Habe ich (ein) recht enttaeuscht zu sein??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo ihr Lieben!

Es tut mir leid, was ich alles geschrieben habe. Ich bin eh nur eine Enttaeuschung fuer alle. Hat mir meine liebe Familie mal wieder deutlich gezeigt. Heute sind alle zu meinen Eltern gefahren. (Grosseltern, Tanten usw.) Ich wollte heute einfach nicht. Innerlich hab ich mich total dagegen gestraeubt. Am nachmittag haben sie dann angerufen, weil sie mit Alexis sprechen wollten. Sie haben dann gesagt, das sie enttaeuscht sind, weil wir(wobei sie nur die Kinder wollen) nicht da sind. Am liebsten haette ich losgeheult. . Ich habe ein paar sachen hergerichtet bin aber dann doch nicht gefahren. Mir schwirrt total der kopf, weil ich gar nicht weiss was ich machen sollte. Es tut mir ja leid Euch so zu belaestigen. Aber ich habe ja niemanden. Meine Mutter weiss was mit mir los ist, sagte mir aber, ich muss es selber mit mir ausmachen. Meine schwester kann nichts damit anfangen und mein Mann.....nichts. Ich habe nichts und niemanden. ICh ziehe mich immer und ueberall zurueck. ICh kann nur mit meiner Therapeutin darueber sprechen, aber das wuerde alles nur noch schlimmer machen. Und das will ich nicht. Ich bin ein hoffnungsloser fall der alle nur enttaeuscht. Der alles falsch macht. Es ist Weihnachten und ich wollte alles geniessen und jetzt sitze ich hier und denke und denke und denke. DIe Familie ist enttaeuscht von mir, weiss nicht wie weh mir das tut. Kanns ihnen aber nicht sagen, weil sie es nicht verstehen wuerden. Sind eh nicht mit meinem Leben einverstanden. Das ganze Leben ist ein witz.

Stark Sein??????

Was soll es bringen. ICh kann nicht stark sein. Es erdrueckt mich alles. Momentan will ich es nicht. Ich will mich nur verkriechen. Gar nicht machen. einfach gar nichts. Ach man . Tut mir leid. Das einzigste was ich kann ist jammern. Ich lass es lieber

lg

Stefanie
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Stefanie,

ach gott, deine zeilen machen mich so betroffen. Du mußt Dich aber nicht entschuldigen, Du schreibst keinen Müll, das alles klingt nur sehr nach der Saskia von vor einem Jahr. Ich hätte letztes Weihnachten auch fast sowas geschrieben. Steffi, wir sind alle froh, dass Du da bist, und wir unterhalten uns sehr gerne mit Dir und unterstützen Dich. Du bist keine enttäuschung, Du machst nicht alles falsch. Wenn Deine Familie Dich jetzt nicht versteht, dann sind DIE es, die alles falsch machen, nicht Du. Du bist krank, lass es heilen.
Ich weiß, Du hast das schon zum 100000sten Mal gehört und es nervt Dich langsam, weil Du es noch nicht spürst. Aber irgendwann wird die Therapie Früchte tragen und dann weißt du wieder, wie schön das Leben ist.

Und bis dahin "jammer" uns nur richtig feste voll, das tut Dir und Deiner Seele gut. Wir haben alle irgendwann den ganzen Mist von der Seele geschrieben.Alles auszusprechen ist ein Schritt auf dem Weg zur Heilung.
Und übrigens, es ist gut wenn Du nicht immer tust, was von Dir erwartet wird, sondern auch auf Dich schaust. Das sagt Dir jemand, der oft das Gefühl hatte, eine einzige Enttäuschung zu sein. Ich dachte immer, meine Mutter sei mit meinem Leben nicht einverstanden. Fing mit meiner Berufswahl an und hörte mit der Wahl meines Ehemanns auf...

Du bist nicht alleine, bitte gib dich nicht so leicht geschlagen.

Liebe Grüße, Saskia
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Stefanie,

ich lese Deine Zeilen und werde traurig. Traurig deswegen, weil es Dir so schlecht geht und Dir einfach niemand helfen will - Deine Familie - oder kann - wir.

Du hast an Heiligabend sehr viel Mut bewiesen, als Du allein mit den Kindern zu Deinen Eltern gefahren bist. Das zeigt, daß Du stark bist - auch wenn Du es nicht glauben kannst. Du bist stark, denn sonst wärst Du nicht so weit gekommen wie Du jetzt bist. Du warst beim Therapeuten, nimmst Medikamente und arbeitest an der Situation. Du tust alles damit es Dir besser geht, mehr kannst DU momentan nicht machen. Jetzt ist Deine Familie dran - Dein Mann, Deine Eltern usw. SIE müssen Dir jetzt beistehen und Dir helfen, Dir unter die Arme greifen. Ich finde es sehr schade, daß Deine Mutter so eine miese Reaktion Dir gegenüber zeigt und sie nicht ein bißchen auf Dich zugeht, sondern Dir noch Vorwürfe macht. Wenn Du der meinung bist, daß Dich DAS noch mehr belastet, dann breche den Kontakt doch erstmal ab. Geh auf Abstand und schreibe einen Brief an Deine Mutter. Schreibe ihr, wie sehr Du enttäuscht bist von ihrem Verhalten und so weiter. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es sie nicht ein bißchen berührt, wenn es Dir nicht gut geht! Wenn sie evtl. einen Brief von Dir liest, wird sie Dich vielleicht etwas besser verstehen können?

Zu Deinem Mann: Ich finde es ebenfalls sehr schade, daß er sich so aus der Affäre zieht. Du bist enttäuscht und er MUSS es wissen. ER MUSS wissen, wenn es Dir schlecht geht und Du sauer auf ihn bist. Du darfst nicht immer alles in Dich hineinfressen, das ist Gift für Deine Seele. Du mußt lernen, daß Du Dir nicht alles gefallen lassen darfst/kannst/mußt. Du hast ein Recht enttäuscht zu sein, ja verdammt nochmal! Nicht Du bist Schuld, sondern die anderen - indem sie Dich allein lassen.

Ich weiß wie Du Dich fühlst, wenn Du Deine Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle äußerst. Du fühlst Dich schuldig. Und wenn obendrein noch solch blöde Reaktionen kommen, dann kann man sich nur mies fühlen. ABER es ist nicht richtig, daß diese Reaktionen kommen! Wahrscheinlich kommen sie, weil es ungewöhnlich ist daß Du Deine Bedürfnisse äußerst, daß Du Dich beschwerst. So wie Du lernen mußt, daß Du auch ein Recht auf Frau-sein hast, so müssen die anderen das genauso lernen!

Das klingt jetzt sicher alles ziemlich dahingeschrieben für Dich, aber es ist so. Mir geht es genauso wie Dir und es ist schrecklich zu wissen, daß niemand hinter einem steht. Der Mann, den man liebt, wird nicht akzeptiert. Man bekommt eine einseitige Beziehung vorgeworfen, man sei nur noch wg. den Kindern zusammen und dann Streit und Enttäuschung IN der Beziehung. Das alles macht und krank und wir fressen es in uns hinein, weil wir mit niemandem darüber reden können. Weil wir das Vertrauen zu anderen Menschen verloren haben, denn zu oft wurden wir enttäuscht. Das Gefühl, man muß es allen recht machen raubt uns den Nerv - dabei sind wir doch auch nur Menschen mit Gefühlen und Bedürfnissen, Wünschen und Gedanken.

Wir alle haben ein Recht auf ein schönes Leben! Auch Du, liebe Stefanie! Du hast es verdient geliebt zu werden, aber von den richtigen Menschen ... Vielleicht leben wir im falschen Umfeld ...

Ich hab Dich lieb! Ina
Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo ihr lieben!

Danke fuer Eure lieben antworten. Ich wollte Euch nicht traurig machen. Das war nicht meine Absicht. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen hier zu schreiben. Aber ich habe das Gefuehl das ein gutes Ventil fuer mich ist. Es ist immer ein hin und her. Deshalb moechte ich mich entschuldigen. Das gefuehl das es nicht richtig ist, was ich tue kann ich halt nicht abschalten. AUch wegen gestern. ICh denke mir es war falsch nicht zu meinen eltern zu fahren. Ich haette es tun sollen. Die ganze verwandschaft sieht meine kinder so gut wie nie. Deshalb haben sie sich darauf gefreut. Aber an weihnachten ging es wieder los, das es mich innerlich wieder zerreisst. Diese Sehnsucht nach meiner tochter ist wieder so stark. Es tut so verdammt weh. Wie soll ich das denn meiner mama erklaeren. Die versteht mich doch bestimmt net. Aber den Kontakt zu meiner Mama will ich nicht abbrechen. Alexis liebt ihre oma abgoettisch und freut sich immer tierisch wenn wir zu ihr fahren. Ich kann ihr ihre oma nicht vorenthalten. Und das mit briefe schreiben ist immer so ne sache. Das bringt nichts. Mit meinem Mann werde ich versuchen darueber zu sprechen wenn es mir wieder besser geht. Momentan tut mir alles viel zu sehr weh, als das ich ein vernuenftiges gespraech fuehren koennte. Es geht halt einfach nicht.

Ich moechte mich nochmal in aller deutlichkeit bei euch bedanken, das ihr einer schrullen zuhoert. Ich habe oft das gefuehl, ihr rollt mit den Augen wenn ihr es lest. :) Allerdings ist es nur ein gefuehl. Danke nochmal.

lg

Stefanie
Melina

Beitrag von Melina »

Hallo Stefanie,

wir kennen uns zwar noch gar nicht, aber ich kann es komplett nachempfinden wie du dich fühlst. Mir geht es mit meiner Familie nicht anders. Ständig muss ich mir anhören: Du siehst nicht krank aus, du bist nicht krank!! Lass dir nichts einreden!!, Wir sind sehr enttäuscht!, Du machst uns auch noch krank und kaputt!!, ...

Vor einiger Zeit habe ich dann einfach mal ein Buch über meine Krankheit gekauft und es meinen Eltern hingelegt. Sie haben es gelesen und können mich nun besser verstehen und ich musste nix erklären. Seitdem haben sie begriffen, dass ich manchmal einfach nicht anders kann. (Das Buch darf aber nicht zu umfangreich sein, es soll nur erklären, was mit Dir los ist).

Vielleicht hilft es Dir und Deiner Familie besser damit umzugehen? Ein Versuch wäre es doch wert, oder?

Lass den Kopf nicht hängen!!

Liebe Grüsse,

Melina
Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo Melina!

Danke fuer Deinen Tipp, aber ich glaube kaum, das es was nuetzt. Meine Mutter ist der Meinung ich muss damit selber fertig werden und es wuerde sie auch nicht wundern das ich das haette. Du kannst Dir sicherlich vorstellen das ich da nicht mehr mit ihr darueber reden moechte. Sie ist ja jetzt schon keine grosse hilfe. Aber in vorwuerfen ist sie momentan die groesste (hat was mit meinem vater und meinen geschwistern zu tun). Ich glaube ich habe ihr den wind aus den segeln genommen, als ich ihr sagte was mit mir los ist. Ich war immer anlaufstelle fuer ihre Problem. Meine schwester hat dies gemacht/nicht gemacht, sie hat jenes falsch gemacht, mein Vater hat dies versprochen usw. Ist ganz doof weil ich zwischen den stuehlen sitze und zu vermitteln ist auch nicht leicht, da sich alle parteien stur stellen. Wenn ich es rueckgaengig machen koennte, ich wuerde es tun. Aber es ist jetzt passiert. Naja was solls.

lg

Stefanie
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