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Spitfire

Noch jemand Neues

Beitrag von Spitfire »

Hallo, ihr :>
Durch die Suche nach Informationen über PPD bin ich auf dieses Forum gestoßen und möchte mich auch vorstellen.

Ich bin 33 Jahre alt, Akademikerin und habe eine 7,5 Monate alte Tochter.
Schwangerschaft und Geburt waren unproblematisch; Lisa ist ein Wunschkind. Ich selber bin Einzel- und Scheidungskind.
Die ersten sechs Monate nach der Geburt waren sehr schön, Lisa ist pfelegeleicht, auch das Stillen klappte gut. Vor drei Wochen habe ich komplett abgestillt (aber schrittweise seit dem fünften Monat).
Ungefähr zu dieser Zeit verlor ich meinen Appetit fast ganz, hatte zuvor aber auch schon stark abgenommen. Dann kamen Schlafstörungen - ich kann schlecht einschlafen und wache in den frühen Morgenstunden auf und liege dann grübelnd wach.
Vor etwa zwei Wochen wurde mir dann klar, dass etwas nicht stimmen kann.

Zunächst war ich beim Praktischen Arzt (der mir Zopiclodura und Opipramol verschrieb) und bei meiner Gynäkologin - es wurde nichts Auffälliges in punkto Blutwerte, Hormonspiegel und Schilddrüse gefunden, doch meine FÄ empfahl mir, als ich ihr meinen Zustand schilderte, zum Psychologen zu gehen. Sie sagte, eine PPD sei recht wahrscheinlich.

Letzte Woche bekam ich dann einen Termin beim Psychologen. Die Therapeutin verschrieb mir Trimipramin 25mg für den Abend.
Das nehme ich seit Donnerstag und habe auch auf ihren Rat hin das Opipramol weggelassen.

Nun geht es mir seit Donnerstag schlechter. Ich habe Panikattacken, Herzrasen, keine Lust mehr auf nichts; die Angst, dass Lisa darunter leidet, quält mich sehr. Ich weiß, dass AD eine gewisse 'Vorlaufzeit' benötigen, bis sich der Medikamentenspiegel aufbaut - aber heute bin ich wieder zur Therapeutin gegangen, weil besonders die Morgenstunden einfach furchtbar sind. Sie empfahl mir dann, das Opipramol wieder zusätzlich zu nehmen, und hat das Trimipramin auf 50mg erhöht.
Nun muss ich abwarten, ob die Medis anschlagen.

Das ist soweit meine Geschichte.
Die Fragen 'Warum ich?' und 'Was habe ich falsch gemacht?' sind unsinnig, das ist mir klar, aber ich vermag sie nicht abzuschalten. Ich hatte fast zehn Jahre lang Essstörungen und weiß daher auch, dass ich kein rundum glücklicher Mensch bin; da sind sicherlich Dinge im Hintergrund... Im Moment jedoch möchte ich nur wieder klarkommen - mit meiner kleinen Motte Lisa, die mich doch braucht, mit meiner Rolle als Mutter, auf die ich mich so gefreut habe...
Selbst meinen Freunden und meinem sehr lieben und verständnisvollen Mann gegenüber habe ich Schuldgefühle, weil ich mich als Last für andere empfinde, als jemand, der es 'nicht packt'.

Ich bin sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben. Vielleicht liest ja der Ein oder Andere meine Zeilen und kann mir ein bisschen Mut machen.
Es muss doch besser werden. Oder?

Mit lieben Grüßen an euch alle,
Spitfire
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Liebe Spitfire,

ich stecke auch gerade in einer tiefen Depression und ich kann dich daher sehr gut verstehen. Genau wie du habe ich ab und zu Herzrasen und die Lust, irgendetwas zu unternehmen hält sich enorm in Grenzen. Ich nehme nun auch seit einer Woche ein AD und habe seit dem das Gefühl, es wird schlechter statt besser, aber anscheinend ist das bei vielen ADs so, dass es zuerst schlechter wird, bevor eine Besserung eintritt.

Ich habe mich auch so sehr auf meine kleine Tochter gefreut und mir ist echt zum heulen, weil ich die Zeit mit Ihr einfach nicht genießen kann. Einfach weil ich zu sehr mit mir selber beschäftigt bin. Obwohl ich sie doch so liebe und viel mehr mit ihr unternehmen möchte. Ich mach mir auch oft Gedanken darüber, wie ich in eine Depression rutschen konnte. Vor allem gerade jetzt, wo mich doch meine kleine Maus so braucht. Gewiss spielen Ereignisse in der Vergangenheit eine große Rolle. Meine Psychotherapie beginnt in einer Woche und ich denke ich habe viel aufzuarbeiten, was die Vergangenheit betrifft. Denn ob die Hormonumstellung allein eine so starke Depression auslösen kann bezweifle ich. Ich denke da gehört mehr dazu.

Und das mit den Schuldgefühlen, da geht es mir wie dir. Mein Mann musste jetzt schon öfters vom Arbeiten Zuhause bleiben um auf unsere Kleine aufzupassen, einfach weil ich das im Moment nicht machen kann. Und ich habe auch oft das Gefühl für alle eine Last zu sein. Das Problem ist eben auch, dass viele Menschen das Wort „Depression“ missverstehen. Jemand, der das noch nie durchgemacht hat oder sich noch nie damit befasst hat, weiß einfach nicht, was so ein Mensch durchmacht. Für mich ist es im Moment die schlimmste Zeit, die ich in meinem Leben durchmache. Und das ist eben kein Beinbruch oder eine Grippe, die nach ein paar Wochen vorbei ist. Und gerade deshalb, weil ich jetzt schon seit 3 Monaten in der Depression stecke, habe ich das Gefühl, jetzt falle ich allen zur Last. Und das zieht mich auch ganz schön runter.

Leider kann ich dir jetzt keinen all zu großen Mut machen. Aber vielleicht bringt es dir ja schon etwas, dass du siehst, dass du nicht alleine bist mit deinem Problem.

Ich wünsche dir alles Gute.
Liebe Grüße, Yvonne
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Spitfire,

ich bin 2005 direkt nach der Geburt meines Sohnes an einer PPD erkrankt. Auch ich konnte schlecht schlafen, hab nix mehr gegessen, heulte, hatte angst- und Panikattacken und dachte, dass hört nie wieder auf. Ich war soweit, dass ich mir wünschte jemand würde meine sohn mitnehmen, ich wünschte, ich würde einschlafen und nicht mehr aufwachen. Es war die schlimmste Krise in meinem Leben - und gleichzeitig die größte chance für mich. Das kann ich heute sagen. Mir geht es wieder gut, eigentlich sogar besser als vor der PPD. Ich habe so unheimlich viel gelernt durch diese Krankheit. Meine Hilfsmittel waren/sind ein AD, anfangs Gespräche mit einer Therapeutin in der Klinik und seit Juli 2008 die tiefenpsychologische Therapie.
Es wird wieder gut werden - ganz bestimmt.
Hier kannst Du jederzeit alles loswerden, was Dich bedrückt.

Liebe Grüße + herzlich willkommen!
Nora
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Herzlich Willkommen auch von mir in dieser Runde!!!

All das was Nora geschrieben hat, kann ich auch von mir sagen. Ich hatte ebenfalls die selben Symptome - dazu noch ganz schreckliche Zwangsgedanken... auch dachte, das wars - das war mein Leben. Entweder sterbe ich jetzt oder ich werde in einer "Klapse" enden, wollte mich sogar selber einliefern lassen, weil ich dachte, ich sei eine Gefahr für mein Kind.

Das war vor 4 Jahren. Heute sieht es aber ganz anders aus! :D Genau wie Nora war die PPD die größte Kriese, aber gleichzeitig auch die größte Chance, mein Leben durch die Psychotherapie nachhaltig positiv zu verändern. Das merke ich heute an meiner Lebensqualität, die besser und schöner nicht sein könnte.

Meine "Helferlein" waren: Ein AD, eine Psycho-/Verhaltenstherapie, Bachblüten, Kinesiolgie, DIESES FORUM HIER, viele Fachbücher zum Thema.

Im Moment sieht alles grau und dunkel aus für dich, ich weiß. Aber wenn dein AD erstmal angeschlagen hat, wirst du Schritt für Schritt da raus kommen und in deiner Therapie gut arbeiten können. Und wir hier werden dich auch nach Kräften unterstützen!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Spitfire

Beitrag von Spitfire »

Hallo und danke für eure Antworten :>

@Yvonne: Es bringt auf jeden Fall etwas, sich nicht mit diesem Problem allein zu fühlen.
Ich wünsche Dir jeden erdenklichen Erfolg mit der Therapie.
Ja, wenn man selber noch nie depressiv war, unterschätzt man die Abgründe doch gewaltig, die da auf die Leidenden lauern. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so aufgeschmissen fühlen würde. Besonders der konkrete 'Mangel' an Problemen - also, dass ich z.B. keinen speziellen Punkt finden kann, der mich unglücklich macht und an dem ich anknüpfen könnte - lässt einen doch ziemlich verdattert neben sich stehen.
Alles Liebe für Dich :>
Wir werden das schon packen.

@Nora: Zu lesen, dass es Dir wieder gut geht, macht mir richtig Mut.
Es ist wunderbar, dass Du die Depression überwunden hast.
Vielleicht liegt in allem ja wirklich auch eine Chance. Vielleicht kann man hinterher die schönen Seiten des Lebens umso mehr genießen :>

@Marika: Von Dir habe ich ja schon die nette Aufnahme-Email bekommen :>
Auch an Dich: Es ist ungemein aufbauend, zu lesen, dass Du es geschafft hast. An meinen (drei) schlimmen Tagen konnte ich kaum noch Land sehen - so etwas habe ich noch nie erlebt, so eine seelische Verzweiflung und Lähmung... Jetzt, wo das 'Kind einen Namen hat' und ich weiß, dass ich krank bin, gelingt es mir, mich nicht mehr so bekloppt zu machen. Ich denke, das ist schon mal ein kleiner Anfang.

Nochmals: Danke an euch Drei :>

Seit Montag Mittag geht es mir mit dem Opipramol besser, und auch das Trimipramin schlägt eventuell schon an. Ich kann wieder ganz gut schlafen, mich über meine kleine Motte freuen, den Alltag wuppen, die Panikattacken sind weg.
Meine Ärztin möchte aber erst einmal warten, bis das Gröbste überstanden ist, bevor wir über eine Therapie sprechen.
Solange nehme ich nun die Medis; vielleicht sieht es ja in ein paar Monaten wieder so gut aus, dass man zumindest das Opipramol reduzieren kann.
Liebe Grüße,
Spitfire
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Spitfire,

von mir auch herzlich willkommen. Unsere Kinder sind in etwas gleich alt, meins ist aber ein Junge.
Wie geht es Dir denn inzwischen?
Was machst Du denn so den Tag über?
Meine PPD hat wohl schon in der Schwangershcaft angefangen und ich war ach ecnt froh, auf dieses Forum hier gestoßen zu sein, es hilft gerade ganz viel.
Die Frage nach dem Warum stelle ich mir auch noch oft, aber wie Du schon sagtest, daruaf gibt es keine Antwort.
Ich kann Dir nur Mut machen, daß es wirklich besser wird und bestimmt irgendwann vorbei ist. Mir geht es seit zwei Wochen kontinuierlich besser, was mich sehr erleichert.

Du bist hier jedenfalls herzlich willkommen, ich wünsche Dir alles Gute,

Leuchtkäfer
Spitfire

Beitrag von Spitfire »

Liebe Leuchtkäfer,
auch für Deinen netten Beitrag vielen Dank :>
Mir geht es im Moment wieder ziemlich gut - seit etwa 2,5 Wochen.
Was ich den Tag über mache: Morgens gehe ich mit meiner Tochter raus, spazieren und/oder Besorgungen erledigen, mittags pennt die Kleine (immer zwischen 1,5 - 3 Stunden), da lese ich oder surfe im Internet, nachmittags wuppe ich den Haushalt und spiele mit der Motte oder treffe Freunde, der Abend gehört dann meistens unserer kleinen Familie. Ich sehe zu, dass ich mindestens dreimal pro Woche Leute treffe (Freunde, Familie oder Babygruppe), das tut mir immer sehr gut.
Nach den Gründen für meine PPD suche ich derzeit nicht. Ich versuche, mich nicht mit Gedanken zu belasten, sondern das Leben zu genießen. Das Schönste wäre, wenn ich dann irgendwann die Medis reduzieren und wieder ganz 'auf eigenen Beinen' stehen könnte.
Dass Du schreibst, dass es bestimmt besser wird und irgendwann vorbei ist, hilft mir enorm. Dasselbe wünsche ich Dir von Herzen. Wie geht es Dir denn im Moment?
LG, Spitfire
mici

Beitrag von mici »

Hallo Spitfire,

schön zu hören, dass es Dir schon wieder besser geht - aber vorsicht! Nicht gleich ans Reduzieren der Medis denken, sondern lass sich Deine Lage erstmal stabilisieren. Es gibt einige hier, die zu früh die Medis reduziert haben und danach wieder in ein tiefes Loch gefallen sind. Besprich diese Schritte bitte unbedingt mit Deiner Ärztin und gib Dir etwas Zeit! In der Packungsbeilage meiner Medikamente steht, dass die gewöhnliche Einnahmedauer zwischen 6 Monaten und 2 Jahren liegt.

Weiterhin gute Besserung,

herzlichst, MICI
Leuchtkäfer

Ganz gut

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Spitfire,

Danke der Nachfrage, mir geht es auch gerade recht gut. Es wurde tatsächlich langsam immer besser und ist nun schon seit ca. zwei Wochen etwas stabiler. Klar gibt es gute und schlechte Tage, aber an den schlechten Tagen stelle ich nicht mehr alles in Frage.
Meine Tage sehen ähnlich aus wie Deine. Ich versuche auch immer, mir etwas vorzunehmen, damit ich nicht rumsitze.

Schläft Deine Kleine nur noch einmal am Tag? Meiner schafft es nicht, er knickt nach spätestens vier Stunden wach sein ab. Also gibt es zweimal eine Stunde Schlaf.

Wissen bei Dir viele Bescheid wegen der PPD? Von meiner Familie weiß es niemand, aber ein paar gute Freunde schon.
Aber so richtig eine Hilfe sind sie mir nicht, sie wohnen fast alle weiter weg.

Versuche weiter so positiv zu denken, das macht viel aus. Alles Gute
von Leuchtkäfer
Spitfire

Beitrag von Spitfire »

@mici: Nein, das Reduzieren kommt erst frühestens im neuen Jahr, das ist mir schon klar :>
Meine Ärztin hat letztes Mal ja davon gesprochen, das AD sogar noch raufzusetzen, damit ich das Opipramol vielleicht nicht mehr nehmen muss. Ich übe mich also natürlich in Geduld. Meine Aussage sollte nur bedeuten, dass ich mich auf eine Medi-freie Zukunft freue :>

@Leuchtkäfer: Meine Kleine pennt morgens im Kinderwagen ein Ründchen, aber ansonsten hält sie eben ihren großen Mittagsschlaf.
Von meiner PPD weiß die engere Familie und der engere Freundeskreis.

LG, Spitfire
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