Jetzt noch kurz was zum Perfektionismus: Also Frauen, die alles perfekt machen wollen, leider signifikant häufiger an einer PPD, als solche, die auch mal alle fünfe gerade sein lassen können. Insofern ist es auch keine Überraschung, dass es Dich "erwischt" hat, wenn Du zu der Kategorie der Perfektionistinnnen gehörst

Dass Du schon während der SS mit niemandem über Deine Übelkeit und Dein schlechtes Befinden sprechen mochtest ist natürlich auch nicht das beste Zeichen dafür, dass Du Dir jetzt, wo es Dir so schlecht geht, helfen lassen magst. Sich nach der Geburt eines Kindes so elend zu fühlen anstatt sich zu freuen ist eben auch ein Tabuthema. Es ist mit Scham behaftet, das ging uns allen so.
Was Du tun kannst und solltest: Nimm Gespräche in Anspruch, z.B. erstmal in Mütterberatungszentren (anonym), beim Frauenarzt, beim Hausarzt, vertrau Dich einer Freundin an, sprich mit Deinem Mann! Das ist der erste, vielleicht wichtigste Schritt! Wenn Du nicht in Worte fassen kannst, was Dich bewegt, gib ihnen Deinen Vorstellungsthread zum Lesen!
Schaffe Auszeiten für Dich! Gib das Kind ab, geh alleine was machen, triff Dich in Ruhe mit einer Freundin, geh in die Sauna, lies ein gutes Buch, tu irgendwas, worauf Du Lust hast, auch, wenn es Dich Überwindung kostet, Dir einzugestehen, dass Du mal eine Pause brauchst. Aber Du leistest seit März einen Hammerjob, es ist in Ordnung, dass Du mal Deine Ruhe haben willst, vielleicht schlafen oder so!! Hörst Du: Es ist in Ordnung!!! Kinder haben ist verdammt anstrengend, keiner kann sich vorher vorstellen, was es wirklich heißt und man darf überrascht sein davon, wie sehr es einen anstrengt. Man muss das nicht mit Achselzucken überspielen und gute Mine machen!
Johanniskraut ist erstmal ein guter Beginn, mir haben die Tab. durchaus geholfen, allerdings können sie evtl. etwas lichtempfindlich machen. Fang erstmal mit denen an, wenn sie Dir nicht helfen, gibt es noch andere Möglichkeiten

Für Euere Familiensituation wäre es wirklich sehr gut, Du würdest Deinem Mann alles erzählen. Weise ihn auf die Seite von S&L hin, dann brauchst Du ihn nicht "aufklären", und er hat das Gefühl, dass mit seiner Frau eigentlich alles ganz normal ist, weil schließlich 5 bis 10 % der Frauen nach einer Geburt an einer PPD erkranken! Es ist also bei weitem nichts besonderes

Lass beim Hausarzt mal Deine Schilddrüsenwerte überprüfen. Es ist keine Seltenheit (auch ich war davon betroffen), dass die SD nach der SS / Geburt / Stillzeit hormonell durcheinander ist und somit massiv Dein Gefühlsleben beeinflusst!
Eine PPD ist in 100 % der Fälle heilbar!!
Gute Besserung, wir sind für Dich da,
MICI