Undankbar!

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Feebie

Undankbar!

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr Lieben,

ich melde mich mal wieder zu einem eigenen Thema.
Seit Tagen und Wochen denke ich angestrengt über mich nach. Über die PPD und alles drumherum. Seit gestern geht es mir mal wieder nicht ganz so gut und ich glaube inzwischen ernsthaft, das ich nicht mehr unter der PPD leide, sondern einfach tatsächlich an meiner Unfähigkeit mich in die Mutterrolle zu fügen.
Ich finde es total schlimm nicht in der Lage zu sein, den ausgefallenen Mittagsschlaf meines Sohnes zu kompensieren und trotzdem einen schönen Nachmittag zu verbringen. Stattdessen hadere ich mit der ausgefallenen Erholung und bin fürchterlich genervt, was ihn dann auch reizt und so nerven wir uns gegenseitig an. Und das nur, weil ich meine Ruhe nicht hatte. Außerdem frage ich mich, wieviel ich eigentlich in letzter Zeit mit ihm spiele? Entweder ist es oberflächlicher geworden, oder ich bekomme es nicht mehr mit. Ich habe das Gefühl, ich spiele gar nicht mehr richtig mit ihm. Andersherum gesehen hat er wieder eine schreckliche Mamaphase und ich darf überhaupt nicht aus seinem Sichtfeld. Nicht mal im gleichen Raum aber außerhalb seines Blickes. Er will dann sofort auf den Arm und fängt fast an zu weinen. Einen ersichtlichen Grund gibt es dafür nicht, aber mich macht es fertig und ich suche nach Gründen, was ich angestellt haben könnte, das er solche Verlustängste hat...
Also scheine ich mal wieder alles falsch zu machen. Mein Sohn klammert, er schläft mittelmäßig, möchte abends nicht mehr ins Bett sondern am liebsten bei uns auf der Couch einschlafen und den Mittagsschlaf läßt er nun auch ausfallen, es sei denn wir fahren mit dem Auto oder er sitzt im Kinderwagen. Er scheint mich gerade sehr zu brauchen, und ich möchte meine Ruhe haben.
Was für eine Rabenmutter bin ich denn???
Und dann diese Überforderung die ich spüre, obwohl hier andere Mütter mit 2-3 Kinden noch besser klar kommen als ich. Und vermutlich sogar eine schwere PPD haben, während ich vermutlich einfach nur verwöhnt bin.
Meinen Haushalt habe ich auch nicht mehr wirklich im Griff. Ich koche nur noch sporadisch, Staubsaugen macht schon mein Mann, weil ich es nicht schaffe und alles andere verstaubt hier auch. Das einzige was ich noch auf die Reihe bekomme ist die Wäsche.
Ich glaube inzwischen wirklich das ich einfach nur faul geworden bin. Ich bin verwöhnt und vergehe in Selbstmitleid, was mich vor mich selbst ekeln läßt. In solchen Phasen wo ich denke: Ich will mein altes Leben zurück. Ich will selbstbestimmend sein, einen anstrengenden, gut bezahlten und ausfüllenden Vollzeitjob machen, abends nach Hause kommen, Pizza auf der Couch essen, am WE lange schlafen und mir im Bett überlegen was ich wundervolles am Abend mit meinem Mann unternehmen könnte. Welches Restaurant darf es dieses mal sein, oder welcher Kinofilm?
Welchen verrückten Urlaub können wir mal wieder planen etc.
Es ist definitiv das ich eine sehr fleißige Arbeitsbiene war, aber eine ziemlich schlechte Mutter bin.
Es ist egoistisch und ungerecht von mir das alte Leben als leicht zu empfinden und es deshalb zurück haben zu wollen.
Ich war so glücklich und das i-Tüpfelchen sollte unser Kind werden. Und nun denke ich, das es keine gute Idee war und ich daran scheitern werde mein Kind auf die liebste und fürsorglichste und beste Art zu erziehen, die ich mir vorstellen kann.

Ich fühle mich so undankbar und denke: Du blöde Kuh, guck mal was du alles hast. Viel erreicht, alles bekommen was ich wollte und alle sind gesund und ich bin NOCH NICHT zufrieden???

Bäh, ich finde mich und meine denkweise in den letzten Tagen echt schäbig und heute ist es besonders schlimm.

Irgendwie hatte ich jetzt einfach das Bedürfnis mich hier mal an den Pranger zu stellen, also werft ruhig mit faulen Tomaten. Ich habe es nicht anders verdient.

Liebe Grüße,
Feebie
kadisha

Beitrag von kadisha »

hallo liebe feebee
genauso hab ich heute auch gedacht..
irgenwie fühle ich mich im moment mit allem überfordert...
in meiner ehe kriselt es , meine ppd macht mir zu schafen , ausbildung mache ich auch noch und dann der kleine , der immer aufmerksamkeit haben will etc
und ich komme irgendwie viel zu kurz
hab mir auch schon gedacht wie es wohl wäre wenn der kleine nicht da wäre obwohl ich ihn üer alles liebe ..
irgendwie bin ich nicht wirklich glücklich ..

ich weiss auch nicht was für einen tipp ich dir geben kann , aer vielleicht hilft es dir zu wissen , dass es andren auch so geht
glg
Sufferingmommy

Beitrag von Sufferingmommy »

Liebe Feebie, Liebe Kadisha

mit faulen Tomaten werfen wir hier bestimmt nicht. WO kaemen wir da hin, wenn wir sowas machen. Nein, nein. Ihrseid keine Rabenmuetter. Wenn Das so waere wuerdet Ihr euch keine solchen gedanken machen. Wie oft hab ich mich das selber gefragt. DIe familie waere besser dran ohne mich. Ich hatte sogar Adoptionsgedanken. Einfach die Kinder Hergeben und fertig. Aber alleine der Gedanke meine Kinder herzugeben und nicht mehr zu sehen hat mich total fertig gemacht.
All diese Gedanken und Gefuehle...dafuer Koennt ihr nichts. Dafuer kann keiner was. Das ist diese Krankheit. SIe besteht aus teufel links und engel rechts. Nur das der engel nur fluestern tut und der teufel einem permanet in das ohr schreit. Ich weiss das es schwer ist solche Tage zu durchstehen, aber ihr schafft das schon. Eure Kinder lieben euch und sehen in euch die besten muetter der welt.

lg

Steffy
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Feebielein,

na, ist es mal wieder so weit? Schau doch mal Deine Beiträge von vor ein paar Monaten an, das gleicht sich fast aufs Wort.
Dann schau auf die Beiträge vor einigen Wochen, wie gut es da war.
Nee, warte ich mach das mal eben für Dich, hier:

http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... php?t=7034

Das warst und bist DU! So ist es bald wieder!!!

Du hast wieder ein kleines Zwischentief. Das wird wieder weggehen, das weißt Du doch inzwischen auch. Bis dahin sind wir zum Ausheulen wieder für DIch da und trösten Dich.
Nein Feebie, Du bist weder faul, noch undankbar, noch blöd, du bist immer noch krank. Zwar weniger als vor einigen Monaten, aber noch nicht wieder heil. Das dauert bei uns noch.
Schau, Du nimmst das AD auch noch nicht so lange, Du mußt anscheinend auch noch mit der Dosierung rumprobieren, da gibt es Schwankungen, das ist normal.
Ich nehme Dich jetzt in den Arm, sage Dir, daß so ein Tief ganz, ganz blöd ist und Du mir wirklich leid tust deswegen. Mensch Feebie, so ein Mist.
Aber es ist "nur" ein Tief, hörst Du, Du bist nichts von dem Negativen, was Du geschrieben hast mehr als wir oder als vorher.

Bis bald, es drückt Dich
Leuchtkäfer
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für die lieben Worte.

@Leuchtkäfer: Danke für das in den Arm nehmen.

Aber ehrlich, verdient habe ich es wirklich nicht.
Wißt ihr, es fühlt sich gar nicht an wie ein Tief.
Meine Gedanken sind total klar, ich muss auch nicht weinen, da ist auch keine Verzweiflung.
Da ist einfach nur ein Schämen und ein gewisser "Ekel" vor mir und meinen Gedanken.

Ich liebe meinen Sohn, das brauche ich hier gar nicht zu erwähnen, denn das wißt ihr ja. Aber manchmal denke ich, das kann doch nicht alles sein.
Ich empfinde die Mutterrolle als undankbar und gleichzeitig weiß ich, das ich auch nie wieder so ins Berufsleben zurück kann, wie es mal war. Ich werde auch da nur immer die "Halbtagsmutter" sein. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Man ist in beiden Varianten nichts mehr wert. Ich bin keine Supermama, weil ich eine PPD hatte und sich das sicher ausgewirkt hat und ich werde auch keine Superarbeiterin mehr sein, denn mit Kind kann ich da nicht mehr 150 % geben wie früher. Woher also soll man sein Selbstvertrauen aufbauen, womit und wie?
Ich war am Samstag Weihnachtseinkäufe machen und zum ersten Mal ist mir aufgefallen, das Mütter wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Da rennen einem die Leute den Kinderwagen um, oder sie starren einen vorwurfsvoll an, weil der Kinderwagen ihrer Meinung nach im Weg steht. Und die Verkäuferinnen atmen auf, wenn man den Laden verlassen hat. Mein Sohn war auch noch ungnädig und ich selbst mutierte zu einer dieser nörgelnden Mamas für die ich selbst immer nur ein Kopfschütteln hatte.

Seht ihr, das Selbstmitleid hat wieder die Oberhand gewonnen. Widerlich!

Aber ich glaube nicht, das es ein Tief ist. Ich befürchte ich verarbeite nur gerade die Realität für immer Muter zu sein und mir will partout keine Alternative oder Parallele dazu einfallen. Es fühlt sich an wie etwas ewig Andauerndes, und gleichzeitig sehe ich meinen Sohn an und denke, er wird viel zu schnell erwachsen und was soll ich dann mit meinem Leben anfangen?

Ich frage mich was ich vom Leben eigentlich erwarte?
Ich weiß es gerade nicht...

Die AD-Erhöhung ist nur so eine Idee. Nicht weil ich wirklich glaube das meine PPD noch so stark ist, sondern weil ich einfach hoffe das es mich von dieser unnützen Grübelei abhält.

Liebe Grüße,
Feebie
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Feebie,

kannst Du diese Gedanken irgendwie stoppen, um Dir wieder etwas Ruhe im Kopf zu gönnen? Hast Du da eine Strategie für? Ich kann Dir da keine Tips geben, im Gedankenstoppen bin ich nicht gut...

Jeden nerven Weihnachtseinkäufe am Samstag, da suchen eben auch die "Normalbürger" ein Ventil für. Was liegt da näher als ein Kinderwagen mit quengelndem KLeinkind? Feebie, tu Dir was Gutes und denk dann nochmal über Deine Situation nach.

Grüße von Leuchtkäfer
Gast

Beitrag von Gast »

Liebe Feebie

erstens: Danke, dass Du hier so offen schilderst, was wahrscheinlich etliche Mütter fühlen, was sie aber nie zugeben würden. Die Tatsache, dass Du ehrlich zu Deinen negativen Gefühlen stehst, finde ich ziemlich mutig und: ich finde es gar nicht schlimm.

Zweitens: ein Kind zu bekommen ändert in den meisten Fällen das Leben der Mütter von Grund auf. Die Vorstellungen, die wir uns vor dem Kind darüber gemacht haben, wie es mit einem Kind werden wird, treffen wahrscheinlich zu einem großen Prozentsatz nicht ein, denn es sind entweder Wunschvorstellungen oder Vorstellungen, die man eben so haben sollte. Die Realität, die die Mütter dann eben in den meisten Fällen auszubaden hat, sieht ganz anders aus. Ein Kind fordert, fordert, fordert... weil es sich eben noch nicht selbst zu helfen weiß und weil es auf uns angewiesen ist. Das ist der härteste Job der Welt, deshalb müssen es wohl auch die Frauen machen.

Drittens: Dein Kind steckt möglicherweise in einer Umbruchphase, aber es ist, wie gesagt, eine Phase, ich verspreche Dir, es wird wieder besser werden. Er wird größer und größer werden, und irgendwann wirst Du Dich wehmütig fragen, wo denn Dein kleines Baby geblieben ist..?

Deine Einstellung zu den Halbtagsmüttern oder den Müttern im Job, die nicht mehr das geben können, was sie vorher geben konnten, kann ich nicht teilen. Ich bin selber eine der Vollschichtplusalleinerziehend-Mütter. Ich leiste wesentlich mehr als Frauen, die kein Kind zu versorgen haben. Meine Leistung ist nicht abgefallen, im Gegenteil, meine Sichtweise hat sich dahingehend verändert, dass ich wesentlich besser organisiere im Job als vorher. Manchmal wird es mir da schon langweilig, vorher habe ich das Pensum kaum schaffen können. Mein Arbeitgeber hat lediglich damit zu leben, dass ich ab und an mal ausfalle, weil meine Tochter krank ist. Aber selbst dann zahlt die Krankenkasse meinen Lohn, mein AG verliert nichts.

Weißt Du, es ist alles Ansichtssache. Entweder ärgerst Du Dich, dass der Regen fällt, obwohl gerade noch die Sonne schien - oder Du schaust hoch und bewunderst den Regenbogen.

Und ja, es ist ein Tief, und Du bewältigst es gerade viel besser als das vorherige.

Gruß

Angela
Zuletzt geändert von Gast am 30:11:2009 15:25, insgesamt 1-mal geändert.
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hi!

Als ich jetzt deinen Text gelesen hab, da hab ich auch gedacht, hey, das ist doch die Feebie, die noch kein AD nehmen wollte....Leuchtkäfer hats dann ja schon übernommen, dich darauf hinzuweisen, aber das ist für mich der Beweis, dass hier die Krankheit aus dir spricht. Das bist nicht du, das ist eben dieser Teufel, der einem, wie Steffy sagte, ins Ohr schreit (hast du übrigens treffend formuliert, Steffy*ggg*)
Du hast ja vorher auch nicht jeden Tag geheult, hast dich ja lang genug gewährt gegen die Krankheit etc. Und wirklich, glaub uns, es klingt genau wie damals.
Lass das blöde Tief vorüberziehen und hör momentan eher auf uns, als auf dich, die wir dir sagen: du bist eine tolle Mutter!!!

Lg E
Feebie

Beitrag von Feebie »

Himmel nochmal,
da s ist ja echt gruselig wieviel besser ihr mich kennt,
als ich mich.... :oops:

Ich kann nur den Kopfschüttel und bin stark beeindruckt. Ehrlich!
Heute scheint wieder die Sonne, es ist alles nicht mehr so schlimm und ich habe es geschafft das komplette Haus zu staubsaugen, soviel Energie hatte ich.

Es war also tatsächlich ein "Tiefanflug", aber ich hätte schwören können, das es sich wirklich nicht direkt wie ein Tief angefühlt hat...

Naja, jedenfalls ist es heute besser und ich wollte euch alle mal in den Arm nehmen und danke sagen, dafür das ihr immer für mich da seit, dafür das ihr euch immer wieder das gleiche von mir anhört und trotzdem noch liebe Worte findet, dafür das ihr Umarmungen sendet und Trost spendet und dafür das ihr mich inzwischen so gut kennt, das ihr sogar wißt, wann und wo ich etwas gepostet habe. Faszinierend!

Ihr seit TOLL!!!

Danke,
Feebie
Antworten