Vielleicht ist/war es gar keine PPD

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Feebie

Vielleicht ist/war es gar keine PPD

Beitrag von Feebie »

Wißt ihr, inzwischen glaube ich, das ich überhaupt keine PPD habe oder auch nur hatte.
Ich vermute einfach, das ich wirklich keine gute Mutter und tatsächlich überfordert bin.

Mein Sohn ist ja inzwischen eindreiviertel und als ich mein absolutes Tief hatte, war er auch schon über ein Jahr alt. Da wurde dann ja auch die PPD diagnostiziert, aber irgendwie habe ich jetzt im Nachhinein das Gefühl, mehr von mir selbst, als von den Ärzten.
Vielleicht habe ich mir da nur etwas eingeredet, weil ich es nicht ertragen konnte, tatsächlich sooo überfordert zu sein, das ich Suizidgedanken hatte. Einfach weil ich mich dem nicht mehr gewachsen fühlte.
Manchmal denke ich heute noch, das die Welt besser dran wäre ohne mich, und das mich eh keiner wirklich vermissen würde, weil ich einfach viel zu anstrengend bin, als das man mich wirklich liebenswert finden könnte.

Ich will immer allen gefallen und es allen recht machen und die beste Mami der Welt sein, und im Endeffekt glaube ich, durch mein Bemühen alles nur noch schlimmer zu machen. Je mehr ich mich anstrenge, umso mehr verbocke ich.

Immer wenn ich mich im Vergleich mit anderen Müttern sehe, dann frage ich mich, warum ich so anders sein muss. Heute war wieder mal so ein Nachmittag mit einer anderen Mutter und deren Kind. Und irgendwie verlieren ich und auch mein Sohn ständig im direkten Vergleich. Ich sehe in so vielen Gesten und Blicken immer einen indirekten Vorwurf an mich, oder in Äußerungen, die sicher unbedacht von denen gemacht werden.
Egal was da kommt, ich ziehe mir den Schuh immer wieder direkt an und denke, siehst du, du hast doch alles falsch gemacht, also rede dir nicht andauernd ein, das es schon richtig gewesen sein wird.

Und genauso denke ich, ich darf mich jetzt nicht hinter einer vermeintlichen PPD verstecken, sondern muss akzeptieren nicht gut genug gewesen zu sein und es auch heute immer noch nicht perfekt hinzukriegen.

Im stillen hoffe ich, das es doch eine PPD ist/war und ich das Recht habe, mir eine Schulter zum anlehnen zu wünschen, und das ich auch heute immer noch wieder weinen darf, aber nach sooo langer Zeit ohne Hilfe, weiß ich nicht mehr, ob ich wirklich "krank" bin/war. Ich habe all diese Symptome nicht mehr, von denen ihr berichtet. Manchmal erinnere ich mich noch an einiges, was sehr ähnlich war, aber heute stehe ich hier und frage mich, ob ich ein Recht habe, hier zu sein.

Es ist, als wären die letzten 1,5 Jahre einfach ein Vakuum, das für mich nicht mehr greifbar ist. Ich kann all die Gefühle nicht mehr fühlen, und auch meine Erinnerungen verblassen inzwischen, aber das heißt ja nicht, das ich das alles verarbeitet habe...

Ich fühle mich so sehr um diese 1,5 Jahre betrogen. Ich will die unbedingt noch einmal erleben. So bewußt, wie es geht. Ich wünschte ich hätte mehr aufgeschrieben, um mich nun besser zu erinnern und es vielleicht endlich verarbeiten zu können, aber es wird nur immer dunkler und alles verblaßt immer mehr, aber es verblaßt nicht im "Guten", falls ihr versteht was ich meine. Es wird eher zu einem schwarzen Fleck in meinem Gedächtnis und ich habe das Gefühl auch um eine Verarbeitung betrogen zu werden.

Für mich kam die gesuchte Hilfe irgendwie einfach zu spät und ich mag es nicht akzeptieren. Ich hätte so gerne jemanden gehabt, mit dem ich in der akuten Phase hätte reden können. Nun ist es vorbei und ich kann nicht mehr drüber reden, weil ich mich nur noch wenig erinnere. Es bleibt ein Gesamteindruck des totalen unglücklich seins und ein sehr bitterer Nachgeschmack, aber nur noch sehr wenig Konkretes.

Das ist der Grund, warum ich an einer PPD zweifel. Hier sind sooo viele liebe Frauen, die sooo viel mehr erlitten haben, und ich lese hier ständig mit und leide auch mit, und manchmal vergehe ich sogar im Selbstmitleid dabei, aber ich glaube, ich habe kein Recht dazu.

Ich weiß nicht, warum ich das jetzt alles geschrieben habe. Vielleicht, weil ich mich gerade wieder so alleine fühle und weil ich einfach nicht weiß, wo ich hingehöre. Wo ich sein darf und kann. Geschweige denn, was ich tun muss und darf. Ich bin derzeit total verwirrt, weil mein Mann sagt, es wäre doch gut, wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, aber mein Herz sagt etwas anderes. Ich kann es nur nicht erklären....

Und ich bin gerade so unendlich traurig.....
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Feebie,

ich war gerade den Tränen nahe, als ich deinen Beitrag gelesen habe... :cry: Weißt du, alles was du schreibst IST EINE PPD!!! Diese ständigen Zweifel, dieses Gefühl von überfordert sein, der Glaube man sei nur überfordert weil man eine schlechte Mama ist, anderen ständig alles recht machen wollen.... das alles schreit aus deiner Seele ... es ist/war eine PPD, eine psychische Erkrankung nach der Geburt, die vielleicht schon eine Vorgeschichte hatte.

DU BIST EINE TOLLE MAMA - würdest du dich sonst fragen, was nicht stimmt, würdest du dich sonst so quälen mit dem irrtümlichen Glauben eine schlechte Mama zu sein? Ich glaube allen ernstes, dass du die bessere Mama bist, als jene, die dich das Gegenteil glauben lassen, die diese unbedachten Bemerkungen von sich geben. Du bist nicht nur besser, sonder wahrscheinlich noch dazu viel intelligenter als sie - du machst dir Gedanken über das Gesagte - allen anderen ist es meist Sch....-egal was man ihnen sagt. Nur bist du durch die PPD so empfindsam, dass dich das alles ganz negativ belastest - der Gedanke alle wären besser ohne dich dran, ist eindeutig das Produkt einer Depression.

Es ist nicht zu spät, dass alles aufzuarbeiten und SELBSTBEWUSSTSEIN UND SELBSTLIBE zu entwickeln - sprich die DEPRESSION ENDGÜLTIG ZU HEILEN!

Das Verrückte an der Welt ist doch: Wir "psychisch Kranken" suchen immer die Fehler bei uns, gehen zu einem Psychiater und versuchen uns selbst zu finden, arbeiten an uns. Aber die die wirklich einen "Klopfer" haben, die die dazu beitragen uns krank zu machen - nein, die kommen niemals auf die Idee, dass sie evlt. etwas feinfühliger bzw. hellhöriger oder gar selbstkritischer sein könnten....genau die bräuchten am dringensten eine Behandlung. Das als Anlehnung an die Mütter liebe Feebie, deren Vergleich du anscheinend immer mit deinem Sohn verlierst. Wirklich verloren aber haben sie - denn sie sind es die die Scheuklappen auf haben.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Ich muss mich tatsächlich mal wieder Marika anschließen.

Welch ein Wunder. :lol:

Feebie, ich gehe nicht auf die tatsächliche PPD ein. Nein. Aber auf deine Erinnerung.

Glaubst du eigentlich, dass ich mich noch daran erinnern kann, was ich gemacht habe als meine Jungs 1,2,3,4,5, 6 Monate, ein Jahr oder 2 Jahre alt waren?????? Ich habe heute ein Mädel von 10 Monaten mit Brei gefüttert und es fühlte sich an als wenn ich das noch nie im Leben getan hätte. Die Erinnerungen verblassen und das ist auch so von Gott gewollt. Man soll ja nicht in den Erinnerungen leben, sondern im hier und jetzt.

LG AmoebeMS

P.S. Wie flüssig du schreiben kannst! Das ist Oberklasse. Seine Gedankengänge so fließend ohne Stocken mitzuteilen, können nicht viele. Ganz toll.
omi 50

Doch eine PPD

Beitrag von omi 50 »

Liebe Feebie
Du hast ganz sicher eine PPD gerade weil du jetzt wieder alles in Frage stellstvorallem keine gute Mutter zu sein löst das dieses Karusell im Kopf aus!
Jeder Mensch hat seinen Platz auf dieser Welt auch du
und jeder Mensch wird von jemanden vermisst auch du
und sei es nur dein Sohn und dein Mann diese beiden lieben dich !!!
Nie wieder so etwas reden das Leben kann so schön sein auch du wirst es wieder SEHEN!!
Und es schafft keiner jedem alles Recht zu machen das brauchst du garnicht probieren ,das hat keiner vor dir und wird keiner nach dir schaffen
ist auch nicht wichtig !!!! du selbst must dich wieder mögen und schau doch mal nicht so selbstkritisch hin :wink:
du bist ganz sicher eine gute Mama sonst würdest du dir nicht überalles so viele Gedanken machen
Und immer die anderen Mütter? was vergleichst du denn um Gottes willen
mann kann aus Blicken Positiv und Negativ sehen bei Aussagen das selbe Du hast eine PPD weil du nur das Negative heraus siehst und hörst!!
Natürlich darfst du weinen den Tränen befreien die Seele ganz wichtig
und ohne Hilfe gehts wirklich schwer:cry:
Und du bist zurecht hier ( da hätte ich weniger Berechtigung hier zu sein ich bin Gesund)
Für Hilfe ist es nie zu spät
Du hast auch dein AD nicht lange genommen gel?
würdest es vielleicht doch noch brauchen und Rede mit jemanden der dich Tröstend in den Arm nehmen kann :(
Das wünsch du dir habe ich vorhin erst bei mir gelesen

Ich drücke Dich ganz fest
Tina
Feebie

Beitrag von Feebie »

Ich kann nicht glauben das da wieder nur noch diese Traurigkeit und das Weinen ist.
Es ist eigentlich gerade alles so gut gewesen.
Ich hatte Zukunftspläne, die Spielgruppe beginnt bald, ich wollte evtl. wieder etwas arbeiten gehen...
Ich war gerade zum ersten mal eine Nacht ohne meinen Sohn und mit einer Freundin zum wandern und nun steht der Geburtstag meiner Ma an zu der wir fahren werden und uns gleichzeitig 2 Hotelübernachtungen gönnen (meine Ma wohnt noch immer in Kiel und das sind gut 300 km). Bald haben mein Mann und ich den zweiten Hochzeitstag und er hat irgendetwas "geplant" und ich sollte mich eigentlich auf das alles freuen.
Habe ich bis Vorgestern auch, aber nun ist die Freude weg.

Nichts ist richtig. Mein Sohn spielt gerade in unserem tollen Garten in seiner Super-Sandkiste die wir letzte Woche noch gebaut haben und ich sollte mich darüber freuen, auch darüber das er dort tatsächlich gerade mal 10 Minuten alleine spielt. Das macht er sonst überhaupt nicht. Überall muss ich mitspielen oder mich zumindest dazusetzen. Jetzt spielt er gerade und kann mich nicht einmal sehen und ich sitze hier und weine.

Ich möchte diese 10 Minuten so gerne genießen, einen Kaffee trinken und ihm glücklich zusehen wie schön mein gesunder wunderhübscher Sohn dort spielt. Stattdessen sitze ich hier, weiß nicht ob ich zu ihm gehen sollte, oder sogar müßte und weine einfach nur.

Egal was ich jetzt machen würde, es wäre alles nicht richtig. Gehe ich zu ihm und spiele mit, habe ich ja wieder das Gefühl keine 2 Minuten für mich zu haben. Bleibe ich hier sitzen, denke ich sofort eine schlechte Mutter zu sein...

Ich könnte auch mit ihm jetzt spazieren gehen, oder einkaufen, oder was weiß ich... stattdessen sitze ich hier und starre nach draußen und bleibe bewegungslos. Sagt jetzt bitte nicht, das ich mehr unter Menschen muss, denn andere Mütter kann ich gerade gar nicht mehr um mich ertragen. Ich sehe immer irgendeinen stummen Vorwurf in ihnen, obwohl das vermutlich nur ein Hirngespinnst von mir ist. Aber ich kann deren Probleme und Sorgen über Schuhe und deren Arbeit- und Soielgruppenorganisation nicht mehr ertragen. Das ist unfair von mir, ich weiß, abe rich sitze daneben und denke die ganze Zeit, ihr wißt doch gar nicht was echte Probleme und Sorgen sind....

Natürlich versteht mich auch niemand, denn keiner anderen geht oder ging es so wie mir. Deshalb fühle ich mich auch eher wie ein Außenseiter. Ich bin eine Aussätzige unter all den anderen Müttern. Das sagt niemand, das denkt vermutlich auch niemand, außer mir selbst. Ich sitze zwischen ihnen und denke einfach, dort nicht hin zu gehören. Ich passe dort einfach nicht mit hinein. Und es ist mir einfach gerade wiedermal viel zu anstrengend mich jede Minute zu verstellen und zu lächeln.

Ich möchte mich hinsetzen und sagen, das es mir nicht gut geht und das ich unsinnigerweise gerade total traurig und unglücklich bin und selbst nicht weiß warum. Aber wer will das schon hören. Außerdem habe ich Angst, das die mich einfach für "durchgeknallt" halten.

Ach ihr Lieben, ich jammere euch hier voll und weiß doch, das es nur eine immer wiederkehrende Spirale bleibt.
Morgen scheint wieder die Sonne, heute regnet es wieder usw. usw.....

Ich will das nur einfach nicht mehr. Ich will nicht akzeptieren, das es mir so geht und ich kann es bei mir einfach nicht als Krankheit anerkennen. Ich denke ständig, das ich mich nur einfach noch mehr zusammen reißen müßte.
Vermutlich weil ich nie in meinem Umfeld auch nur mal ansatzweise mitbekommen hätte, das es einer Mutter mal nicht so gut ging. Überall schien es immer in Ordnung zu sein, und nun fühle ich mich wie ein Alien. Ich weiß zwar das ich nicht alleine da stehe, denn ihr seid ja auch alle betroffen, aber es ist halt niemand greifbar der mir in die Augen sieht und sagen kann: "Ich weiß wie du dich fühlst", und wir uns dann vielleicht einfach tröstend in die Arme nehmen.

Ach scheiße, ich muss schon wieder weinen....
Was zum Henker fehlt mir denn nur in meinem Leben?
Ich habe mehr, als ich je zu wünschen gewagt habe und ich wiedere mich selbst an, weil ich hier sitze und die "Unglückliche" spiele.
Was will ich denn noch???
Gast

Beitrag von Gast »

Ach Feebie, Mensch...

Auch wenn Du denkst, Du bist allein damit, Du glaubst gar nicht, wie gut ich Deine Gedanken nachvollziehen kann.

Zu den Vergleichen: was Du bei anderen Müttern siehst, sind nur Momentaufnahmen. Du kannst nicht wissen, wie die sonst so sind. Viele, wirklich viele Menschen setzen "draußen" eine Maske auf. Selbst Mütter mit PPD tun das, damit andere nichts merken. Wenn man sich mit anderen vergleicht und dabei von sich selbst schon eine schlechte Meinung hat, kann nichts gutes dabei herauskommen. Mir geht es oft so wie Dir, ich denke, mann, was machen andere und ich krebse hier nur so rum. Andere haben eine Familie, fahren in den Urlaub... Und ich habe nur Stress. Dann habe ich auch meistens das Bedürfnis, mich zurück zu ziehen, weil ich es einfach nicht ertrage, andere glücklich zu sehen. Dennoch, dieses Leben ist Dein Leben, und woanders habe ich es auch schon mal geschrieben, selbst auf Deine Depression und auf Deine PPD hast Du ein Recht. Sie ist da, Du hast sie Dir nicht gewünscht, Du kämpfst dagegen... aber sie ist nun mal ein Teil von Dir. Es ist wirklich kein Pappenstiel, damit fertig zu werden. Allein wieviele Gedanken Du Dir machst, zeigt doch, wie tapfer Du alles verarbeitest. Dasist Schwerstarbeit und die soll Dir mal einer nachmachen.

Wenn Du die Erinnerung langsam verlierst, muss das auch nichts Schlechtes bedeuten. Vielleicht willst Du Dich so schützen, vielleicht ist das ein Teil der Heilung. Versuche, es doch mal so zu sehen.

Köpfchen hoch!
Gruß
Angela
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Feebie,

nochmal ich... :wink: Alles was du schreibst, was du fühlst, was auf dich reinprasselt - alles, wirklich alles kenne ich aus meiner PPD Zeit. Es sind Gedanken, Vorstellungen, Gefühle und Emotionen, die unglaublich weh tun, die einen fast innerlich vernichten... ABER: all das kommt von einer Krankheit, die den Namen POSTPARTALE DEPRESSION trägt.

Es gibt einen Weg da raus, dazu MUSST du bereit sein zu akzeptieren, dass du krank bist und Hilfe in Anspruch nehmen solltest. Ich weiß leider nicht mehr genau, was du schon alles unternommen hattest. Hast mal wie Amoebe schreibt, ein AD genommen oder eine Therapie gemacht?

Feebie, es ist die Depression die dich so fertig macht, nicht irgendeine Unfähigkeit deinerseits!!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Deria

Beitrag von Deria »

Liebe Feebie,

ja, es ist so verdammt schwer, anzunehmen und hinzunehmen.
Wir sitzen hier alle in einem Boot, jede hat ihr Päckchen zu tragen und es ist schön zu wissen, man ist eben nicht alleine.

Ich sehe ja nicht nur hier, wie es dir geht. Ich bekomme es ja auch live mit - du bist meine kleine Schwester und nach meinen beiden Lieben zuhause, der wichtigste Mensch in meinem Leben.

Deine Zweifel und deine Gefühle, ich kann sie so gut nachvollziehen und ich möchte hier gar keine guten Ratschläge schreiben oder dich aufmuntern, das und das zu tun.
Ich möchte dir helfen, anzuerkennen, das es viele Defizite gibt, die wir nicht mehr nachholen können.
Manchmal gibt es Zeit der Freude und Zeit der Trauer.
Etwas nicht gehabt zu haben, so meinte meine Therapeutin, ist betrauens- und beweinenswert.
Du möchtest die vergangenen Monate noch einmal erleben, intensiv und mit einem Glücksgefühl im Herzen.
Tief in deinem Inneren geht das wohl gar nicht - was du noch weißt, schreib' es dir auf, damit eben kein schwarzes Loch bleibt (obwohl das wirklich die "einfache" Bezeichnung einer Depression ist). Wenn du dabei Hilfe brauchst, ich würde dich unterstützen.

Was ich sehe und erlebe, ist der verzweifelte Versuch eine jungen Mutter, ihr Leben und das Leben mit Kind und Mann unter einen Hut zu bekommen. Wir haben unser Schuldgefühl mitbekommen, damit wir, wenn wir etwas unrechtmäßiges tun, auch unser Gewissen eingeschaltet wird.
Tust du denn etwas Unrechtes?
Nein.
Du bist die liebevollste Mutter, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe. Dein ganzes Wirken und Denken ist so auf diesen kleinen - wirklich wunderschönen - Jungen ausgerichtet.
Du gibst soviel - auch mir. Da ist es an der Zeit, auch an dich denken zu dürfen.
Die Zeit, die kommt, mit der Spielgruppe, es ist der Lauf der Dinge.
Kinder gehen irgendwann einmal aus dem Haus. Naja, ausziehen wird er ja nicht gleich....
Sie werden selbstständig und brauchen diese Selbstständigkeit auch, um zu wachsen und sie brauchen die Mama, in deren sicheren Hafen sie immer wieder zurückkehren.

Für mich, liebe Feebie, mußt du dich nicht verbiegen. Du bist okay so wie du bist und dieses "ich will das alles weghaben", ja, so geht es mir auch oft und es funktioniert nicht.
Es ist nach wie vor schade, das wir soweit auseinander wohnen und doch auch hier wieder einen Punkt gefunden haben, da zu sein.
Ich in erster Linie für dich - und das mache ich gerne.

Die Ärzte sangen mal: lass die Leute reden. Ich ziehe mir auch oft die Schuhe an, die mir nicht passen. Das ich denke, die Leute reden schlecht und vorwurfsvoll und ja, oft bekomme ich auch zu hören: nun mußt doch mal gut sein, nun mußt du doch mal gesund sein.
Ein gebrochenes Bein kann "man" sehen und es heilt innerhalb von 6 Wochen ab (im günstigsten Fall)...
Wir haben auch so was wie ein gebrochenes Bein, aber, das läßt sich nicht so einfach richten. Wir werden es wahrscheinlich immer ein Stück hinter uns herziehen.

Ich hab dich lieb. Immer.

Deria
Feebie

Beitrag von Feebie »

Vielen vielen lieben Dank an euch alle, für eure lieben und tröstenden Worte!!!
Es hilft eben doch, auch wenn ihr mich nur imaginär in den Arm nehmen könnt. Es tut trotzdem gut.*seufz*

Heute geht es mir schon wieder etwas besser, das fing gestern abend schon an. Zwar noch nicht sooo toll, aber eben viel besser. So langsam erkenne ich ein Muster bei mir, nämlich das diese Tiefs ungefähr 48 Stunden anhalten. Nur die Häufigkeit und das "Wann", da kann ich kein Muster erkennen.

Vielleicht hängt es einfach wirklich mit all den äußeren Einflussen zusammen. Möglich das mich Dinge unbewußt total belasten und mein Kopf dann kein anderes Ventil findet, als mich wieder in diese Traurigkeit zu stürzen.

Ich bin halt schnell überfordert. Unbekannte und neue Situationen bringen mich inzwischen an meine Grenzen und das kann sogar nur ein Einkauf in einem neuen Laden sein. Was ich nicht kenne macht mir Angst und ich kann dieses Gefühl nicht verarbeiten. Unglaublich, wo ich doch immer so taff war und alles selbst anging und vor fast nichts zurück schreckte...
Das hat sich gewandelt und ich bin ein sehr ängstlicher Mensch mit ganz wenig (oder gar keinem) Selbstbewußtsein geworden. Viele Faktoren haben mich dazu gemacht, den endgültigen Hieb hat mir dann wohl die PPD versetzt.

Meine Therapeutin ist derzeit im Urlaub und ich glaube auch, das mir das wöchentliche Ventil fehlt. Ich kann gerade meine Sorgen bei niemandem lassen..., ich möchte ja auch meine Lieben (weder meinen Mann, noch dich Deria) andauernd zusätzlich belasten.

In der Therapie bin ich seit März diesen Jahres, so richtige Fortschritte kann ich aber nicht erkennen. Ich habe das Gefühl, wir haben den eigentlichen "Knackpunkt" immer noch nicht gefunden.
Ein AD habe ich nur 3 Wochen genommen als ich akut suizidgefährdet war. Danach konnte ich diesen "Scheintodzustand" den das AD bei mir auslöste nicht mehr ertragen.
Ich glaube aber, das ich mich jetzt evtl. mit hochdosiertem Johanniskraut anfreunden könnte. Vielleicht probiere ich es damit mal.
Und dabie wollt eich eigentlich gar nichts mehr machen und dachte, ich hab´s geschafft. :cry:

LG,
Feebie
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Feebie,

meine Therapeutin und ich arbeiten zur Zeit an mehreren kleinen Baustellen. Unter anderen an der des „Ich hab´s geschafft“-Gedanken. Damit verbunden auch: wann hört der Mist denn endlich auf? Ich möchte doch endlich wieder mein altes Leben zurück, warum kann auch nach mehreren Wochen wieder ein Ab kommen, und so weiter.

Sie hat mich jetzt erst mal „gebeten“ zu versuchen, nicht daran zu denken (sie weiß, dass das nicht leicht ist). Ich soll mir allerdings darüber immer im Klaren sein, dass es ein Prozess ist. Ein längerer. Und da sie hier vom Forum auch weiß, fragte sie mich, ob mir zb hier jemand bekannt sei, der (so wie ich) seit Februar in Therapie ist, auch seit dieser Zeit ein AD nimmt und heute von sich behaupten kann, dass er vollkommen „gesund“ ist und alle Hilfsmaßnahmen eingestellt hat?

Meine Wunschgedanken soll ich ja behalten, natürlich, aber ich soll versuchen nicht überrascht zu sein, wenn alte Phasen wieder auftauchen. Denn das zieht mich dann immer etwas mehr runter. Sie versucht mich wohl etwas darauf einzustellen und hinzuweisen, dass die alten Zeiten der Angst und Panik sich immer bemerkbar machen können (Auslöser bekannt bis unbekannt), jetzt vielleicht abgeschwächt und ich soll auf das vorbereitet sein, damit ich nicht voller Überraschung durch den „Ich-hab´s geschafft“-Gedanken in das nächste Loch purzele.

Vielleicht hilft dir das auch, Feebie.

Versuchen wir beide einfach in der Zukunft nicht zu viel diesen Gedanken zu erwähnen und wenn ich demnächst mal wieder davon anfange, dann darfst du mir gerne per PN einen „Zeigerfinger-Achtung-Smily“ zu schicken. Dann weiß ich schon worauf du hinaus willst.

LG AmoebeMS
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Feebie,

meine Therapie dauerte 2,5 Jahre - du siehst, du stehst noch ganz am Anfang. Vielleicht hast du ein AD bekommen, dass speziell für dich nicht geeignet war?

Es ist leider oft ein Trugschluß, wenn es einem besser geht, dass man denkt - "jetzt passt alles wieder" und Medikament oft sogar auch Therapie wieder absetzt. Du siehst und merkst es jetzt selber. Du bist noch ganz frisch an der Therapie dran, das dauert!!!!

Überfordert bist du, WEIL du eben eine PPD hast - ES IST KEIN CHARAKTERZUG von dir!!!! Das macht die PPD aus dir! Vielleicht kann dir ja Johanniskraut helfen - ich wünsche es dir so sehr!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Ach Mensch!

Beitrag von Leuchtkäfer »

Liebe Feebie,

ich melde mich erst jetzt, weil ich im Urlaub war.

Du, das kommt mir alles so bekannt vor, was Du in Deinem ersten Beitrag geschrieben hast.
Ich kann Dir auch nicht sagen, ist es eine PPD oder nicht, aber Fakt ist, daß es Dir nicht gut geht.

Du bist gut genug, Du bist die beste Mama der Welt für Deinen Sohn.
Ganz ehrlich, ich hatte das Gefühl, diesen Beitrag hätte ich schreiben können, wenn mein Kleiner älter wäre.
Mir ist jetzt erst aufgegangen, daß ich mich seit ich mich erinnern kann für andere verbiege, um deren Erwartungen zu entsprechen, mich ständig vergleiche, schlecht abschneide, mich selber oft regelrecht hasse, nicht gut genug bin, perfekt sein will u.s.w.

Ja, das war sicher schon vor der Geburt meines Sohnes so, aber jetzt ist das System eben dekompensiert. An guten Tagen sehe ich das als Chance, etwas zu ändern und zu bewegen, an schlechten Tagen schreibe ich Beiträge wie Deiner.

Die anderen haben schon ganz viel dazu geschrieben, ich wünsche Dir, daß es bald besser wird.

Eins noch, Du sagst auf einer Seite, daß Du glaubst, in der Therapie geht nichts voran, aber die wöchentlichen Termine vermisst. Dann brauchst Du die Therapie im Moment vielleicht zur Aufrechterhaltung, das ist doch auch o.k..

Leibe Grüße von Leuchtkäfer
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure aufmunternden Worte, und dafür, das ihr mich für eine gute Mutter haltet, ohne mich wirklich zu kennen. :wink:
So muss es sein, das sind genau die "Arme", die ich mir hier wünsche.
Jemand der mich so akzeptiert, wie ich bin und mir einfach gut zuredet, egal was ich getan oder eben nicht getan habe.*seufz*

Ich habe gerade das Familien-Mutter-Geburtstags-Besuchs-Wochenende hinter mich gebracht. Die Tage im Hotel waren eigentlich recht schön und mal etwas ganz anderes. Ein bischen wie Urlaub, aber leider auch so heiß und die Nächte ohne Klimaanlage waren die Hölle. Leider hat mein Sohn schon am Samstagnachmittag angefangen stark zu fiebern und heute mußten wir erstmal zum Arzt. Mein Sohn hat eine starke Halsentzündung und schläft nun ganz viel. So war das Wochenende dann für alle auch etwas anstrengend gewesen.

Immerhin war ich stark genug mir selbst in der Nacht alle Grübeleien zu verbieten und mir definitiv einzureden, das ich nicht Schuld bin an seinem "Elend". Ich war nämlich schon wieder gedanklich auf Dauerreise, wo ich denn nun schon wieder einen Fehler begangen habe, das es ihm so schlecht geht. Zum Glück kann ich mich jedesmal wieder selbst bremsen, aber ich muss halt immer wieder daran denken, was ich hätte besser machen müssen...

Trotzdem geht es mir aber wieder besser, sonst würde ich hier auch mit Pauken und Trompeten untergehen. Mitten im Tief und zusätzlich ein fieberndes Kind... zum Glück hatten wir diese Parallele noch nicht.
So bin ich halt nur ebenfalls kaputt vom WE und einfach müde. Ich leide immer so mit wenn mein kleiner Schatz krank ist, geht euch sicherlich auch so.

Liebe Amoebe, das mit dem Zeigefinger können wir gerne gegenseitig machen. Ich glaube auch das es ein Problem ist, immer wieder zu denken das es jetzt endlich vorbei ist und dann doch wieder das Tief kommt. Ich habe auch schon überlegt, ob ich auch diese Smilys auf den Kalender malen soll, wie das einige hier schon getan haben. Dann freut man sich vielleicht über viele lächelnde Smilys hintereinander, aber glaubt nicht immer gleich, es geschafft zu haben.

Und Lieber Leuchtkäfer, ich habe bei vielen deiner Beiträge die ganze Zeit gedacht, das hätte ich auch alles geschrieben haben können. Wir scheinen uns wirklich in manchen Dingen sehr ähnlich zu sein.
Danke auch für den Aspekt mit der Therapie. Ich neige wirklich schnell dazu aufzugeben und die Flinte ins Korn zu schmeißen. Ich bin leider nicht sehr geduldig mit mir selbst, wenn ich "krank" bin. Ich erwarte immer regelrechte Wunder, sogar bei einer banalen Grippe. Um so mehr erwarte ich dann natürlich bei der PPD, das es dann auch nach 4 Wochen gut sein muss, obwohl ich es ja besser weiß. Aber du hast recht, ich brauche dieses wöchentliche "Ausheulen" wohl einfach als "Mülldeponie" und "Schulter zum Ausweinen". Da kann ich alles rauslassen, was ich sonst so gut zu verbergen versuche um meine "Umwelt" zu schonen.

Mal sehen wie es jetzt weiter geht. Erstmal muss mein Kleiner wieder gesund werden, dann bin ich dran!

Vielen Dank auch an alle anderen, auf die ich jetzt nicht speziell eingegangen bin. Ich möchte euch auch einmal imaginär ganz doll drücken und umarmen.

LG,
Feebie
Deria

Beitrag von Deria »

Liebe Feebie,

nach einem Schongang darf aber auch gerne mal wieder geschleudert werden! Gell?
Ich bewundere und bestaune dich, weil ich ja erlebe, wie du nach außen wirkst und erkenne dann, im Inneren tobt das Chaos.
Weil ich es von mir kenne, kann ich es dir manchmal schon an der Nasenspitze ansehen!
Und manchmal ist es auch gut, einfach mal zu funktionieren - damit man den Alltag so einigermaßen über die Runden bekommt.
Nicht immer und nicht auf Dauer.

Gute Besserung für den Kleinen.
Deria
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Liebe Feebie,

ich kann mich deiner Schwester nur anschließen und wünsche deinem Kindlein gute Genesung!

Gut, dass du den Gedankengang mit dem "schuld sein" an seiner Halsentzündung beiseite geschoben hast. Grins. ManOMeter, wenn sie später im Kiga sind und sich Scharlach, Röteln und Läuse einfangen, können wir schließlich nicht immer nur uns daran die Schuld geben, oder? Hihi.

LG AmoebeMS
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