Wie gehen eure Partner damit um?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Athene

Wie gehen eure Partner damit um?

Beitrag von Athene »

Hallo Ihr
Bin im Moment in einem Tief und möchte von euch wissen, ob das normal ist, wie mein Partner so drauf ist. Er war immer sehr geduldig mit mir, und als ich Depression hatte, hatten wir oft Zoff, wenn er mal weg wollte, denn ich hatte ja panische Angst vor der Zeit mit meinem Baby alleine. Das hat sich inzwischen gelegt und er darf öfter weg, ohne dass ich Zoff mache. Seit Dienstag hat er richtige Arbeit, ist also Vormittags bis nachmittags weg. Ich bin alleine zu Hause, da mein Kind in Kita geht. Mir war auch ständig übel wegen meiner jetzigen Schwangerschaft. Mein Partner geht immer ungeduldiger mit mir um, und gestern wollten wir nen schönen Abend machen, aber wir hatten nur heftige Diskussion. Ich war ganz traurig, denn wir hatten schon länger keinen schönen Abend mehr gemacht. Ich hoffte, dass wir heute das nachholen würde, dennoch er meinte, besser morgen, er will mit seinen Kumpels weg. Da ich letzte Woche Abends oft alleine war, war ich net so begeistert und habe ihm auch gesagt. Er sagte, er müsse mal weg, damit er sich auftanken kann. Nun, ich sagte ihm, dass es mir in letzter Zeit net so gut ging und ich Angst vor erneuten Rückfall habe, das alles scheint vergessen. Er sagte mir, dass er net so spät heimkommen würde, denn in letzter Zeit musste er öfter schlafen, weil er so müde war und ich musste mein Kind immer übernehmen. Wäre auch kein Problem, wenn er verständnisvoller gewesen wäre. Aber er vergnügt sich immer noch in der Kneipe und sagt er genieße die Zeit sehr jetzt und auf mein Wörter, dass es mir net gut geht, geht er net ein, er sagt nur, dass ich nicht schon wieder damit anfangen soll...
Und nu? Eigentlich ist er ein ganz lieber, nur hat er vielleicht keinen Kraft mehr und es ist besser, ein Ende zu machen?
Traurige Grüße
Julia
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Liebe Julia,

kein so einfaches Thema, bzw. meine Erfahrungen habe ich selbst noch nicht zu Ende 'bewertet'. Ich weiß nicht, ob ich Dir einen Rat geben kann, aber wenn, dann den: keine Beziehungsentscheidungen in einem Tief treffen! Niemals!!
Und ich kann Dir sagen, DU bist mit dieser Erfahrung nicht alleine. Mein Mann ist auch einer der liebevollen Sorte. Fürsorglich würde ich sagen. Mit meiner Depression aber war er heillos überfordert. Und ich meilenweit entfernt von ihm. Es werden auch die Gefühle beeinträchtigt bei einer Depression und das betraf bei mir wohl eben auch die für meinen Mann.

Wir hatten nur Streit. Wobei mein Mann mich im Nachinein oft fragte: 'War es wirklich so schlimm?' Scheinbar habe ich das auch verschärfter als er wahrgenommen.

Für unsere Beziehung war meine Depression eine gefährliche Zeit, es ging sogar soweit, dass wir unsere Ehe für beendet erklärten zwischen uns, weil ich ihn betrog. (Fällt mir schwer das zu sagen, schäme mich da heute noch drüber.)

Das hielt aber nur einige Tage an -dem Himmel sei Dank!!- weil wir merkten, dass eine trennung einfach falsch ist, egal, wie sehr wir beide die beziehung und die Liebe im Moment in Frage stellten.

Dann kam ich in die Klinik und mein Zustand wurde besser. Dann haben mein Mann und ich wirklich monatelang neu miteinander angefangen. Und auch hier kam etwas etwas ganz neues dabei raus. Ein Teil ist wie früher, ein Teil ganz neu. Und das Vertrauen ist wieder da. Und die Gefühle. Von beiden Seiten.
Wäre es beim Ende geblieben wäre das der größte Verlust meines Lebens. Und die Depression hätte mir wirklich etwas genommen, was unersetzbar ist.
Auch wenn ich manches nicht zu Ende 'bewertet' hab und noch manchmal Angst habe, was ist, wenn es wieder soweit käme, warum rettete mein Mann mich nicht, gibt die andere Seite, auf der ich denke, dass das Zweifeln, der Verlust an Bindung und Gefühlen waren 'nichts weiter' als Symptome dieser Krankheit. Und kamen nicht daher, dass mein Mann 'schlecht' oder die Beziehung an sich 'schlecht' war.

Vielleicht kannst Du Dich in manchem erkennen und sehen, es ist nicht zu Ende. Ich hoffe es sehr, weil ich weiß, wie tief das beziehungstief für mich war und ich weiß heute, dass es trotzdem eben nicht das Ende war!

Alles Gute Euch beiden!

Verena
mici

Beitrag von mici »

Hallo Athene,

eine PPD geht auch an Männern nicht immer spurlos vorbei. Mein Mann hatte gerade in der Phase, als es mir etwas besser ging, selber einen tiefen Hänger. Als ich dann auch wieder etwas abgerutscht bin, konnte er mich nicht mehr so recht aufbauen, wie ich es von ihm gewohnt war. Inzwischen weiß ich, wie sehr meine PPD an seinen Nerven gezerrt hat. Es ist für Angehörige sehr anstrengend und Kraft raubend, einen immer wieder aufzubauen und auch für das Baby da zu sein.
Gib Deinem Mann ein paar Tage Freiraum, weise aber auch darauf hin, dass Du Dich wieder etwas schlechter fühlst und versuch, im Gespräch zu bleiben. Er soll keine Angst haben vor einem neuen Zusammenbruch von Dir, aber er soll durchaus wisse, wie es um Dich steht. Vielleicht brauchte er den Abend mit seinen Kumpels auch mal, um sich auszusprechen? Sicher ist ihm Deine Geschichte sehr nahe gegangen und er braucht vielleicht im Moment selber mehr Zuspruch und Fürsorge, als er zugeben mag.
Vielleicht hilft Dir das weiter.

Herzlichst, MICI
Athene

Beitrag von Athene »

Hallo
Ja stimmt, du hast recht, man soll in dem Tief keine Entscheidung fällen. Gestern war ich nur am heulen und fühlte mich so leer. Und mein Freund kam dann, dann haben wir gesprochen. Es stellte sich heraus, dass er das alles anders wahrgenommen hat und somit irgendwie auch Missverständnis war. Ich sagte ja, das sich ihm schrieb, dass mir net gut ginge und er schrieb mir, dass er sich schön vergnüge. Die Wahrheit ist, er habe meine 3 Sms nicht bemerkt und dachte ich meine damit, dass mir nicht gut ginge, weil keine Antwort von ihm kam und ich mir Sorgen um ihn machen würde, daher schrieb er mich zur Beruhigung, dass er sich vergnüge, also dass es ihm gut ginge und ich mir keine Sorgen machen muss. Uff, wie man alles falsch verstehen kann und wahrnehmen kann. Und heute fühle ich mich besser und schäme mich bisschen für meinen Aufstand gestern. Ich frage mich, was hat mich denn hineingeritten. Naja. Mache mich jetzt weiter auf Suche nach Psychologen.
Mensch, ich danke dir für deinen offene Worte.
Alles Liebe und Glück
Julia
mici

Beitrag von mici »

Hallo Athene,

ich habe schon so oft erlebt, dass sich durch das SMS-Schreiben Missverständnisse ergeben, die in einer normalen Kommunikation nicht entstanden wären! Dabei geht mir allerdings auch durch den Kopf, dass Du gehörlos bist, nicht wahr? Denn dann bringt Dich mein Tipp, Deinen Freund das nächste Mal anzurufen, auch nicht weiter, oder? Es tut mir leid, dass ich das so direkt anspreche, aber ich habe überhaupt keine Erfahrung mit Gehörlosen, ich weiß nur, dass man nicht mehr "Taubstumme" sagt, weil Du wahrscheinlich sprechen kann, nehme ich an? Also hättest Du Deinen Freund vielleicht doch gleich anrufen können?!!
Wie auch immer: Ich rufe inzwischen immer sofort an, wenn etwas ernstes anliegt, weil ich eben auch schon oft solche blöden Missverständnisse erlebt habe, die sich eigentlich hätten vermeiden lassen!!

Alles Gute (auch an Deinen Freund) :wink:

MICI
Athene

Beitrag von Athene »

Hallo Mici
Lach, schon gedacht, dass auch mein Freund gehörlos sein konnte? Das ist er nämlich auch. Stimmt, SMS bringt oft Missverständnisse. Vielleicht sollte ich nicht soviel auf SMS verlassen, sondern immer im Hinterkopf behalten, dass es ein Missverständnis liegen könnte. Ich weiß, dass mein Freund immer oder fast immer fürsorglich ist, dennoch in Tiefs sehe ich nur noch, dass er mich fertig machen will und mich absichtlich provoziert usw. Dabei stimmt das gar nicht. Seufz.
Liebe Grüße
Julia
Deria

Beitrag von Deria »

Liebe Athene,

puh, das ist keine einfache Situation.
Ihr seid also zu dritt und bald zu viert?
Sich in einer Dreier-Konstelaation einen Platz "zu erobern" und "zu ergattern" ist schon eine schwierige Aufgabe.
Vorher wart ihr ein Paar, dann kam Kind Nr. 1 und nun ist das 2.
unterwegs. Dein Partner hat einen festen Job und muss sich auch da erst zurecht finden.

Irgendwie ist das ein großes Gewusel. In diesem Gewusel hast du Angst, das du verloren gehst, was ich gut verstehen kann.
Weißt du, man kann mit Reden ganz viele Dinge klären.
Wenn du ihm seinen Abend gönnen kannst, dann vertraue auch, das alles gut ist. Das er sich einmal telefonisch (keine SMS, dieses Schreiben verteufel ich schon) bei dir meldet, fragt wie's dir geht und berichtet, wie's ihm geht (oder umgekehrt).

Das er ungeduldig ist, sehe ihm das nach. Das hat bestimmt nichts mit dir zu tun. Und wenn, dann liegt es nicht an deiner Person, sondern an deinem Verhalten.
Mir hat diese Erkenntnis in meinem Leben oft geholfen.
Ich mag noch sooo liebenswert sein, verhalten tue ich mich aber oft meschugge.

Setzt euch mal zusammen und sprecht miteinander über Wünsche und Hoffnungen und Sehnsüchte. Reden hat uns in 25 Jahren immer geholfen.

Ich wünsche dir viel Glück auf der Therapeutensuche.
Du kannst auch bei der K-Kasse anrufen und fragen, ob die jemanden wissen, der Plätze frei hat. Manchmal gibt es eine Tel.-Nummer, die man anrufen kann (ärztliche Vereinigung?) wo freie Plätze gemeldet werden.

Ganz liebe Grüße
Deria
mici

Beitrag von mici »

@ Deria: Athene ist gehörlos. Ihr Freund auch. Deswegen ist die Sache mit dem Telefonieren schwierig, glaub ich ?!!

LG, MICI
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