Brauche dringend Rat

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Stella

Brauche dringend Rat

Beitrag von Stella »

Hallo alle zusammen,

habe starke Angstzustände...obwohl es mir eigentlich gut gehen könnte habe vor knapp 4 Wochen entbunden, danach konnte ich nicht mehr schlafen...geht bis heute nicht wegen den Angststörungen.

Habe folgende Symptome:

Angststörungen...auch Angst vor Menschen in Geschäften, an der Kasse stehen..erst nach Entbindung aufgetreten
Lustlosigkeit
kann mich nicht auf irgendwas konzentrieren z.B. Zeitung, Fernsehen oder Elterngeldantrag
traurig
aufgrund meiner eigenen Krankheit kann ich mich nicht ums Kind kümmern, denke immer an die Ängste und die Nacht..

werde rund um die Uhr betreut von Verwandten..möchte endlich wieder selbst allein sein und keine Angst empfinden..

nehme bereits ciraplex 10mg, tavor und schlafmittel seit 11 Tagen....kaum eine Besserung in Sicht..

möchte tavor auch ausschleichen und das Schlafmittel...wenn der Arzt das genehmigt und kämpfen damit die Ängste wegbleiben

wer hat Erfahrung mit den Symptomen und mit den Medikamenten

Ich hoffe wieder der Mensch zu werden der ich war....


danke für Eure Hilfe..denke manchmal ich sterbe das Leben ist zu Ende wenne s so bleibt

stella
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Erstmal willkommen! deine Symptome kennen hier fast alle! Du bist also goldrichtig hier!
11 Tage ist noch keine lange Zeit, auch wenn es sich für dich sicher so anfühlt. Ein AD braucht einfach eine gewisse Zeit, um zu wirken. Bei mir wars nach 3 Wochen soweit. Aber es ist wirklich toll, dass du dir so schnell Hilfe gesucht hast, und dass du anscheinend auch mit deiner Verwandtschaft sprichst. Versuch, möglichst Dinge zu unternehmen, die dich ein bissi ablenken, während du auf die Wirkung vom Cipralex wartest. Du bist keine schlechte Mutter, nur weil du momentan Hilfe brauchst. Vielleicht kannst du dir noch eine Psychotherapeutin besorgen? Das zahlt sich echt aus!
Gib dir Zeit mit Tavor ausschleichen, es macht nicht sofort süchtig.

Und vergiss nicht, dass eine PPD in nahezu 100% der Fälle heilbar ist! Ich sag mir das auch oft, wir werden hier nicht die Ausnahme bilden!

Lg E
Deria

Beitrag von Deria »

Liebe stella,

möchte dich auch herzlich willkommen heißen und dir sagen, das du leider ein bißchen Geduld brauchst. Grad wenn die Angstzustände so schlimm sind, möchte "man", das sie ganz schnell weggehen.
Das funktioniert leider nicht immer.
Kannst du mit deinen Ängsten irgendwo hin? Ich meine, die ansprechen?
Denn es wäre wichtig, wenn du erkennen könntest: warum sind sie da und was wollen sie mir sagen. Dabei ist eine Therapie sehr hilfreich.
Ich habe leider auch diese Ängste, vor allem das mit dem Einkaufen gehen kenne ich gut.
Die Verantwortung, die ein Baby mit sich bringt, ist ja auch enorm. Auf einem Mal ist da ein Wesen, so abhängig von einem, das man alles möchte, damit einem nichts passiert.
So kenne ich das: wenn ich das Gefühl habe, das EKZ wird über mir zusammenbrechen, wenn ICH drin bin, heißt es für mich, ich habe Angst Kontrolle zu verlieren.
Weiß nicht, ob du damit etwas anfangen kannst.
Ich wünsche dir ein bißchen mehr Ruhe und das du Hilfe bekommst.

Liebe Grüße
Deria
mici

Beitrag von mici »

Hallo Stella,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt Deines Kindes und herzlich Willkommen hier im Forum!

Es tut mir leid, dass es Dir momentan so schlecht geht - sehr, sehr viele Frauen erleben nach der Geburt eines Kindes erst den Babyblues und nahezu 5 bis 10% auch eine postpartale Depression.

Du tust schon sehr viel dafür, dass es Dir bald wieder besser gehen kann, aber ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen, die Dich zur Geduld ermahnt haben! Es ist leider so, dass ADs eine Weile brauchen, bis sie wirklich wirkam werden.

Ich habe ein paar Fragen an Dich, damit ich klarer sehe:

1. Wer hat Dir Tavor, Schlafmittel und AD verschrieben? Bist Du dort in regelmäßiger Behandlung?

Das Tavor gleich wieder auszuschleichen, nachdem Du gerade erst damit begonnen hast, halte ich nicht für sinnvoll.

1b. Wieviel mg Tavor nimmst Du?

2. Führst Du psychotherapeutische Gespräche?

3. Wie sehen Deine Schilddrüsenwerte aus?

Ich hatte nach der Geburt auch extreme Schlafstörungen und schließlich wurde eine Schilddrüsenüberfunktion bei mir festgestellt, die Herzrasen, Unruhe, Nervosität, Schwitzen, Gewichtsabnahme, Zittern etc. verursacht. Dies solltest Du ausschließen (mittels eines Blutbildes beim Hausarzt).

4. Welche Symptome außer Angst und Schlaflosigkeit stellst Du sonst noch an Dir fest?

5. Hast Du selbst eine Erklärung dafür, dass es Dir momentan so schlecht geht?

Ich finde es toll, dass Du durch Deine Familie eine so tolle Unterstützung erfährst, es ist ganz wichtig, dass Du Dich entlastet, wo Du nur kannst.

6. Stillst Du?

7. Wie sind die Nächte? Schläft Dein Baby gut?

So weit fürs erste - lass wieder von Dir hören, damit wir Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen können, denn Du bist mit Deinem Problem nicht allein.

Herzlichst, MICI
mici

Beitrag von mici »

Hier mal Stellas Antwort aus der PN an mich (autorisiert):

Hallo Mici,

danke für deine liebe Antwort und dein Interesse. Die Medikamente hat mir mein Psychiater verschrieben bei dem ich seid 12 Tagen in Behandlung bin.
Ich nehme 0,5mg Tavor am morgen und am abend dann noch Schlafmittel und morgens natürlich ciraplex.

Gespräche führe ich bis jetzt nicht.

Schilddrüsenwerte sind laut Blutbild in Ordnung

Symptome: Schlaflosigkeit aufgrund der Angstzustände es ist die Hölle, Desinteresse, nicht lachen, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten deshalb kein fernsehen mehr seid 4 Wochen, Apettitlosigkeit, traurigkeit, kein Interesse aufzuräumen, am Liebsten nur daliegen und grübeln, Gedanken an den Tod...falls es nicht besser wird...bwohl ich nicht gehen könnte da ich meinen Mann liebe, das Kind rückt auch mit dazu. Mir kommen jetzt schon die Tränen, wenn ich daran denke wie es im Moment ist keine Lebensfreude oder Freude überhaupt...nichtmal spazieren zu gehen...:-(

Erklärung für die Depression wäre, wir wären umgezogen jetzt Mitte November...weg in die Schweiz vielleichtVerlustängste..aber das wäre auch nur begrenzt gewesen...ich weiß es nicht..habe eigentlich alles was für mcih zum Leben wichtig ist und müsste nicht unglücklich sein, mein Mann arbeitet nun leider in der Schweiz aber die Ängste sind auch da wenn er da ist, es waren bisher 4 schlimme Wochen für uns...

Vorher hatte ich nie Propleme war Lebenslustig witzig und hatte keine Angst vorm alleinsein oder Angstzustände in solchem Maße,, wie wenn man an den Tod denkt ein mulmiges Gefühl. Vielleicht kennst du das ja...?

Stillen darf ich leider wegen der Medikamente nicht mehr still gerad ab, obwohl ich nicht genau weiß wie das geht, Milch ist schon fast weg...bin darüber auch sehr traurig, das war die Verbindung zwischen mir und dem Kind.

Das Baby ist sehr pflegeleicht..schreit kaum...aber ich bin krank und kann mich nicht drum kümmern es ist mir irgendwie alles zu viel...

Ich danke dir jedenfalls schonmal für deine Fragen und deinen Rat und wirklich man fühlt sich damit sonst allein gelassen...jetzt hast du soviel zu lesen gehabt..tut mir wirklich leid

lg stella
mici

Beitrag von mici »

Und meine Antwort:

Liebe Stella,

nun komme ich doch erst jetzt dazu, mich bei Dir zu melden. Ich bin momentan im Diplomarbeits-Stress, deswegen.

Vielen Dank, dass Du so ausfürhlich berichten mochtest, wie es gerade um Dich steht.
Was Du beschreibst, sind die typischen Symptome einer klassischen Wochenbettdepression, also nichts besonderes, wenn man so will.
Erstmal das Gute vorweg: So eine Erkrankung ist bei richtiger Behandlung in 100% der Fälle heilbar, das hast Du hier vielleicht im Forum schon an anderer Stelle gelesen.
Du tust schon sehr viel richtiges und wichtiges, um wieder auf den Damm zu kommen. Die Unterstützung durch die Familie, die Einnahme von Medis sind quasi unerlässlich. Was Du jetzt noch tun könntest, wäre z.B. die Inanspruchnahme von psychotherapeutischen Gespräche. Oder auch eine Selbsthilfegruppe, die es vielleicht auch in Deiner Nähe gibt?! Es hat mir sehr geholfen, dass man dort gemerkt hat, wieviele Frauen von einer PPD betroffen sind und dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist.
Was Du außerdem brauchen wirst, ist Geduld. Normalerweise spürt man nach etwa 3 Wochen eine Besserung durch das AD. Diese Zeit musst Du leider in den saueren Apfel beißen und Dein Leiden weiterhin aushalten. Du kannst Dir aber auch in dieser schweren Zeit schon bewusst etwas Gutes tun. Z.B. indem Du Dir ganz konkret Auszeiten nimmst, in die Badewanne gehst, oder spazieren, schlafen. Alles, was zur Entspannung beiträgt ist erlaubt. Es geht jetzt für Dich darum, Kräfte zu sparen!
Warum musst Du unbedingt abstillen? Hast Du Dich bei Embryotox in Berlin erkundigt, ob die Medis, die Du nimmst, tatsächlich nicht stillverträglich sind? ICh habe trotz Medis gestillt, was auch mit den Ärzten abgesprochen war. Wenn Du gerne weiterstillen würdest, dann würde ich gucken, ob Deine Medis nicht doch stillverträglich sind. Du kannst dazu auch hier im Forum recherchieren, viele andere Frauen nehmen die gleichen Medis wie Du. Mit Tavor kannst Du auf jeden Fall stillen, das weiß ich genau. Welches Schlafmittel nimmst Du? Und Cipralex ist, so weit ich weiß, auch stillverträglich.
So weit erstmal, ich muss wieder an die Arbeit.
Darf ich denn Deine Antwort und meine Antwort ins öffentliche Forum kopieren, oder möchtest Du, dass der Austausch lieber unter uns bleibt?

Liebe Grüße,

MICI
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