Gedanken zur Geburt (Entschuldigung lang)

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Leuchtkäfer

Gedanken zur Geburt (Entschuldigung lang)

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen,

ich muß einfach mal was ansprechen und hoffe, daß jemand was damit anfangen kann.
Ich habe ja schon ein bißchen was in der Vorstellungsrunde dazu geschrieben.
Seit Anfang Januar bin ich Mutter eines gesunden Sohnes.
Ich komme oft nicht damit klar, wie die Geburt war, obwohl nichts schlimmes passiert ist und ich das auch in der ersten Zeit danach nicht so empfunden habe. Ich weiß ganz genau, daß viele von Euch einiges in der Beziehung durchmachen mußten und hoffe, Euch nicht vor den Kopf zu stoßen. Ich muß es aber einffach mal aufschreiben:

Ich habe von selbst einige Tage vor dem Termin nachts regelmäßige Wehen bekommen, habe alleine für mich nach der Uhr geschaut (alle sieben min.) und dann am frühen Morgen meinen Mann geweckt. Wir haben nett gefrühstückt, auf dem Sofa gelegen und gelesen und uns gegen neun das erste Mal auf in Krankenhaus gemacht. Dort waren alle sehr nett und es war eher wenig los. Das CTG war gut, am Muttermund aber noch nicht viel passiert, also durfte ich nochmal nach Hause. Dort habe ich in Ruhe gebadet. Danach waren die Wehen sehr heftig, sodaß wir ca. zwei Stunden später wieder in den Kreißsaal sind.
Der Muttermund war etwas offen, ich durfte bleiben. Mit einmal waren die Herztöne des Kleinen so schlecht, daß ich nur noch liegen durfte und die Wehen kamen alle 2-3 min und es ging nichts mehr voran. Ich konnte das mit Atmen aber gut aushalten. Ich habe dann später eine PDA bekommen, die es etwas leichter gemacht hat. Sechs Stunden später kam der Kleine mit Druck von oben und Saugglockenhilfe dann auf die Welt, weil es plötzlich schnell gehen sollte. Es ging ihm erst nicht so gut, er hat sich aber schnell erholt.

Ich hatte sofort Angst, wie das alles mit ihm werden soll und fühlte mich total überfordert. Da ich meine Beine wegen der PDA gar nicht bewegen kommte, war der Kleine die erste Nacht im Säuglingszimmer.

Alles das war für mich die erste Zeit vollkommen o.k. und ich weiß, daß tausende von Geburten so laufen.
Je schlechter es mir psychisch ging, desto mehr habe ich geglaubt, die schlechten Herztöne waren meine Schuld (weil ich schon Angst vor dem Muttersein hatte) und ich bin eine schlechte Mutter, weil ich das Baby nicht alleine rausbekommen habe und es die erste Nacht nicht bei mir hatte. Inzwischen hat sich das Gefühl festgesetzt, ich habe alles bei der Geburt schlecht gemacht und war beim Kind-auf-die-Welt-Bringen der letzte Versager.

Rational weiß ich, daß es egal sein sollte, wie alles war, Hauptsache alle sind gesund und daß das alles kein Wettkampf ist, aber ich werde diese Gedanken nicht los. Bei jeder Geburt über die ich höre, denke ich: So soll es sein, ich konnte das aber nur ganz schlecht und komme für Tage in so ein schwarzes Grübelloch.

Kennt das jemand, der eine eigentlich damals als gut und stimmig gefundene Geburt später anders gesehen hat.

Danke fürs Lesen,

Leuchtkäfer
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Leuchtkäfer,

du bist mit diesen Gedanken zu gerade solch einem Geburtsablauf nicht allein. Viele Mütter haben das Gefühl, es nicht richtig oder schlecht gemacht zu haben. Dass sie die Schuld an schlechten Herztönen, Nicht-richtige-Lage des Kindes usw. haben. Und später werden diese Gedanken einen immer wieder verfolgen und zum Grübeln bringen. Man sagt sich dann: es war doch alles ok, ist doch auch wirklich noch gutgegangen. Aber das hilft nichts.
Bestimmt bekommst du noch einige Antworten, denn das Geburtserlebnis ist eben nicht so leicht wegzustecken.

Es gibt Psychotherapeuten, die eine Zusatzausbildung mit der EMDR-Technik haben. Einige haben da auch schon Erfahrung gemacht hier im Forum.
Hier ist mal ein Link dazu:
http://www.emdr-institut.de/
Du kannst da ja auch nach Therapeuten in deiner Nähe suchen.

Du solltest unbedingt dieses Erlebnis und deine jetzigen Gedanken und Gefühle dazu ansprechen. Schon das Schreiben hier hilft dir bestimmt, das Erlebnis zu verarbeiten.

Ich selbst war auch kurz vor einem Notkaiserschnitt. Der Kleine hing am letzten Stück ziemlich fest. Seine Herztöne waren aber noch soweit ok. Nur ich war kreislaufmäßig ziemlich alle. Vor Schmerzen konnte ich überhaupt nicht mehr pressen. Ich bat um erneutes Spritzen der PDA. Zuerst wollten sie das nicht, haben es dann aber doch getan. Und da ging es total gut. Allerdings warf sich die Hebamme ohne Vorankündigung auf mich drauf und hat gedrückt. Und die Zange kam noch. Ich dachte, jetzt ist es vorbei. Mein Mann war dabei, ansonsten wäre ich - ich weiß nicht. Er gab mir noch Halt und als er sagte, man sieht schon den Kopf, da wusste ich, ich schaffe es.
Es war wirklich nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Und allein, dass er zuerst abgetrocknet wurde und in ein Tuch kam, war mir schon schrecklich. Es war schon Trennung für mich. Als er dann bei mir war, war alles vergessen.
Danach hatte ich allerdings noch eine Notausschabung, war 1 Nacht auf Intensiv mit Bluttransfusion. Er kam am 3. Tag noch 1 Nacht in die KiKlinik, weil er kein Pipi machte. Das alles hat mich sehr belastet. Ich hätte mir so gerne eine für mich schöne und nicht so lebensgefährdente Geburt gewünscht. Ich hatte so Angst - erst um mich und dann um ihn. Ab dem 5. Tag kehrte dann die Normalität ein. Und nach 14 Tagen konnten wir nach Hause.

Ich weiß, dass es einige gibt, die auch so ähnliche Erlebnisse hatten. Egal wie auch immer und wie viel auch immer noch an belastenden Ereignissen oder auch Umständen drumherum aufgetreten sind. Es ist einfach die Vorstellung, die man davon hat. Und wenn solche Ängste dazukommen, dann ist das nicht die Schuld von einem selbst. Egal, ob hinterher alles doch ein gutes Ende hatte - es war ein Angsterlebnis.

Du schreibst zwar, dass du damals direkt nach der Geburt, noch für dich alles i.O. gewesen ist und erst nachher die quälenden Gedanken und Vorwürfe kamen. Aber diese resultieren aus der Angstsituation, die du damals erlebt hast. Bei manchen treten diese verspäteten Gefühle oftmals noch viel später auf.

Ich habe diese verarbeiten können und schreibe mir heute keine Schuld mehr zu. Wie geht es dir, nachdem du diesen Beitrag geschrieben hast? Schreib noch mehr, wenn du magst. Die Geburtserlebnisse haben eine besonders starke Bedeutung für eine Mutter.

Vielleicht schreiben noch einige andere ihr Erlebnis auf.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
-----------------------
PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
_________
2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
mici

sorry, länger :-)

Beitrag von mici »

Hallo Leuchtkäfer,

ein bisschen haben wir uns ja schon über unserer Geburtserlebnisse ausgetauscht und festgestellt, dass alles ganz ähnlich ablief.
Wir hatten uns zur Geburt eine Beleghebamme gegönnt, die mich auch schon in der Vorsorge betreut hat und dann ab der 38. SSW Rufbereitschaft hatte. Sie hat mich dann zu Hause untersucht, als die Wehen eingesetzt haben und wir haben uns nachts mit ihr im Kreißsaal verabredet. Insofern konnten wir verhindern, dass wir vergeblich in die Klinik fahren würden und wir hatten natürlich auch die ganze SS ein ganz sicheres Gefühl für die Geburt an sich, weil wir ja schon wussten, wer uns zur Seite stehen würde.
Unsere Beleghebamme hat uns während der SS oftmals stolz davon vorgeschwärmt, dass in ihrer persönlichen Statistik bei sounsoviel Geburten nur zwei Kaiserschnitte vorgenommen werden mussten. Als es bei mir unter der Geburt irgendwann heikel für das Baby wurde, die Herztöne und der Sauerstoffgehalt im Blut immer schlechter, haben sich Oberärztin und Beleghebamme über meinen Kopf hinweg darüber geschritten, ob nun ein Kaiserschnitt vorgenommen werden muss, oder nicht. Ich hatte immer noch alle paar Minuten Presswehen, aber nichts ging mehr vorwärts, die Oberärztin lag schon auf meinem Bauch, von unten wurde mit der Saugglocke gezerrt und unsere Beleghebamme stand mit Händen in der Hüfte an meinem Fußende und hat die natürliche Geburt verteidigt. Ich habe parallel dazu auf dem CTG immer die Frequenz von 190 wahrgenommen und die ganze Zeit gedacht: Hoffentlich werden die sich bald einig, meine Tochter stirbt!
Mein Mädchen ist dann noch auf natürliche Weise auf die Welt gekommen, aber sie musste ja dann eine Woche auf der Intensiv betreut werden - ich habe sie erst 40 Minuten nach der Geburt gesehen, da lag sie an lauter Schläuchen und Kabeln angestöpselt im Wärmebettchen und ein Überwachungsmonitor hat laute Alarmtöne von sich gegeben. Ich konnte sie erst 12 Stunden später für ein paar Minuten auf den Arm nehmen; die Schwestern von der Intensiv haben dabeigestanden und auf den Monitor gestarrt. Mein Mann hatte sie erst am nächsten Tag auf dem Arm.
Ich werde jedesmal ganz traurig, wenn ich daran denke, wie alles so gelaufen ist. Obwohl wir 500 € für die Beleghebamme ausgegeben haben und obwohl die ganze SS so reibungslos war, war die Geburt schließlich dennoch mit so viel Angst, Sorge und Aufregung verbunden! Ich habe während der SS jeden Abend die Spieluhr auf meinen Bauch gepackt und was unsere Tochter als erstes hört, als sie auf der Welt ist, sind Alarmtöne. Ich habe mir wochenlang vor dem errechneten ET duftneutrales Duschgel gekauft, damit die Kleine, wenn sie mir nach der Geburt in den Arm gegeben wird, nur mich riecht und nicht Nivea oder Dove etc. Überhaupt habe ich die ganze SS an diesen wundervollen Moment gedacht, wenn es endlich so weit sein würde, dass meine Tochter "da" ist, ich sie endlich würde sehen können und mein Mann und ich die ersten Minuten nach der Geburt alleine im Kreißsaal gelassen werden würden, um in Ruhe "bonding" zu betreiben. Ein aufmerksames Baby hatte ich mir versprochen, dass, anders als bei Kaiserschnittgeburten, durch den Geburtsvorgang selber hellwach und neugierig die ersten Minuten nach der Geburt seine Eltern in Augenschein nimmt.
Ich weiß, dass alles noch viel, viel schlimmer hätte kommen können, aber diese Gedanken trösten mich eigentlich nicht darüber hinweg, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Wenn man sein persönliches Leid mit dem Leid anderer vergleicht, dann stellt sich vielleicht für einen Moment Genugtuung ein, dass es zum Glück nicht so schlimm, wie bei den anderen gekommen ist und im besten Fall entwickelt man Mitgefühl, was ja auch für eine Weile vom eigenen Leid ein bisschen ablenkt; aber letztendlich kann ja auch eine objektiv betrachtet schöne Geburt als traumatisch erlebt werden und dies hat ja irgendwie auch seine Berechtigung.
Leuchtkäfer

Danke

Beitrag von Leuchtkäfer »

Danke für Eure Berichte,
es tut gut zu lesen, daß es anderen auch so geht, obwohl es mir natürlich für Euch Leid tut, daß Ihr die Geburt als nicht so gut empfunden habt.

Ich habe da gestern noch lange drüber nachgedacht.

Auch da geht es wieder um Perfektionismus und das nach außen hin erwartete Mutterbild. Eine werdende Mutter muß nichts lieber wollen, als nach einer schmerzhaften Geburt erschöpft, aber glücklich ihr Kind gleich auf den Bauch zu bekommen und es kennen zu lernen. Dann wird angelegt und -so wird es einem doch suggeriert- NUR wenn das alles geklappt hat, wird alles gut. Ich weiß, das ist überspitzt dargestellt, was Wahres ist meiner Meinung nach aber dabei.
Gestern ist mir etwas klar geworden und das habe ich bisher noch nie ausgesprochen: Ich war so fertig nach der Geburt, ich wollte meinen Kleinen nicht gleich so eng bei mir haben und war froh, daß er nach kurzer Zeit auf mir erstmal zum Kinderarzt sollte. Dafür habe ich mich bisher verurteilt, aber verdammt nochmal, warum darf das nicht o.k. sein? Dann war ich eben schon gleich nach der Geburt überfordert und einfach körperlich auf.
Es gibt doch -im besten Fall- auch noch den Vater, der den Erstkontakt liebevoll aufnehmen kann.
Ich habe mal nachgedacht. Ich kenne einige Kaiserschnittkinder (inzwischen Erwachsene), die eine sehr, sehr gute Mutter-Kind-Bindung haben. Also können diese ersten Minuten nicht so viel ausmachen, wie mir (von außen und mir selbst) eingeredet wurde.
Mutterliebe kommt eben nicht immer von selbst bei der Geburt, sondern man muß sich anscheinend um sie genauso bemühen wie um andere Liebesbeziehungen. Damit war ich schon immer langsam und habe mich schwer getan, warum soll es bei meinem Sohn auf einmal anders sein.

So, nochmal ein paar Gedanken dazu,
Grüße von Leuchtkäfer
omi 50

Hallo

Beitrag von omi 50 »

Habe das Bedürfnis etwas dazu zu sagen.
Seit meine Tochter an PPD erkrankt ist habe ich Stunden auf der Seite zugebracht und viele viele Berichte von euch gelesen!! und immer wieder
ist euer Problem PERFEKT sein zu wollen (auch meine Tochter)
Aber um Gottes Willen was ist PERFEKT????
Ihr gebt euch schon die Schuld wenn bei der Geburt das Kind nicht richtig liegt, wenn es länger dauert , wenn es nicht alleine kommt , u:s:w.
und nur weil bei einer anderen alles " NORMAL läuft " ist sie deshalb PERFEKT????. Nein ganz sicher nicht. Da kann doch keiner was dafür,es ist halt einfach so!
Und dieses so HOCHGELOBTE Muttergefühl was ist das ?????
Mein Tochter sagte mir auch genau das hat bei mir gefehlt!!
Da muss man doch nur Strahlen und Glücklich sein nach der Geburt!!!!
so wie das immer im Fersehen ist wie ( z.B. mein Baby bei RTL) oder in den ganzen Zeitschriften beschrieben wird.
Aber sind wir doch mal ehrlich- wenn da eine Kamera ist wird wohl kaum ein Mama nicht STRAHLEN oder???
und eigendlich ist man nur MÜDE weil es Anstrengend ist und Kraft kostet
und dann darf man sich doch Verdammt nochmal erst einmal AUSRUHEN und sich auf die neue Situation einstellen.
Und zu der Mutterliebe wie du schreibst Leuchtkäfer die nicht gleich da ist-
muss ich sagen SIE IST DA!!!! nur ihr könnt sie nicht sehen und spüren
Vielleicht weil ihr eine PPD habt ...und nur das Negative für euch seht...
Ich habe zu diesem Problem meiner Tochter gesagt:(die in ihrer schlimmen Phase auch die Liebe zu uns und ihrem Mann in Frage gestellt hat) Wie kann mann den Liebe spüren??? Ich liebe meinen Mann meine Kinder und unser Enkelkind über alles aber wenn ich dieses Gefühl beschreiben soll kann ich das nicht!!! es ist einfach so! wenn man frisch verliebt ist ,ist da vielleicht ein KRIBBELN im Bauch ... aber bei meiner Tochter wenn sie kommt ist da kein Kribbeln das fühlbar ist und trozdem Liebe ich sie ....
Man spürt diese Liebe finde ich nur wenn man sich sorgt oder das man Angst um jemanden hat.... nur dann ist diese Liebe greifbar.
Ihr alle die ihr im Forum seid Liebt eure Kinder da bin ich mir sicher!!!!!
weil eigentlich sorgt ihr euch um eure Kinder sonst würdet ihr keine Hilfe suchen .
gebt euch bitte Zeit man braucht etwas bis man in die neu Rolle als Mutter reinwächst...Ich meine die Umstellung das man nicht mehr zu Zweit ist! nicht das Gefühl :lol: und gönnt euch Zeit für euch!!!! deshalb ist man keine schlechte Mutter ganz im Gegenteil !!!!
Und noch was!
Immer wiede Lese ich das ihr euch "SCHÄMT" das ihr solche Probleme habt WARUM?????
ihr seit in meinen Augen die besseren MÜTTER den ihr macht euch Sorgen um euch selbst und um eure Kinder das tun viele nicht und leben in den Tag ohne "NACHZUDENKEN"

IST DAS BESSER :?: :?: :?:
Gruß OMI
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Omi50,

du hast auch (mittlerweile) meine Einstellung sehr gut und sehr deutlich hier zu "Papier" gebracht. Besonders der Satz, dass die Mutterliebe wirklich von Anfang an da ist, die eine sie aber später spührt als die andere.

Das Problem für viele ist aber das, dass man eben zunächst eine vorgefertigte Grundeinstellung hat: man wird Mutter, soll das Kind lieben, also das Mutterglück empfinden, die Geburt verarbeiten, dem Ehemann volle Aufmerksamkeit schenken, der Alltag zu Hause dreht sich um 100 Grad und man will, dass alles perfekt funktioniert.

Tut es das aber nicht, fangen hier und da schon mal Depressionen an. Manchmal ganz klein, manchmal ganz schwer. Und was dann? Dann braucht es schon mal so ein Forum wie hier und Frauen und Männer, die einem erste Hinweise geben, was man tun kann oder die mit ihren Erfahrungen einem zur Seite stehen.

Verstehe mich nicht falsch, deine Einstellung ist toll und danke für das Lob, dass hier sicher alle tolle Mamis sind, aber es dauert bei einigen einfach etwas länger, um deine Ansicht zu verstehen. Du sagst deiner Tochter vielleicht, dass sie sicher eine tolle Mutter ist, es zur Zeit vielleicht nicht so spühren und sehen kann. Doch damit hat es sich leider bei manchen nicht getan bzw. das Problem löst sich durch einen Zuspruch nicht direkt nach 10 min in Luft auf. Da braucht es VIEL VIEL mehr! Ich will damit nicht sagen, dass du darüber zb mit deiner Tochter oder uns reden sollst. Nein, nein, um Gottes Willen, teile ihr und auch uns deine Meinung bitte bitte weiterhin mit. So jemand wie du wird immer gebraucht! Wörter wie PERFEKT und MUTTERGLÜCK, LIEBE und sich SCHÄMEN werden hier immer diskutiert werden, weil es so viele unterscheidliche Geschichten sind. Nur ist es leider nicht immer ganz so einfach (wie es bei dir klingt). Denkst du nicht auch?

Du schreibst noch etwas schönes: ES IST SO WIE ES IST (zb der Ablauf einer Geburt). Nur muss genau das bei vielen Müttern erst einmal akzeptiert werden. Ich sehe es genauso wie du: ich bin doch nicht schuld daran, ob mein Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommt oder bei der natürlichen Geburt eine Saugglocke benutzt wird und und und. Doch trotzdem gibt es Frauen, die genau darunter leiden und es viel Energie kostet sie genau davon zu überzeugen, dass nämlich sie überhaupt nichts falsch gemacht haben. Nur mit dem einen Satz hat es sich leider oft nicht getan. Verstehst du was ich meine?

LG AmoebeMS
omi 50

Hallo Amoebe MS

Beitrag von omi 50 »

Nein versteh ich nicht Aber du hast wohl auch nicht verstanden was ich meine!!
Genau um diese vorgefertigte Grundeinstellung ging es mir ja!
Ich wollte eigentlich den Frauen nur Mut machen und sagen das man sich nicht unter Druck setzt.wie alles zu sein hat ....
Du schreibst mir Und was dann? wenn jemand eine Depression hat.und das man dann ein Forum wie SChatten und Licht braucht!!!!!
Denkst du ích schreibe in so einem Forum aus LANGEWEILE?
Ich bin diesem Forum so unendlich Dankbar und der Offenheit der Mütter!!!!
Nur so konnte ich meiner Tochter helfen und auch verstehen was da passiert ist.
Meine Tochter war 4 Wochen in der Phsychiatrie mit einer schweren PPD und richtig Böse ZG. und ich weß das so ein PROBLEM nicht in 10 MINUTEN in Luft auflöst!!!!!!
und ich weis auch nicht wo hab ich geschrieben das das einfach ist???
Ich habe doch diesen Satz nicht geschrieben ES IST SO WIE ES IST in der Anahme das dann wenn man ihn liest alles in Ordnug ist!!!!
Sondern das man begreift das man manche Dinge nicht ändern kann!!
und das meine ich auch nicht böse. ich weiß das man durch die Depression das nicht so sehen kann.
Und glaub mir!!! ich weiß wieviel Energie und Kraft es kostet eine Mutter davon zu überzeugen das sie nichts FALSCH gemacht hat!!!!!

Es tut mir Leid wenn noch jemand das Falsch Verstanden hat
das war nicht meine Absicht.!!

Gruß Omi
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Omi50,

ich denke, wir missverstehen uns beide. Ich wollte dich nicht „angreifen“, überhaupt nicht und ich finde wie du dieses Forum hier klasse und was hier von jeder einzelnen geleistet wird.

Deine Worte waren gänzlich liebevolle und gut gemeinte Worte, vollkommen zutreffend, meiner Ansicht nach!!! Hatte ich auch geschrieben. Wieso PERFEKT sein wollen? Wieso diese Grundeinstellung? In eine Mutterrolle muss man rein wachsen, warum schämt man sich überhaupt, wenn es nichts zu schämen gibt. Das klingt alles so einfach, oder? Für viele ist es das aber nicht. Für mich auch. Ich schämte mich über Monate, weil ich depressiv wurde und meinen Kindern nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken konnte. Ja, keine PPD, aber eben Mutter. Mir blutete förmlich das Herz!!! Ich schrie lautlos nach Hilfe. War ich eine schlechte Mutter? Was passiert mit mir? Diese Fragen habe auch ich mir gestellt. Ich will doch alles „perfekt“ machen. Wer hat denn nicht ein Anspruchsdenken an sich selbst? Die Antwort darauf sehe ich nun u.a. in deinen Fragen und Antworten, aber das erkenne ich erst heute! Nach Monaten!!!

Du hast sozusagen für mich „Mitten ins Herz“ getroffen mit den Problemen, die auch auf mich zutreffen und es klang so einfach für mich. Da ist die Lösung. Sie steht dort geschrieben. Es klingt so einfach wie du schreibst und dann auch wieder nicht. Das meinte ich mit den 10 Minuten. Das war doch nicht bös gemeint.

Eines kannst du mir wirklich glauben, ich wünschte von Herzen, dass es in meiner Familie jemanden gäbe, der auch nur annährend das leistet, was du für deine Tochter tust. Doch dieses Glück ist mir nicht hold. Nicht mehr. Ich ziehe auch meinen Hut vor allen Angehörigen, die mit ihrer Hilfe jeder Betroffenen zur Seite stehen. Und dann kommen mir persönlich schon mal die Tränen, denn meine Liebsten sind zwar da, aber haben so große eigene Probleme, dass ich auf keine Hilfe von ihrer Seite hoffen kann. Ich hoffe, du verstehst mich JETZT.

LG von einer auch nicht aus Langweile hier schreibenden AmoebeMS

P.S. Und du machst Mut, keine Frage.
omi 50

Beitrag von omi 50 »

Hallo AmoebeMS,
Ja ich glaube du hast Recht wir wir haben das beide falsch verstanden
und ich habe nicht gedacht das du mich "angreifen " willst.
sondern hat mich eher Belastet das ihr denkt die Redet so als wäre alles so EINFACH und hat keine Ahnung wie wie schwer so eine Depression
auf euren Seelen lastet!!
Das wollte ich nur richtig stellen :-)
weist du so wie du schreibst das du keine Hilfe von deiner Familie hast
so geht es leider leider vielen und das tut mir so unendlich Leid :cry:
meiner Tochter kann ich helfen !!! würde gerne mehr tun ! sei es nur mit
(Guten Ratschlägen) :wink:

Ich habe Verstanden was du meinst und wie du schreibst weißt du auch was ich meinte
ich denke wir werden Freunde bleiben :wink: :lol:
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Ja, wir werden Freunde bleiben.

Ich nenne das immer "verwandte Seelen", nach meinem Lieblingsfilm. Und du kannst nicht nur deiner Tochter helfen, sondern auch jemandem wie mir. Keine Frage. Aber in erster Linie solltest du NUR für deine Tochter da sein. Keine Frage. Trotzdem finde ich es toll, wenn jemand wie du hier schreibt. Eine Angehörige und eben keine direkt Betroffene.

Ich gebe offen zu, ich leide unter meinen familiären Bedingungen und Suche Halt bei anderen. Aber warum auch nicht? Soll ich völlig verzweifeln? Nein, dann danke ich lieber Gott dafür, dass er jemanden schickt, der für einen anderen da ist, an dem ich mich aber "hoch"ziehen kann.

Danke, Oma50.

LG AmoebeMS
Leuchtkäfer

Antworten

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo,

ich danke Euch für die weiteren Antworte.

Amoebe und Omi50, ich bin froh, daß Ihr das ,was in Euren Beiträgen stand, noch etwas erklärt habt.
Ich habe dich, Omi, nämlich auch erst in die Richtung verstande, daß eben doch alles einfach ist, wenn man sich nur einmal sagt: "Ach so, das liegt am Perfektionismus, ich muß mich nicht schämen und auch keine Schuldgefühle haben, dann ist ja alles gut." Und genau das klappt eben nicht von heute auf morgen. Jetzt habe ich verstanden, daß Du mir und den anderen Mut machen wolltest und Erklärungen für unser Tief gesucht hast. Danke dafür. Es ist wirklich schön, wie Du für Deine Familie da bist.

Amoebe: Mir tut es leid, daß Du so wenig Unterstützung von Deiner Familie hast. Im Moment ist es bei mir auch so. Das liegt aber daran, daß sie nicht Bescheid wissen, die könne also gar nicht helfen.

Grüße von Leuchtkäfer
Leuchtkäfer

Nochmal drauf zurückkommen

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ihr Lieben,

ich muß da nochmal drauf zurück kommen: Ich kann in den letzten Tagen immer nur an das Geburtserlebnis denken und habe damit anscheinend noch gar nicht abgeschlossen. Dabei war es doch objektiv nicht so schlimm.
Ich komme da seit Tagen gar nicht mehr von weg und sehe die Geburt jeden Tag negativer.
Der Tip von Meike, bewußt mehrfach am Tag dran zu denken und es dann für den Rest des Tages sein zu lassen, klappt irgendwie nicht.
Sagt mal, sind das schon Zwangsgedanken? Das kenne ich ja bisher nur ansatzweise.
Habt Ihr noch Ideen?
Dieses Gedankenkarussel quält mich gerade total doll.

Danke schonmal,
Leuchtkäfer
omi 50

Hallo

Beitrag von omi 50 »

Hallo Leuchtkäfer,

Was genau ist für dich so schlimm ? und löst diese Gedankenkarussel aus
Der Ablauf der Geburt? das es so lange Gedauert hat ? das es nicht alleine ( ich glaube Saugglocke war es bei dir) geklappt hat?

Oder liegt es daran das dieses (wie ich schon einmal geschrieben habe)
Muttergefühl nicht da war!!
Ich glaube nämlich das ist das Problem!
War`s zumindest bei meiner Nina .
Sie sagte auch immer das die Geburt ein Trauma war. ( War etwa auch 20 Stunden ).Wir haben aber in vielen ,vielen Gesprächen heraus gefunden, das ihr Problem darin bestand:

DAS GEFÜHL NACH DER GEBURT DAS MAN SO SIEHT UND HÖRT NICHT DA WAR! SIE WAR NUR MÜDE UND LEER!!!!!!

Und ich denke so fängt das an!
Die Hormone spielen Verrückt !
man hat von jetzt auf gleich Veantwortung
Muss immer für das Baby da sein
und und und !!!!

dann Denkt man vielleicht eimal kurz "kann nicht alles so sein wie vorher "
und schon geht das gedankenkarussel looooos!
ja ist ja klar ich hab ja bei der Geburt schon Nichts gefühlt..............

Ist es nicht auch bei dir ein bisschen so?

Zu den Zwangsgedanken möchte ich sagen. Ich weis nicht was du sonst noch so denkst ? Weis aber wohl das du schon einmal geschrieben hast
das du Angst hast man könnte deine Gedanken sehen !!!
sage das mit Vorsicht denn man möchte ja niemanden etwas einreden das nicht da ist
Sollte es aber doch mehr sein solltes du was tun
Z:B: das Buch lesen der Kobold im Kopf

Und natürlich auch darüber Reden,Reden Reden
das ist sooooooo wichtig immer und immer wieder!!!!!

Lieber Leuchtkäfer ich hoffe sehr das du mich diesemal nicht falsch verstehst ich habe so lange überlegt ob ich was dazu schreiben soll!!!
weil ich im Moment etwas ANGST habe euch Belasten statt euch zu Helfen
mit dem was ich schreibe!

Lieber Gruß
Omi
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo omi50,

ich schreibe mal schnell, bevor DU Dir Gedanken machst.
Man kann einem ja nicht einrden, was nicht irgendwie da ist, hab da mal keine Angst.

Du hast komplett Recht mit dem, was Du über die Geburt sagst. Es waren die Gedanken und Gefühle direkt danach, die mich dieses Ereignis so schlecht bewerten lassen. du hast das super formuliert, ich werde mir aus Deinem Post mal was rausschreiben und mit der Therapeutin besprechen.
Die ERkenntnis habe ich die letzten Tage gewonnen, als ich die Geburt nochmal soweit ich mich erinnert habe, ganz genau ausfgeschrieben habe.

Das macht mir aber auch Mut, weil ich denke, daß ich dann mit weiterer Hilfe irgendwann die Geburt des Kleinen als positiv bewerte.

Ja, das sind wohl Zwangsgedanken, das sagt die Therapeutin auch. Ich werde mal schauenm ob ich das Buch bekomme. Ich hatte das erst nicht gedacht, weil ich immer geglaubt habe, bei einer PPD sind es immer die schlimmen Gedanken, dem Kind etwas antun zu wollen. Aber es gibt wohl auch mildere Gedanken, die zwanghaft in dem Zusammenhang sind...

Also nochmal Danke für Deine Antwort, einen schönen Tag von
Leuchtkäfer
mici

Beitrag von mici »

Hallo Leuchtkäfer,

ich hatte auch eine "milde" Form von ZG´s. Hab zwar nie gedacht, meiner Kleinen was anzutun, war aber krankhaft davon überzeugt, dass sie nicht genug trinkt, dass sie Allergien entwickelt, dass sie ein nervöses Etwas wird, dass sie schlicht und ergreifend ein kränkliches Kind sein würde. Und wenn mal eine schlechte Nacht war hab ich gleich zwanghaft prognostiziert, dass von nun an alle kommenden Nächte schlecht werden würden. Ich war also durch und durch Pessimist und nichts konnte mich vom Gegenteil überzeugen oder mich irgendwie zuversichtlich stimmen, auch das beste Gedeihen meines Kindes nicht.

Ich habe auch sehr, sehr viel über das Geburtserlebnis nachgedacht. Meine Psychologin hat gesagt, dass es wichtig ist, dass man offen über das Geburtserlebnis trauert, wenn es eben nicht so verlaufen ist, wie man es sich vorgestellt hat. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn man darüber traurig wird und sich dieser Trauer widmet. Dann kann man irgendwann auch damit Frieden schließen, dass es nicht so gut verlaufen ist, wie man es sich gewünscht hätte. Ich bin auch noch dabei, zu trauern. Ich weiß, dass dieser Teil meiner PPD noch nicht gesundet ist, aber ich versuche es so zu halten, wie Maike Dir schon empfohlen hat, dass ich mich nämlich manchmal wegen des Geburtserlebnisses ausweine, um damit auch zu verhindern, dass ich mich wieder so grundsätzlich und allumfassend "ein-weine" und alles wieder grau in grau wird.
Das Geburtserlebnis ist ein (sehr wesentlicher) Bereich des Kinderkriegens. Aber es gibt ganz viele andere wesentliche Bereiche des Kinderhabens, die auch ganz viele positive Seiten haben und immer mehr solcher Seiten dazugewinnen. Deswegen versuche ich das Geburtserlebnis für sich gesondert zu betrauern, zu beweinen und zu verarbeiten. Ich versuche mich nicht mehr darin zu verlieren und die damit verbundenen negativen Gefühle in eigentlich schöne Lebensbereiche zu übertragen.

Herzlichst,

MICI
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