auszog), Mütterfrühstück (was für mich Stress pur war:
> beobachtung schon beim Frühstück, schrecklich, ich bin kein Morgenmensch-
> ich brauche eigentlich nur meine Tasse Kaffee und eine Stunde Ruhe & Zeit
> für mich), die wöchentlichen Visiten mit Fr Dr Hornstein (auch Stess: muss
> ein gutes Bild von mir vermitteln, damit ich möglichst schnell entlassen
> werde) und die Video-Therapie (noch mehr stress, ich lasse mich nur ungern
> fotografieren, geschweige denn filmen). Medikamentös wurde ich die erste
> Zeit nur auf PPP behantelt mit Risperdal, fatale Nebenwirkung: starke
> Bewegungseinschränkung, die zu noch mehr Unsicherheit im Umgang mit
> Elisabeth führt, habe ständig Angst vor sie fallen zu lassen. Erst sehr
> spät Behandlung auf PPD, zuerst Zyprexa, was nicht anschlägt - dann später,
> erst ab Anfang Mai Seroquel.
> Am 19. Mai Verlegung auf die "beschützende" Station wegen Suzidgedanken. Am
> Montag den 21. Mai zurückverlegung auf die Station 43, Mittags dann mein
> Suzidversuch: bei einem Spaziergang "entdecke" ich einen kleinen Strommast,
> der Hohspannungsmast ist leider abgezäunt, klettere bis auf die erste
> Plattform in 3-4 Metern höhe & springe nach kurzem Überlegen auf die Seite,
> die geteert ist.
> Vom 21. Mai bis Ende Juli bin ich dann in der Chirugie in HD, später erst
> auf der allgemeinen "behütenden" Station Mayr-Gross in HD, dann auf der
> Station Jaspers in HD. Dort "blocke" ich die Therapie ab, kann mich nicht
> auf die Gesprächstherapie einlassen, will eigentlich nur nach Hause & werde
> Mitte August auf eigenen Wunsch hin entlassen.
> Im September ziehen wir nach Coburg, durch den Umzug bedingt & die PPD
> schaffe ich es nicht, mir einen Neurologen zu suchen, der mir die Medis
> verschreibt, beschließe sie abzusetzen - nach einem Montat bin ich wieder
> voll in der PPD (kann nicht einkaufen, nicht kochen, keine Entscheidungen
> treffen, nichtmal raussuchen was Elisabeth anzieht, nicht putzen, gar
> nichts), auf Drängen von Thomas gehe ich schließlich wieder in die Klinik,
> erst wieder auf die "beschützende" Station im Bezirksklinikum Obermain
> (wegen meiner "Vorgeschichte" sind alle behandelnden Ärzte extrem
> vorsichtit) nach 14 Tagen kann ich auf die Station 4C, eine gemischte
> Depressions-Station. Komme langsam zur Ruhe, bin erst nach zwei Tagen fähig,
> den Selbsteinschätzungs-Fragebogen auszufüllen, Schlafe endlich besser, die
> Ergo-therapie macht mir viel Freude. Finde endlich Frauen & auch Männer, die
> mich verstehen. Nach weiteren vier Wochen kann ich endlich heim. Suche mir
> noch aus der Klinik heraus einen Hausarzt, einen
> Psychologen & einen Neurologen.
> Seit Mai 2009 nehme ich keine Medis mehr, aber es geht mir zum Glück immer
> noch gut - auch wenn ich immer wieder lauere: "ist das jetzt nur die Zeit
> vor den Tagen, oder ist das die PPD".
>
> So, das ist in Kürze meine Geschichte, ich bin froh nicht allein zu sein,
> habe gelernt Schwäche zu zeigen ist kein Versagen, bin glücklich, dass
> Elisabeth fröhlich & "normal" ist & möchte anderen Mut machen & versuchen zu
> verhindern, dass bei anderen Frauen soweit kommt wie bei mir.
>
> Herzlich, Nicole (Nici) Amberg
>
> P.S.: eine Kurz-Vita von mir: geboren am 26.12.1978 als Frühchen (dritte
> Tochter) in Nördlingen, vier Monate in Augsburg im Brutkasten (2x
> Atemstillstand). Bin seit 1998 Buchhändlerin, habe 2003 geheiratet (meinen
> ersten Freund) und 2008 mein Kind geboren. Vorher nie depressiv oder
> psychotisch gewesen.
>
Hallo aus Coburg
Moderator: Moderatoren
Hallo Nici,
schön, dass du zu uns ins Forum gefunden hast und uns an deiner Geschichte hast teilhaben lassen. Den letzten Abschnitt hast du etwas spärlich (grins) ausformuliert, woraus ich aber trotzdem entnehme, dass es dir, Eurer Elisabeth und deinem Mann wieder gut geht.
Ich gebe zu, dass mich deine Geschichte etwas erschreckt hat bzw. an die Substanz ging. Ich möchte nichts analysieren, dafür bin ich nicht ausgebildet. Du hast da einiges durchstehen müssen! Gar keine Frage. Aber fachlich-kompetente Hilfe definiere ich anders, zumindest wenn ich den ersten Teil deiner Beschreibung betrachte. Ich hoffe, dass du Zeit findest hier im Forum mitzuarbeiten und zu helfen. Der Austausch ist so wichtig, damit man einfach sieht, dass man nicht allein ist und dass man aus anderen Erfahrungen auch lernen kann.
Nochmals Willkommen und … was deine Lauerstellung angeht: es ist die Zeit vor den Tagen. Grins. Glaube fest daran.
LG AmoebeMS
P.S. Meine Kids waren beide Frühchen. Und ich weiß heute nicht warum.
schön, dass du zu uns ins Forum gefunden hast und uns an deiner Geschichte hast teilhaben lassen. Den letzten Abschnitt hast du etwas spärlich (grins) ausformuliert, woraus ich aber trotzdem entnehme, dass es dir, Eurer Elisabeth und deinem Mann wieder gut geht.
Ich gebe zu, dass mich deine Geschichte etwas erschreckt hat bzw. an die Substanz ging. Ich möchte nichts analysieren, dafür bin ich nicht ausgebildet. Du hast da einiges durchstehen müssen! Gar keine Frage. Aber fachlich-kompetente Hilfe definiere ich anders, zumindest wenn ich den ersten Teil deiner Beschreibung betrachte. Ich hoffe, dass du Zeit findest hier im Forum mitzuarbeiten und zu helfen. Der Austausch ist so wichtig, damit man einfach sieht, dass man nicht allein ist und dass man aus anderen Erfahrungen auch lernen kann.
Nochmals Willkommen und … was deine Lauerstellung angeht: es ist die Zeit vor den Tagen. Grins. Glaube fest daran.
LG AmoebeMS
P.S. Meine Kids waren beide Frühchen. Und ich weiß heute nicht warum.
-
- Beiträge: 1
- Registriert: 01:06:2008 18:34
Muß ich mal loswerden!
Hallo, bin eigentlich immer stille Mitleserin, aber jetzt muß ich doch mal etwas loswerden. Der Beitrag von Nici hat mich doch ziemlich erschrocken,und ich weiß nicht wie man so etwas in ein Forum schreibt,
wo verzweifelte Mütter Hilfe suchen, und eine Mutter- Kind Station oft die letzte Rettung ist. Ich selbst war 9 Wochen auf Station 43 unter Leitung
von Fr. Dr. Hornstein, und muß sagen, wenn es diese Staion nicht gäbe, gäbe es mich wahrscheinlich auch nicht mehr. Ich hatte Psyschotherapie,
habe mich wohlgefühlt beim Mütterfrühstück und dem Austausch mit anderen Mütter, habe mich über das Angebot der Babymassage gefreut,
habe auf die wöchentlichen Visiten mit Fr. Hornstein gefiebert, weil ich sie als sehr kompetente und erfahrene Ärztin erlebt habe, und auch die
Videotherapie habe ich als hilfreich erlebt. Ich hatte eine schwere PPD
und bin nach 9 Wochen deutlich stabilisiert und mit viel Hoffnung nachhause gegangen. Heute geht es mir wieder gut, und ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich dort sein durfte. Ich kenne ganz viele Mütter die dort sehr zufrieden waren oder auch sind.
Ich denke jeder erlebt das ganz individuell,und vielleicht ist auch nicht immer alles perfekt ,aber man kann auch nicht immer alles auf die anderen schieben.
Ich finde es ganz wichtig , dass es Mutter- Kind Stationen gibt, und würde mir wünschen, dass erkrankte Mütter mit ihren Babys früher dort hinfinden
und sich nicht monate oder sogar jahrelang herumquälen.
Ich will jetzt nicht Wiesloch hervorheben, sondern das gilt für alle Mutter und Kind Stationen, und ich kann nur allen Müttern Mut machen diesen
Schritt zu tun!
Liebe Grüße
WiegeSchritt